WUSSTEN SIE SCHON . . .,
von
Anton Holzer
... der "Speckpater" Werenfried van Straaten nun auch zu den
Progressisten übergelaufen ist? Er schreibt in der Sondernummer "Hilfe
und Hoffnung" seiner Zweimonatschrift "Echo der Liebe" (Nr. 2 vom März
1979, S.12 rechte Spalte) den entlarvenden Satz:
" ... Obwohl unser Werk im Wesen seelsorglicher Art ist , sind wir doch
wegen der Intention unserer Wohltäter öfters dazu verpflichtet, auch
sozial-caritative Hilfe zu leisten . . . Außerdem hat es keinen Sinn,
das Evangelium Menschen zu predigen, die nichts zum Essen haben oder
die in einer Notlage leben, über die man schreiben kann: 'Hier können
die l0 Gebote Gottes nicht gehalten werden' . . . "
Diese Begründung steht im Widerspruch zu den Angaben der Hl. Schrift.
Zunächst war es dort ein Zeichen des Anbruchs der messianischen Zeit,
daß den Armen die Frohbotschaft verkündet wurde (lk 4,18f). Freilich
heißt es dort nirgends, daß die Armen zuvörderst und zuvor von der
Armut befreit werden müßten, damit sie dem Evangelium glauben und das
Himmelreich erlangen könnten. Das Apostolat der Armen beginnt nicht
damit, ihnen die Botschaft von der Befreiung aus ihrer Armut zu
verkünden und zu realisieren, sondern vielmehr damit, ihnen die
Botschaft der gnadenhaften Befreiung aus der Sünde und vom Bösen zu
bringen, doch nicht vom Bösen, das sie erleiden, sondern vom Bösen, das
sie selbst tun. Denn auch sie bedürfen dieser Botschaft. Im übrigen ist
ja gerade nicht die Armut ein Hindernis, dem Evangelium zu folgen und
ins Himmelreich einzugehen, sondern der Reichtum. So lehrt uns
jedenfalls Jesus in der Geschichte vom reichen Jüngling und seinem Wort
vom Nadelöhr (Mt 19,16-26). Wenn das Wort Jesu wahr ist , wenn die Hl.
Schrift nicht lügt, dann ist die moderne Auffassung eine Verfälschung
des Evangeliums der göttlichen Gnade. Denn wie der Glaube lehrt und
auch die Kirchengeschichte beweist, ist keineswegs Wohlstand Bedingung
der Annahme des Evangeliums noch der Möglichkeit, die l0 Gebote zu
erfüllen, sondern allein die Gnade Gottes, für welche die Armut nicht
nur keinerlei Hindernis, sondern geradezu die Voraussetzung der
Offenbarung ihrer Kraft und Herrlichkeit ist .
Die Befreiung vom erlittenen Bösen kann dann nur die zeichenhafte,
gnadenhafte Zu- und Beigabe Gottes zur primären Suche nach dem Reich
Gottes und seiner Gerechtigkeit sein (Mt 6,33); die sozial-karitative
Diakonie kann nur - wie das Wunderwirken Jesu - die zeichenhafte, das
Verkündigen der Frohbotschaft der göttlichen Gnade und Liebe
begleitende Tätigkeit sein, welche dem Verkünder des Evangeliums
Glaubwürdigkeit verleiht.
Die progressistische Ansicht und Methode dagegen ist nur eine neue und
raffiniertere Art, es mit den Reichen zu halten und die Armen zu
bestehlen, indem man ihnen die Frohbotschaft der befreienden Wahrheit
und göttlichen Gnade vorenthält. |