Zu IHRER INFORMATION:
STELLUNGNAHME GEGEN DIE VORWÜRFE, DIE GEGEN DAS VON DER SAKA GEPLANTE SEMINAR GERICHTET SIND.
von
Alfons Eisele
Auszug aus einem Brief von Mitte Januar 1980:
Nun, zu Ihren Fragen hinsichtlich des neuen Priesterseminars. Sie
stammen, uie Sie schreiben, hauptsächlich von Herrn und Frau C"""3 ª
die schon 1975 sehr kritisch waren. Im Grunde genommen sind es immer
die gleichen Einwände, die vorgebracht werden, und es scheint, dass
diese kritiklos uie ein Lauffeuer von Nund zu Hund, statt von Gehirn zu
Gehirn gehen. Denkende Menschen müssten doch merken, uie wenig
stichhaltig diese Einwände sind. Ich will einige der hauptsächlichsten
auflösen.
1. Das Seminar sei gegen Ecône gerichtet!
Wenn man die Gegenfrage stellt: Wieso? dann verstummen die meisten
Leute. Ja weshalb denn? Einige sagen: Es sei genug an Ecône, Ecône habe
bis jetzt Grosses geleistet, die Econe-Priester wären am besten
geeignet, die schweren Aufgaben zu erfüllen, heute müsse man
überzeugter Anhänger von Erzbischof Lefebvre sein; alles, was nicht von
ihm komme, sei Zersplitterung.
Die grossen Verdienste von Erzbischof Lefebvre anerkennen wir. Was
haben wir doch alles getan für sein Priesterbildungswerkl Wir haben
dessen Bedeutung erkannt, schon sehr früh.
Die Behauptung aber, die SAKA sei aus dem Freundeskreis von Erzbischof
Lefebvre aufgebaut, stimmt nur zum Teil. Plan kann auch das Gegenteil
3agen, nämlich, dass der Freundeskreis um Erzbischof Lefebvre zu einem
grossen Teil - wenigstens im deutschen Sprachraum - von der SAKA
aufgebaut wurde. Die erste Grossveranstaltung mit dem Erzbischof war im
Februar 1976 präzis in Basel; schon im November 1975 hatte die SAKA in
ihrer aufsehenerregenden Inseratenkampagne das Problem Ecône
aktualisiert. In unzähligen Publikationen, Zeitungsartikeln und
Vorträgen hat die SAKA für Ecône geworben, hat den Erzbischof
verteidigt; grosse Summen Geldes wurden durch SAKA-Aktionen dem
Priesterbildungswerk direkt oder indirekt zugewendet. Ohne die SAKA
hätte EcOne ein ganz bedeutendes Hinterland weniger gehabt, es hätte
auch nicht schon über ein so gut funktionierendes Instrumentarium
verfügen können.
Einen Grossteil des Bodens haben wir also für EcOne geacKert, in jeder
Beziehung, Aber wir haben dies zuerst und unmittelbar fur die Erhaltung
und Verbreitung des katholischen Glaubens getan. Wir kämpfen für den
wahren Glauben, für die Römisch-katholische Kirche. Und deshalb haben
wir den Erzbischof unterstützt, und wir werden ihn auch weiterhin
unterstützen, sofern er sich für den wahren Glauben einsetzt.
Sein Einsatz und seine Arbeit haben aber eine ganz spezifische
Bedeutung. Seine Priesterbruderschaft hat eine ganz spezifische
Mentalität. Es war ja auch früher so: sowohl die Jesuiten, uie die
Dominikaner oder die Kapuziner oder die Pallotinsr etc. waren echte
katholische Gruppierungen, und dennoch, jede hatte ihre Eigenart. Und
das war auch notwendig. Darum auch die Vielfalt. Uarum sollen wir heute
aus dem gleichen Grund nicht eine echte Alternative zu Ecône bieten
hinsichtlich der Priesterausbildung, nicht eine Konkurrenz, sondern
eine weitere Möglichkeit, die einfach notwendig ist, damit möglichst
viele junge Männer den Ueg zum Priestertum finden und gehen? Das ist
doch ein ganz dringendes Erfordernisl Es darf in dieser grossen Notlage
nichts unterlassen werden, um jungen Leuten den Ueg zum Priestertum zu
ebnen im besten Sinne des Wortes. Nicht alle fühlen sich in einer ganz
bestimmten Gemeinschaft wohl. Wer (...) das nicht einsieht, negiert den
grössten Teil bester kirchlicher Bestrebungen der Vergangenheit.
