KATECHISMUS DER KATHOLISCHEN RELIGION
von
+ H.H. Dr.theol. Otto Katzer
Sechster Glaubensartikel
165) Der sechste Glaubensartikel lautet: "Aufgefahren in den Himmel, sitzet zur rechten Hand Gottes, des allmächtigen Vaters."
166) Jesus ist am vierzigsten Tage nach seiner Auferstehung in den Himmel aufgefahren.
167) Jesus Christus ist aus eigener Macht, mit Leib und Seele, vor den
Augen seiner Jünger, vom Ölberge aus in den Himmel aufgefahren.
"Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Die Erde war noch ein wirres
Durcheinander. Finsternis lag über der abgrundtiefen Flut. Gottes Geist
schwebte über den Wassern. Da sprach Gott: "Es werde Licht!" Und es
ward Licht. Und Gott sah, daß das Licht gut war (Genesis, 1,1-13.)
Keine Brüsseler Spitzen weisen eine solche Pracht auf, wie der aus
Lichtstrahlen gewebte menschliche Körper. Genauso, wie es für die
Nachtschmetterlinge kein Konzert gibt, gibt es für uns "Kinder der
Finsternis" ob der Erbsünde kein Zauberspiel der Strahlen, einer Welt,
die uns fast allen unzugänglich ist. Wenn wir aber geistig lebten,
würde der Geist, bis zu einem gewissen Grade, die Sinne überholen -
doch wer lebt geistig?
Es werde Licht! - und aus diesen strahlenden Fäden des Lichtes schuf
Gott als Sein wunderbarstes Werk den menschlichen Körper, der hiemit
Licht vom Lichte ist. Diese Tatsache müssen wir wohl bedenken, wenn wir
auf Engelserscheinungen, Erscheinungen des Heilandes, der Mutter Gottes
oder mancher Heiligen zu sprechen kommen, aber auch bei Christi und
Maria Himmelfahrt.
Die Engel, welche überhaupt keine Körper haben, müssen sich einen
solchen mit Gottes Hilfe schaffen, dessen "Wellenlängen" für die Sinne
des Menschen faßbar sind. Auf diese letzte Tatsache kommt nun Cochem in
seinem Großen Leben Jesu zu sprechen, wenn er von der Verkündigung
Maria erzählt: "Hier sollst du wissen, daß die heiligen Engel keine
Leiber haben, dieweil sie pure Geister sind, gleich wie unsere Gedanken
auch nur pure Geister sind. Wenn sie einem Menschen wollen erscheinen,
und mit ihm reden, so müssen sie einen Leib aus der Luft machen: und
wann sie wieder verschwinden, so wird der Leib wieder zur Luft. Wie
schön aber diese angenommenen Leiber sein können, kannst du dir
leichthin einbilden, wenn du bisweilen in der Morgenröte oder abends,
nach dem Sonnen-Niedergang die Schönheit der Wolken ansiehst: welche so
schön erscheinen, daß kein Ding auf Erden mit ihnen zu vergleichen ist.
Die englischen Leiber (wenn die Engel wollen) geben auch einen solchen
lieblichen Geruch von sich, daß kein Gewürz auf Erden so lieblich
riechen mag."
Als Jesus zur Welt gekommen war, zeigte sich ein großes Licht, und die
Herrlichkeit Gottes umstrahlte die Hirten. (Luk.2,9.) Von nun an gingen
die Worte des Propheten Isaias in Erfüllung:
"Das Volk, das im Finstern sitzt,
sieht ein helles Licht;
denen, die im Lande des Todesschattens wohnen,
strahlt ein Licht auf." (Matth.4,16.)
Bei der Verklärung Jesu "leuchtete sein Antlitz wie die Sonne, und
seine Kleider glänzten wie das Licht." (Matth.17,2-3.) Bei seinem
Verlassen der Welt im Sterben "brach von der sechsten bis zur neunten
Stunde eine Finsternis über das ganze Land herein." (Matth.27,45.) Als
sich der Herr Paulus zeigen wollte, "da umstrahlte Paulus plötzlich ein
Licht vom Himmel." (Apost.9,4.)
