"Hier spricht der Papst"
von
H.H. Walter W.E. Dettmann
Unter dem Titel "Hier spricht der Papst"
veröffentlichte die in Rorschach (Schweiz) erscheinende
Wochenzeitschrift "Das Neue Volk" ("Schildwache") am Mittwoch den 24.
Dezember 1969 eine Ansprache Papst Pauls VI., die dieser in seiner
Generalaudienz am 19. November 1969 gehalten hatte. Es ging um die neue
Meßordnung.
Diese Ansprache wird für alle Zeiten zu jenen Dingen
gehören, die das totale Versagen unseres gegenwärtigen Papstes
beweisen. Die Übersetzung der Ansprache wurde von Professor Dr. A. Sch.
aus Luzern angefertigt. Das fürchterliche Deutsch dieser Übersetzung
gebt aber nicht nur auf das Konto des genannten Übersetzers, sondern es
hat zweifellos seinen tieferen Grund in der Mangelhaftigkeit des
italienischen Originals.
In diesem Aufsatz geht es darum, die ganze damalige
Ansprache des Papstes mit ihrem heute erst entdeckten Angriff auf die
Wandlungsworte zu beleuchten.
Als Paul VI. im November 1969 diese Ansprache hielt,
wußte von den gläubigen katholischen Laien des gesamten Erdkreises noch
niemand, was für einen Schlag Paul gegen die Wandlungsworte über das
Brot geführt hatte.
Wer es aber jetzt weiß und die damalige Ansprache
liest, muß über die Kaltblütigkeit erschrecken, mit der Paul VI. jene
zu täuschen, die ihn als "Heiligen Vater" verehren und umjubeln.
Die Worte des Papstes werden hier mit allen
Satzzeichen genau gemäß der Übersetzung wiedergegeben. Die
Hervorhebungen im Text der Papstrede entsprechen genau den
Hervorhebungen im Wortlaut der Rede im "Neuen Volk".
Zuerst folgt hier der vollständige Wortlaut der
päpstlichen Rede. Danach werden die einzelnen Sätze anhand des geheimen
Angriffs Pauls VI. auf die Wandlungsworte beleuchtet.
Der Papst sagte:
"Geliebte Söhne und Töchter!
Wir wollen Ihre Aufmerksamkeit auf das Ereignis
hinweisen, das in der lateinischen katholischen Kirche im Begriffe
steht, verwirklicht zu werden, und das in den italienischen Diözesen
seine verpflichtende Anwendung finden wird vom kommenden ersten
Adventssonntag an; der dieses Jahr auf den 30. November fällt, nämlich
die Einführung in die Liturgie des neuen Meßritus.
Die Messe wird in einer etwas von der Form
verschiedenen Weise gefeiert werden, die wir seit vierhundert Jahren,
nämlich vom hl. Pius V. nach dem Konzil von Trient zu feiern gewohnt
waren.
Der Wechsel hat etwas Überraschendes,
Außerordentliches. Denn die Messe wurde als traditioneller und
unantastbarer Ausdruck unseres religiösen Kultes, der Authentizität
unseres Glaubens angesehen. Da fragen wir uns: Wieso ein solcher
Wechsel?
Und worin besteht dieser Wechsel? Welche Folgen
bedingt er für jene, die an der heiligen Messe teilnehmen werden? Die
Antwort auf diese und ähnliche Fragen, welche durch eine so singuläre
Neuheit hervorgerufen wurden, werden Ihnen gegeben werden und ausgiebig
in allen Kirchen wiederholt, in allen Veröffentlichungen religiöser
Statur, in allen Schulen, wo man den Religionsunterricht erteilt. Wir
ermahnen Sie, darauf achtzugeben, indem Sie suchen, die stupende und
mysteriöse Erfassung der Messe zu präzisieren und ein wenig zu
vertiefen. - Aber inzwischen suchen Wir durch dieses kurze und
elementare Wort aus Ihrem Herzen die ersten und spontanen
Schwierigkeiten zu entfernen, die eine solche Änderung hervorruft in
bezug auf drei Fragen, die sie sofort in unseren Herzen wachgerufen
hat. Wieso denn eine solche Abänderung?
