Die Infiltration unserer Bewegungen
von
H.H. Pater Noël Barbara
(aus: "Fortes in Fide" Nr. 8, 1979)
Manche stiessen sich an unserem Artikel in Suppl Nr. 51: «Die
Infiltration unserer Bewegungen». Sie fanden ihn «beklagenswert»,
«unannehmbar» Was soll man von dieser Reaktion halten?
In seinen Geistlichen Exerzitien (Regel Nr. 7 der Unterscheidung der
Geister für die zweite Woche, Nr 335) erklart uns der hl Ignatius, dass
die verschiedenen Geister, der gute wie der böse, in uns auf die
gleiche Weise wirken, mit Sanftheit oder mit Erregung, je nachdem die
Disposition unserer Seele der ihrigen ähnlich oder verschieden ist.
«Wenn sie der ihrigen zuwiderlauft, dann treten sie ein mit Lärm und
Erregung, man spurt ihre Gegenwart leicht», denn solche Gegenwart
verwirrt, stosst ab und revoltiert unsere gegenteiligen Dispositionen
«Wenn sie ähnlich ist, dann treten sie ein, friedlich und still, wie in
ein Haus, das ihnen gehört, und deren Ture ihnen offen steht», ihre
Gegenwart wird nicht erfasst, sie verwirrt nicht, sie stosst nicht ab,
da sie mit der Disposition unserer Seele selber übereinstimmt.
Da nun diese Leser sich stossen, ja revoltieren wegen einer
antiliberalen Erklärung, ist anzunehmen, dass sie liberal sind oder
wenigstens angesteckt vom Liberalismus Warum also erstaunt sein darob7
Wir leben in einer Welt, die vom Liberalismus angefault ist Selbst
jene, die gewohntermassen dagegen widerstehen, ertappen sich zuweilen
dabei, bei dieser oder jener Gelegenheit ein liberales Betragen an den
Tag zu legen Um wie viel leichter sind dann jene vom Liberalismus
angesteckt, deren Grundsatz es ist, nicht antiliberal zu sein? Sie sind
es umso eher, wenn sie von Natur aus sanft, angstlich von Temperament
und gewohnlich von weichen und liberalen Menschen umgeben sind
Machen wir uns keine Illusionen. Jedesmal, wenn wir durch den
Antiliberalismus abgestossen werden, dann ist es ein Zeichen dafür,
dass wir vom Liberalismus angesteckt sind.
Die Gegenprobe fur diese liberale Ansteckung finden wir m einem anderen praktischen Verhalten.
In «Satans Meisterstreich», was man auch bezeichnen konnte als
Meisterstreich von Paul VI, macht Mgr Lefebvre eine sehi gescheite
Bemerkung. Er schreibt «Es ist die Eigenart der Liberalen, die These zu
bejahen und gemassder Hypothese zu handeln, ohne sich der eben bejahten
Grundsatze zu erinnern, daher das Doppelgesicht der Orthodoxie und
Heterodoxie. Ebenso in der Praxis zahlen die Liberalen keine Feinde im
linken I ager, aber sie kämpfen mit Erbitterung gegen die Vertreter der
Orthodoxie, gegen jene, die den katholischen Grundsätzen entsprechend
handeln » (S 26)
Halten wir fest an dieser Bemeikung, sie ist absolut und versetzt uns
in die Lage, unfehlbar nicht bloss die Liberalen, sondern auch jene zu
erkennen, die vom Liberalismus angesteckt sind In ihrer Tätigkeit haben
weder die einen noch die anderen praktische Feinde zur Linken, aber sie
kämpfen mit Erbitterung gegen die Anhanger der Orthodoxie.
Betrachten wir nun unsere Widerstandsgruppen. Alle sind sie gefüllt von
Liberalen und von Christen liberaler Gesinnung Denkt nicht etwa, ich
sage dies, weil ich überall Infiltrationen erblicke Gewiss, die
Infiltration unserer Bewegungen ist nicht bloss möglich, sondern sie
ist sicher Denn einerseits, heute wie gestern, «sind die Kinder der
Finsternis gewandter in ihren Geschäften als die Kinder des Lichtes»
(Unser Herr), und anderseits, heute wie gestern, «schöpfen die Bösen
ihre Kraft aus der Feigheit der Guten» (hl Pius X. .)
