"GLOBALES GESCHNATTER"
von
Dr. Joachim May
I.
So bezeichnet W.S. Schlamm (+) die Berichterstattung über das sogenannte "Retorten-Baby" (ZEITBÜHNE 9/1978).
In der Tat: Die Bewußtseinsstörungen bei der Journaille sind
unüberbietbar. Dieselben Journalisten, die die Ermordung von
ungeborenen Kindern als sozialen und sittlichen Fortschritt bejubeln,
preisen andererseits die geglückte künstliche Befruchtung außerhalb des
Mutterleibes. Schon das ist schizophren. Andererseitsstellen die
Abortus-Barden die Frage, ob der geglückte chirurgische Eingriff nicht
unerlaubt und gegen den gottgewollten Ablauf von menschlichem Leben
sei. Der Irrsinn ist mit Händen greifbar. Hier fehlen einfach klare
Standpunkte überhaupt.
II.
Bei Moraltheologen ist es nicht anders. Seit Jahren machen katholische
Moraltheologen die Humanwissenschaften (etwa Biologie, Psychologie,
Soziologie, Medizin) zur primären Quelle sittlicher Normerkenntnis und
Normbegründung. Dieser Ansatz ist fundamental falsch.
Humanwissenschaften sagen nicht, was sittlich gilt, was gut und böse
ist, sondern nur, wie sittlich Verbindliches bestmöglich praktisch
realisiert werden kann. -
Der genannte Fehlansatz wird verschärft dadurch, daß innerhalb der
Humanwissenschaften auch noch ein sogenanntes "Wertvorzugsgesetz" zur
Anwendung gebracht wird. Da dieses völlig unbestimmt bleibt, steht am
Ende nichts anderes als die "Situationsethik", d.h. die fast totale
Relativierung des Ethischen, zumal die immer mehr um sich greifende
Verwilderung und Chaotisierung des Gewissens (heute ein
Kautschuk-Begriff!) der Willkür bei der Bestimmung dessen, was Vorrang
(Vorzug) hat, Tür und Tor öffnet.
III.
Sehr beliebt ist auch die Argumentation der Moraltheologen, es komme,
z.B. in Ehe und Familie, nicht auf den einzelnen Akt, sondern auf den
Gesamtzusammenhang an. "Der einzelne Akt könne ruhig danebengehen,
Hauptsache sei, wenn das Ziel des Gesamtzusammenhangs erreicht
beziehungsweise erstrebt werde. Diese Theorie mag dem nicht tiefer
Nachdenkenden imponieren, weil sie den strengen Normzusammenhang
lockert. In Wirklichkeit beruht diese Auffassung auf einem ganzen
großen Irrtum. Wer die Ehe eingeht, muß das auch in den einzelnen Akten
realisieren. Er darf nicht Ehebruch begehen, weil er ja am Eheband
festhalten möchte" (DZ 29.9. 1978), wie das etwa der Jesuit David
erklärt hat, der den Ehebruch als eine Art "Seitensprung" und
"Kavaliersdelikt" verniedlichte. Denkt man die "Wertvorzugs"-Theorie zu
Ende, dann ist der Bankrott der Moral da. Dann wird der völlig
unkatholische Grundsatz "Der Zweck heiligt die Mittel" praktiziert,
wobei die Ranghöhe des jeweiligen Zweckes auch noch mehr oder minder
dem Belieben ausgesetzt werden kann. "Wer eine Kasse mit Geld zu
verwalten hat, kann sich nicht mit Fehlleistungen entschuldigen, weil
das Ganze noch am Schluß stimme. Zielgebote und Erfüllungs geböte
gehören zusammen. Ja, jene können unter Umständen in diesem erfüllt
werden, falls nur ein einziges Handlungsziel geboten ist " (DZ a.a.O.).
IV.
Die Absurdität heutiger mor al theologischer Theorien wird
unüberbietbar, wenn über die Humanwissenschaften als Quelle der
Normfindung hinaus gar auf das Tierreich zurückgegriffen wird. "Was im
Tierreich praktisch und ethisch möglich ist, kann nicht einfach auf den
Menschen übertragen werden ... Wegen der im Kern totalen
Wesensunterschiede zwischen Anthropologie und der Zoologie verbietet es
sich, ethisch an eine Analogie zwischen beiden zu denken." (DZ a.a.O.)