Antwort:
Sie ist einer Willensäußerung geschuldet, die das kürzlich gefeierte
ökumenische Konzil kundgegeben hat. Das Konzil sagt so: 'Die rituelle
Ordnung der Messe soll revidiert werden, damit das besondere Wesen der
einzelnen Teile und ihre gegenseitige Verbindung klarer hervortrete und
damit die fromme und aktive Teilnahme der Gläubigen erleichtert werde.
Darum sollen die Riten, in ihrem Wesen getreu bewahrt, vereinfacht
werden. Jene Elemente sollen unterdrückt werden, die im Laufe der
Jahrhunderte verdoppelt wurden oder weniger nützlich hinzugekommen
sind. Einige Elemente dagegen, die mit der Zeit verloren gingen, sollen
wiederhergestellt werden gemäß der Überlieferung der hl. Väter, im
Maße, das angemessen oder nötig erscheinen wird.' – Die Reform, die vor
der Veröffentlichung steht, entspricht darum einem gewichtigen Auftrag
der Kirche. Sie ist ein Akt des Gehorsames. Sie ist ein Faktum
der Kohärenz der Kirche mit sich selber. Sie ist ein Schritt nach vorn
ihrer authentischen Tradition. Sie ist ein Erweis der Treue und
Lebenskraft, dem wir alle bereitwillig anhangen müssen. Sic ist keine
Willkür Sic ist kein flüchtiges oder fakultatives Experiment. Sie ist
keine Improvisation irgend eines Dilettanten. Sic ist ein Gesetz, das
von gewichtigen Forschern der heiligen Liturgie erwogen wurde, lang
diskutiert und studiert. Wir worden gut tun, sic mit freudigem
Interesse aufzunehmen und mit genauer und einmütiger Beobachtung zu
verwirklichen. Diese Reform macht Schluß mit den Ungewißheiten, mit den
Diskussionen, mit der mißbräuchlichen Willkür und sie ruft uns zu jener
Uniformität der Riten und Gefühle, die der katholischen Kirche
eigentümlich ist, welche Erbin und Weiterführerin jener ersten
christlichen Gemeinde ist die ganz 'ein Herz und eine Seele war' (Apg.
4, 32). Die Choralität des Betens in der Kirche ist eines der Zeichen
und eine der Kräfte ihrer Einheit und ihrer Allgemeinheit. Die
Änderung, die kommen wird, darf diese Choralität nicht unterbrechen
noch verwirren. Sie muß sie bestätigen und mit neuem Geist, mit
jugendlichem Atem ertönen lassen.
Andere Frage:
Worin besteht diese Änderung?
Sie werden es sehen. Sie besteht in vielen neuen
rituellen Vorschriften, die besonders am Anfang eine gewisse
Aufmerksamkeit und eine gewisse Sorgfalt erfordern werden. Die
persönliche Andacht und das Gemeinschaftsgefühl werden die Beobachtung
dieser neuen Vorschriften leicht und angenehm machen. Aber es sei ganz
klar: Nichts ist im Wesen an unserer traditionellen Messe geändert
worden. Der eine oder andere mag sich vielleicht von irgend einer
besonderen Zeremonie oder von einer hinzugefügten Rubrik beeindrucken
lassen, gleich wie wenn das ohne Veränderung wäre oder eine Minderung
der Wahrheiten des katholischen Glaubens, die ein für allemal erworben
sind und autoritativ sanktioniert wurden, wie wenn die Gleichung
zwischen dem Gesetz des Gebetes ('lex orandit) und dem Gesetz des
Glaubens ('lex credendi') dadurch kompromittiert würde. - Aber so ist
es nicht. Absolut. Vor allem deswegen, weil der Ritus und die
bezügliche Rubriknicht an sich eine dogmatische Definition sind und
eine theologische Qualifikation von verschiedenem Wert haben können je
nach dem liturgischen Kontext, auf den sie sich beziehen. Sie sind
Gesten und Auedruck, die sich auf eine gelebte und lebendige religiöse