Ausser diesen eingedrungenen Elementen, die wirklich existieren, aber
seltener sind, sind alle jene «weichen» Elemente anzuführen, jene
verweichlichten Elemente mit ihrer falschen Liebe Es sind jene, welche
von der heutigen Krise nichts begriffen haben, sie halten es fur
vollkommener, nichts Böses zu vermuten, sie sind bereit zur
Zusammenarbeit mit irgendwelchem Wolfe, sobald dieser einige Schaf
Haare aufweist.
Dies sind eben jene Elemente, welche unsere Bewegungen spalten Auf
Grund ihrer Geisteshaltung, ihrer Reden, ihrer Taten bilden sie in
unseren Bewegungen gleichsam eine fünfte Kolonne, welche sehr oft, ohne
es zu bemerken, das Spiel der Subversion betreibt Ihr Schandfleck
besteht darin, davon überzeugt zu sein, man könne die Liebe üben, ohne
praktisch wegen der Wahrheit beunruhigt zu sein. Für sie gilt, was
Kardinal Pie gesagt hat, dass «zwischen Gnade und Wahrheit kein Bruch
bestehen kann».
Wohlgemerkt, diese «Weichen» verwahren sich gegen den Vorwurf, liberal
zu sein, zugleich aber auch dagegen, antiliberal zu sein So sind sie
bereit, alle bösen Beziehungen, die man uns vorwerfen mag, anzunehmen.
Ohne wegen unserer angeblichen Exzesse Erkundigungen einzuziehen, sind
sie dazu bereit, alles Gewäsch, ja gar Verleumdungen über uns als
selbstverständlich zu akzeptieren Erinnern wir uns beispielsweise an
den Vorwurf, den Paul VI an die Adresse von Mgr. Lefebvre anlasslich
ihrer Zusammenkunft erhoben hat- «Genug», sagte er, «Sie bilden keine
guten Priester aus. Sie lassen sie einen Eid gegen den Papst
unterzeichnen!»
Auf Grund welcher Untersuchung vermochte er eine so schwere
Anschuldigung erheben? Keiner Auf Grund der üblen Rede gegen diesen
Bischof, den er wegen seiner Stellungnahme nicht liebte, musste dies
wahr sein
Und hat sich Paul VI entschuldigt, nachdem sich Monseigneur gegen
solche Verleumdung rechtfertigte? Hat er Wiedergutmachung geleistet?
Hat er wenigstens jenen das Vertrauen entzogen, jenen Verleumdern von
Leone, die ihn umgeben? Wo denkt ihr hin1 Ein Liberaler ist zu grausam,
als dass er seine Ungerechtigkeiten wiedergutmachen konnte. Dasselbe
gilt fur alle Liberalen und jene, die vom Liberalismus angesteckt sind
Um nichts in der Welt wollen sie als antiliberal gelten. Und dies, weil
sie um keinen Preis für antiliberal gehalten werden wollen, als
Sektierer der Ultras Sie haben keine Feinde zur Linken, sie kämpfen mit
Erbitterung gegen die Anhanger der Orthodoxie, sie verdrängen sie
unbarmherzig, sobald sie können, zumal wenn es sich um Persönlichkeiten
handelt. Denn in ihren Augen kann die Spaltung in unseren
Bewegungen nur von jenen «Glatzköpfen» herkommen, von jenen «Räudigen»,
jenem «Integristen-Bandwurm» Nach dem Urteil der «Weichen» können die
Exzesse der Antiliberalen nichtts anderes als jeglichen Widerstand
spalten.
