SOWEIT SIND WIR GEKOMMEN!
von Dr . Joachim May
I. "Bischof toleriert Seligpreisung von Terroristen" (DSB 11/1978) Es handelt sich um den "Bischof" Stein, der zuläßt, daß seit Jahren im katholischen Religionsunterricht die Seligpreisungen der Bergpredigt "auch als anwendbar auf 'terroristische Minderheiten' dargestellt werden." Wörtlich he-ißt es in einem vom katholischen Relgionslehrer benutzten Text: "... Sie preist Jesus selig. Damit steht er in schneidendem Gegensatz zur Gesellschaftsordnung unserer Zeit. Heute müßten andere Personengruppen genannt werden, Farbige, wirtschaftlich Ausgebeutete, in die Ecke Gespielte, terroristische Minderheiten... Selig auch die, die ihre Kraft in den Dienst der Veränderung der Welt von der erwarteten Zukunft her stellen ..."
Elternproteste schon vor fast drei Jahren bei Stein waren fruchtlos. Vielmehr: "Katholischen Gymnasiasten wird mit Wissen ihres Bischofs und seiner zuständigen Mitarbeiter immer noch im Religionsunterricht nahegebracht, daß 'Terroristische Minderheiten' im Sinne der Bergpredigt selig zupreisen sind."
"Bischof" Stein, das ist bekannt, ist einer der schwächsten Vertreter des deutschen Episkopats. Er rangiert etwa auf demselben Level wie der "Bischof" Kempf von Limburg. Sie sind dem Zeitgeist nicht gewachsen, deshalb ziehen sie die Kapitulation vor ihm vor. Das ist bequemer, erspart Kraft und Mühe und vor allem ein Auftreten, das einem Bischof wohl anstehen würde.
II. Der geschilderte Fall ist nicht vereinzelt. Mit der Verkümmerung des christlichen Glaubens zu einer innerweltlichen sozialen bis sozialistischen Heilslehre, wobei die Bergpredigt zum beliebten Alibi selbst für nicht- und antichristliche (terroristische) Bewegungen wird, hat sich allenthalben ein vor terroristische s bis radikal terroristisches Fluidum ausgebreitet.
Eine besondere Rolle dabei spielt die Sprache. Sie bahnt in Millionen von Menschen eine Denkweise vor, die sich später in eine entsprechende Handlungsweise umsetzt. Über die Massenmedien werden unzählige Menschen auf diese Weise manipuliert. Der Trierer Fall ist nur ein allerdings symptomatischer Detail-Fall.
In dieselbe Richtung geht es, wenn berichtet wirde (DSB 13/1978), in der SPD-Massenpostille "Vorwärts (Oktober 1977) sei "im Zusammenhang mit Terroristen von 'Paradieseskindern' gesprochen' worden. Derselbe "Vorwärts" zitierte den Jakobiner Robespierre: "Der Terror ist nichts anderes als das schlagfertige unerbittliche Recht, er geht somit aus der Tugend hervor ..." - Terroristen, wie der "wegen Raub, Gewalttätigkeit und Vergewaltigung zum Tode verurteilte Schwarzamerikaner John Harris" (II 3o.3. 1978), werden mit wohlklingenden Titeln wie "Freiheitskämpfer", "Opfer des Imperialismus" und "Menschenrechtskämpfer" belegt. In Wahrheit sind es Kriminelle, Verbrecher. Flintenweiber genießen dieselben Privilegien. In unserem Lande ist noch immer nicht für alle Bürger klar, daß die roten Terroristen "Banden" sind, keine "Gruppen"! Dieses verharmlosende Wort dient der Abschwächung der kriminellen Terroristen, Clipuen. Andererseits werden bei uns ständig die Bürger- und Menschenrechtskämpfer in der Sowjetunion und in anderen Ostblock-Diktaturen als "Dissidenten" bezeichnet - ein Wort, das aus linkem Denken stammt und zweifellos negativ gemeint ist und die Märtyrer der kommunistischen Gewalt als eine Art Staatsfeinede diffamiert, die vom kommunistischen Regime zu Recht verfolgt werden. Kommunistische Diktaturen nennen sich "demokratisch", sogar "volksdemokratisch" - eine Täuschung und Irreführung sondergleichen. Sie halten "Friedenskonferenzen" ab - der "Frieden", den sie meinen, ist nichts anderes ala die Pax sowjetics, die kommunistische Weltherrschaft.
