MITTEILUNGEN,
UM DEREN LEKTÜRE ICH DIESMAL AUSDRÜCKLICH BITTE
Zunächst bin ich Ihnen, verehrte Leser, eine Erklärung schuldig. Ich
hatte gedacht, die problematischen Darstellungen bezüglich Econe
vorerst abschließen zu können. Die sachlichen Verdrehungen unserer
Behauptungen (in der Reaktion auf die von uns veröffentlichte Kritik)
waren aber so arg, daß ich mich veranlaßt sah, sie richtig zu stellen
(=Antwort auf das Flugblatt). Des weiteren konnte auch die 'Übernahme'
des Stuttgarter Meßzentrums nicht unbeachtet bleiben. Da sich überdies
in den Briefen vieler Leser bestimmte Fragen wiederholen, möchte ich
diese "Mitteilungen" benutzen, um diese zu beantworten.
1. Man versteht nicht, warum wir Mgr. Lefebvres Verhandlungen mit Rom
kritisiert haben. Der Erzbischof, so wird gesagt, sei doch nur beim
Papst gewesen, um diesen wieder auf den rechten Weg des Glaubens
zurückzuführen, um diesen gleichsam zu missionieren und aufzuklären.
Außerden hätte er doch sehr viel erreicht, wenn der hl. Vater die alte
Messe wieder zulassen würde. Mehr kann man realistischerweise nicht
erwarten in unserer heutigen Situation. - Man soll einmal überlegen,
was es heißt, einen Papst, der als Inhaber des Jurisdiktionsprimates
die oberste kirchliche Lehrgewalt ausübt, zu missionieren bzw. ihn auf
den rechten Glaubenspfad zurückzuführen. Das ist ein Widerspruch in
sich. Ein "Papa haereticus" hört ipso facto auf, Papst zu sein. Die
Missionierung - nehmen wir einmal im günstigen Fall an, daß diese
beabsichtigt gewesen wäre - könnte dann nur noch der unter
Exkommunikation stehenden Privatperson gelten und nicht einem Papst! Im
übrigen geht es nicht darum, was taktisch erreichbar ist, sondern
einzig und allein um das, was vom Glauben her gefordert ist. Und da
haben wir nun gerade in diesem Punkt darauf aufmerksam gemacht, daß ein
Häretiker, der keine Amtsvollmacht mehr hat, legitimerweise nichts zu
erlauben (oder zu verbieten) hat. Seine Erklärungen sind null und
nichtig. Man möge doch endlich begreifen, daß das Glaubensgut kein
Gegenstand für einen Kuhhandel ist!
2. Die von Univ.Prof. Dr. Reinhard Lauth (in EINSICHT IX(2)49)
gestellten Fragen kann man nicht beantworten. Er rühre damit an
Geheimnisse Gottes, und es sei vermessen, daß er überhaupt solche
stelle. - Wenn man auf diese Fragen grundsätzlich keine Antwort geben
kann, dann hätte Lefebvre sich den Anordnungen Pauls VI. bezüglich des
"NOM" nicht widersetzen dürfen, sondern hätte dem Hl. Vater, der ja
doch als Stellvertreter Christi nur göttliche Geheimnisse angeordnet
hätte, gehorchen müssen. Übrigens hat bisher von der Seite Econes noch
niemand versucht, die von Prof. Lauth gestellten Fragen zu beantworten
und das, obwohl doch H.H. Schmidberger eine geistige Auseinandersetzung
ausdrücklich gefordert hatte! Anscheinend will man eine klare
Stellungnahme umgehen.
3. Es sei doch jammerschade, daß sich die Traditionalisten so
zerfleischen und keine Einheit wahren würden, S'ehr zum Gefallen der
Modernisten. Überhaupt sei es ein Ärgernis, daß all die Differenzen in
der Öffentlichkeit ausgetragen würden. Hätte man diese nicht intern
beilegen können? - Diesen Vorwurf haben uns auch die Progressisten
gemacht, als wir ihre häretischen Neuerungen angriffen. Einheit
erreicht man nur in der Wahrheit - es ist fast banal, immer wieder
darauf aufmerksam zu machen. Wenn sich nun Mgr. Lefebvre um ein
Arrangement mit dem abgefallenen Rom bemüht, gibt er die immer wieder
geforderte Einheit auf - und nicht wir. Auf einen faulen Frieden
zwischen zwei Lagern, die trotz möglicher äußerlicher Ähnlichkeit
innerlich verschiedene Ziele verfolgen, können wir nicht hinarbeiten.
Es wäre Etikettenschwindel. Um es klar zu sagen: zwischen dem, was Mgr.
Lefebvre will (vgl. seinen Brief Nr.16) und dem, was der wahre Glaube
von uns verlangt, kann es leider keine Einheit geben! Übrigens
wurdenAnfang der 70-iger Jahre in kleinerem Kreis all die Probleme mit
dem Erzbisahof besprochen, die bis heute strittig geblieben sind. Wir
haben ca 7 Jahre lang gewartet, bis wir uns endlich gezwungen sahen,
die Differenzen in aller Deutlichkeit darzustellen.