Wenn der tschechische Dichter Otakar BŒezina in seinem Gedicht "Die
Mutter" von ihrem Ableben spricht, so sagt er unter anderem: "Der Klang
deines Namens erstürmte auf unseren Wellen". Auf unseren, klingt aber
weiter auf anderen, die für uns nicht mehr erreichbar sind, wenigstens
für unsere Sinne! Das Leben auf dieser Basis ist zu Ende, wird aber
fortgesetzt auf einer anderen. Und dort, wo wir von einem körperlichen
Übergang zu sprechen haben, müssen wir viel eher von einem Übergang auf
eine andere Wellenlänge sprechen. Diese körperlichen Erscheinungen, sei
es ein für die Sinne zugängliches Sichtbarwerden, oder die Himmelfahrt,
ist, wie sie es auch für uns sein muß, immer mit einer Lichterscheinung
verbunden. Es ist also kein ausgesprochen räumliches Ereignis, als
welches wir es erfassen, sondern eine Überführung auf eine andere, von
den Menschen erfaßbare Lichtwelle, ähnlich wie die relativ
allgegenwärtigen Fernsehwellen vermittels des entsprechenden Empfängers
auf eine für die Zuschauer erreichbare Wellenlänge überführt werden.
Wir müssen natürlich betonen, daß auch hier gilt: "Omnis analogia
claudicai", ("Jeder Vergleich hinkt´was nach")! Unsere Aufgabe ist es
nur, die besprochenen Erscheinungen unserer Vorstellungskraft aufgrund
unserer Kenntnisse etwas zugänglicher zu machen, wobei wir keinesfalls
den Anspruch erheben, das letztlich Unvorstellbare auf eine sinnliche
Erscheinung erschöpfend zu reduzieren.
Melanie von La Salette gibt uns eine präzise Beschreibung einer
Erscheinung der Mutter Gottes, so wie es analogisch bei allen
Erscheinungen verläuft. "Beim Weiden meiner Kühe", so schreibt sie,
"sah ich plötzlich ein großes Licht, glänzender als die Sonne; kaum daß
ich die Worte aussprechen konnte: 'Maximin, siehst du, dort unten? Ah,
mein Gott!' Und zur gleichen Zeit ließ ich meinen Stock, den ich in der
Hand hatte, fallen. Ich war nicht klar über das Liebliche, was sich in
mir in diesem Augenblicke abspielte, ich fühlte mich aber angezogen,
ich verspürte eine liebevolle große Ehrfurcht, und mein Herz wäre
schneller gelaufen als ich.
Ich betrachtete fest dieses Licht, welches unbeweglich war, und als ob
es sich geöffnet hätte, nahm ich ein anderes Licht wahr, noch
glänzender, welches sich in Bewegung befand, und inmitten dieses
Lichtes eine sehr schöne Frau, die auf unserem 'Paradies' saß, ihr
Haupt in die Hände gelegt. (...)
Die heilige Jungfrau war von zweierlei Licht umgeben. Das erste Licht,
welches ganz bei der heiligsten Jungfrau war, reichte bis zu uns; es
strahlte mit großem funkelnden Glanz. Das zweite Licht befand sich mehr
um die schöne Frau, und wir befanden uns in ihm; es war ruhig, d.h. es
schimmerte nicht. Beide Lichter taten den Augen nicht weh und ermüdeten
nicht das Gesicht. (...)
Und während mein Herz sich in eine süße Breite erweiterte, entschwand
nach und nach die schöne Gestalt meiner Guten Frau: es kam mir vor, daß
das sich bewegende Licht stärker wurde, oder vielmehr, sich um die
heiligste Jungfrau verdichtet hätte, um mich daran zu hindern, sie
länger zu betrachten. So nahm das Licht den Platz der Körperteile ein,
welche meinen Augen entschwanden; ja es schien mir vielmehr, daß der
Körper zergehend sich in Licht verwandle. (...) Und das Licht erhob
sich sanft in der Gestalt einer Kugel zur rechten Seite.