Handlung eines unaussprechlichen Mysteriums göttlicher Präsenz
beziehen, die nicht immer in univoker Form realisiert wird, eine
Handlung, welche nur die theologische Kritik analysieren und in logisch
zufriedenstellender Lehrformel ausdrücken kann. Und alsdann auch
deswegen, weil die Messe der neuen Ordnung jene von immer ist und
bleibt, ja sogar mit größerer Evidenz in gewissen ihrer Aspekten. - Die
Einheit zwischen dem Abendmahl des Herrn, dem Kreuzopfer, der
repräsentativen Erneuerung des einen und des anderen ist unverbrüchlich
bejaht und gefeiert in der neuen wie in der vergangenen Ordnung. Die
Messe ist und bleibt das Gedächtnis des Letzten Abendmahles Christi, in
dem der Herr das Brot und den Wein in seinen Leib und in sein Blut
verwandelte, das Opfer des Neuen Bundes einsetzte und verfügte, daß es
kraft seines den Aposteln übertragenen Priestertums in seiner Identität
erneuert werden sollte, nur in verschiedener Darbringungsweise, nämlich
auf unblutig sakrale Weise, zum dauernden Gedächtnis an Ihn bis zu
seiner letzten Wiederkunft. Und wenn Sie im neuen Ritus die Beziehung
zwischen der Liturgie des Wortes und der eigentlichen eucharistischen
Liturgie in bessere Klarheit gestellt sehen werden, sozusagen dies als
realisierende Antwort jener, oder wenn Sie beachten werden, wie sehr
für die Feier des eucharistischen Opfers die Assistenz der Versammlung
der Gläubigen gefordert wird, die in der Messe voll und ganz Kirche
sind und erleben, oder wenn Sie andere wunderbare Eigenschaften unserer
Messe erklärt sehen werden, dann glauben Sie ja nicht, daß das die
genuine und traditionelle Wesenheit derselben verändern will. Sie
sollen vielmehr zu schätzen wissen, daß die Kirche durch diese neue und
weite Sprache ihrer liturgischen Verkündigung größere Wirksamkeit
verleihen will und sie direkter und pastoraler jedem ihrer Kinder und
dem gesamten Volke Gottes nahebringen will. – Und so antworten wir auf
die dritte Frage, die Wir uns gestellt haben: Welche Wirkungen wird die
Erneuerung hervorbringen, von welcher wir handeln? Die vorgesehenen
Ergebnisse, oder besser gesagt, die ersehnten sind jene der
verständigeren, der praktischeren, der heiligenderen Teilnahme der
Gläubigen am liturgischen Mysterium, nämlich am Hören des Wortes
Gottes, das lebendig ist und in den Jahrhunderten und in der Geschichte
unserer einzelnen Seelen widerhallt, und an der geheimnisvollen
Wirklichkeit des sakramentalen Versöhnungsopfers Christi.
Sagen wir darum nicht 'neue Messe', sondern eher
'neue Epoche' des Lebens der Kirche! Mit unserem apostolischen Segen".
Soweit die genaue Wiedergabe der Ansprache Papst Pauls VI. im "Neuen Volk".
I. Allgemeine Bemerkungen zur Rede des Papstes:
1. Paul VI. sagt vor den "Tausenden von Pilgern" (so
das "Neue Volk") kein Wort über das, was er selbst im geheimen an der
hl. Messe geändert hat. Er stellt sogar eigens die irreführende Frage,
worin denn nun die Änderung der Meßfeier bestehe.
2. Paul VI. behauptet, die hl. Messe sei nach wie
vor dieselbe. In Wirklichkeit aber hat er den Konsekrationsworten ihren
besonderen und außergewöhnlichen Charakter genommen:
a) Er hat den amtlichen Hinweis des früheren
römischen Meßbuches, daß es sich bei den fünf Wörtern "HOC EST ENIM
CORPUS MEUM" nicht um gewöhnliche Worte Christi handelt, sondern eben
um Konsekrationsworte ("verba consecrationis"), entfernt.