4. Schließlich muß auch noch etwas zu der Erwiderung bzw. Erklärung
Mgr. Lefebvres zu dem offenen Brief von Abbé des Lauriers gesagt werden
(vgl. dieses Heft). Obwohl es uns vornehmlich darum ging zu zeigen, daß
der von dem Erzbischof angestrebte Kompromiß unhaltbar sei, verdient
seine Bestätigung, er habe "niemals die neue Messe nach dem im November
1969 eingeführten Ritus" zelebriert, eine Anmerkung. Abbé des Lauriers
behauptete in seinm Brief, Mgr. Lefebvre habe die "messe innovée" (die
"neue Messe" oder, wie Schmidberger übersetzt, die "erneuerte Messe" -
von Paul VI.!) von Anfang I April 1969 bis zum 24.12.1971 gelesen. Er
kann also unmöglich behauptet haben, Lefebvre habe bereits im April
1969 nach dem erst im November 1969 eingeführten Ritus zelebriert. Der
Erzbischof gibt somit eine Erklärung zu einer Behauptung ab, die so gar
nicht gemacht wurde! Sie ist darum in der bertreffenden Hinsicht
sinnlos. Im übrigen gibt es trotz Lefebvres Erklärung immer noch
Stimmen, die dabei bleiben, daß er den "NOM" benutzt habe.
Abbé des Lauriers kritisiert zu recht den von Mgr. Lefebvre in Brief
Nr. 16 bekundeten Willen einer Gleichstellung der "neuen Messe" mit der
wahren hl. Messe. Diese um der Gläubigen und um Lefebvre selber willen
gemachten, berechtigten Vorwürfe assoziiert Lefebvre mit der Szene,
"die Unser Herr von der Soldateska erduldet hat", weswegen er - anstatt
inhaltlich auf die Vorhaltungen einzugehen - es vorzieht "zu schweigen
wie der göttliche Meister und für die zu beten, die (ihn) verfolgen".
Ohne sein eigenes Verhalten überhaupt überprüfen zu wollen, sieht
Monseigneur in den Vorwürfen nur Verfolgung - so ähnlich reagierten
auch die Modernisten, die jeden Einwand gegen ihr Programm als
Lieblosigkeit abtun wollten. Der Vergleich zwischen der Kritik des
Lauriers und den Greueltaten der Soldaten, den der Erzbischof auf seine
Person anwendet, stellt eine gefährliche pathetische Phrase dar. Ich
kann - ohne damit jemand auch nur zu nahe treten zu wollen - darin nur
eine Verkennung des wahren Leidens Christi sehen. Selbst der Erzbischof
sollte fähig sein, wenn ihm nicht seine ganze religiöse Sensitivität
verloren gegangen ist , eine berechtigte Kritik von den unmenschlichen
Streichen, die dem Heiland beigebracht wurden, zu unterscheiden und das
eine mit dem andern nicht zu verwechseln.
Im übrigen möchte ich allen danken, die uns mit ihrem Gebet und ihrem
Verständnis in dieser Auseinandersetzung geholfen haben. Ein herzliches
Vergelt's Gott!
Ihr sehr ergebener Eberhard Heller
***
LEON BLOY AN EINEN FREUND:
16. Februar 1894
Wir sollen beten. Alles, was sonst noch ist , ist eitel und blöde.
Beten sollen wir, um das Grauen dieser Welt zu ertragen, beten sollen
wir, um rein zu bleiben, beten, um der Kraft teilhaftig zu werden,
warten zu können . . . Für einen Menschen, der viel betet, gibt es
weder Verzweifeln noch bittere Trübsal. Ich sage das Ihnen, ich. Oh
wüßten Sie, wie sehr ich ein Recht habe, so zu sprechen und wie groß
mein Wissen um diese Dinge ist! Sie kennen wohl, mein Freund, die
kleinlichen Alltagssorgen des Lebens, doch den Schmerz, den wirklichen
Schmerz, den kennen Sie nicht. Noch hat der wahre Schlag Sie nicht
getroffen, der große Schlag, der das Herz durchbohrt. Vielleicht trifft
er sie auch nie. Denn solcher, die ihn in Wahrheit empfangen, sind
sehr, sehr wenige, wenngleich viele behaupten, sie hätten ihn
empfangen. Die Zahl der seelisch Unerwachsenen, der Kindgebliebenen
unter den Menschen, die da glauben, maßloses Leid zu erdulden und deren
Leid doch kaum der Rede wert ist, ist unendlich groß. Ebenso unendlich
ist aber auch die Zahl derer, die da wähnen, den Glauben zu besitzen,
und deren Glaube doch nicht imstande ist, auch nur ein einziges
Staubkörnchen zu versetzen. Und die Hoffnung und die Liebe nun gar!
Sind Worte je erbärmlicher geschändet worden? ... Glaube, Hoffnung,
Liebe, - und der Schmerz, auf dem sie ruhen -, diese vier, sie gleichen
Diamanten, und Diamanten - das ist bekannt sind seltene Kostbarkeiten.
Sie kosten einen teuren Preis, vergessen Sie das nicht. Man erringt sie
einzig um den Preis des Gebets, das ja selbst ein solch unschätzbares
Kleinod ist, welches wir erringen müssen. Eine elementare Wahrheit ist
das, aber es ist eine gewaltige Wahrheit. Darum beten wir! Einfältigen
Herzens wollen wir beten, beten ganz einfach und 'stur1, aber beten mit
der ganzen Kraft unseres Willens! Lange sollen wir beten und geduldig
beten (...) bis sich die Rührung in unser Herzen senkt und wir in
unserer Seele gleichsam einen Feuerbrand spüren. Ist es dann so weit,
dann können wir ruhig und in Frieden unsere Straße ziehen und jedes
Leid, sei es auch noch so groß, ertragen, (aus: "Det undankbare
Bettler" Nürnberg 1949, S.171f.)
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