Mitnichte! Die Spaltungen, die man überall in unseren Bewegungen auf
der Ebene der Tätigkeit antrifft, rühren nicht her von der
Unnachgiebigkeit der Rechtgläubigen; sie kommen vor allem und in erster
Linie von tenen in unseren Bewegungen, die vom Liberalismus angesteckt
sind und das Unvereinbare zu versöhnen vorgeben Wir haben bereits oben
gesagt: «die Verabscheuung des Irrtums bildet den Prüfstein, an dem man
die Liebe zur Wahrheit erkennen kann»; in gleicher Weise bildet der
Antiliberalismus den Prüfstein, an dem man einen authentischen
katholischen Widerstand erkennt.
Nach diesen Klarstellungen kommen wir auf das Supplement zu Nr. 51
zurück. Dieses brachte mir zahlreiche Zustimmungen ein, aber auch
Proteste Diese letzteren haben mich nicht beeindruckt, denn sie alle
erklären, ich sei «schlecht informiert» oder «missbraucht», manche
gingen selbst so weit, mir «jene zu bezeichnen, die mich in den Irrtum
geführt hatten».
Man soll wissen, dass all das falsch ist Ich habe nichts gesagt, was
ich nicht selber überprüft hatte Einige haben mich sogar aufgefordert,
zu widerrufen, unter Androhung, das Abonnement zurückzuziehen, ich
hatte ihnen nämlich Ärgernis gegeben, indem ich die Einigkeit unserer
Bewegungen store, gegen die hl Jungfrau usw. - Um sie zu beruhigen und
das Ärgernis der Schwachen zu beheben, will ich eine Darstellung
bringen über zwei Bewegungen, die ich angekreidet habe. Die Vereinigung
der Côtes-du-Nord und die «Apparitionisten»
Entente Catholique des Côtes-du-Nord
Wir befinden uns, vergessen wir es nicht, in voller modernistischer
Anarchie. Selbst Mgr Adam, ehemaliger Bischof von Sitten, weit entfernt
davon, ein Kampfer zu sein, musste es nach dem Konzil anerkennen indem
er in seiner S R schrieb «Heute befindet sich der Glaube in Gefahr bis
in unsere Kirchen » Wer nun setzt heutzutage den Glauben der Gefahr aus
bis in unsere Kirchen, wenn nicht die Modernisten? Welches sind die
hauptsächlichsten Helfer der Modernisten? Wir haben es schon gesagt, es
sind die I iberalen und jene, die von ihren Grundsätzen angesteckt,
ihren Traum verwirklichen wollen «Der Liberahsmus» so sagt Mgr.
Lefebvre (a. a. O.S. 26), «sucht mit grösstem Eifer die Verwirklichung
einer unmöglichen Ehe zwischen Wahrheit und Irrtum zwischen lugend und
Laster, zwischen Licht und Finsternis »
Indem wir die Entente Catholique des Côtes-du-Nord und jene der
Bretagne als solche bezeichnen, die unsere Widerstandsbewegungen
infiltrieren, dann stehen wir hierin in keiner Weise unter dem Einfluss
dieses oder jenes Wir haben hiefur Beweismittel. Hier sind sie:
1. Ein Zirkular vom 15. 2. 1977, unterzeichnet von E. C. der
Vereinigung der Schweigenden der Kirche; M. L. R. der Una Voce; M. C.
J. der Compagnons d'Itinéraires; D. G. der Vereinigung hl Pius X. von
Brest, B. P. der Contre Réforme catholique, Y. S. des Internationalen
Büros gemäss natürlichen und christlichen Rechtes. - Dieses Zirkular
leitet eine Kampagne für Abonnemente des Bulletins de l'Entente
Catholique.
2. Eine Anzeige im «Telegramm von Brest und West» vom 31.3.1977, im gleichen Sinne wie das Zirkular.
3. Ein «Communiqué aux Associations traditionalistes», die in
Frankreich bestehen, hinsichtlich einer über sie anzustellenden
Erhebung. In «Monde et Vie» vom 7.10.1977.
4. und 5. Zwei weitere Mitteilungen in «Morbihan-Eclair» vom 30.10.