Die sich seit Jahren immer weiter ausbreitende Verhaltensforschung hat
das Denken der (Moral)Theologen verändert und einen moraltischen
Utilitarismus heraufbeschworen. Die transzendente Bedürftigkeit des
Menschen ist weithin gestrichen, die Weisheit Gottes durch
Manipulationskünste des Menschen ersetzt, die Tatsache, daß in Jesus
Christus sich Gott dem Menschen offenbart hat, den er damit über das
Tier erhoben hat, wird verdrängt.
Zwar gibt es bei sozial lebenden Tieren sogenannte "moralanaloge"
Verhaltensweisen (z.B. Regelung des Sexualverhaltens, Tötungshemmungen,
Respektierung des Revierbesitzes u.a.), die sich beim Menschen
wieder-finden, als "naturhafte Komponenten, die nicht von der Frage
nach Glaube und Lebenssinn abhängen" (RhM 6.1. 1978). Aber sie sind nur
Bestandteil, nicht das "eigentliche Wesen des sittlichen Vollzugs".
Dieses erwächst nur aus der Bejahung des Gottes der Offenbarung.
V.
Die heutige Moraltheologie bleibt weithin auf einem Level, der darunter
liegt. Das Biologische und das Anthropologische werden in einer Weise
aufgewertet, die einen fragen läßt, ob denn Jesus Christus jemals
gelebt hat, gestorben und auferstanden ist. Dahinter steckt noch ein
anderer Aspekt, gewissermaßen ein "ökumenischer". Man sagt, ehe mit der
christlichen Offenbarung ansetzende Moral sei nur für Christen
verbindlich und - das beliebte Drohargument - führe ins Getto. Eine
solche Argumentation ist absurd; denn es bedarf keines Beweises, daß
der, der sich Christ nennt, eben die dem Christentum von seinem Stifter
aufgegebene Moral und Sittlichkeit zu beachten und zu leben hat -
genauso wie andere Weltanschauungen andere sittliche Verhaltensweisen
implizieren. Darüberhinaus muß gefragt werden, ob denn auf den
missionarischen Auftrag Jesu Christi auch im Moralischen verzichtet
werden soll, ob man denn auf einen moralischen Standard abzielt, der
unterhalb des Christlichen liegt, vor- bzw. außerchristlich (oder gar
schon nachchristlich) ist , um den auf anderen Gebieten schon
angerührten ökumenischen Einheitsbrei auch moralisch zu zementieren:
eine Weltmoral für alle, die Christen und die Nicht-Christen bzw. die
"anonymen Christen". - Dem Christen ist es aufgetragen, seinen Glauben
und damit auch seine Moral in der ganzen Welt durchzusetzen und eben
nicht mit Kompromissen zu arbeiten, um den kleinsten gemeinsamen Nenner
zu finden.
VI.
Sieht man sich die Methoden von Mo raltheologen an - wir meinen hier
natürlich die heute morderne Sorte -, dann stellt man fest, daß sie
fast immer nach dem gleichen Schema arbeiten.
Zuerst betont man die gültigen (lehramtlichen) Aussagen der Kirche,
parliert von Tradition und zitiert wohl auch die eine oder andere
lehramtliche Aussage. Damit hat man sich vermeintlich abgesichert und -
anscheinend, scheinbar - auf den Boden des Lehramts gestellt. Dann
folgt das Aber. Man findet irgendeine Stelle oder gar nur ein
Satzbruchstück oder ein Wort in einem amtlichen Text, an dem man
"weiterdenkt". Neue "wissenschaftliche Erkenntnisse" werden
aufgetischt, zumeist aus den Humanwissenschaften, aber auch aus der
Exegese, in der linguistische Scharfrichter festgestellt haben, daß
dieses oder jenes Wort oder der eine oder andere Satz "anders" als
bisher zu verstehen seien, man habe das Wort Gottes mißverstanden,
heute müsse man das so und so interpretieren, da wir eine andere
"sozio-kulturelle Umwelt" hätten, die Worte Gottes seien nur
"Weisungen", also allgemeine Richtlinien, die "je nach Ort und Zeit"
verschieden - bis hin zum Gegenteil ihres Sinnes - ausgelegt werden
müßten. Da ist dann mit einemmal der Mord kein Mord mehr, der Ehebruch
kein Ehebruch mehr, die Lüge keine Lüge mehr - man "differenziert"
pausenlos, so lange, bis von der Grundregel (der Substanz) nichts mehr
übrig bleibt bzw. bis die Regel zur Ausnahme geworden ist und die Zahl
der Ausnahmen, Sonderfälle, Einschränkungen usw. die klare Grundlinie
völlig überwuchert hat. Zur Zeit ist , seit Jahren angeheizt, die
Unauflöslichkeit der Ehe bzw. die Zulassung geschiedener
Wiederverheirateter zu den Sakramenten der Gag der Stunde; Ausweitung
entstandener Einbrüche . . . - Das Ziel kann nur sein: Jedem jedes, was
er will, und alles, auch das Aberwitzigste, noch als von Gott gewollt
bzw. "gemeint". Dazu bemüht man von allem zwei Argumente: die Pastoral
und die Liebe.
