EINE SELTSAME GESCHICHTE AUS CHINA - EIN BEITRAG ZUM MONAT DES HL. JOSEPHS
(aus H.H. Weigl, A.M.: "Sankt Joseph, auch dein Helfer"; zit. : SAKA)
SAKA: Die Kranken und Sterbenden befinden sich heute in einer Notlage. Priesterliche Betreuung fehlt weitgehend. Was wir durch den Aufbau unserer Notseelsorge tun können, ist infolge des Priestermangels vorläufig beschränkt. Nicht beschränkt ist aber die Macht Gottes, der uns durch den Hl. Joseph, den Schutzpatron der Kirche und den Patron der Sterbenden, beisteht. Die nachfolgend erzählte Begebenheit möge uns dazu bringen, den hl. Joseph wieder vermehrt zu verehren, zumal jetzt im Monat März, im Josephsmonat.
Die China-Missionare P. Götsch und Bruder Gervasius hatten einmal ein Erlebnis, das sich jedem verstandesmäßigen Begreifen entzieht. Bruder Gervasius, der den Forscher Dr. Filchner einst durch Tibet nach Indien begleitet hat, erzählt folgende Begebenheit. Er r i t t einst mit Pater Götsch von Kaotai (China) in drei Tagen über zweihundert Kilometer zu einer Schwerkranken im Südgebirge. Als sie ihr Ziel erreichten, war die Kranke bereits verstorben.
Bedrückt traten die Missionare den Heimweg an. Sie hatteh fast die Hälfte des Bergrittes hinter sich, als sie ein Junge am Weg erwartete und sie bat, zu seiner Mutter zu kommen. Der Junge führte sie zehn bis fünfzehn Kilometer abseits zu einer kleinen Ortschaft. In einer Lehmhütte wartete eine Sterbende und stellte sogleich sonderbare Fragen:
"Ausländer, willst du der Wahrheit gemäß auf meine Fragen antworten?" - "Aber gewiß, Mutter!" - "Gibt es einen Gott, in dem drei Gestalten sind? Gibt es im anderen
Leben einen Freudenort für die Guten und einen' Schreckensort für die Bösen? Stimmt es, daß Gott auf diese Erde gekommen i s t , um für die Menschen zu sterben und ihnen den Ort der Freude zu öffnen? Ausländer, ist das alles wahr?" "Gut, du hast Wasser bei dir", fuhr die Kranke fort, "so wasch mich, damit ich an den Ort der Freude komme!"
Woher wußte sie, daß der Priester Taufwasser bei sich hatte? Die Entschiedenheit der Kranken hatte etwas Kindliches und zugleich Überlegenes. P. Götsch unterrichtete sie kurz und spendete ihr die Taufe. Da rief die Kranke voll Freude: "Du hast auch noch Brot bei dir. Es ist kein gewöhnliches Brot, sondern Gott selbst. Gib mir auch davon!" Der Priester trug noch das Allerheiligste auf der Brust. Die Sterbende wußte auch das. Er reichte ihr die Heilige Kommunion und spendete ihr die Letzte Ölung. Dann sagte er: "Bisher hast _du die Fragen gestellt, jetzt stelle ich einige Fragen. Woher hast du die Wahrheiten des Glaubens? Bist du früher mit Christen in Berührung gekommen?"
"Nein, Ausländer." - "Aber du hast christliche Bücher gelesen?" - "Ich kann gar nicht lesen, Ausländer, und wußte auch nicht, daß es solche Bücher gibt." - "Aber woher hast du denn deine Glaubenskenntnisse?" - "Ich habe nur gedacht, es müsse so sein, und habe fast zehn Jahre danach gelebt. Auch meine Kinder habe ich danach unterrichtet, du kannst sie alle waschen (taufen)."
"Wußtest du denn, daß wir heute vorbeikämen?" - "Gewiß, ich hatte einen Traum und sah einen älteren Mann. Der sagte mir, ich solle meinen Jungen zum Weg schicken und die beiden Ausländer rufen. Sie würden mich waschen für den guten Ort nach dem Tode." Die Missionare waren tief gerührt. Das Wesen der Kranken war im Angesicht des Todes so einfach, daß kein Raum für Zweifel blieb. Zum Abschied schenkten sie ihr ein kleines Bild vom hl. Joseph, dem Patron der Sterbenden. Da war die Kranke außer sich vor Freude. "Den kenne ich, der hat mich ja besucht. Er war öfter bei mir und ließ mich den Jungen auf den Weg schicken, um euch zu rufen." - (...) Wie sie später erfuhren, starb die Frau noch in der gleichen Nacht.
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