Denselben früheren amtlichen Hinweis hat Paul VI. auch bei den Worten über den Kelch getilgt.
Paul VI. hat sich die Sprache der
Konsekrationsgegner zu eigen gemacht, in dem er nur noch von
sogenannten "Herrenworten" spricht und nicht mehr von
Konsekrationsworten. Die jetzt nach der sogenannten Wandlung stehende
Anweisung "Hostiam consecratam adorat" ist wertlos. Denn die
musikalischen Zeichen für eine bestimmte Tonart müssen vor den Noten
stehen und nicht dahinter.
b) Die Wandlungsworte über das
Brot und über den Kelch hat Paul VI. nach vorne erweitert: Er hat
nämlich in der neuen Meßordnung die Worte "Nehmet hin und esset" sowie
"Nehmet hin und trinket" in unerlaubter Weise auf gleiche Stufe
gestellt wie die fünf Wörter "HOC EST ENIM CORPUS MEUM" und wie die
Worte über den Kelch. Im früheren römischen Meßbuch hat die Kirche
amtlich und ausdrücklich erklärt:"Verba autem consecrationis quae sunt
forme huius sacramenti, sunt haec: HOC EST ENIM
CORPUS MEUM." [Anm. d. Red.: Die Worte der Wandlung, welche die Form
dieses Sakramentes sind, sind diese: HOC EST ENIM CORPUS MEUM.] In
entsprechender Weise hat die Kirche auch die Konsekrationsworte über
den Kelch eindeutig festgelegt.
Diese Art von bloßer Erweiterung der Wandlungsworte,
bei der die fünf Wörter "HOC EST ENIM CORPUS MEUM" unangetastet
bleiben, beurteilt das frühere amtliche römische Meßbuch zwar noch als
gültig. Aber zugleich wird eine solche Tat als schwor sündhaft
bezeichnet. Bei Paul VI. kann jedoch nicht einmal mehr von Gültigkeit
der Wandlungsworte die Rede sein, weil cr sic gar nicht mehr als
Konsekrationsworte sondern nur noch als gewöhnliche "H e r r e n w o r
t e " verstanden wissen will.
Paul VI. hat in der neuen Meßordnung die
Wandlungsworte ihrer Kraft beraubt, und Tausende von Geistlichen
sprechen heute diese Worte nur noch im Geiste Pauls VI., ohne daß das
gläubige Volk der älteren Generation etwas merkt.
Die schreckliche Verirrung und der moralische
Tiefstand Pauls VI. bestehen darin, daß er vor den Gläubigen so tut,
als seien die Wandlungsworte immer noch in bisheriger Weise wirksam,
während er selbst sie ganz im Geiste der Konsekrationsgegner neu
verfaßt hat und auch so sprechen läßt.
Paul VI. tut vor den Gläubigen immer so, als sei
bezüglich der heiligen Wandlung alles noch in Ordnung, o b w o h
l e r w i s s e n m u ß , daß nach den Bestimmungen
des früheren Missale Romanum derjenige in schwerster Weise sündigt
("gravissime peccat"), der die von der Kirche bezeichneten Wörter "HOC
EST ENIM CORPUS MEUM" oder die Worte über den Kelch auch nur durch
einen Zusatz erweitert (siehe den Abschnitt im Missale Romanum über die
Fehler, die bei der Feier der Messe vorkommen können, Kapitel V - "De
defectibus circa Missam occurrentibus, cap. V., de defectibus formae"),
Es ist ganz und gar verfehlt, wenn man den
theologischen Sicherheitsgrad einer derartigen amtlichen Aussagen: des
MISSALE ROMANUM erst noch "untersuchen" möchte, wie es in der
Zeitschrift "Der Fels" vom März 1971, Seite 68, Spalte 3 gesagt wurde.
Wer eine solche Aussage erst auf ihren theologischen Sicherheitsgrad
hin untersuchen will, der hat keinen felsigen Boden mehr unter den
Füßen.