Ich kann nicht sagen, ob der Umfang des Lichts sich verengerte, in dem
Maße, wie es emporstieg, oder ob es das Sichentfernen war, welches es
verursachte, daß ich das Licht sich verkleinern sah, in dem Maße, wie
es sich erhob; was ich weiß, ist, daß ich stehen blieb mit erhobenem
Kopf, die Augen auf das Licht gerichtet, selbst noch als dieses Licht,
welches sich immermehr entfernte und kleiner wurde, zuletzt
verschwand." (1)
Vergleichen wir den kurzen Bericht über die Himmelfahrt Jesu, so wie
wir ihn in der Apostelgeschichte finden: "Nach diesen Worten ward er
vor ihren Augen (am Ölberg) emporgehoben. Eine Wolke entrückte ihn
ihren Blicken. Während sie noch unverwandt zum Himmel aufschauten, wie
er hinging, siehe, da standen zwei Männer in weißen Gewändern bei
ihnen, die sprachen: 'Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und
schaut zum Himmel hinauf? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel
aufgenommen ist, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel
auffahren sehen."(Apog. 1,9-11.)
In diesem Zusammenhange sei nur noch bemerkt, daß mit unseren
Kenntnissen des menschlichen Körpers auch das Ereignis der Auferstehung
viel faßbarer geworden ist, also gerade das Gegenteil von dem, was die
rationalistische Theologie behauptet.
168) Jesus Christus ist in den Himmel aufgefahren:
1. um auch als Mensch die verdiente
Herrlichkeit in Besitz zu nehmen. "Mußte nicht Christus dies leiden und
so in seine Herrlichkeit eingehen?" (Luk 24,26.)
2. um seiner Kirche den Heiligen Geist zu senden; "Wenn ich nicht
hingehe, so wird der Tröster nicht zu euch kommen; gehe ich aber hin,
so werde ich ihn zu euch senden." (Joh 17,7.)
3. um im Himmel unser Mittler und Fürsprecher beim Vater zu sein; "Wir
haben einen Fürsprecher beim Vater, Jesus Christus, den Gerechten." (1
Joh 2,1.)
4. um uns den Himmel zu eröffnen und uns dort eine Wohnung zu bereiten.
"Im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen, ... ich gehe hin, euch
einen Ort zu bereiten." (Joh 14,2.)
169) Jesus "sitzet zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters", heißt:
Jesus besitzt auch als Mensch die höchste Gewalt und Herrlichkeit über
alles, im Himmel und auf Erden.
"Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja bis zum
Tode am Kreuze. Darum hat ihn Gott auch erhöht und ihm einen Namen
gegeben, der über alle Namen ist, daß in dem Namen Jesu sich beugen
alle Knie derer, die im Himmel, auf der Erde und unter der Erde sind,
und daß alle Zungen bekennen, daß der Herr Jesus Christus in der
Herrlichkeit Gottes des Vaters ist." (Philipp. 2,8-11.)
Anmerkungen:
1) Pour servir à l'histoire réelle de La Salette. Documents I.,pg.72 sq. Nouvelles Editions Latines, Paris.
Siebenter Glaubensartikel
170) Der siebente Glaubensartikel lautet: "Von dannen er kommen wird zu richten die Lebendigen und die Toten."
171) Jesus wird am jüngsten Tage, das ist am Ende der Welt, mit großer Macht und Herrlichkeit vom Himmel wiederkommen.
"Sie werden den Menschensohn kommen sehen in den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit." (Matth. 24,3o.)
Die Geschichte schreiben nicht Politiker-wenigstens nicht eigenmächtig,
sondern Heilige! Warum? Solange wir nicht begreifen, daß die kleinste
moralische Abweichung vom Gesetze Gottes, eine sog. leichte Sünde,
soweit sie bewußt und gewollt ist, einen größeren Schaden in der
physikalischen Welt anstiften würde (wenn Gott die in ihr verborgene
Vernichtungskraft freiließe) als ein Zusammenprall von zwei
Himmelskörpern, verstehen wir von unserem Glauben rein nichts! Stellen
wir nun die Bilanz des 2o. Jahrhunderts auf! Mehr als zweihundert
Millionen Tote, direkte und indirekte Opfer der Kriege und
Konzentrationslager in der ganzen Welt, fast ebensoviele Krüppel, ein
Meer von Not, Blut, Elend und Tränen, ein moralischer Sumpf, wo kein
gediegener Charakter mehr aufwachsen kann - eine Unzahl von
Hauptsünden, die zum Himmel um Rache schreienden Sünden - bedenken wir
nur gut die Fratze der sogenannten "Mutterliebe", welche die Henker zum
Kindermord herbeiruft!!!, die "fremden Sünden" und nicht zuletzt die
Sünden wider den Heiligen Geist! Wenn unter solchen Bedingungen die
Welt noch nicht pulverisiert ist, so stehen wir vor einem der größten
Wunder! Schon der hl. Fulgentius macht im fünften Jahrhundert darauf
aufmerksam, daß wir unsere Rettung allein der Fürbitte der Mutter
Gottes zu verdanken haben, wenn wir die Schlechtigkeit der Erde
betrachten. Endlos kann aber unsere Sündhaftigkeit nicht weitergehen!
