MITTEILUNGEN DER REDAKTION
München, den 16.11.1979
Sehr verehrte Leser,
zunächst möchte ich jenen Lesern herzlich danken, die uns nicht im
Stich lassen und unsere Sorgen mittragen, die uns auch durch ihr Gebet
unterstützen. Ihnen allen ein ganz herzliches Vergelt's Gott! - Von der
einen Seite bekommt man nur Vorwürfe zu hören, von der anderen wird
einem nahe gelegt, aufzuhören, da doch alles vergebens oder überflüssig
sei. Natürlich möchten wir nicht aus lauter Aktionismus dem "Malchus
ein Ohr abhauen", wie es der hl. Petrus getan hatte, als alles schon
entschieden, als der Verrat perfekt war. Noch ist es nicht soweit, wie
viele behaupten, daß wir nicht mehr Zeugnis ablegen können für unsern
Glauben. Hierzu aber sind wir schlechtweg verpflichtet. Und deshalb
noch einmal meinen herzlichen Dank denen, die unsere Arbeit mittragen.
1. Soeben erfahre ich, daß man wieder einmal dabei ist, das unabhängige
Meßzentrun St. Theresia in Ulm an Econe 'anzugliedern'. Ich brauche
nicht betonen, daß mich das nicht gleichgültig läßt, und hoffentlich
die Gläubigen des betroffenen Zentrums auch nicht!
2. Die meisten der neuen Abonnenten fragen immer wieder nach früheren
Jahrgängen der EINSICHT. Wenn Sie, verehrte Leser, abgelegte Hefte
wieder an uns zurückgehen lassen könnten, wäre ich Ihnen im Namen
dieser Personen sehr dankbar. Päckchen und größere Poststücke bitte an
meine Privatadresse senden, da sie bei unserer Postadresse nicht
angenommen werden können - so die Bestimmungen für ein Postfach. Hier
meine Privatadresse: Eberhard Heller, Anna-Dandlerstr. 5/II, D - 8000
München 6o.
3. Diejenigen, die die angekündigte Publikation der Beiträge von Prof.
R. Lauth bestellt "haben, mögen sich noch ein wenig gedulden. Sobald
ich ein genaueres Datum des Erscheinens habe, werde ich es Ihnen
mitteilen.
4. Dank der selbstlosen Mitarbeit einer Leserin ist es uns möglich
gewesen, demnächst eine Sammlung wichtiger Beiträge, die bereits in der
EINSICHT erschienen waren, in französischer und englischer Sprache
herauszugeben. Sie erscheint als Sonderheft der EINSICHT. Bitte
bestellen Sie diese Hefte und versenden Sie sie an entsprechend
interessierte Leser. Dank einer Spende einer großherzigen Dame können
diese Sonderdrucks vorerst wenigstens gratis abgegeben werden. - Öie
Redaktion kann auch noch Sonderdrucke der Beiträge von + H.H. Dr.
Katzer, Prof. Lauth und Dr. Kellner abgeben.
5. Andererseits mögen aber bitte diejenigen, die die EINSICHT nicht
mehr beziehen möchten, uns ihre Abbestellung schriftlich mitteilen. Von
Abonnenten, die uns längere Zeit nicht mehr unterstützt haben, müssen
wir annehmen, daß sie kein Interesse mehr am Bezug der Zeitschrift
haben. Ausgenommen selbstverständlich sind alle, die Freiexemplare
erhalten.
6. Bitte sehen Sie uns großzügigst nach, wenn Pannen bei der Zusendung
auftreten. Böse Absicht steckt nicht dahinter, und nicht immer liegt
die Schuld bei uns.
7. In der letzten Zeit sind einige Beiträge - mit der Bitte um
Veröffentlichung - bei der Redaktion eingegangen, in denen für den
suspendierten H.H. Pfr. Hans Milch, dem selbstverständlich in dieser
Angelegenheit auch unser Mitgefühl gilt, Stellung genommen wird.
Solange aber nicht sachlich geklärt ist, warum Pfr. Milch unserem
Bemühen der Glaubensverteidigung "lodernder Haß" als Motiv
unterstellte, und diese Angelegenheit nicht bereinigt ist - dazu bin
ich immer bereit! -, ist es mir nicht möglich, wieder vorbehaltlos für
ihn einzutreten.
8. Die Situation, in der wir stecken, die Schwierigkeiten, die wir auch
in unseren Reihen haben, lassen mich persönlich nicht unberührt. Wenn
hier und da ein wenig Verbitterung mit in die Redaktionsarbeit
eingeflossen ist und jemand verletzt hat, den bitte ich herzlich um
Verzeihung.
Unsere friedlose Zeit ist nicht dazu angetan, unbeschwert an das Fest
der Geburt unseres Herrn zu denken. Dennoch müssen wir uns intensiv
vergegenwärtigen, was damals geschah: Gott schenkte sich unverdient der
sündigen Menschheit, um sie zu erlösen. Wie könnten wir so töricht
sein, Ihn nicht in unser Herz aufzunehmen! Wir sind aber auch keine
Heilsegoisten. Lassen wir Seine Üebe durch unsere persönliche
Armseligkeit hindurchstrahlen, damit auch andere noch ihren Weg zum
Christkind in der Krippe finden. Unsere Pflicht ist es, lebendiges, im
Leben sich zeigendes und bewährendes Zeugnis für Ihn abzulegen, damit
Seine Herrlichkeit allen offenbar werde.