Diese wenigen Beispiele zeigen, daß Massen von Begriffen, von Wörtern im Umlauf sind, die der bisherigen Bedeutung beraubt und somit umgefälscht wurden. Wenn der Verbrecher zum "Heiligen", mordende und brandschatzende Teroristen zu "Befreiern", Guerillas zu "Helden" umfunktioniert werden, hat tatsächlich eine Umwertung aller Werte stattgefunden. Wenn der Staat die Todesstrafe abgeschafft hat, Terroristenbanden aber davon sprechen, daß sie den X. oder Y. "hingerichtet" haben, mitunter sogar vor einem "Volksgerichtshof" verurteilten, dann wird die ganze Perversion unserer geistigen, rechtlichen und faktischen Situation klar. Aber wem wird sie wirklich klar? Wer wehrt sich noch dagegen? Wo ist der Massenprotest? Wer verwahrt sich, um noch ein Beispiel zu nennen, gegen die Betitelung der Unternehmer als "frei herumlaufende Raubtiere" durch den Schriftsteller Böll? Wer denn? Wer begreift denn noch den Wahnsinn, der darin liegt, daß Mörder, Plünderer, Vergewaltiger ihre Untaten unter der Bezeichnung "Friedenskämpfer" vollbringen?
III. Positive, humane, christliche Wörter werden von Verbrechern verwendet und von Sympathisanten für sie.
Der christliche Hauch der "Bergpredigt", 'die Assoziation vom "Paradies", Schlagworte wie "Befreiung" ("Theologie der Befreiung"), "Gerechtigkeit", "Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse" und tausend andere - sie alle verschleiern die Kriminalität von terroristischen "Befreiungsbewegungen" in aller Welt. Es ist nämlich eine Täuschung, den brutalen Terrorismus hierzulande, in Europa überhaupt, und die sogenannten "Befreiungsbewegungen" in vielen Teilen der Welt säuberlich trennen zu wollen, wie das manche, vor allem sich Christen nennende Sympathisanten tun, um den überseeischen Terrorvorgängen, z.B. in Rhodesien, Südafrika und Mozambique einen Hauch von (christlicher, moralischer) Legitimität zu verleihen. "Die verdrehte, halbwahre, verlogene Berichterstattung (auch von christlichen Beobachtern!) über die Ereignisse in diesem Teil der Welt (=Afrika) hat ein teuflisches Zerrbild entstehen lassen." Da wird beschönigt, verniedlicht, verharmlost, zynisch-brutale Terroristenbanden werden zu "Märtyrern" hinausgejubelt, Glorienscheine serienweise verteilt.
In den Massenmedien herrscht weithin eine anarchische Mentalität, deren Quellgrund das Ressentiment und der letzten Endes nur theologisch zu fassende Zerstörungs- und Vernichtungswille (emotional/irrational) sind. Auf der Suche nach dem sogenannten Umfeld von Chaos und Terror wird man sehr fern, scheinbar "sehr fern" ansetzen müssen. Das geht schon an bei Vokabeln wie "kritisch", "frustiert", "Sachzwänge", "Entfremdung", "Leistungsgesellschaft", "Emanzipation", "Selbstfindung" "holzen" (W. Brandt), die "Betriebe mobilisieren" (Brandt), bei der Übernahme und Verbreitung der marxistischen Termini, z.B. der Verdrängung von "Stand"/"Schicht" durch "Klasse" - die Frankfurter Schule hat hier "Großartiges" geleistet zahllose "Schreibtischtäter" haben in Wort und Schrift viele Worte des vereinbarten, wissenschaftlich gesicherten Gehalts beraubt und durch einen neuen Inhalt semantisch verfremdet, ideologisch aufgeladen. Beispiel: Bei einer Diskussion, an der der Autor dieser Zeilen teilnahm, war kein gemeinsames Verständnis über den Begriff "kapitalistisch" zu erzielen, weil eine (gebildete) Minderheit das Wort durchaus im wissenschaftlich-sachlichen Sinne gebrauchte, während die (ungebildete, emotional aufgeputschte) Mehrheit denselben Begriff ideologisch im Sinne von "Klassenkampf" / Kampf der "Unterprivilegierten" gegen die "Privilegierten", also als Tot-Schlagewort brüllend benutzte. Das Wort - und dasselbe gilt für zahlreiche andere Wörter - hatte für sie keine sachliche Bedeutung mehr, sondern war nurmehr eine einen Anti-Reflex auslösende Reaktionsvokabel. "Kritisch" bedeutet heute keineswegs mehr "abwägend", "prüfend", "unterscheidende", sondern "systemverändernd", "antiautor i tat", umstürzlerisch. Selbst solche, wie man meinen müßte, im allgemeinen Bewußtsein einigermaßen klaren Begriffe wie Dmokratie, Recht, Gesetzt, geschichtlich uralt, sind bei vielen Menschen,vor allem jungen, inhaltlich verfärbt bis verfremdet. Die Massenmedien, aber auch Schulbücher, Tagungen, Diskussionen usw. haben hier in gigantischem Ausmaß verfälschend .gewirkt. Nur mehr wenige zentrale Begriffe stehen (fast) unverändert da.