Da dreht und windet man sich, um auch für Homosexualität, Lesbiertum,
Polygamie, vorehelichen Sex, außerehelichen Sex, Abtreibung, Unwahrheit
(Lüge), Enteignung usw. noch eine von Gott gewollte Legitimation
herauszuholen. Es wimmelt von "Aber" und "Wenn" und anderen
Verklausulierungen. Die sittliche Qualität der Sünde ist weithin dem
Rotstift, von theologischen Utopisten und Ideologen gehandhabt, zum
Opfer gefallen. Und alles wird "wissenschaftlich" hochtrabend
"abgedeckt". Wissenschaft ist tabu, und mit diesem Tabu-Mäntelchen
drapiert überschwemmen die (Moral)Theologen den Büchermarkt.
Bis zum Überdruß wird das Wort des Hl. Augustinus zitiert: Liebe, und
dann tue, was du willst. Das wäre schon recht, wenn nicht der zentrale
Wertbegriff der Liebe bereits völlig aufgeweicht wäre. Was heißt heute
Liebe? Alles - von der glühendsten Gotteshingabe bis zu perversen
Schweinigeleien. Ja, man verfährt vielfach umgekehrt: Man geht nicht
mehr von der vorher gegebenen Liebe aus, sondern tituliert vollzogene
Ferkeleien mit diesem Wort. Jedes Ferkel bezeichnet heute seine
Monstrositäten als "Liebe". "Die Liebe machen" ist ein gängiger Slogan,
und Präservativautomaten werben mit der "Liebe". "Aus Liebe" kann
Ehebruch vollzogen werden, kann abgetrieben werden. Und selbst da, wo
"Liebe" in allem sittlichen Ernst gesagt wird, bedeutet es nur zu oft
den heimtückischen Versuch, mit dieser religiös-sittlich aufgeladenen
Vokabel die Wahrheit hinwegzuspülen, alles Feste in irrationale und,
wie man meint, nicht mehr kontrollierbare Emotionen aufzulösen. Was
bleibt, ist ein haltloses Gefühlsspielchen, in dem alles toleriert und
gut ist , wenn es nur nicht nach "Wahrheitsfanatismus" schmeckt
(Hermann Häring, Assistent von Küng). Gesicherte, definierte Wahrheiten
sind ein Horror für den Großteil moderner Theologen und für Millionen
von Kirchenmitgliedern. Von her aus versteht man den permanenten Kampf
von Vertretern der sog. "Liebeskirche" gegen die sog. "Rechtskirche".
Es ist in der Tat eine anarchische bis anarchistische Mentalität, die
sich in der Meute moderner Theologen bekundet: Man zerschlägt alle
Sicherheiten, derer doch der Mensch so sehr bedarf, man kappt alle
Halteseile, man stößt ihn in Vereinzelung und Verlassenheit, man raubt
ihm den Schatz der Erfahrung der alten Kirche, man macht ihn ort- und
heimatlos.