1977, die andere in «Les Nouvelles de Bretagne» vom 4.11.1977. Die
beiden melden die «Schaffung einer Vereinigung der traditionellen
Katholiken der Bretagne». Lesen wir den Text dieser letzteren
Mitteilung:
Vertreter der katholischen Vereinigungen der Bretagne («Entente
Catholique des Côtes-du-Nord», «Silencieux de l'Eglise», «Vereinigung
Credo», «Vereinigung hl. Pius V.», «Office International», «Una Voce»,
«M.J.C.F.», «Compagnons d'Itinéraires», «Fidelité Catholique du
Morbihan», «Resistite Fortes in Fide», «Association St-Pie X.»,
«C.R.C.» usw.) versammelten sich am 23. Oktober und beschlossen, ihre
Kräfte zu vereinigen und zusammenzuarbeiten in einer «Entente
Catholique de Bretagne», «zur Aufrechlerhaltung und Entwicklung des
katholischen Glaubens und einer besseren Wirksamkeit in einer
gemeinsamen Aktion angesichts der religiösen Probleme unserer Zeit».
Und nun überlegen wir und sehen einmal, was für eine Art von Vereinigung verwirklicht werden könnte zwischen:
- Bewegungen, welche den Novus Ordo ablehnen und bekämpfen: Zentren Pius';
- Bewegungen, welche den Novus Ordo annehmen: Una Voce, Credo. Office International;
- Bewegungen, welche den Novus Ordo empfehlen: Silencieux und C.R.C, vom Abbé Georges de Nantes.
Handelt es sich hier nicht gezwungenermassen um eine «Bastard»-Union,
eine liberale Union? - Welche Lehre wird das Verhalten der Mitglieder
dieser Entente bestimmen, so zum Beispiel in bezug auf den Besuch der
Sonntagsmesse?
Um sich von der Kirche nicht zu trennen, werden die Silencieux und die
Anhänger der C. R.C. empfehlen, jene Pfarreien, in denen der Novus Ordo
gefeiert wird, nicht zu verlassen.
Nein, so werden jene der Gemeinschaften hl. Pius V. erwidern, ihr dürft
dem Novus Ordo nicht beiwohnen, selbst wenn ihr glaubt, er sei gültig,
denn es handelt sich um eine Beleidigung Gottes. Ist sie denn nicht,
wie Mgr. Lefèbvre erklärt, «die Messe Luthers»? Auf jeden Fall; die
neue Messe ist tatsächlich die Messe der Liturgierevolution.
Ihr übertreibt, so werden die Mitglieder der Una Voce erwidern, ebenso
jene des Credo oder des Office. Die neue Messe bedeutet gegenüber Gott
keine Lästerung, denn sie ist doch immerhin die Messe der Kirche. Und
übrigens, wie dürfen wir von der Autorität verlangen, dass sie uns die
Messe der Überlieferung gestatte, wenn wir jene von Paul VI. nicht
annehmen?
Die einzige Möglichkeit für sie besteht in einem liberalen Einvernehmen
par excellence, nämlich, die Messe von Pius V. zu rühmen, ja, eine
Vorliebe für sie an den Tag zu legen, es aber einem jeden zu
überlassen, eine Messe nach Wahl zu besuchen, wobei eine Verurteilung
der «Messe von Luther» strikte abgelehnt wird.
«Apparitionisten»
Solange die angeblichen Seherinnen, jene von Freiburg und jene von San
Damiano, sich darauf beschränkten, Gebet, Busse, ja Wallfahrten zu
empfehlen, haben wir nichts gegen sie vorzubringen, wir selbst haben
uns nach San Damiano begeben. Ja, wir sind zweimal dort gewesen und
haben festgestellt, dass dort Gutes geschieht aufgrund des Eifers der
Pilger und ihrer Gebete. Als aber Eliane Gaille von Freiburg und Mama
Rosa von San Damiano erklärten «Paul VI. sei ein Heiliger», «der
Auserwählte» (der allerseligen Jungfrau), «der grösste Papst der
Geschichte», «er wird als Märtyrer noch dieses Jahr sterben» (das war
anno 1976); als Mama Rosa ausser sich schrie: «Mgr. Lefèbvre ist ein
Dämon, folget ihm nicht», da begriffen wir, dass all das nicht von Gott
komme, sondern vom Teufel oder von einem verrückten Gehirn Wir haben
sie deshalb angeprangert, weil sie den Umsturz fördern, indem sie vor
jenen warnen, die den Glauben verteidigen, indem sie die neue Messe
unterstützen. Nur zwei Beispiele: Als ich mich nach Kanada begab, da
erlüell die falsche Seherin von Freiburg, die unter der Leitung von
Abbé Epinay von Riddes stand, eine angebliche Botschaft vom Himmel.