Was Paul VI. getan hat, kann und darf niemals im Willen der Braut Christi liegen. Es ist ein Frevel am Herrn.
Die Katholische Kirche kann nicht darauf verzichten,
daß ihr Glaube im geschriebenen Wort klar zum Ausdruck kommt. Vor allem
aber kann die Kirche niemals darauf verzichten, daß ihr Glaube im
MISSALE ROMANUM zum Ausdruck kommt. Paul VI. aber verzichtet in seiner
neuen Meßordnung darauf, und zwar aus Rücksicht auf die erklärten
Gegner unseres Glaubens.
Ein Papst, der sich in dieser Weise an den
wesentlichsten Vorschriften des altüberlieferten MISSALE ROMANUM
vergreift, beraubt sich selbst jeder Vertrauenswürdigkeit und muß in
seinen falschen Maßnahmen bekämpft werden.
Das, was von Paul VI. gesagt wurde, gilt selbstverständlich ausnahmslos auch von allen deutschen Bischöfen.
II. Bemerkungen zu einzelnen Sätzen der päpstlichen Rede:
1.) Paul VI. kündet an und
verspricht, daß "ausgiebig in allen Kirchen, in allen
Veröffentlichungen religiöser Natur, in allen Schulen, wo
Religionsunterricht erteilt wird", über eine"so singuläre Neuheit" wie
es die Änderung der hl. Messe ist, gesprochen wird. In Wirklichkeit
denkt er nicht daran, dieses Versprechen zu halten und ausführen zu
lassen. Seit dem Tag seiner Rede im November 1969 bis heute wurde
gegenüber allen katholischen Laien auf der gesamten Erde verschwiegen,
daß die ehemaligen Konsekrationsworte der hl. Messe zu gewöhnlichen
"Herrenworten" gemacht wurden. Die Worte "Das ist mein Leib" sind jetzt
nicht mehr und nicht weniger als z.B. die Worte der acht Seligkeiten
oder andere.
Wenn auf allen Kanzeln und in allen Kirchenzeitungen
und in jedem Unterricht besprochen würde, daß und warum der Papst die
amtlichen Hinweise auf die Konsekrationsworte weggelassen hat, gäbe es
einen Sturm der Entrüstung in der Kirche.
So aber hat Paul VI. alle gläubigen Laien und
Tausende von unachtsamen Priesterüberliste und läßt sie bei der
Meinung, es sei alles noch beim alten.
2.) Der Papst sagt: "Wir ermahnen
Sie, darauf achtzugeben, indem Sie so suchen, die stupende und
mysteriöse Erfassung der Messe zu präzisieren und ein wenig zu
vertiefen".Wenn man sich durch dieses fürchterliche Deutsch
hindurchgebissen hat, fragt man, wie denn eine tiefere Erfassung der
hl. Messe möglich sein soll, wenn der Papst seinen Zuhörern und den
Gläubigen der ganzen Welt bis heute verheimlichte, in welcher Art er
die Wandlungsworte wirkungslos gemacht hat.
3.) Paul VI. behauptet, die
Änderung der hl. Messe gehe auf eine Willensäußerung des "Konzils"
zurück ...
Hier tuet er so, als vollstrecke er ordnungsgemäße
Konzilsbeschlüsse. Aber in der Liturgie-Konstitution des 2.
Vatikanischen Konzils ist an keiner einzigen Stelle die Rede davon, daß
die Konsekrationsworte erweitert werden und daß ihnen ihr amtlich
geschützter Charakter genommen werden soll. Gerade das aber hat Paul
VI. in aller Heimlichkeit getan. Ein rechtlich wirkeamer und
verpflichtender Konzilsbeschluß war in dieser überaus wichtigen Frage
niemals zustandegekommen und konnte gar nicht zustandekommen. Das wäre
Selbstmord der Kirche gewesen.
