OFFENE FRAGEN AN H.H. PFARRER HANS MILCH
von
Eberhard Heller
Die Wogen der Entrüstung in gewissen traditionalistischen Kreisen
anläßlich der 'Suspendierung' von Pfarrer Milch haben sich geglättet,
die Empörung über die Amts'kirehe1, die wieder einmal ein Opfer
brauchte, ist einem neuen Aufschwung gewichen, der jetzt alle Kräfte
der "Spes unica" bindet. Da die lauten Töne also verstummt sind, ist
man hoffentlich auch wieder so nüchtern geworden, daß man sich von dem
Nimbus des Märtyrers nicht zurückhalten läßt und Pfarrer Milch klipp
und klar fragt, wo er heute eigentlich stehe.
Seine Aufforderung, sich bedingungslos Mgr. Lefebvre zu verschreiben,
einem Personenkult, der dann doch wieder keiner sein sollte - der
ehemalige Hattersheimer Pfarrer korrigierte sich: in der Person von
Mgr. Lefebvre wäre das Katholische vollkommen verwirklicht, daß man mit
"moralischer Gewißheit" die Identität von Person und Sache feststellen
könne - wurde gleich von vielen Seiten zu recht kritisiert, war doch
diese Aufforderung unvereinbar mit der Morallehre - einmal ganz
abgesehen davon, was sie inhaltlich meinte. In seinem "Spes unica"
Rundbrief vom 6.8.1979 nahm er noch einmal dazu Stellung: "Wir bekennen
uns zu keiner Person, sondern zur höchst bewährten Wirksamkeit, zum
gottgesegneten Werk und Weg des Erzbischofs, der dafür alles getan hat,
daß wir mit dem allerbesten Gewissen alles, was katholisch ist, war und
sein wird, mit seinem Namen verbinden können. - Von einer vorzeitigen
persönlichen 'Heiligsprechung' kann keine Rede sein; darum geht es
nicht im Ansatz. Niemand denkt daran, absolut auf eine Person zu bauen.
Aber es gibt das, was die Scholastiker die 'moralische Gewißheit1
nennen, d.h. eine innere Sicherheit, die davon ausgeht, daß unter
Ausschluß höchst unwahrscheinlicher und eklatanter pathologischer
Störungen eine Sache als sicher angesehen werden kann, in unserem Fall,
daß das Dasein des Erzbischofs Lefèbvre unlösbar identisch ist mit
seinem Einsatz für das Wesen des Katholischen und mit seiner glühenden
Liebe zur einzigen Kirche und zum Heil der Seelen! - Das Bekenntnis zu
Gott, zum Papst auszuspielen gegen das Bekenntnis zu Lefèbvre, ist also
ein müßiges, sinnloses und irreführendes Beginnen. All dies nämlich ist
eins!" Manche blieben trotz dieser Erklärung bei der Ansicht, Pfarrer
Milch wolle damit nur den verunsicherten, heimat- und führerlosen
Gläubigen eine Vaterfigur empfehlen, wobei man die Parole des
unbedingten Vertrauens zu dem Econer Prälaten seinem pastoralen Pathos
zuschrieb.
Einmal abgesehen von seiner Anhänglichkeit an Mgr. Lefebvre kritisiert
er wie dieser zwar Johannes Paul II., betrachtet ihn aber weiterhin als
legitimen Inhaber der Cathedra Petri (vgl. "Spes unica" Rundbrief vom
5.2.198o, S.3 f). Inzwischen sind in Econe weitere Positionen
aufgegeben worden (oder sollte man besser sagen: Masken fallen gelassen
worden?). Trotzdem hat er es bisher versäumt, sich von Mgr. Lefebvre,
der in seiner Bruderschaft keine Mitglieder duldet, "die es ablehnen,
für den Papst (´ Wojtyla) zu beten und die behaupten, daß alle Messen
des Novus Ordo ungültig sind" (vgl. dessen Erklärung vom 8.11.1979), zu
distanzieren. Vielmehr betrachtete er die Aufforderung (der
'Amtskirche') sich von ihm loszusagen, als einen "in sich unsittlichen,
dem katholischen und apostolischen Glauben entgegenstehenden Befehl"
(vgl. Sonderbrief an die römisch-katholische Gemeinde St. Athanasius
vom 3o.12.1979).
Damit aber jeder weiß, für was bzw. für wen er sich entscheidet, ob
nämlich für einen wirklichen Verfechter des wahren Glaubens, der in
sich die wahre "spes unica" trägt oder nur für ein Lefebvre-Anhängsel,
das die Gläubigen zwecks Realisierung dessen schismatischen Programms
um sich schart, stelle ich an Pfr. Milch die folgenden offenen Fragen:
1. Sind Sie, hochwürdiger Herr Pfarrer,
wie Mgr. Lefebvre der Auffassung, daß der "NOM" neben der hl. Messe am
gleichen Altar gefeiert werden kann?
2. Sind Sie wie Mgr. Lefebvre der Meinung, daß der Apostat Wojtyla, der
de facto Inhaber der Cathedra Petri (vgl. den Beitrag von Prof.
Siebel), legitimer Papst ist?
3. Entfernen Sie schließlich, wie das Mgt. Lefebvre bereits mit H.H.
Dr. Katzer und anderen getan hat, alle diejenigen aus Ihrem Kreis, "die
es ablehnen, für den Papst zu beten", d.h. für Wojtyla, der sicherlich
nicht der Hl. Vater ist?
Die Gläubigen, die Sie bitten, Ihr unkorrigiertes Programm finanziell
zu unterstützen - in Ihrem Rundbrief vom 5.2.198o sprechen Sie von
einer halben Million ! - haben ein Recht auf eine eindeutige Antwort,
damit sie wissen, in welches Projekt sie ihr Geld investieren sollen!
Mit verbindlicher Hochachtung
Im Namen der Redaktion:
E. Heller |