Diese wurde von Alfons Pedroni dem Meister Couture de Sherrooke
übermittelt, damit sie in Kanada bekanntgemacht würde. Und diese
Botschaft vom Himmel meldete den Traditionalisten von Québec: «Nehmet
den P. Barbara nicht auf, höret ihn gar nicht an.» Bedeutet die
Verbreitung dieser Weisung nicht einen Verrat an unserer Sache?
Und hat Mama Rosa in San Damiano denn nicht zum Besuche der Neuen Messe
aufgefordert? Und welcher wohnt sie bei, wenn nicht der neuen?
Behauptete sie doch, sie hätte gesehen, wie Paul VI. sein neues Missale
der hl. Jungfrau dargereicht habe, und wie Sie dasselbe zum Zeichen der
Billigung geküsst habe? Sollte diese Vision stimmen, dann bewiese sie
nichts anderes, als dass die sogenannte hl. Jungfrau als Teufel in
Gestalt eines Engels des Lichtes erschien.
Wir verstehen nun und teilen das Urteil von Mgr. Lefèbvre in bezug auf
alle diese Erscheinungen: «Sie sind teuflisch». Es ist die Pflicht
aller jener, die den Mut dazu aufbringen, diese «Apparitionisten»
anzuprangern, welche sich im Dienste des Umsturzes befinden.
Wenn sie ihre Dummheiten 10) und Verleumdungen verbreiten, besonders
gegen P. Barbara, der allgemein als «heftig» taxiert wird, dann soll
das bloss als eine harmlose Angelegenheit und ohne Konsequenzen
angesehen werden; aber wenn dieser böse P. Barbara solches anprangert,
dann bedeutet das ein unverzeihliches Verbrechen!...
Zeichen der Zeit! Heutzutage belehren uns die Zeitungen: es sind nicht
die Opfer, die uns rühren, es sind die Mörder; und sind die liberalen
Katholiken nicht «die Mörder des Glaubens»? Es sind ihre wertvollsten
Helfershelfer, und das ist schwerwiegend genug, um sie anzuprangern.
Uneinigkeit unter jenen, die den Glauben bewahren wollen
Unbestreitbar ist die Tatsache, dass in allen Ländern, nicht bloss in
Frankreich, grosse Uneinigkeit besteht unter jenen, die den
katholischen Glauben bewahren wollen. Woher solche Spaltung? Könnte man
sie dann nicht, wenn man sie auch nicht alle vermeiden kann, wenigstens
abschwächen?
Unsere Meinung ist, dass solche Uneinigkeit unvermeidlich ist. - Wieso?
- Weil sie einen Teil der Züchtigung Gottes darstellt, der, um uns zu
bessern, uns Eunuchen zu Hirten gegeben hat. Ist denn die heutige Krise
nicht charakterisiert durch eine Krise der Autorität? Nun aber sind sie
in der Kirche Gottes die Häupter, welche die Einheit bilden. Wenn die
Häupter fehlen, dann wundern wir uns nicht, dass sich die Uneinigkeit
unter uns ausbreitet.
Wenn die Spaltungen unvermeidlich sind, könnte man dann nicht wenigstens ihre Zahl und ihre Tragweite verringern?
Ja, ganz gewiss, aber unter der Bedingung, dass wir uns auf ein Minimum
von Wahrheiten einigen, die zur Verteidigung des Glaubens unentbehrlich
sind.
Da wir uns alle in Widerstandsgruppen befinden, und da unsere
Uneinigkeit sich auf der Ebene der Aktion bewegt, so ist es
unumgänglich nötig, dass wir uns auf ein Minimum von Grundsätzen
einigen. Aber, so wird man einwenden, wer wird dieses unumgängliche
Minimum bestimmen, und wer soll uns auf ein solches Minimuni
vereinigen?
