ZUR KIRCHLICHEN UND RELIGIÖSEN LAGE IN SÜDAFRIKA
von H.H. Fr. L. (Auszüge aus Briefen)
Den meisten Priestern fehlt fast jede Aufklärung (über die wahre Glaubenshaltung), so finden sie alles in Ordnung. Ja, wenn ich schon einmal einigen eine konservativ religiöse Zeitschrift zu lesen gab, dann zuckten sie mit den Achseln und meinten, bei dem heutigen Wirrwarr und den (zahllosen) Meinungsverschiedenheiten sei es das sicherste, Rom und den Bischöfen zu folgen. Es sind eher die Laien, die ab und zu ihre Stimme erheben gegen Willkür und Verflachung. Erhebt sich ein Priester oder Bischof, so wird er sofort 'abgeschossen'. (...) Jetzt nimmt Rom auch zuweilen Stellung gegen einzelne Progressisten. Doch scheint mir, daß es das nur tut, um desto besser gegen die Traditionalisten vorgehen zu können, in dem es sich dadurch den Schein von Unparteilichkeit gibt. (...)
Über die kirchliche Situation in Südafrika ist zu sagen, daß die meisten Bischöfe linientreu die Anordnungen Roms befolgen und darin den richtigen Weg sehen. Die meisten waren früher Missionare, haben deshalb keine eigene Meinung, wenn auch so manchem die frühere Liturgie besser gefiel. Bischöfe wie Hurley (Durban) und besonders der holländische Bischof van Velsen (Kr8nstad) sind (ausgesprochene) Progressisten, die Schaden anrichten. Unter den alten Missionaren gibt es schon noch eine Anzahl, die konservativ eingestellt ist und die die tridentinische hl. Messe liest, besonders auf Missionsstationen. (...)
Im St. Peter's Seminar (Hammanskraal) machten 1976 im Juni die Studenten eine Revolte, die die Form eines Essens-Streiks annahm, aber andere Motive hatte. Das Weißen-Seminar in Pretoria sollte mit dem Schwärzen-Seminar in Hammanskraal zusammengelegt werden, wogegen die Schwarzen protestierten. Die Rädelsführer unter den Studenten gaben auch sonst Anlaß zu Tadel, und so verlangte der weiße Lehrkörper, daß die Haupträdelsführer nach den Ferien ausgeschlossen bleiben sollten. Doch wurde dieser Beschliß auf Betreiben des schwarzen Rektors und mancher schwarzer Priester wieder rückgängig gemacht. Die Rädelsführer blieben und gehen mußte nur der weiße Lehrkörper. Man redet in der Presse so viel von Apartheid der Weißen, aber es gibt auhh eine ziemlich starke Apartheid der Schwarzen, die von kommunistischer Seite geschürt wird und besonders bei Intellektuellen und Priestern (!) zu finden ist. Das nennt man aber dann Nationalismus. Hier in Südafrika gibt es nur ganz kleine Gruppen, die sich gegen die moderne Neukirche stellen. (...)
Heute müssen wir den verantwortungsbewußten Laien dankbar sein, daß sie sich gegen die Unordnung und auch gegen den Unfug, der sich in der Kirche breit gemacht hat, stellen. Von den Geistlichen ist nicht viel zu erwarten. Die meisten folgen dem Trend von oben und decken sich mit dem Gehorsam nach oben. Die wenigen, die nicht mit dem Strom schwimmen wollen, haben es nicht leicht, zu ihrer Überzeugung zu stehen. Wahrscheinlich habe ich Ihnen mitgeteilt, daß das Eingeborenen-Seminar in Hammerskraalunter die Leitung von Schwarzen gekommen ist. Unter dieser Führung fristete das Seminar ein recht kurzes Leben. Nach knapp einem Jahr mußte es geschlossen werden. Als offizieller Grund dafür wurde die zu kleine Zahl von Seminaristen angegeben, es wurde jedoch verschwiegen, warum die Zahl der Studenten so schnell schrumpfte. Der schwarze Bischof Mansuet Biyase hatte noch den Mut, der Leitung des Seminars vorzuwerfen, daß sie das Seminar zu einem RevolutionsZentrum umfunktioniert hätte (the seminary had been turned into a revolutionary centre). Die weißen Bischöfe denken das gleiche, traun es sich aber nicht auszusprechen, um nicht der Apartheid verdächtigt zu werden.
