NOCH EINMAL: PRÄZISE FRAGEN AN ECONE
Vorbemerkung:
In EINSICHT IX(2)49 veröffentlichten wir die von Univ.-Prof. Dr.Dr.
Reinhard Lauth gestellten "präzisen Fragen an Econe". Obwohl Franz
Schmidberger im "Mitteilungsblatt der Priesterbruderschaft St. Pius X.
für den deutschen Sprachraum" (Nr. 7, S.3) "eine geistige
Auseinandersetzung an Stelle von Propaganda" gefordert hatte, blieben
die "präzisen Fragen" von dieser Seite bisher unbeantwortet. Da keine
Antwort auch eine Antwort ist, darf man annehmen, daß Mgr. Lefebvre und
seine Bruderschaft einer klaren Stellungnahme aus dem Weg gehen wollen.
Indessen haben einige Anhänger von Mgr. Lefebvre - in der Absicht, ihn
vor einer eindeutigen Festlegung schützen zu wollen - der Redaktion und
auch Prof. Lauth persönlich geschrieben und die Fragen im Sinne der
vermuteten Einstellung Mgr. Lefebvres zu beantworten versucht.
Da die eindeutige Klärung der in den "präzisen Fragen" aufgeworfenen
Probleme für unsere derzeitige Situation hochaktuell ist,
veröffentlichen wir das Schreiben von Herrn J. Berghammer, Salzburg -
den Lesern der EINSICHT bekannt - zusammen mit der Antwort von Prof.
Lauth auf dasselbe.
Eberhard Heller
Hier zunächst noch einmal die "Präzisen Fragen an Econe":
1. Frage: Können nur die Einsetzungsworte Christi die Heilige Wandlung bewirken? Ja oder nein?
2. Sind die Worte "für alle" bei der Wandlung des Weines die Worte, von
denen der Kirche überliefert bzw. von denen in der Hl. Schrift
berichtet ist, daß der Herr sie gebraucht oder vorgeschrieben hat? Ja
oder nein?
3. Stellen die Worte "für alle" eine Verfälschung der Einsetzungsworte dar? Ja oder nein?
4. Vertreten Sie den Standpunkt, daß trotz gefälschter Einsetzungsworte
die Hl. Wandlung gültig vollzögen werden kann? Ja oder nein?
5. Kann ein Papst sich dieser gefälschten Wandlungsworte bedienen, ohne damit in Häresie zu verfallen? Ja oder nein?
6. Kann ein Papst eine gefälschte Wandlungsformel in weiten Teilen der
Kirche als die einzig zulässige Formel vorschreiben und praktizieren
lassen, ohne in Häresie zu verfallen? Ja oder nein?
7. Haben Paul VI., Johannes Paul I. , Johannes Paul II. diese Formel "für alle" bei der Liturgiefeier gebraucht? Ja oder nein?
BERGHAMMER AN LAUTH
Salzburg, 20. Juli 1979
Sehr geehrter Herr Professor Lauth!
Hauptaufgabe der EINSICHT scheint es geworden zu sein, die Spaltung
unter den Traditionalisten zu vertiefen und zu zementieren. Aus den
Anmerkungen der Redaktion vermeine ich Feindschaft herauszulesen.
Sehr geehrter Herr Professor, ich kann nicht umhin, Ihnen mitzuteilen,
wie ich Ihre Fragen in der EINSICHT beantworten würde. Seien Sie mir
wegen der - von Pfarrer Aßmayr auch bevorzugten - Offenheit nicht böse.
Eine solide (Gesinnungs-) Freundschaft wird darob nicht zerbrechen. Ich
bin natürlich ein blutiger Laie, so daß Sie meine Meinung ohne weiteres
abtun können.
Zu 1. Christus benützte seine Landessprache. Die Einsetzungsworte
mußten daher übersetzt werden und sind daher nicht mehr wörtlich die
seinen. Es wird also auf den Inhalt ankommen.
Zu 2. Sie, Herr Professor, werden sich noch erinnern, was Dr. Katzer
(+) bei unserer Zusammenkunft in Salzburg so vehement vertrat: Die
"Meinung der Kirche", nicht seine eigene Meinung, wie er sagte. Sie
brachten ihn damals um alles in der Welt nicht dazu, die gänzliche
Ungültigkeit des NOM, der "neuen Messe", zuzugeben. Vor diese Fangfrage
stellen Sie nun Lefebvre! Auch er wird und muß differenzieren, wenn er
- wie Katzer - bei den herkömmlichen Bestimmungen der Kirche bleibt.
Die Frage 3. kann daher nicht mit ja oder nein beantwortet werden.
Damit ebenso die Fragen 4. bis 6.