Mit Verlaub: Darf bei einer Katastrophe nur ein Helfer da sein? Ist
nicht jeder echte Beitrag zur Linderung der Katastrophenfolgen nicht
nur wünschenswert, sondern sogar notwendig und unerlässlich? Und soll
das bei der heutigen Kirchenkrise nicht gelten? Ich bin nicht ganz
überzeugt, dass die Priester aus Ecône in jeder Beziehung und in allen
Fällen die geeignetsten Arbeiter im Weinberge Gottes sind. Abgesehen
davon, dass kein Mensch oder keine religiose Gemeinschaft Ansprüche in
jeder Hinsicht stets und überall hinreichend erfüllen kann, sprechen
die Erfahrungen, die bisher gemacht wurden, eine andere Sprache. Nicht
jedermann findet ein bestimmtes Sendungsbewusstsein in allen Fellen
angepasst und nicht überall ist man über die Wirksamkeit dieser
Priester beglückt und erbautl Plan darf nichts Unmögliches von den
jungen Priestern verlangen, aber man tut dam katholischen Anliegen
keinen Dienst, wenn man echte Clangei nur beschönigt oder sogar
verneint Geuiss, man muss auch die Notsituation berücksichtigen und die
Ueberforderung - das ist eine Entschuldigung -ªaber gerade diese
PlÛmente sprechen dann dafür, dass ai.no eine solch ungeheure Aufgabe,
wie sie heute an junge Priester gestellt wird, niemals von einer
bestimmten Gruppierung allein beuältigt uerden kann.
Zersplitterung geschieht dort, uo eine Aktionsgemeinschaft zerrissen
wird. Wenn aber die Aktion, die Aufgabe selbst Varianten verlangt, kann
man doch nicht von einer Zersplitterung sprechen. Sowohl hinsichtlich
des Studienganges wie auch hinsichtlich des Einsatzes braucht es
Varianten und Alternativen in der priesterlichen Laufbahn, wie es auch
schon inner war in der Kirche. Uenn man diese Gesichtspunkte
vernachlässigt und die Erfordernisse daraus nicht verwirklicht, bleiben
- gleichsam künstlich gewollt - viele, vielleicht sogar die meisten
Möglichkeiten unausgewertet. Das können und dürfen wir uns heute doch
nicht leisten!
Uebrigens, was soll mit den Spätberufenen geschehen? Mit Kandidaten,
die über 25 Jahre alt sind? Aus Frankreich wird uns berichtet, dass der
Erzbischof solche Kandidaten zurückweist. Ich selber habe einen Brief
gesehen, datiert vom 11.1.1980, womit ein 36-jähriger Kandidat aus
Deutschland, sehr qualifiziert, abgewiesen wird: "Cela surtout en
raison de votre ‚ge."
Oder, was soll mit denjenigen geschehen, welche die neue "Messe" als
ungültig ansehen, aus Prinzip." Diese Ansicht haben Sie und ich. Die
neue "Messe" ist doch kein Messopfer mehr! auch nicht in lateinischer
Version, auf's korrekteste gelesen. Der Erzbischof will niemanden in
seiner Priesterbruderschaft, der so denkt.
Die SAKA wollte Mgr. Lefebvre mit dem neuen Seminar auch nicht
belasten. Er hat ja genug Sorgen und er wäre im jetzigen Moment, uo er
mit Rom verhandelt, sicherlich sehr verlegen gewesen, hätte man das
Projekt eines neuen Seminars an ihn herangetragen. Er will ja auch
nicht Führer der Traditionalisten sein, wie er es schon x-mal sagte.
Zu berücksichtigen ist ferner, dass Mgr. Lefebvre von vielen Leuten und
Organisationen hartnäckig bedrängt wird, er solle sich mit Rom
arrangieren; er solle unter allen Umständen zu einer Lösung kommen mit
Rom. Zu welcher? Uir wissen, dass sich da diese Leute zum grossen Teil
eine Lösung vorstellen, die weit von dem entfernt ist, wofür der
Erzbischof in den vergangenen Jahren gekämpft und gelitten hat. Unter
diesen Umständen ist es nicht nur zweckmässig, sondern sogar notwendig,
dass sich diejenigen Katholiken, die dem Glauben und der Liturgie im
vollen Sinne des Wortes treu bleiben wollen, auch bemerkbar machen, sei
es durch Bitten an Mgr. Lefebvre - das haben wir getan -, sei es durch
unmittelbare Aktionen. Eine solch unmittelbare Aktion ist nun auch die
Gründung eines Priesterseminars. Uenn der Erzbischof auf seinen
Standpunkten beharrt, die er in der Vergangenheit so deutlich
umschrieben hat, dann müsste er sich eigentlich unterstützt fühlen
dadurch; seine Verhandlungsposition wird nämlich dadurch gestärkt.