Und dann die Pastoral. Ihr fatalster Fehlansatz ist , daß sie Gebot
Gottes und praktisches Verhalten des Menschen in einen Topf wirft. Das
Gebot Gottes muß bleiben - das Nachsichtüben, Verzeihen, Trösten und
Helfen steht auf einem anderen Blatt. Aber die Moral théologie ist der
Meinung, man helfe dem Menschen, wenn man die Gebote Gottes auflockere,
den Normen die Härte und Unzweideutigkeit nehme, zahlreiche
Fehlverhaltensweisen des konkreten Menschen billige und mithin ein
gutes Gewissen mache; wenn man den Begriff Sünde für viele Verstöße
streiche und dafür nur noch "richtig" und "falsch" in sozialen,
medizinischen, biologischen usw. Zusammenhängen setze, werde der Mensch
"befreit" und "erlöster" aussehen und sein. Genau das ist nicht
eingetreten. Vielmehr ist - dies als Beispiel - die Kriminalität
gewachsen, sind Selbstmorde und mehr noch Selbstmordversuche
zahlreicher geworden, sind die Psychiater mehr denn ja überlaufen. Eine
"autonome Moral", die sich nur nach den Kategorien "richtig" und
"falsch" (im beschriebenen Sinn) richtet und nurmehr vor
innerweltlichen Instanzen inen letzten Rest von Respekt aufbringt, kann
nur zur Chaotisierung führen. Es ist ein Irrtum zu meinen, auf diesem
Wege einen Bestand an "Grundwerten" erhalten zu können. Da helfen auch
die vielbelobigten "Grundwerte di skus s i onen" nicht. Wir wissen ja
doch, daß der Grundwert "Leben" längst kein Grundwert mehr ist -
Abtreibung und Euthanasie bezeugen es, die Geringschätzung des
Menschen, wenn er nicht (mehr) voll arbeitsfähig ist ebenso, weitere
Zersetzungen des Grundwerts "Leben" werden folgen. - Christliches
Schuldverständnis ist fundamental anders als bloß innerweltliches
Versagen. Für den Christen kann es nur und immer als letzte Instanz
Gottes Normen geben, und diese aufzurichten, überall zu verkünden, auf
ihre strikte Einhaltung zu drängen - das wäre Aufgabe der
Moraithéologie. So aber hat diese seit vielen Jahren nichts Besseres zu
tun gewußt, als der weltlichen Entwicklung nach unten, von Gott weg,
nachzulaufen, jeden weiteren erreichten Zerfallszustand eilfertig
abzudecken, auf das Wort Gottes hin zurechtzubiegen. Einen Stop auf dem
Wege zur Anarchisierung hat das nicht zuwege gebracht, und die stille
Hoffnung, mit moralischen Zugeständnissen und Rechtfertigungeneiner
immer weiter um sich greifenden sittlichen Verwilderung die Millionen
noch beim "Glauben", bei der Kirche halten zu können - mit diesem
Hintergedanken wird oft genug operiert -, ist an Aberwitz nicht zu
überbieten.
Man sagt des öfteren, der Abstand zwischen kirchlicher (amtlicher)
Morallehre und tatsächlicher Praxis der Kirchenmitglieder sei
unüberbrückbar groß geworden, also müsse man die Kluft überwinden. Das
geschieht dann fast regelmäßig dadurch, daß man den verrotteten
Ist-Zustand, wie dargelegt, sanktioniert, indem man das Evangelium
preßt, die Humanwissenschaften ungebührlich aufwertet, auf das
Naturrecht reflektiert - den Mut, die Gebote Gottes bestehen zu lassen
und einsichtig zu machen, wo das nötig ist, hat fast niemand mehr. Die
moralische Verwilderung abzusegnen, das ist der Preis dafür, daß
Millionen ihre Kirchensteuer weiter entrichten.
VII.
Auch der moralische Zerfall ist Teil des Glaubensschwundes, des
Saekularismus, zu dem nicht wenige Theologen aller Sparten seit langem
beitragen. Daß der Glaubensschwund kommen würde, war einsichtigen
Menschen seit langem klar. Die wissenschaftliche Aufklärung (ganz
wörtlich: auf-klären), der Szientismus, der Glaube an die
Allerforschbarkeit und Aufhellung liegt wie ein Bann seit zweihundert
Jahren über der Menschheit.
Auch den Konzilsvätern hätte das bewußt sein müssen - und es war es
ihnen auch. Aber die Wege, die sie fanden und beschritten, waren
falsch. Der Meinung von der Allerhellung hätte die Kirche mit Gedanken
begegnen müssen, wie sie etwa der Historiker Hugo Staudinger (Chance
und Risiko der Gegenwart, Paderborn 1976; Der Atheismus als politisches
Problem, ibw-Journal, 8/78) ausgesprochen hat. Das Aggiornamento war
der miserabelste Weg, den man einschlagen konnte. Damit kann man den
Niedergang der weltlichen Welt nicht auffangen, vielmehr hat diese
einen Großteil des kirchlichen Personals, Priester und Laien, zu sich
herübergezogen. Das radikale Anderssein der jenseitigen Welt, die
Unabänderlichkeit der Existenz einer solchen, das Zeugnis absolut
gläubiger Menschen, Beweise für die Unverfügbarkeit des Menschen und
Gottes - das und anderes hätte pausenlos Inhalt der Predigt der Kirche
sein müssen. Statt dessen wurde ein Zustand heraufbeschworen, von dem
sich offenbar die Funktionäre der Neukirche keine Vorstellung machen.