Es kommt ein Augenblick, und er scheint nicht mehr weit entfernt zu
sein, wenn die Barmherzigkeit Gottes Seiner Gerechtigkeit den Weg wird
bereiten müssen!
Noch eine andere Sache müssen wir gut bedenken! Solange wir zur
Einsicht kommen, daß die geringste "Einheit" der Gnade Gottes, soweit
wir von ihr so sprechen dürfen, mehr Energie in sich birgt, als die
gesamte Ernergie des Weltalls, verstehen wir von unserem Glauben rein
nichts!
Wir schaudern zurück vor der Schlechtigkeit des Menschen und
erschrecken vor der wohlverdienten Strafe, vergessen aber, daß diese
längst schon sich ergossen hätte, wenn nicht, geführt von der
Barmherzigkeit Gottes, jemand für uns eingetreten wäre: die Mutter
Gottes und so viele Heilige! Hierin liegt der christliche Optimismus
begründet.
Wenn auch die Lage der Menschheit - menschlich gesprochen - völlig
aussichtslos ist, kann immer noch jemand, wenn die von Seiner
Gerechtigkeit geführte Barmherzigkeit Gottes es überhaupt-noch
gestatten darf, rettend eingreifen. Wir werden uns vielleicht beim
Weltgericht wundern, wem das 2o. Jahrhundert seine Rettung zu verdanken
hat, wenn diese eintreten sollte! Vielleicht einem Straßenkehrer, der
ob der Reinheitseines Herzens das Maximum an der Gnade empfängt, and ob
seines Opfergeistes diese wieder ausstrahlt: oder einem alten
Mütterlein, das bei voller Hingabe in den Willen Gottes am Krankenlager
in Schmerzen den Rosenkranz betet. Vergessen wir ja nicht, daß an und
für sich das heilige Kreuzzeichen allein, wenn es einem Gott liebenden
Herzen entspringt, imstande ist, alle Kernwaffen in Schach zu halten!
Aus diesem Bewußtsein muß aber auch unser Verantwortungsgefühl
entspringen, da ein jeder von uns verpflichtet ist, in dem Ausmaße,
welches Gott ihm ermöglicht, zur Rettung beizutragen!
Leider tritt beschleunigt das Gegenteil ein. Die Quelle der Gnade
Gottes ist die Erneuerung des Opfers Christi am Kreuze, wie sie bei der
hl. Messe stattfindet.
Je mehr hl. Messen es geben wird, natürlich gültige, um so mehr wird
sich das Licht und die Kraft der Gnade in der Welt verbreiten können
und ihre heilsame Kraft auswirken lassen. Wird aber dieser Zustrom der
Gnade Gottes unterbunden, indem das Opfer durch das Mahl ersetzt wird,
gewinnen die negativen Kräfte in der Welt beschleunigt die Oberhand.
Kiplings Maugli beherrscht zuletzt die Dschungel mit Hilfe des Feuers!
Auch wir können und sollen die Dschungel der entfesselten
Leidenschaften, sei es in uns, sei es in der Umwelt durch das
himmlische Feuer besiegen. In den ersten christlichen Jahrhunderten
wurde die Heilige Hostie oft "Anthrax" genannt, glühende Kohle!
