IST DIE NEUE MESSE (NOM) GÜLTIG?
von Dr.theol. Carl Boeckl
Es ist kein Geheimnis, daß die Gegner der katholischen Kirche die ganze Menschheit in ein und derselben Weltanschauung, nämlich der Freimaurerei, vereinigen wollen. Als größtes Hindernis stellt sich da eben dieselbe katholische Kirche mit ihrer autoritären Führung und ihren Heilsmitteln entgegen. Diese beiden Positionen wollen sie darum zerstören. In die erstere ist ihnen wohlschon der Einbruch gelungen. Die in mehreren Sprachen verbreiteten Listen von führenden Männern der Kirche als Freimaurern bezeugen dies. Eine ernst zu nehmende Richtigstellung ist nicht erfolgt. So richtet sich heute der entscheidende Angriff auf das Hauptheilsmittel der Kirche, die hl. Messe, gemäß dem Motto "Wollt ihr die Kirche zerstören, müßt ihr ihre Messe zerstören." Haben sie mit der Einführung der neuen Messe schon einen großen Erfolg errungen?
Mit der neuen Messe kam zugleich als ihre besondere Attraktion die Volkssprache. Der bis in die Frühzeit der Kirche zurückreichende Gebrauch der lateinischen Sprache bei der Feier der tausendjährigen, römisch-tridentinischen Messe wurde schlagartig beseitigt. Damit wurde in die Einheit der katholischen Kirche eine klaffende Bresche geschlagen. Nur der Gebrauch einer unveränderlichen Sprache in allen Ländern ist Garant für die Einheit der Lehre bei der großen geistigen Verschiedenheit aller Völker. Nur ein und dieselbe Sprache schließt alle Gläubigen aller Völker zu einer Familie zusammen.
Und nun zum Inhalt der hl. Messe: Opferung, Wandlung, Kommunion! Die hl. Messe wird nicht mehr auf dem Altar als Opfer, sondern auf einem Tisch,als Mahl gefeiert. Der Priester ist nicht mehr der Vertreter Jesu Christi, der auf dem Ölberg mit völliger Unterwerfung des menschlichen Willens unter den göttlichen Willen sein Kreuzesopfer begann; er ist nur mehr der Vorsteher einer sich des Mahles freuenden Laiengemeinschaft. Nicht mehr unterstellen die Teilnehmer bei der hl. Messe ihre zur Welt und zur Sünde, kraft ihrer erbsündlichen Veranlagung, neigende Begierlichkeit völlig dem göttlichen Willen. Auch der dem Geheimnis zugrundeliegende Text spricht nicht von Opfer oder Sühne. Vielmehr werden nicht ohne menschliches Selbstgefühl dargebracht: Brot und Wein als die Produkte des eigenen Schaffens. Also nicht mehr Opferung, sondern Gabenbereitung! Ein die Gültigkeit der Messe bedingender Hauptteilderselben,der auch wesentlich notwendig ist zum Werden der Wandlung im altgläubigen Sinn, ist ausgefallen. 1)
Beim 2. Hauptteil der hl. Messe sind in der Nom die eine Wandlung bestimmenden Worte, aus Brot und Wein möge im Geiste Fleisch und Blut des Herrn werden, dogmatisch unhaltbar. Gefälscht sind auch die Einsetzungsworte Christi. Sinn und Echtheit der Herrenworte "für viele" sind völlig geklärt. Die Neuerer dagegen unterschieben dem Herrn die Worte "für alle«. Doch Jesus spricht deutlich von einem Bundesblut. Er denkt in seiner Allwissenheit, die auch die freie Willensentscheidung des Menschen voraussieht, nur an jene, die sich seinem Bunde anschließen wollen. Ausdrücklich betet er zur selben Stunde: "Vater, ich bitte für die, welche durch ihr Wort an mich glauben (Joh. 17, 20)". Die von den Neuerem eingeführte Fälschung ist Gedankengut des Irrlehrers Teilhard de Chardin, dem gemäß alle Menschen eine freilich eigenartige Seligkeit erlangen. Somit kann eine wirkliche Wandlung nicht stattfinden.
Der eigentliche Hauptteil der Messe ist bei der Neuerung die Kommunion, das Mahl. Wenn aber bei solcher Mahlfeier der Priester die Hostie in fremde Hände legt, wenn er Laien die Austeilung übergibt, wenn er die Hostien in Körben zur Selbstbedienung herumgeben laßt, so ist da wahrlich kein Glaube an eine Wesensverwandlung vorhanden, sondern nur mehr die fromme Annahme, daß Christus im Brote, dessen Wesen bleibt, zugegen ist. Eine solche Messe ist nie und n immer gültig.