2. Das neue Seminar sei von Grund auf falsch orientiert. Vor allem wird auf drei Punkte hingewiesen:
a) Papstfraqe,
b) Frage der Gültigkeit der neuen "Messe" und
c) ie philosophisch-theologische Orientierung, also die Studiengrundlagen.
Papstfraqe.
Seit Johannes XXIII. ist dies wahrhaftig ein uunder Punkt in der
Kirche. Mgr. Lefebvre selbst legt immer wieder den Finger darauf. Am
24.2.1977 sagte er zu seinen Seminaristen: "War Paul VI. jemals
Nachfolger Petri, beziehungsweise, ist er es noch? Ist die Antuort
negativ - Paul der VI. uar nie Papst oder er ist es nicht mehr - dann
hätten uir uns so zu verhalten wie in den Zeiten einer Sedisvakanz
Gewisse Theologen behaupten das Es ist nicht ausgeschlossen, dass diese
Hypothese eines Tages von der Kirche bestätigt wird, denn für sie
sprechen Krnst zu nehmende Argumente."
Mgr. Lefebvre erklärt sich das Malaise so: Paul VI. (und aucn Joh.Paui
II.) sei ein liberaler Papst, und er sagt dazu: "Es gibt kein grösseres
Uebel, als einen überzeugten Liberalen auf dem Stuhle Petri." Ist diese
Hypothese von fgr. Lefebvre richtig? Uie erklärt sich das z.B. mit der
Sanktionierung von häretischen Lehren durch die 3 letzten Inhaber des
päpstlichen Stuhles? (Religionsfreiheit; Aufgabe des Prinzips, dass die
katholische Kirche alleinseligmachend ist; Hominismus etc.) uürde da
die Annahme einer Sedisvakanz nicht die bessere Erklärung bieten, um
das Papsttum als solches zu entlasten?
Prof. Siebel, der Ecône sehr nahe steht, sagt in seiner Kritik der
Enzyklika "Redemptor hominis" von Joh. Paul II. als Schlussfolgerung
folgendes: "Man muss daher die in der Enzyklika zum Ausdruck gekommene
Lehre als gegen das Christentum schlechthin gerichtet ansehen. Die
Religion des Menschen, ih der alle Religionen und Weltanschauungen
ihren Platz haben und erhalten, ist mit einem Riesenschritt
nähergerückt."
Das Papsttum steht nie und nimmer in Frage für einen glaubenstreuen
Katholiken. Fragen kann man sich aber, ob der Stuhl Petri zur Zeit
nicht von einem Plann besetzt ist, der nicht zur Kirche gehört. Eine
solche Ansicht sollte man zumindest dulden angesichts der
unbestreitbaren Tatsachen, die Ron zur Zeit belasten. "In einem
3ahrhundert uerden die Bischöfe und Kleriker glauben, dem Banner der
Schlüssel von St. Peter zu folgen, in Wirklichkeit folgen sie unserer
Fahne." (Veröffentlichung über die Pläne der Freimaurer durch Pius IX.,
1846-1878). Erinnern Sie sich auch an unser Gespräch vor ca. 2 Jahren
mit C-31
Neue "Hesse". Hier ist die Ansicht, dass die neue "Messe kein Messopfer
mehr ist, theologisch viel konsequenter und klarer. Es geht um die neue
"Messe" als solche. Im konkreten Fall kann es ja vorkommen, dass ein
Priester so zelebriert, dass es nach aussen wie eine neue "Messe"
aussieht, wobei er aber wesentliche Elemente des überlieferten Ritus
(Opferung, authentischer römischer Kanon) benützt; hier haben wir dann
eine gültige Messe, nur ist es unaufrichtig und unehrlich vom betr.
Priestsr und es kann von den Gläubigen zumeist auch nicht erkannt
werden. Zu behaupten, dass eine falsche Orientierung vorliege, wenn ´an
die neue "Messe" als solche ungültig einstuft, ist ein wenig
stichhaltiges Argument und widersprüchlich.