Die meisten Bischöfe waren früher in der Mission tätig. Sie folgen linientreu den Anordnungen Roms oder was als solches ausgegeben wird. Überall findet man die Tische, obwohl Kard. Lecaro noch angeordnet hatte, daß wertvolle Altäre nicht zu entfernen seien. Da unter den Bischöfen keine ausgesprochenen Theologen sind, können sich die modernen Strömungen unter dem Klerus leichter durchsetzen. Bei Priesterversammlungen werden immer wieder Forderungen erhoben wie Wiederzulassung verheirateter Priester zum Amt, Aufhebung des Zölibats - diese Forderung wird gerade vom schwarzen Klerus erhoben -, dann Zulassung zu den Sakramenten von ..'wiederverheirateten Geschiedenen.
Vor 10 Jahren fand eine Konferenz statt, die sich besonders stark für die Abschaffung des Zölibats einsetzte. An dieser Konferenz (im Jahre 1968) hat auch Erzbischof Hurley von Durban und einige andere Bischöfe, dann besonders die an den Seminarien tätigen Lehrer (teachers at seminaries throughout the countries) teilgenommen. - Unter den Bischöfen ragt wohl Hurley durch seine zweifelhafte Haltung besonders hervor. Er ist ein bekannter Anhänger von Teilhard de Chardin; seine Einstellung gegen "Humanae Vitae" ist nur zu bekannt. Immer wieder machte er Äußerungen diesbezüglich, die keine Änderung seiner Einstellung verraten hätten. Von ihm wird auch erzählt, auf seinen Befehl hin seien schöne kostbare Statuen vom Hetzen Jesu, von der Madonna, von Engeln und Heiligen in eine Grube geworfen und verscharrt worden. Schwestern wollten die Figuren mitnehmen und Verschenken. Nein! lautete der Befehl von Hurley. - In einer Kirche eines Vorortes von Durban feierte vor etwa dcei Jahren der Priester Pierre Lavoipierre eine "Messe" für die Freimaurer. Leider finde ich die Zeitung nicht mehr, die es herrichtete.
Interessant ist noch die Geschichte von der Einführung der Handkommunion. Nach Rom wurde berichtet, das Volk wünsche sie. In Wirklichkeit berieten die Bischöfe auf ihrer Konferenz, wie man sie im Volk durchsetzen könne, (denn die Schwarzen wollten sie von sich aus nicht). Da gab nach einem Bericht in "Southern Cross" der deutsche Bischof Bilegri OSB den Rat, der auch Erfolg hatte, mit den Ordensschwestern zu beginnen, dann würden die Laien schon folgen. Um also die Laien für diesen ehrfurchtslosen Kommunionempfang zu gewinnen, mußten die Schwestern vor den Karren gespannt werden. Und siehe da, es klappte! Es gibt keine bessere ´Propaganda und kein besseres 'Mittel' zur Durchsetzung von Modernismen als Ordensschwestern. Aber auch da gibt es rühmliche Ausnahmen. Es ist auch bezeichnend für den Stand der Seminare, daß die meisten Studenten heute kein Latein mehr verstehen. Das Konzil hat das Wort Gottes in den Mittelpunkt gestellt.
Wie kann aber noch eine exakte Exegese betrieben werden, wenn nur moderne Übersetzungen zugrunde liegen, die noch erheblich von einander abweichen? Der junge Theologe hat überhaupt keine Möglichkeit mehr, die Texte zu überprüfen. In diesem Zusammenhang ist noch bedeutsam, wie sich landauf und landab die falsche Übersetzung der Wandlungsworte durchgesetzt hat. Ein Ohrenzeuge berichtete, wie er in Joh‡nnisburg bei einem lateinischen Hochamt sogar einmal die Worte "pro omnibus' über den Kelch vernommen habe. Es gibt doch heute zu viele Mitläufer, die sich in ihrer Urteilslosigkeit nur allzu oft überschlagen.
Ein eigenes Kapitel in der Liturgie ist die sogenannte Afrikanisierung. Da schreibt ein überhitzter Missionar in einer deutschen Missions Zeitschrift von den Schwarzen: "Sie empfinden die katholische Glaubensdarstellung (Gesetze, Gebote etc.) als 'europäische Ideen' und lehnen sie für Afrika ab." Dieser Missionar spricht für eine Afrikanisierung der südafrikanischen Kirche. Er sieht gar nicht, wo es eigentlich fehlt. Es hapert an der mangelhaften Unterweisung in der katholischen Lehre, sonst könnten nicht nationale und politische Ideen im Vordergrund stehen. Wahrscheinlich hat der betreffende Missionar, der so die Afrikanisierung propagiert, selbst seine Pflichten verletzt und es unterlassen, genügend guten Unterricht zu geben, sonst hätten die Schwarzen herausgefunden, daß Christi Lehre weit über allem Nationalen steht. |