Die wahre hl. Messe der Kirche ist eine Erneuerung des Kreuzesopfers. So ist es die unfehlbare Lehre der Kirche. Dabei ist Opfer und Opferpriester Jesus Christus selbst. Ein jeder nun, der aktiv sich beim Meßopfer beteiligt - und nur dies ist aktive Teilnahme -, schaut den leidenden Herrn, wie er sich am Ölberg willentlich opfert in gleicher Weise, wie bei der Opferung der hl. Messe. Anschließt sich auf dem Hintergrund der Meßgebete die Schau auf das Geheimnis, auf den gegeißelten, dornengekrönten, gekreuzigten Erlöser. Zuletzt zeigt sich in dieser Schau noch das ausgespannt am Kreuze hängende, aus allen Wunden blutende Gotteslamm beim dreimaligen Agnus Dei. Immer wieder wird man an diese Betrachtung durch die vielen, sinngemäßen Zeremonien wie Verneigungen, Kniebeugungen, Kreuzeszeichen (33), die Worte wie sacrificium, mysterium, sacramentum erinnert. Die laut vorgetragene Volkssprache macht diese bei jedem einzelnen verschiedenen, inneren Erlebnisse unmöglich; sie verhindert eine aktive Teilnahme. Erst nun dieses seelische Erlebe.-n des Leidens Christi führt zur wahren, herzlichen Christus-Liebe, auf die der hohe Gast mit Sehnsucht wartet, zu einer hl. Vereinigung d. i. Kommunion. Ohne daß sie ein Wort gesprochen hat, war Maria, die Mutter Jesu, die aktivste Teilnehmerin am Kreuzesopfer ihres Sohnes. Obwohl keine Mutter ihr Kind je so sehr geliebt hat wie Maria, duldete sie in ihrem Herzen nicht den geringsten Widerspruch gegen das vor ihren Augen ablaufende, blutige Opfergeschehen. Sie hatte nur den Gedanken bei allem Schmerz des Mutterherzens festgehalten: Gottes Gerechtigkeit erfordert eine unendliche Sühne und die Menschen können nur so gerettet werden. Ja sie dankte Gott, der sich in einem unendlichen Opfer mit der sündigen Menschheit verband. Dies kommt auch bei der Erneuerung des Kreuzesopfers zum Ausdruck, bei der Präfation vor der Wandlung und dem Paternoster nach derselben.
Führende Männer, auch der Kirche, sprechen heute noch immer von einem Fortschritt, statt zufolge der erbsündlichen Veranlagung der Menschheit von einem immer bedrohlicher werdenden Absturz. Dieser zeigt sich in allen kultivierten Ländern in Politik und Wirtschaft, in Religion und Kirche. Klöster und Priesterseminare leeren sich (scheinbarer Zuwachs täuscht!); führende Theologen in großer Zahl sind Rationalisten, Kirchenaustritte mehren sich, ohne äußeren Zwang wie bei Hitler. Dagegen wächst überall die Angst vor einer großen Katastrophe. Der tiefere Grund hierfür: Gott wird nicht mehr genügende Sühne geleistet, da die gültigen Messen spärlich geworden sind. Im Gegenteil mehren sich die himmelschreienden Gotteslästerungen.
Liebe Mitbrüder! Ihr seid berufen, durch das gültige hl. Meßopfer Gott täglich Sühne zu leisten. Rettet die Menschheit und kehret zurück zur einzig gültigen, durch tausendjährigen Gebrauch und viele Konzilsentscheidungen dogmatisierten römisch-tridentinischen Messe. Kein Gehorsam kann der göttlichen Tugend des Glaubens zuwider handeln. Wer faktisch bei Zelebration der Messe durchwegs die Volkssprache verlangt, wandelt auf gefährlichen Wegen. Das unfehlbare Lehramt der Kirche hat festgelegt:
"Wer sagt, der Ritus der Römischen Kirche, nach dem ein Teil des Kanons und die Wandlungsworte leise gesprochen werden, sei zu verurteilen; oder man dürfe die Messe bloß in der Volkssprache zelebrieren . . .: der sei aus der Kirche ausgeschlossen. (Denzinger 1913, 956, can.9).
[...] Das wissen die Neuerer sehr gut. Darum auch der blinde Haß gegen die "Tridentinische Messe". Ihre Erhaltung ist keine Frage der Ästhetik, sondern des Lebens der Kirche."
Anmerkung: 1) Wie das Wesen des Brotes und des Weines verschwindet bei der Wandlung des Brotes und Weines in realgegenwärtigen Fleisch und Blut Jesu Christi, so werden auch Geist und Wille des Opfernden umgewandelt in Jesus Christus. gemäß des Wortes des Hl. Paulus: "Ich lebe, aber doch nicht ich, sondern Christus lebt in mir". (Gal. 2, 20)
Dr.theol. Carl Boeckl Pfarrkirchener Str. 52 D-8390 Eggenfelden |