Wer viel mit Menschen umgeht, weiß, daß eine fast totale Entleerung von
Glauben stattgefunden hat, aber statt diesem voraussehbaren Prozeß
entgegenzuwirken, hat die Theologie eilfertige Handlangerdienste
geleistet. Theologen betätigen sich als fixe Büchsenöffner und
Fassadenputzer und begreifen nicht (mehr), daß sie an der ontischen
Verfaßtheit des Menschen vorbeioperieren. Ein Blick auf den
(gesellschaftlichen) Zustand des Menschen in unseren Tagen zeigt, daß
die theologische Liberalisierung ein Irrweg war und ist . Gegen die
Sexualisierung der weltlichen Welt hülfe nur die pausenlose Predigt von
der Askese, vom Opfer, von Verzicht. Es wäre zu fragen, was der Mensch
braucht, nicht was er will.
Die Gebote Gottes werden umso einsichtiger, je mehr man sie befolgt.
Ihre Weisheit ist unüberbietbar, weil sie auf den Menschen, Gottes
Geschöpf, zugeschnitten sind. Wer sich 30, 40 Jahre mit Nahrung und
Getränken vollstopft, dem wird der Arzt eines Tages sagen müssen, was
er von Anfang hätte wissen können, wenn er Gottes Gebote und die der
Kirche befolgt hätte. Der Herr hat das Fasten wiederholt vorgelebt. Es
führt kein Weg an der wörtlichen (!) Befolgung der Gebote vorbei. Wer
anfängt zu interpretieren, geht in die Irre. Hier und da beginnt es zu
dämmern, daß vor allem die Folgen der einen oder anderen Lockerung der
göttlichen Anordnungen nicht bedacht worden sind.
***
NACHRICHTEN
Der Deutsche Gewerkschaftsbund hat gegen Dr. Ernst, Initiator und
Leiter der Aktion Ulm und der Europäischen Ärzteaktion, Strafanzeige
erstattet. Dr. Ernst bezeichnet in einem Brief an den DGB die von
diesem geforderten AbtreibungsZentren als "Embryonalmord-Syndikate".
(...) Schließlich habe der frühere SPD-Kronjurist Arndt betont, daß
"zwischen der Liquidierung in Gaskammern und der im Mutterleib kein
grundsätzlicher Unterschied" bestehe. (nach "Vox fidei" April 1979)
Erwartungen Moskaus an Johannes Paul II. OKI. - Westliche Kommentare,
in denen behauptet worden war, daß mit dem polnischen Kardinal Wojtyla
ein Mann zum Papst gewählte worden sei, der aus eigener Erfahrung
wisse, was "es mit Sozialismus und Kommunismus auf sich hat", hat die
Moskauer Atheistenzeitschrift "Nauka i Religijy" ("Wissenschaft und
Religion") zurückgewiesen. Die Wahl Wojtylas sei vielmehr eine
"Niederlage der rechtsorientierten italienischen Kardinale" gewesen.
Bei Johannes Paul II. sei zu erwarten, daß er im Geiste des Zweiten
Vatikanischen Konzils sich für eine weitere Normalisierung der
Kirchenbeziehungen "mit den Ländern des Sozialismus" einsetzen werde.
Eine Rückkehr des Vatikans zu den Zeiten Pius XII. und damit zur
"Politik des Kalten Krieges" würde die ohnehin nicht einfache Lage des
zeitgenössischen Papsttums noch weiter komplizieren, (nach "Vox fidei"
Aug. 1979) - Man bemühe sich einmal, diese Passagen ohne die politische
Einkleidung zu lesen! Anm.d.Red.
WORTE MÉLANIE CALVAT, DEM SEHERMÄDCHEN VON LA SALETTE
Da begreift man, wie Gott der dreimal Heilige, aus Seiner Heiligkeit
den gedemütigten und zerknirschten Herzen verzeiht, die sich durch die
Liebe (=Liebesreue) im Blute des makellosen Lammes reinwaschen, welches
ihnen seine Verdienste zuwendet und ihnen die heiligmachende Gnade
gibt. (...) Ich begriff, daß beim Klerus die Reinheit des Geistes die
Hüterin der Reinheit des Leibes ist; daß es keine Keuschheit des Leibes
ohne die ständige Reinheit des Geistes gibt und daß der Geist und die
Sinne ihre Reinheit nicht bewahren werden, wenn sie nicht ans Kreuz
geschlagen werden mit Christus.
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