Paul VI. hatte für seinen heimlichen Anschlag auf
die Konsekrationsworte freilich die Billigung Döpfners, Allrinks und
aller übrigen geistesverwandten und geistesverdrehten Konzilsbischöfe.
Diese aber haben sich ebenso wie Papst Paul VI. vom Wege des Rechtes in
der Kirche entfernt. Sie haben rechtswidrig etwas durchgeführt, was
niemals Gegenstand eines Konzilsbeschlusses sein kann.
4.) Paul VI. beruft sich ausdrücklich auf etwas, das
in der Liturgie-Konstitution steht, nämlich: "[...] die rituelle
Ordnung der Messe soll revidiert werden damit das besondere Wesen der
einzelnen Teile [...] klarer hervortrete [..." (Artikel 50).
Auf diese Bestimmung beruft sich Paul VI. zu
Unrecht. Denn er hat das besondere Wesen des wichtigsten Teiles der hl.
Messe nicht klarer gemacht, sondern verdunkelt und ganz ausgelöscht.
5.) Zur eigenen Rechtfertigung zitiert Paul VI. ein
weiteres Stück aus der Liturgie Konstitution, nämlich: "Jene Elemente
[der hl.Messe sollen unterdrückt worden, die [...] weniger nützlich
hinzugekommen sind."
Gemäß Paul VI. sind somit auch die bisherigen
amtlichen Hinweise vor den fünf Wörtern "HOC EST ENIM CORPUS MEUM" als
"weniger nützlich hinzugekommen" zu betrachten und somit zu
unterdrücken.
6.) Bei seinen umstürzlerischen Änderungen spricht Paul VI. von einem
"gewichtigen Auftrag der Kirche". Er bezeichnet seine eigene Akt als
einen "Akt des Gehorsames". Er mußte aber wissen, daß seinem geheimen
Anschlag auf die Wandlungsworte kein Auftrag der Kirche entsprechen
kann. Die Tat Pauls VI. ist ein Treuebruch und eine Sabotage gegenüber
der gesamten Kirche aller Zeiten.
7.) Was Paul VI. getan hat, ist kein "Faktum der Kohärenz der Kirche
mit sich selbst", wie er verwegen behauptet, sondern das Gegenteil. Die
Tat des Papstes ist der B r u c h der Kirche mit sich selbst. Zur
Täuschung der Rompilger wirft Paul VI. mit großen Worten um sich, an
denen kein Körnchen Wahrheit ist.
8.) Der Papst behauptet, die Änderung der Messe sei keine Willkür. In
Wirklichkeit ist das, was er getan hat, sogar die schlimmste Willkür,
ganz ohne Gesetz und gegen alle bestehenden Gesetze. Die Tat des
Papstes ist geradezu die Quelle aller progressistischen Willkür in den
neuen Liturgiefeiern.
9.) Der Papst behauptet, die Änderung der hl. Messe sei "keine
Improvisation eines Dilettanten". Es ist schrecklich, daß ein Papst
seine eigene gesetzwidrige Tat mit solchen Worten zu verteidigen sucht!
10.) Die Änderung der hl. Messe sei ein Gesetz, von gewichtigen
Forschern der heiligen Liturgie erwogen)', mochte der Papst seinen
Zuhörern glauben machen.
Aber wenn Blankovollmachten für heimliche Willkürakte "Gesetz" sein
sollen, dann ist wahrhaftig eine schlimme Zeit für unsere katholische
Kirche angebrochen. Die entscheidendste Änderung unserer bisherigen
heiligen Messe ist nicht auf gesetzmäßigem Wege erfolgt. Wenn sich der
Papst für so etwas auf sogenannte "gewichtige Forscher der heiligen
Liturgie beruft, dann ist an der heutigen liturgischen Forschung sehr
viel f a u l. Am besten sieht dies der Fachmann an den vom Papst
benützten Werken des Professors J. A. Jungmann, der den Satz
geschrieben hat: "Im allgemeinen herrscht im christlichen Altertum und
bis tief hinein ins Mittelalter kein besonderes Interesse für eine
nähere Festlegung des Augenblicks der Wandlung." ("Missarum Sollemnia",
Bd. 2, 247)
11.) Paul VI. verkündet, die neue Messe mache 'Schluß
mit den Ungewißheiten". – In Wirklichkeit aber fangen die Ungewißheiten
jetzt erst an, nachdem Paul VI. seinen heimlichen Anschlag auf die
Wandlungsworte durchgeführt hat.