IV. Nehmen wir ein Beispiel aus den Texten der NEUKIRCHE! Wenn jetzt verkündet wird "Jesus war wi e Gott", dann fragt sich der Normalchrist, der noch die frühere Übersetzung "Jesus war in der Gestalt Gottes" im Ohr hat: Ist nun dieser Jesus Gott oder nicht? Die vergleichende Konjunktion "wie" leugnet die volle Idenität. Ähnlichkeit ist nicht dasselbe wie Identität, und den jüngeren Generationen wird dann nur noch eine Ähnlichkeit insinuiert, was dann, verstärkt durch die Proklamierung Jesu als "Sozialrevolutionär" und seiner Bergpredigt als Appell zur sozialen Umgestaltung, ja zur Revolution, auch verstärkt durch Bilder, die Jesus mit geschultertem Gewehr zeigen (RhM 7.4. 1978) und durch die Paraden der "Theologie der Befreiung" und schließlich durch die Auslöschung der Göttlichkeit Jesus Christi im Zuge der sogenannten "Chri stologie von unten", durch Küngs und anderer Lehren, zum Verlust des Dogmas führen muß. Jesus wird zum Gesellschaftsveränderer, zum sozialistischen und marxistischen Knüppel-aus-dem-Sack, zu einem, den Gott einstmals gesandt hat, die Gesellschaft zu verändern - heute sendet er eben den Camillo Torres, den Pater Sepulvada und andere.
V. Das Christentum ist, wie angedeutet, von dieser Wortverfälschung nicht ausgenommen. Alle nachkonzi 1iaren Texte sind verändert worden, selbst das Ave Maria und das Paternoster wurden umgemünzt. Nimmt man einmal alle dieser Veränderungen zusammen, so wird klar, daß man hier den "Geist der neuen Zeit" vor Augen hat, der sich bis in kleinste Verflechtungen und Verästelungen ausgebreitet hat. Selbst so scheinbar geringfügige Ummodelungen wie "Glücklich die ..." oder "Wohl euch ..." für "Selig ..." in der Bergpredigt zielen eindeutig auf den Immanentismus, der die letzte Wurzel für die Mentalität unserer Zeit in Kirche und Öffentlichkeit ist. Aber: "Man kann nicht hingehen und die messianische Idee von der Gleichheit aller Rassen und der Freiheit aller Menschen angesichts eines offenbar fälligen historischen Umsetzungsprozesses auch in die Utopie der Befreiung durch Guerillas verwandeln." Dies ist eine "Irreführung des messianisehen Bewußt seins".
Die "Mithaftung der Kirchen" ist eklatant. "Die Kirche läßt immer mehr dem "Gesetz" der Weltveränderer freien Lauf. Sie predigt Appelle und redet über 'Kirche und Gesellschaft'." Aufgehört hat sie weithin zu predigen über die Veränderung des (einzelnen) Menschen. "Über den Tod hinaus - dadurch unterscheidet sich der Gottestrost vom Märchen" (Romano Guardini) - und von der "Predigt" von Gesellschafts- und Strukturveränderungen als alleinzigem Heilmittel.
"Glaube bedeutet keine Umdichtung des Daseins", wozu man heute den Glauben so oft verfälscht. "Das große Anders- und Eigentlichwerden", das müßte die Kirche, wäre sie auf dem rechten Pfad, unentwegt verkündigen, "vollzieht sich erst, wenn alles Irdische sich ausgewirkt hat und zu Ende geführt ist. Dann, wenn er ausgeharrt hat, wird der Glaube Recht bekommen; ein göttlich strahlendes Recht."