Studien-Grundlagen. Hier zirkulieren die unsinnigsten Gerüchte. Fichte
und Kant seien die Hofphilosophen des neuen Seminars. Diese einfältige
und unverschämte Behauptung gründet allem Anschein nach im Uastand,
dass einer von den Priestern, die massgeblich am neuen Seminar
beteiligt sind, Schüler von Prof. Lauth in München war. Prof. Lauth ist
Fichte-Forscher. Dass er auch Fichteaner ist, kann man deshalb
ebensowenig behaupten, wie dass der Dominikaner-Pater Denifle, der ein
Lutherforscher war, ein Lutheraner gewesen ist. Und dass nun ein
Schüler von Prof. Lauth ebenso Fichteaner sein soll, liegt noch weiter
vom Schuss. Uebrigens waren auch Pater Wodsack, Pater Schmidberger und
weiter Studenten, die jetzt in Zaitzkofen weilen, Schüler von Prof.
Lauth. Dieser hatte also offenbar doch keinen so schlechten Einfluss
auf seine Studenten, wenn aus ihren Reihen in der heutigen Zeit soviele
Theologie-Studenten traditionalistischer Richtung hervorgehen.
Wenn man zudem weiss, aus welcher Küche die Gerüchte hauptsächlich
stammen, dann könnte es einem wirklich übel werden. Hauptagitator ist
sin unter Pius XII. exkommunizierter und laisierter Priester, dessen
Hauptlebenszweck darin besteht, zu streiten und einmal nach dieser
Richtung und hernach nach der gegenteiligen auszuschlagen. Und
Mitakteure sind zudem noch Leute, die entweder soviel von Philosophie
und Theologie verstehen wie eine Kuh von einem Computer oder die dann
aus purer Gehässigkeit gegenüber der SAKA und den mit ihr verbundenen
Personen handeln.
3. Ein weiteres Moment, womit man das neue Seminar diskreditieren will,
ist die Bischofsfraqe. Man wisse nicht, ob ein rechter Bischof dahinter
stehe. Dieser sollejsich der Oeffentlichkeit stellen.
Hierauf erwidere ich, dass es uns im Moment darum geht, dass wir einen
Bischof haben, der sich zum werdenden Seminar verpflichtet und
gegebenenfalls auch weiht. Und zwar einen Bischof von einwandfreier
Provenienz in jeder Hinsicht. Hinsichtlich Sukzession und
kirchenrechtlicher Integrität dürfen keine Zweifel vorhanden sein, und
er muss auch nach dem vorkonziliaren Pontificale die Ueihen erteilen;
die Liturgiereform Pauls VI. lehnen wir gänzlich ab. Dass sich dieser
Bischof nun gleich vor aller Oeffentlichkeit hinstellt, halten wir für
weniger wichtig, vielleicht sogar für gefährlich. Praesentation würde
mit Bestimmtheit Gegenaktionen auslösen. Soll der Bischof, da wir jetzt
mit dem Werk (Seminar) noch in den Anfangsgründen stehen, gleich schon
einem Psychoterror ausgesetzt werden? Ist das Werk einmal gefestigt,
das Priesterseminar etwas ausgebaut, bistet ihm der gewordene Rückhalt
dann eine gewisse Abschirmung, und so ist der Effekt einer negativen
Einwirkung auf uns alle nicht mehr so nachhaltig. Es sind ja auch nicht
schon morgen oder übermorgen Ueihen. Haben wir deshalb noch etwas
Geduld; was noch nicht ist, kam noch werden. Auch wir hätten es auch
viel lieber, wenn wir etwas freier agieren könnten. Hat sich etwa Mgr.
Lefebvre von Anfang an ganz in die Karten blicken lassen? Aus seinem
Werdegang haben die "Offiziellen" gelernt; sie würden uns, wenn wir
ganz brav alles vorstellen würden, nicht so leicht gross werden lassen.
Man sollte es verstehen, dass wir uns nicht noch zusätzliche
Schwierigkeiten aufladen wollen.
Können Sie sich übrigens noch daran erinnern, wie gerade immer wieder
gemeint haben, wir sollten etwas weniger in der Oeffentlichkeit
herunstocneln - das letzte Mal in Zusammenhang mit dem Holzer-Buch -,
es wäre besser, wir würden ganz im Stillen unsere Arbeit tun, es sei
nicht gut, wenn allzuviele und auch Aussenstehende näheren Einblick
hätten. Das sei in einer Notlage eine selbstverständliche Haltung, es
sei eigentlich die "Arkan-Oisziplin" der Jetztzeit. Und nun plädieren
sie für die gegenteilige Aktionsweise! |