Ebenso ist es mit dem von Montini verkündeten "Schluß der
Diskussionen". Die Diskussionen hören nicht nur nicht auf, sondern
nehmen immer schlimmere Formen an. Der Papst wird die Geister, die er
gerufen hat, nicht mehr los.
Wie kann Paul VI. schließlich verkünden, es sei jetzt "Schluß mit der
mißbräuchlichen Willkür", wenn er dabei selbst das schlechteste
Beispiel gibt?
12.) Er spricht von der "Uniformität der Riten und Gefühle", zu der wir
durch die neue Messe gerufen worden. Welch eine Verdrehung der
Tatsachen! Paul VI. zerstört heimlich die bisherige "Uniformität" der
heiligsten Riten, und die gesamte Kirche soll sich diese gesetzwidrige
Tat mit freudigen Gefühlen gefallen lassen. Welch eine Zumutung!
13.) Paul VI. behauptet, die Änderung der hl. Messe bestehe "in vielen
neuen rituellen Vorschriften, die besonders am Anfange eine gewisse
Aufmerksamkeit und eine gewisse Sorgfalt erfordern werden".
Auch das ist eine Verdrehung der Tatsachen. Jene rituellen
Vorschriften, die bisher die größte Aufmerksamkeit und Sorgfalt
erforderten, nämlich die amtlichen Anweisungen bezüglich der
Konsekration, hat Paul VI. heimlich abgeschafft, ohne irgend etwas
Gleichwertiges an ihre Stelle zu setzen. Der Kern aller sogenannten
neuen rituellen Vorschriften scheint im übrigen darin zu liegen, daß
jetzt jeder Geistliche tun kann, was ihm beliebt.
14.) Der Papst behauptet feierlich: "Nichts ist am Wesen unserer
traditionellen Messe geändert worden". - Aber am Anfang seiner Rede
sagte er: "Der Wechsel hat etwas Überraschendes, Außerordentliches."
Und warum hat der Papst bisher die wichtigste und entscheidendste
Änderung an der hl. Messe geheimgehalten, wenn sich nichts am Wesen
unserer Messe geändert haben soll?
Warum hat uns noch niemand gerade über diese Änderung etwas gesagt,
obwohl der Papst die Unterrichtung der Gläubigen angekündigt
hat?
15) Paul VI. behauptet, der Ritus "und die diesbezügliche Rubrik" seien
"nicht an sich eine dogmatische Definition". Sie könnten eine
"theologische Qualifikation von verschiedenem Wert haben, je nach dem
liturgischen Kontext, auf den sie sich beziehen'.
Auf diese Worte ist zu sagen: Wenn Paul VI. nicht wußte, welche
theologische Qualifikation und welchen unerreichbar hohen Wert die von
ihm abgeschaffte amtliche Rubrik vor den Konsekrationsworten besaß,
dann hätte er am besten gar nicht Priester, geschweige denn Papst
werden sollen.
16.) In einer furchtbar unverständlichen Sprache sagt der Papst zu den
Gläubigen, der Ritus und die diesbezüglichen Rubriken (d.h.
Anweisungen) seien "Gesten und Auedruck, die sich auf eine gelebte und
lebendige religiöse Handlung eines unaussprechlichen Mysteriums
göttlicher Präsenz beziehen, die nicht immer in univoker Form
realisiert wird". - Der kurze Sinn dieser für normale Gläubige
unverständlichen Satzes ist folgender: Die Gegenwart Gottes wird
während der hl. Messe nicht immer in gleicher Form verwirklicht, und
deshalb könne man Riten und Rubriken gegebenenfalls auch ändern.