Ich verstehe sehr wohl, daß Sie den Kompromiß zwischen unserem Glauben
und der Apostasie oder dem Halbglauben ablehnen und bekämpfen. Recht
so! Sie sind wahrlich nicht allein. Auch ich halte diese Koexistenz für
unmöglich. Aber ich glaube, Sie haben mit diesen Fragen nur Porzellan
zerschlagen. Man hätte von Ihnen eine solidere Vorgangsweise erwarten
dürfen.
Eb. Lefebvre wird und kann also nicht alle Ihre Fragen mit ja oder nein
beantworten, bzw. in der von Ihnen erzwungenen Weise beantworten
können, womit die Falle, die Sie ihm gestellt haben, zuklappt. Damit
ist aber unserer Sache keineswegs gedient. (...) Nach dem
hochnotpeinlichen Verhör Lefebvres vor der Kommission Sepers in Rom und
den massiven Warnungen der Traditionalisten an Lefebvre, ist wohl ein
unmöglicher Kompromiß kaum mehr zu befürchten, denn ganz so dumm ist
Lefebvre ja auch nicht.
Mit freundlichem Gruß
Ihr Johann Berghammer
LAUTH AN BERGHAMMER
München, 30.8.1979
Sehr geehrter Herr Berghammer!
Verzeihen Sie bitte, daß ich auf Ihren Brief vom 2o. Juli erst so spät
antworte. Die Post wurde mir während der Ferien an einen ganz falschen
Ort nachgesandt und erreichte mich daher erst mit großer Verspätung.
Selbstverständlich nehme ich Ihnen Ihre offene Antwort nicht im geringsten übel.
Zu Punkt 1: Die Kirche hat als dogmatisch bindend immer gelehrt, daß
nur die Worte Christi die Wandlung bewirken können. Vgl. zum Beispiel
Denzinger-Schönmetzer Nr. 2718, Breve: Adorabile Eucharistiae Pius
VII.: formam, qua vivificum hoc sacramentum perficitur, in solis Iesu
Christi verbis consistere.(1) Oder: Florentinum, Decr. pro Armeniis,
Denzinger Nr. 698: Forma huius sacramenti sunt verba Salvatoris, quibus
hoc confecit sacramentum. (...) Nam ipsorum verborum virtute substantia
panis in corpus Christi, et substantia vini in sanguinem
convertuntur.(2) Diese Festsetzung wäre sinnlos, wenn zugleich
feststände, daß uns die Einsetzungsworte Jesu unbekannt sind. Es kommt
also nicht bloß auf den Sinn dessen, was der konsekrierende Priester
sagt, an, sondern genau auf die Worte. Deshalb ist im Florentinum im
Decr. pro Iacobitis, Denzinger Nr. 715, auch noch einmal festgelegt,
welches der (zuverlässigen) Überlieferung nach diese Worte sind: Verum
quia in suprascripto decreto Armenorum non est explicata forma
verborum, quibus in c o n s e c r a t i o n e corporis et
sanguinis Domini sacrosancta Romana Ecclesia, Apostolorum doctrina et
auctoritate firmata, semper uti consueverat, illam praesentibus duximus
inserendam. In consecratione corporis hac utitur forma verborum: 'Hoc
est enim corpus meum'; sanguinis vero:'Hic est enim calix sanguinis
mei, novi et aeterni testamenti, mysterium fidei, qui pro vobis et pro
multis effundetur in remissionem peccatorum'.(3)
Beachten Sie bitte, daß dies Bestimmungen des Florentinums, also eines
gesamtkatholischen Konzils sind. Das heißt, daß auch die Griechen diese
Worte bestätigt haben. (In Paranthese kann ich Ihnen sagen, daß ich
eine Gruppe orthodoxer Theologen, darunter einen Erzbischof, befragt
habe, ob die Formel pro omnibus in ihren Augen gültig sein könnte, und
eine eindeutig ablehnde Antwort erhalten habe.)
Natürlich wissen wir nicht, in welcher Sprache Jesus konsekriert hat,
aber es war jedenfalls in eindeutigen Worten, deren adaequate
Übersetzung die in der gesamten katholischen Kirche in lateinischer,
griechischer und aramäisch-syrischer Sprache immer gebrauchten Formeln
sind. (Selbst die Protestanten haben nur die Übersetzung "für viele"
gebraucht.) Es kommt genau auf diese Formel an. Dies hat auch das
Tridentinum express erklärt. Vgl. Denz.-Schönmetzer 1637: (Christus)se
suum ipsius corpus praebere ac suum sanguinem disertis ac perspicuis
verbis testatus est: quae verba... cum propriam illam et apertissimam
significationem prae se ferant, secundum quam a Patribus intellecta
sunt, indignissimum sane flagitium est, ea ... contra Universum
Ecclesiae sensum detorqueri. (4)
Die Frage 3 kann also eindeutig beantwortet werden: Die Worte "für
alle" in der Konsekrationsformel für das Blut stellen eine Fälschung
dar. Um es mit den Worten des Tridentinums zu sagen: ab impiis
hominibus excogitata commenta satanica. (Denz.- Schönm. 1637.) (5)
Dies ist - gerade wie Sie es mit Berufung auf Herrn Dr. Katzers Worte
verlangen - die Meinung der Kirche, nicht meine eigene Meinung. Und
wenn sie Etwas dagegen einwenden wollen, können Sie sich nicht blind
auf die Autorität Dr. Katzers oder irgend eines anderen Menschen
berufen, sondern müssen zeigen, daß diese Bestimmungen nicht die der
Kirche sind.