Dies geschah mit Bezug auf Isaias 6,6: "Da flog zu mir einer von den
Seraphim, und hatte eine glühende Kohle in der Hand, die er mit der
Zange vom Altare genommen hatte. Und er berührte meinen Mund, und
sprach:'Siehe, diese berührt deine Lippen, und deine Missetat weicht,
und deine Sünde ist versöhnt!'" Infolgedessen müssen auch wir bei der
heiligen Kommunion beherzigen, daß im Priester nicht die uns bekannte
Person an uns herantritt, sondern der Engel des Herrn, mit der
glühenden Kohle in der Hand, um in uns ein Feuer anzuzünden, oder es zu
nähren, welches uns eines Tages ganz verzehren soll, so daß wir Feuer
vom Feuer werden, und die Schatten der Sünde es nicht mehr wagen, an
uns heranzutreten. Wird die Menschheit aber den Einflüsterungen des
Teufels nachgeben und ihn anbeten, dan werden ihr anstatt des
Brennpunktes der Liebe, der kleinen HOSTIE, als Lockmittel "Brot, Ehre
und Macht" angeboten, von welchen ein jeder so viel für sich wird
erbeuten wollen, wie nur möglich, koste es, was es wolle, wie es uns
der hl. Paulus im dritten Kapitel seines zweiten Briefes an Timotheus
voraussagt: "Wisse, daß für die letzten Tage schwere Zeiten
bevorstehen. Da werden die Menschen selbstsüchtig sein; geldgierig,
prahlerisch, hochmütig, schmähsüchtig; den Eltern ungehorsam,
undankbar, gottlos; lieblos, treulos, verleumderisch; zügellos,
grausam, gemein; verräterisch, frech, aufgeblasen; sie werden die Lust
mehr lieben als Gott, sich den Schein der Frömmigkeit geben, aber deren
Kraft vermissen lassen!"
Vor dieser Zeit warnt uns auch der Heiland im 24. Kapitel bei Matthäus:
"Sehet zu, daß euch niemand irreführt. Denn viele werden unter meinem
Namen auftreten und sagen: Ich bin Christus. Und sie werden viele
irreführen. Ihr werdet von Kriegen und Kriegsgerüchten hören. Habt
acht, laßt euch dadurch nicht erschrecken. Das muß so kommen, aber das
Ende ist es noch nicht. Denn Volk wird sich gegen Volk, Reich gegen
Reich erheben. Hungersnot und Pest und Erdbeben wird es allenthalben
geben. Aber das alles ist erst der Anfang der Wehen!"
Im Vorwort zum Werke "Männer der Wissenschaft in Amerika" schreibt
George Sarton: "Vor einem halben Jahrtausend schrieb der holländische
Autor der Nachfolge Christi: 'Was nützt es, über dunkle und verborgene
Dinge nachzugrübeln und viel darüber zu sprechen ...' Indem wir den
Ausdruck dieses Gefühls etwas modernisieren, könnten wir sagen: 'Wozu
zählen wir die Galaxien, analysieren Sterne, zersplittern Atome, wenn
wir so wenig Weisheit besitzen, daß wir uns aus dem Leben eine Hölle
bereiten?'
Je mehr es an Wissenschaft gibt, um so größer zeigt sich die
Notwendigkeit der Toleranz und Freundlichkeit, nicht zu sprechen von
Gerechtigkeit, desto größer die Not von Menschlichkeit, ohne welche die
Wissenschaft nicht wert ist, sich mit ihr abzugeben, und das Leben
nicht wert ist zu leben!" (1)
Leider zählen wir heute einige hunderttausend Wissenschaftler, die sich
bemühen, die an und für sich schon so schrecklichen Nuklearwaffen noch
verheerender zu machen, obwohl bereits heute die gesamte Menschheit mit
Hilfe der zur Verfügung stehenden Waffen einigemale vernichtet werden
könnte! Der Mensch jubelt darüber, wie hoch er sich heute von der Erde
erheben kann, wenn auch dies im Vergleich mit den kosmischen Weiten ein
Katzensprung ist, verkriecht sich aber aus Angst vor seinen
"himmlischen" Kollegen, wie die Ratten in unterirdische Löcher. Der
"Höhlenmensch" (am Ende der sogenannten Kultur, nicht am Anfang), "der
Höhlenmensch", so endet Prof. Andrade sein Fachwerk über das Atom und
seine Energie, "hält in der Hand eine brennende Fackel, lebt aber nicht
mehr in einer Höhle, sondern in einer hölzernen Hütte im trockenen
Walde. Wenn er es auch nicht begreifen kann, so wollen wir wenigstens
hoffen, daß er vorsichtig sein wird!"(2) "Zunehmendes Wissen schafft
Überschwierigkeiten", sagt Tyrrell, "nicht Über-Menschen!"(3) Und wenn
Prof. Andrade seine letzte Hoffnung in den Selbsterhaltungstrieb des
Menschen legt, so wird er selbst hier bitter enttäuscht, denn es ist
bereits ein solcher Umbau der menschlichen Psyche gelungen, daß
beeinflußte Personen den Schmerz als einen Witz betrachten,
Ungerechtigkeit als Recht, Häßlichkeit als Schönheit, ohne sich dessen
meistens bewußt zu sein. Das wurde schon zu Militärzwecken ausgenützt,
wie wir es bei den japanischen Selbstmörder-Fliegern (Kamikaze) sehen.