Wir antworten: einerseits der vom Glauben erleuchtete gesunde Sinn und anderseits der Katechismus.
Gehört es nicht zum einfachen Menschenverstand, um in der Aktion einig
zu sein, dass man vorerst einig sein soll über die Grundsätze, welche
die Aktion leiten?
Derselbe vom Glauben erleuchtete Verstand belehrt uns, dass als Minimum
an Wahrheiten, welche in der heutigen Krise für wirksame Verteidigung
notwendig ist, die hl. Messe und der Papst zu gelten haben.
Wie kann uns der vom Glauben erleuchtete gesunde Verstand die absolute
Notwendigkeit, diese beiden Wahrheiten zu verteidigen, beweisen? Ganz
einfach, weil er uns daran hindert, dass ohne Messe oder ohne Papst es
keine katholische Kirche geben kann. Der gesunde vom Glauben
erleuchtete Verstand beweist uns, dass keine dieser beiden Wahrheiten
auf der Seite gelassen werden kann. Diese beiden Wahrheiten werden also
das Minimum darstellen, auf welche wir uns notwendigerweise einigen
müssen.
Nachdem wir uns solchermassen geeinigt haben, müssen wir den
Katechismus hervornehmen. Dieser soll uns die überlieferte Lehre über
diese zwei Wahrheiten darlegen. Denn nur die überlieferte Lehre und sie
allein kann uns in diesem Minimum vereinigen.
Nachdem einmal die Einigung zustande gekommen ist, dann heisst es, sich
daran halten; deshalb sind von unseren Bewegungen alle jene
fernzuhalten, die sich nicht daran halten und Lehren und Ratschläge
verbreiten, die im Widerspruch stehen zu der Lehre, auf die man sich
geeinigt hat.
Und weil wir diese Richtlinie angenommen haben, komme man uns nicht mit
der Rede, wir verbrachten «unsere Zeit damit, jene mit Hass zu
verfolgen, die mit uns nicht bis zum letzten Jota einig gingen» Das ist
eine Luge, eine durch die Tatsachen widerlegte Verleumdung. Leider
verhindert sie in der Öffentlichkeit die Verteidigung des Glaubens und
liefert jenen, die für ihren Glauben keinen Mut aufbringen, einen
Vorwand.
Trotz allen diesen ungerechten Kritiken wiederholen wir unsere Überzeugung.
Wenn wir ernsthaft die Ursachen unserer Spaltungen vermindern und ihre
leidigen Konsequenzen auf ein Minimum abschwächen wollen, bei einer
Verzehnfachung der Tragweite unserer Tätigkeit, dann müssen wir
unbedingt aus unseren Bewegungen alle diese Liberalen ausschalten, die,
indem sie das vorgeschlagene Minimum nicht annehmen, notwendigerweise
Zwietracht nähren. 11)
Die Liberalen in unseren Bewegungen dulden, das hiesse, unter uns jene
zu hegen, die Zwietracht säen Liberale unterstützen heisst, sich zu
ihren Komplizen bei ihren Spaltungsversuchen machen.
Ausser dieser Verhaltensweise sehen wir kein Mittel, um unsere
Uneinigkeit zu verhindern oder selbst bloss zu vermindern Alle jene,
die auf die eine oder andere Weise gegen diese Einigkeit arbeiten oder
sie zu fordern sich weigern, machen sich zu Helfershelfern der
Spaltung, die sie bedauern Das ist es eben, was wir heute in der Kirche
feststellen können Woher denn all die Unordnung, die wir in der ganzen
Kirche feststellen können, wenn nicht wegen des mangelhaften Verhaltens
von seiten der Bischöfe und des Papstes'
Gott allein weiss, wie sehr Paul VI. sich darüber beklagt hat! Er soll
deswegen gar geweint haben. Wenn er ernsthaft das Credo in Erinnerung
rufen würde, und wenn er jene exkommunizieren wurde, die es nicht
annehmen oder sonstwie dagegen arbeiten, fände er dann nicht sofort
wieder die Einheit der Kirche, die er unter seinem Pontifikat verloren
hat? 12)
Bedeuten seine angebliche Gute, seine angebliche Liebe nicht in
Wirklichkeit eine Grausamkeit? So bedeuten liberale Gute und Liebe
nichts anderes als Grausamkeit .