So wünsche ich Ihnen eine gesegnete hl. Nacht, ein gnadenreiches
Weihnachtsfest und Gottes Beistand und Erbarmen im kommenden Jahr 1980.
Ihr E. Heller
***
BRIEF VON REINHARD LAUTH AN DIE REDAKTION
zu dem Beitrag von Dr. Hugo Maria Kellner: "Zur kirchenrechtlichen
Situation von Econe" in: EINSICHT IX(4)147 ff., Oktober 1979.
Sehr geehrter Herr Dr. Heller!
Ich finde es aus mehreren Gründen nicht richtig, daß Sie den Artikel
von Dr. Hugo Maria Kellner "Zur kirchenrechtlichen Situation von Econe"
in unserer Zeitschrift veröffentlicht haben. Diese Veröffentlichung muß
unser Anliegen in ein falsches Licht rücken und kann sehr leicht - und
wird sehr wahrscheinlich - Verwirrung bei denen anrichten, die so wie
wir denken.
Zunächst enthält der Artikel moralische Imputationen wie "Schwindel",
"Betrügerei" u.s.w., mit denen man höchst vorsichtig sein muß. Man
soll, solange es eben geht, lieber Irrtum oder Uneinsichtigkeit
voraussetzen als moralisch schlechte Absichten. Da Kellners Artikel
solche Vorwürfe massiv erhebt, droht damit der sachlich informative
Teil verdunkelt zu werden. Wir treten für die Wahrheit ein und
bekämpfen den Irrtum, aber nicht Personen bloß als Personen.
Sodann argumentiert Dr. Kellner von Voraussetzungen aus, von denen er
selber andererseits weiß und sagt, daß sie nicht gegeben sind. Die
Bischöfe bzw. Kardinale Charrière, Wright, Adam u.s.w. konnten in der
inf rage kommen den Zeit gar keine gültigen Amtshandlungen mehr
vollziehen, da sie als öffentliche Häretiker bzw. Apostaten ipso facto
ihre Amtsgewalt verloren hatten. Es ist also ganz gleichgültig, ob sie
dem hochw. Herrn Erzbischof Lefebvre irgendwelche Erlaubnisse gegeben
haben oder nicht. Auch konnten und können die Bischöfe Castàn, Lacoma
und Guisbert gar nicht mehr inkardinieren - und zwar aus denselben
Gründen.
Ferner kann man auch nicht mehr das kanonische Recht ohne weiteres
gegen Erzbischof Lefebvre ins Feld führen. Mit dem universalen Abfall
der Amtskirche vom rechten katholischen Glauben ist auch das System der
Ortsgewalt derzeit zusammengebrochen. Not bricht Eisen. D.h. eine so
außergewöhnliche Situation wie die derzeitige des "großen Abfalls"
macht auch das auf ganz andere Verhältnisse zugeschnittene kanonische
Recht zum Teil hinfällig.
Mgr. Lefebvre ist Bischof. Die Gültigkeit seiner Weihe kann, wie Pater
des Lauriers nachgewiesen hat, solange nicht bestritten werden, wie
kein stichhaltiger Beweis des Gegenteils vorliegt - und der liegt nicht
vor. Als Bischof steht er an Stelle eines der Apostel Jesu Christi. Als
solcher kann er immer gültig Priester weihen und einsetzen, freilich in
gewissen Fällen nur unerlaubt. Aber gerade ein solcher Fall ist derzeit
nicht gegeben. In Extremis - und wir leben in einer Lage, wo das
extremum da ist - kann er auch die durch das frühere kanonische Recht
festgesetzten Grenzen überschreiten - und tut das, wenn er rechtgläubig
motiviert ist, zweifellos zurecht.
Es bleiben dann allerdings Fragen, an die Dr. Kellner zurecht anrührt.
Warum ging Erzbischof Lefebvre nach dem klar ersichtlichen Abfall der
Amtskirche überhaupt noch Verträge mit dem Diözesanbischof und der
Kurie bzw. mit dem Bischof der Diözese Sion ein? Warum noch dazu einen
Vertrag, der nach den Voraussetzungen dieser Bischöfe bzw. Kardinale
kirchenrechtlich unmöglich ist? Wie konnte er sich insbesondere mit
seiner Priesterbruderschaft und dem Internationalen Seminar auf eine
Arbeit im Sinne des 2. Vatikanischen "Konzils" verpflichten, wenn - wie
man uns jetzt gerade von Seiten Econes wieder erklärt - der Bischof
überzeugt ist, daß die Beschlüsse dieses "Konzils" nicht im Sinne der
Tradition ausgelegt werden können?
Das Verhalten Mgr. Lefebvres in diesen Dingen zeigt wieder einmal mehr,
wie außerordentlich weit er taktisch-diplomatische Schritte, die
moralisch und religiös bedenklich, wenn nicht unerlaubt sind, für
zulässig hält. Gerade diese moralische Bedenkenlosigkeit ist es, die
wir verwerfen. Sie schwächt aufs Schwerste unsere moralische und
religiöse Widerstandskraft. Wir brauchen in unserer Situation keinen
Jakob, sondern einen Elias.
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