Solange die Kirche nicht von ihren Irrwegen zurückkehrt, wird sie zur Mehrerin des Unfriedens, der Verwirrung, des Chaos auf dieser Welt werden. "Noch bezahlt sie nicht den Terror gegen Unschuldige in Rhodesien oder anderswo, aber sie finanziert bereits den Sanitäter, das Medikament, die Wolldecke, damit der verletzte Guerilla erneut morden und brandschatzen und auch die letzten Reste einer christlichen Zivilisation vernichten kann, selbst wenn dabei die eigenen Missionare im Kugelhagel zusammenbrechen" (DSB a.a.O.). "Terroristen sind keine Bestien", ließ der Bischof von Trier jüngst verlauten. Genau das ist die absurde Mentalität, die in der Neukirche um sich gegriffen hat.
Die letzte, absolute christliche Wahrheit, die natürlich in diesem Satz steckt, das Gebot der Feindesliebe, wird von Millionen nicht gesehen und nicht akzeptiert, weil der Bezug zur Gottesliebe vorausgehen muß, der nicht nur den Terroristen, den Sympathisanten und zahllosen Christen abhanden gekommen ist. Ein Satz wie der, daß Terroristen keine Bestien seien, ermutigt nur diese selbst und ihre zahlreich nuancierten Parteigänger und Mitläufer und die "Schreibtischtäter". Ein solcher Satz wertet unser aller Feinde auf, schwächt die Bestialität von Kriminellen ab, ist völlig deplaziert, da zu seiner rechten Einordnung die einfachsten Katechismuswahrheiten erst wieder verbreitet werden müßten.
Manche neukirchlichen Funktionäre machen sich ihre Feigheit und ihr Kapitulantentum noch leichter. Sie zitieren jenen Satz, man solle alles wachsen lassen bis zur Ernte. Wahrhaftig, der Herr hat auch für das Nichtstun aus Angst und Feigheit ein Alibi bereit. Wenn man aber die gleichen Leute mit dem Hinweis auf das Paulus-Wort "Arme habt ihr allezeit bei euch" zur Abstinenz von sozialer Hektik ermuntern würde, würden sie auf die Barrikaden gehen. So ist das heute: Das Ganze des Glaubens (dazu gehört ja auch die Dimension des ewigen Lebens nach diesem zeitlichen) wird nicht mehr in jedem Fall gesehen. Worte sind zu Kautschuk-Begriffen entartet ...
... in den Mündern von "Gewalttätern des Wortes", Fälschern. Wenn Worte oder ganze Sätze beliebig auslegbar sind, wenn also der Relativismus zur gängigen Denk- und Handlungsweise wird und damit jede absolute Norm vor die Hunde geht, wird die liberale und rote Neukirche nicht gesunden. Zeit-Opportunisten sind unfähig, das Selbstverständliche (wieder) zur Sensation zu machen, da sie an geistigen Haltungsschäden leiden. Der Siegeszug der rabiaten "Theologie der Befreiung" wird weitergehen. Die Publicity, Abfallprodukt eigener Bemühungen, ist den nachkonziliaren Parvenues, Kosmetikern und Zeremonienmeistern eines der höchsten Güter. Wir sind nicht nur dabei, Lenin, Marx, Mao u.a. als neue Kirchenheilige zu etablieren, wir werden, nach dem Vorgang des Camillo Torres, auch den Typ des "heiligen Verbrechers" (Schiller: "Verbrecher aus verlorener Ehre") kreieren.
VI. Und da haben wir sie schon vor uns: "Katholische 'Friedenspriester' und 'Friedenskämpfer" in der Bundesrepublik Deutschland halten die Tradition der 'Ostermärsche' am Leben ...", nur eben an Pfingsten (II 17/1978), und zwar "in der für Linksaktivitäten bekannten Diözese Limburg". Auch "die heutigen Themen" entsprechen "voll und ganz den Intentionen Moskaus".
"Bischof toleriert Seligpreisung von Terroristen" - "Katholische 'Friedenspriester' und 'Friedenskämpfer'" in Aktion - hier blickt man sehr klar in die postkonziliare "Neukirche", für deren Bekehrung man Gott nur inständig um die Aussendung des Heiligen Geistes bitten kann. |