Es bedeutet dagegen wahre christliche Liebe, wenn an der Versammlung
vom 16. Oktober 1977 das Comité International de Coordination des
Associations Catholique den Leitern der Bewegungen erklärte, dass sie
sich einigen müssten in bezug auf Messe und Papst
Traditionelle Lehre über die beiden unabdingbaren Wahrheiten
Weisen wir einen Einwand von seiten der Liberalen zurück, welche die
Einheit der wahren Verteidiger des Glaubens hintertreiben wollen.
Einwand. Wenn Sie den Katechismus anrufen, um sich ins Einvernehmen zu
setzen über Messe und Papst, geben Sie dann nicht die Meinung des P.
Barbara wieder? Meinung ist stets bloss Meinung. Sie ist also nicht,
wie Sie behaupten, die Lehre der traditionellen Kirche Mit welchem
Recht also wollt Ihr sie allen Euren Anhängern aufzwingen7
Antwort. Nein! Das sind nicht Meinungen des P. Barbara, die vom Comité
International de Coordination auferlegt worden sind, sondern das ist
die traditionelle Lehre Der Direktor von «Forts dans la Foi» wohnte
dieser Versammlung bei. Nachdem er bewiesen hatte, was seine
Stellungnahme fur unseren Kampf bedeute, erklarte er, er verweigere die
Zusammenarbeit mit jenen nicht, welche nicht vollauf seine
Stellungnahme in bezug auf die Ungültigkeit der Messe nach dem Neuen
Ordo und auf den Abfall von Paul VI. teilten, er müsse aber zwei
Bedingungen stellen Diese wurden von allen angenommen, da die Meinung
von P Barbara der traditionellen Lehre entspreche.
10) In der von E. Gaille von Freiburg verbreiteten Botschaft soll der
Himmel gesprochen haben vom «geliebten Marcel, vom vielgeliebten Paul
VI.». Für jene, die noch über einen gesunden Menschenverstand verfügen,
kennzeichnen solche gekünstelten Ausdrücke die Herkunft dieser
Botschaft.
11) Wenn wir aus unseren Bewegungen die Entfernung aller liberalen
Elemente verlangen, dann denken wir nicht an die einfachen Gläubigen,
die unsere Kapellen und Kirchen besuchen und welche ohne
Lehrilberzeugung eine einfache Vorliebe für die lateinische Messe
zeigen. Die auszuschaltenden Liberalen sind jene, die sich in
unsere Komitees eingeschlichen haben, und auch jene, die, ohne den
Komitees anzugehören, in unseren Orten eine bestimmte Verantworlichkeit
tragen als Herren von Kapellen, ah Organisten, Choristen, Katecheten
usw Die anderen, selbst Angehörige der Silencieux, der C.R. C., des
Credo, des Office, der Appantionisten, wenn sie keine Propaganda für
ihre Bewegungen machen, die Neue Messe nicht empfehlen usw, können von
uns nicht daran gehindert werden, unsere Kapellen oder Häuser zu
besuchen. Wir können Sie nur ausschlössen, wenn sie die Gläubigen
verwirren.
12) In ihrem Werke «Ich habe die Einheit gewählt» schreibt Marie
Carré: «Die Kirche will die Einheit und sagt: Glaubet an meine Lehre
oder gehet. Die protestantische Kirche ist tolerant und sagt ï Glaubet
an alles was ihr wollet, aber geht nicht weg (S 281.) Die doktrinäre
Intoleranz, der Anliliberalismus der Kirche hat die Einheit bestätigt
Die Toleranz ist es, der Liberalismus, der Spaltung herbeifuhrt und die
Sekten vervielfältigt.»
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