Einen solchen Trugschluß sollte man bei einem Papst nicht für möglich
halten. Aber bei Paul VI. scheint alles möglich zu sein. Wenn dieser
Papst nicht endlich klar und deutlich bekennt , daß Gott bei jeder
gültigen heiligen Messe immer in gleicher Weise unter den Gestalten von
Brot und allein gegenwärtig ist, dann ist noch viel Abwegiges; von ihm
zu erwarten.
17.) Papst Paul VI. behauptet: "Die Einheit zwischen dem Abendmahl des
Herrn, dem Kreuzesopfer, der repräsentativen Erneuerung des einen wie
des anderen ist unverbrüchlich bejaht und gefeiert in der neuen wie in
der vergangenen Ordnung".
Aber das sind leere Worte, die der Wahrheit ins Gesicht schlagen. Denn
wenn gemäß der Anordnung dieses Papstes die Konsekrationsworte nur noch
gewöhnliche "Herrenworte" sind und keine wirklichen Worte der K o n s e
k r a t i o n mehr darstellen, dann ist die Einheit zwischen der neuen
Liturgie und dem Letzten Aber.Abendmahl Jesu von Grund auf zerstört,
und erst recht ist die Erneuerung des Kreuzesopfers Christi in der
neuen Liturgie nicht mehr vorhanden, Paul VI. kann dann I sagen, was cr
will. Seine Taten strafen seine Worte Lügen.
18.)Paul VI. verspricht den Gläubigen, daß sie "andere wunderbare
Eigenschaften unserer Messe erklärt sehen werden " . - Auch dies sind
leere Worte .
Was für wunderbare Eigenschaften der neuen Messe soll es noch geben,
wenn der Papst im geheimen, ohne daß es die Gläubigen ahnten, den
Wandlungsworten ihre eigentliche Kraft genommen hat?
19.)Am Schluß spricht Paul VI. von den"Wirkungen" der neuen Messe: Er
erwartet, daß die Teilnahme der Gläubigen "verständiger" sein werde.
Aber wie ist das möglich, wenn
Paul VI. selbst die Konsekration nicht mehr verstehen will?
Und wie kann die Teilnahme der Gläubigen "praktischer" sein, wie sich
der Papst auadrückt, wenn die Laien gar nicht mehr wissen, um was es
geht und was der Papst im geheimen getan hat?
Wie kann die Teilnahme am Hören des göttlichen Wortes "heiligender"
sein, wie Paul VI. behauptet, wenn man nicht mehr weiß, wie die
göttlichsten der göttlichen Worte, nämlich die Wandlungsworte,
aufzufassen sind?
Paul VI. täuscht die Gläubigen mit schönen aber leeren Worten. Seine
gesamte Ansprache zur Einführung der neuen Liturgie ist eine
katastrophale Irreführung der ahnungslosen Gläubigen. Diese jubeln
ihrem immer noch geliebten "Heiligen Vater" zu und wissen nicht, daß
dieser im geheimen den H e i l a n d aus der hl. Messe entfernt hat.
Die Ansprache beweist das Versagen des gegenwärtigen Papstes
a) in moralischer Hinsicht, wegen seiner Unaufrichtigkeit,
b) in lehramtlicher Einsicht, weil er das Wichtigste an der hl.Messe
zerstört hat, und zwar auf "hinterhältige" Weise, wie bereits Kardinal
Ottaviani richtig erkannt hatte.
Der Titel "Hier spricht der Papst" ist eine Irreführung, die sich "Das
Neue Volk" zuschulden kommen läßt. In Wirklichkeit muß der Titel
heißen: " H i e r s p r i c h t M o n t i n i " .
Alles, was Paul VI. gegen die frühere heilige Messe getan hat,
ist seine ureigenste persönlichen Privatsache. Es sind keine
verbindlichen Lehrentscheidungen "ex cathedra" und könne es gar nicht
sein.
Es sprach hier nicht "der Papst", sondern nur jener Montini, der von
Papst Pius XII. bedauerlicherweise zum Erzbischof von Mailand ernannt
worden war.
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