ICH FOLGE MEINEM KÖNIG
(nach einer alten französischen Ballade)
von
+ H.H. Dr. Otto Katzer
Ein König beschloß, von seiner Burg auf eine andere überzusiedeln. Da
er sie ganz verlassen wollte, nahm er alle seine Schätze mit - viele
Wagen voll. Da traf es sich zu, daß auf einer Wiese das Rad eines
Wagens brach, der Wagen umkippte und die Schätze sich über die Wiese
verstreuten. Da baten die Hofleute den König, sie für sich selbst
sammeln zu dürfen. Der König, der sehr reich war, gestattete es ihnen
willig. Da stürzten sich alle auf die Wiese; ein jeder wollte so viel
für sich erhaschen, wie nur möglich - der König aber setzte seinen Weg
fort, allein und traurig, denn er sah, daß sie ihm ihre Liebe nur
vorgeheuchelt hatten, ihn nur ob seiner Schätze liebten. Da hörte er
plötzlich eilige Schritte hinter sich. Er wandte sich um, und siehe da,
einer der Edelknaben beeilte sich, ihn einzuholen. Die Wangen des
Knaben glühten, die Augen leuchteten. Ganz erstaunt fragte ihn der
König: "Du sammelst keine Schätze?" "Ich", erwiderte der Knabe stolz,
"ich folge meinem König!" - wer ist dieser König und wo sind wir? |