(4)
Auf eine schaurige Weise können wir den Geisterchor aus Goethes Faust applizieren:
"Weh! Weh!
Du hast sie zerstört,
die schöne Welt,
mit mächtiger Faust,
sie stürzt, sie zerfällt!
Ein Halbgott hat sie zerschlagen!
Wir tragen
die Trümmer ins Nichts hinüber,
und klagen über die verlorne Schöne!"
Nicht umsonst singt die hl. Kirche im Ritus für Verstorbene: "Errette
mich, o Herr, vom ewigen Tode, an jenem schrecklichen Tage, wann Himmel
und Erde erschüttert werden, da Du kommen wirst, die Welt zu richten
durch Feuer. Zittern und Furcht überfällt mich, wenn die Untersuchung
kommt und die künftige Rache, wenn Himmel und Erde erschüttert werden.
Jener Tag, der Tag des Zornes, des Elends und des Jammers, der große
und überaus bittere Tag, da Du kommen wirst, die Welt zu richten durch
Feuer!" Höchstwahrscheinlich wird es der Mensch selbst sein, der mit
seiner Fackel des Hasses ein Feuer anzünden wird, welches in einen
Weltbrand ausmünden wird, den zu löschen nicht mehr in seiner Kraft
sein wird. Daß dies für ihn heute eine Leichtigkeit ist, das haben wir
schon gezeigt.
Gregor von Valentia gibt uns eine kurze Übersicht über die Zeichen des kommenden Weltgerichtes:
1. Die Verkündigung des Evangeliums auf der ganzen Welt.
2. Auflösung des römischen Reiches und allgemeiner Abfall von ihm.
3. Wiederkunft von Henoch und Elias.
4. Bekehrung der Juden.
5. Verfolgung der Kirche, wie sie vordem noch nie da war. (vgl. Matth. 24)
6. Der Antichrist bringt jeden öffentlichen christlichen Kult zum
V/erschwinden, besonders das Hl. Meßopfer (vgl. Daniel XII; Bestätigung
durch den hl.
Hieronymus, Theodoretus, den hl. Irenäus, den hl. Märtyrer Hippolyt und
den hl. Augustinus). Auch wenn es zu einem sehr großen Abfall vom Hl.
Stuhl kommen wird, so wird dennoch ein Rest treu bleiben! Zu jener Zeit
wird auch der Versuch gemacht, den mosaischen Kult wieder einzuführen.
Betont wird die Treue dem Apostolischen Stuhl gegenüber, denn selbst
Suarez schließt die Möglichkeit nicht aus, wie unglaublich sie ihm auch
scheint, daß der Papst in jener Zeit der Häresie verfällt. Nach der
Ansicht vieler Gelehrten seiner Zeit glaubt Suarez, daß unter dem
Antichristen Rom zum Heidentum zurückkehren wird, und die Kirche
derartig unterdrückt sein wird, daß sie nur in geheimen Winkeln und
unterirdischen Katakomben noch existieren wird. Deshalb kann Rom
alsdann auch Babylon genannt werden, da das Chaos den Höhepunkt
erreichen wird. Dadurch hört die Kirche nicht auf zu existieren, da es
ja auf die Zahl der Glieder der streitenden Kirche gar nicht ankommt.
Der Abfall vieler kann ihrer Integrität keinen Schaden antun. Und wenn
selbst der Papst unter dem Drucke des Tyrannen Irrlehren vertreten
würde, so wäre das für die Kirche kein unersetzbarer Schaden, denn wie
jedes andere Glied der Kirche, würde er in diesem Falle aufhören, Glied
dieser Kirche zu sein. Er würde nicht als Papst abfallen, welcher er
wegen seiner Irrlehre ipso facto nicht mehr sein würde, sondern als
Privatperson, und die Kirche könnte einen neuen Papst wählen. (6)
Wenn wir die Verhältnisse in Rom von heute betrachten und die
Verfolgung der hl. Messe bedenken, so müssen wir darin ein untrügliches
Zeichen des nahenden Endes sehen, auf welches hin noch manche andere
Ereignisse deuten.