Ebenso ist die Frage 4 eindeutig beantwortbar: Mit gefälschten
Wandlungsworten wird keine Wandlung vollzogen, weil die zur Wandlung
notwendige Form nicht gegeben ist. Daraus folgt die Beantwortung der
Frage 6: Der Papst als oberste Lehrautorität, muß - in den Worten des
Florentinum gesagt: - doctrina et auctoritate firmus sein, d.h. er kann
sich mit nichts entschuldigen, wenn er die gefälschten Wandlungsworte
selbst gebraucht oder in weiten Teilen der Kirche zuläßt. Er ist dann
Häretiker. Noch dazu haben Paul VI., Johannes Paul I. und Johannes Paul
II. die zu einer manifesten Häresie erforderliche öffentliche Bekundung
vor dem Fernsehen für alle Welt vollzogen. Sie sind also Häretiker,
damit automatisch der Papstwürde enthoben (depositi) und durch eine
juristische kirchliche Feststellung als solche zu deklarieren
(deponendi).
Mgr. Lefebvre kann und muß diese Fragen eindeutig beantworten. Ich
verwahre mich im übrigen dagegen, daß ich Mgr. Lefebvre eine Falle
stellen wollte - wie Sie sich ausdrücken. Sie werden zugeben, daß dies
eine häßliche Unterstellung von Ihrer Seite ist. Die Fragen, um die es
hier geht, sind viel zu ernst, als daß einem der Sinn darnach stehen
sollte, Fallen zu stellen. Wir wollen die offene Wahrheit. Daß Mgr.
Lefebvre klug ist, habe ich nicht in Zweifel gestellt. Es fragt sich
nur, wozu er sich seiner Klugheit bedient. Bisher hat seine Klugheit
uns rechtgläubigen katholischen Christen moralisch unendlich geschadet.
Mit verbindlichem Gruß
Reinhard Lauth
Anmerkungen:
1) Die Form, durch welche geschützt dies Sakrament bewirkt wird, besteht in den alleinigen Worten Jesu Christi.
2) Die Form dieses Sakramentes sind die Worte des Heilandes, mit denen
er dies Sakrament vollzog. (...) Nämlich in der Kraft dieser Worte wird
die Substanz des Brotes in den Leib Christi und die Substanz des Weines
in das Blut verwandelt.
3) Da wirklich in dem oben beschriebenen Dekret für die Armenier die
Form der Worte nicht dargelegt ist , welche die hochheilige römische
Kirche, durch die Lehre und Vollmacht der Apostel Petrus und Paulus
bestätigt, bei der Wandlung des Leibes und Blutes unseres Herrn immer
zu gebrauchen pflegte, haben wir uns bestimmen lassen, jene durch die
jetzigen (Worte) hinzuzufügen. Bei der Konsekration des Leibes unseres
Herrn gebrauche man diese Wortform: "Das ist nämlich Mein Leib"; bei
der des Blutes wahrhaft: "Das ist nämlich der Kelch Meines Blutes, des
neuen und ewigen Bundes, Geheimnis des Glaubens, das für euch und für
viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden".
4) (Christus) bezeugte mit klaren und durchsichtigen Worten, Er gebe
ihnen Seinen eigenen Leib und Sein Blut. Diese Worte ... enthalten doch
klar .jene eigentliche und offenkundige Bedeutung, in der sie von den
Vätern verstanden wurden, und so ist es tatsächlich eine unwürdige
Schmach, wenn sie ... gegen das gesamte Bewußtsein der Kirche
herabgewürdigt werden.
5) Diese von gottlosen Menschen ersonnene Erfindung (ist) teuflisch.
PATER PlO: Die Erde könnte leichter ohne Sonne existieren als ohne hl. Messe.
DER HL. PFARRER VON ARS: Laßt eine Pfarrei zwanzig Jahre ohne Priester sein: man wird die Tiere darin anbeten.
Wenn man die Religion zerstören will, so beginnt man damit, den
Priester anzugreifen, weil da, wo kein Priester mehr ist, auch kein
Opfer mehr ist, und weil da, wo kein Opfer mehr ist , auch keine
Religion mehr sein wird.
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