172) Jesus wird am Jüngsten Tage wiederkommen, um alle Menschen zu
richten: die Lebendigen und die Toten, die Guten und die Bösen. "Wir
alle müssen erscheinen vor dan Richterstuhle Christi, damit ein jeder,
je nachdem er in seinem Leben Gutes oder Böses getan hat, danach
empfange." (II. Kor. V,lo)
173) Das Gericht am Jüngsten Tage heißt das Jüngste (oder Letzte)
Gericht (oder allgemeines oder Weltgericht), weil es das letzte Gericht
ist, und weil bei demselben alle Menschen der ganzen Welt gerichtet
werden.
174) Jesus wird am Jüngsten Tage die Menschen also richten: er wird
a) die Guten von den Bösen scheiden;
b) das Gute und das Böse, das die Menschen getan haben, vor der ganzen
Welt offenbar machen; c) die Guten in den Himmel aufnehmen, die Bösen
in die Hölle verstoßen.
Alsdann wird der König zu denen, die zu seiner Rechten sein werden,
sagen: Kommet, ihr Gerechten, ihr Gesegneten meines Vaters, besitzet
das Reich, welches seit Grundlegung der Welt euch bereitet ist! (...)
Dann wird Er auch zu denen auf der Linken sprechen: Weichet von Mir,
ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, welches dem Teufel und seinen
Engeln bereitet worden ist." (Matth. XXV, 34,41)
175) Es gibt außer dem allgemeinen noch ein besonderes Gericht, das
sogleich nach dem Tode jedes Menschen über dessen Seele gehalten wird.
Der Zustand der sog. Bewußtlosigkeit hat nur so viel zu sagen, daß es
der Person nicht mehr möglich ist, vollauf, direkt oder indirekt, aktiv
oder passiv mit der sinnlichen Umwelt in Verbindung zu treten. So liegt
gar mancher Kranke scheinbar in tiefster Agonie, wobei er dennoch alles
hört, worüber gesprochen wird. Und wenn schon der Tod eingetreten ist,
die Seele sich vom Leibe getrennt hat, was geschieht dann? Da Seele,
Geist und 'Ich' dasselbe ist, und im Lichte der Gerechtigkeit Gottes
panoramatisch unser ganzes Leben vor uns sein wird, wird das Bewußtsein
nicht nur nicht vermindert, sondern zeigt sich in einer bis jetzt
unerlebten Klarheit; wir sind von der Lebensbühne der vergänglichen
Welt abberufen worden und befinden uns in einem Völlig neuen Bereiche,
welcher je nach unserer ehemaligen Lebensweise ausgestattet sein wird.
Daß es sich hier um keine lokale Bewegung handelt, wie in der
sinnlichen Welt, sollte klar sein. Wir sind vor Gott, aber Gott ist
überall; nur das Verhältnis Ihm gegenüber verändert sich. Nicht mehr
indirekt sind wir mit Ihm bei diesem Gericht in Verbindung, sondern von
Angesicht zu Angesicht, da das Hindernis der Körperlichkeit nicht mehr
vorhanden ist.
176) Nebst dem besonderen findet noch ein allgemeines Gericht statt:
a) damit Gottes Macht und Gerechtigkeit, Liebe und Weisheit vor aller Welt offenbar werde;
b) damit Jesus Christus von allen Menschen anerkannt und verherrlicht werde;
c) damit den Gerechten die verdiente Ehre, den Gottlosen die verdiente Schmach zuteil werde.
Anmerkungen:
1) Bernard Jaffe, Men of Science in America, Oversea editions, inc. pg.X.
2) EN. da C. Andrade, The Atom and its Energy, London 1947, pg. 191.
3) GNM. Tyrrell, The Personality of Man, pg.14; Proceedings of the Society for Psychical Research, Vol.XIV, pg.lÛo.
4) vgl. V. B. Dröscher, Magie der Sinne im Tierreich, München 1966.
5) Gregorii de Valentia, Commentariorum Tomus IV. Disp. XI, Quaest. II.
6) vgl. Francisci Suarez, Defensio fidei, Tom. XX. Lib. V. De Antichristo, cap.XXI,7.
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