ZUR KIRCHLICHEN LAGE IN ARGENTINIEN
von
H.H. Pater Hervé Le Lay
übers.: von Elisabeth Weiler
Vorbemerkung:
Pater Hervé Le Lay ist ein französischer Priester, der in Argentinien
lebt. Er ist Herausgeber der in spanischer Sprache erscheinenden
Zeitschrift "LA TRADICION". Für die französisch sprechenden Leser legt
er den Ausgaben seiner Zeitschrift Briefe in französischer Sprache bei,
in denen er über seine Tätigkeit und über die kirchliche Lage in
Argentinien berichtet. In dem Brief, welcher der Nummer 133 von "LA
TRADICION", Dezember 1977 beilag schreibt er:
... Ich danke allen, die mir in der einen oder anderen Weise in meiner
Einsamkeit helfen. In Buenos Aires haben wir noch zwei Priester, die
immer die Messe des hl. Pius V. feiern. (...) Aber zwischen Buenos
Aires und der bolivianischen Grenze - und ich glaube sogar im ganzen
Rest des Landes - bin ich der einzige Priester, der die wahre Messe
aufrechthält. Ich habe niemals die andere Messe gelesen und nur einmal
sie besucht. Als der (modernistische) Erzbischof hierher kam, habe ich
ihm einen Tisch hingestellt, für seine Verrichtungen und ein Kollege
war mir gefällig und hat den Prälaten begleitet, um mir aus der
Verlegenheit zu helfen. Das konnte nicht gutgehen. Sie haben mich
daher, logischerweise, zum alten Eisen geworfen, ohne Unterhalt, ohne
alles. Aber der heilige Joseph hat mich nicht im Stich gelassen.
(...) Der Ingenieur Roberto Gorostiaga, der den Besuch von Monseigneur
Lefebvre in Argentinien organisierte, hat im Zentrum von Buenos Aires
ein großes Haus (calle Venezuela No 1318) für die traditionalistische
Gemeinde gekauft . . . Gorostiaga ist der Hauptwohltäter. Er ist ein
sehr bedeutender Ingenieur. Er hat die erst Brücke über den Uruguay
gebaut, 2600 Meter lang, zwischen Colon (Argentinien) und Paysandu
(Uruguay). Auch die 80 Meter hohe Brücke über die Talspere von
Cabra-Corral ist sein Werk. Trotz seiner zahlreichen beruflichen
Verpflichtungen nimmt er sich die Zeit, Versammlungen abzuhalten und
Artikel für die ausgezeichnete traditionalistische Zeitschrift "ROMA"
(Anschrift: Casilla de Correo Central 2193, l000 Buenos Aires) zu
schreiben. Soeben hat er ein bedeutendes Werk publiziert: "Christentum
oder Revolution?" ...
Liebe Freunde, ich bedaure sehr, daß ich Ihnen mitteilen muß, daß
wir im Kampf um die Wiederherstellung der heiligen Messe und des
katholischen Gottesdienstes von zwei Vereinigungen, auf die wir
glaubten zählen zu können, verraten worden sind: die "Ciudad Católica"
des Jean Ousset, die ihren Namen und ihr Programm geändert hat; ihren
so klaren und aussagekräftigen Namen hat sie gegen einen anderen Namen
ausgetauscht: "Instituto de Promoción Social Argentina" (IPSA). Ihr
klares religiöses Programm hat sie gegen ein rein politisches Programm
vertauscht. Die zweite Vereinigung ist die T.F.P. (Tradition, Familia,
Propiedad = Tradition, Familie, Eigentum), eine internationale
Organisation, die in Brasilien von Professor Plinio Corres de Oliveira
gegründet wurde. Anläßlich des Besuches von Monseigneur Lefebvre haben
diese beiden Organisationen öffentliche Erklärungen abgegeben, in denen
sie sich von diesem Besuch distanziert haben, denn sie wollten sich
nicht zu theologischen Streitfragen äußern, da sie "bürgerlich" seien.
Ein trügerischer Vorwand. Was heißt "bürgerlich"? Wie können sie, die
praktizierende Katholiken sein wollen, sich an dem großen Problem, das
die Kirche spaltet, des interessiert erklären und indifferent bleiben?
Außerdem sind sie gar nicht indifferent, denn sie besuchen die neue
sakrilegische Messe und kommunizieren dort. Sie empfangen dort - wie
mir einer von ihnen sagte - die "bedingte Kommunion".
Im November war ich in Córdoba, wo ich die heilige Messe gelesen habe.
Ein Freund hat mir einen kostenlosen Flug nach Buenos Aires verschafft,
wo ich vier Tage geblieben bin und bei der Familie Ferrari (...)
gewohnt habe.
Zum Weihnachtsfest kehrte ich nach Córdoba zurück. . . . Die Leute von
Córdoba bitten mich zu ihnen zu kommen, denn sie haben keinen Priester,
der ihnen die wahre Messe feiert.
In dem Haus der Traditionalisten in Buenos Aires haben vier Schwestern
von der Kongregation des hl. Joseph von Montgay Zuflucht gefunden. Sie
gehören einer Gemeinschaft von 19 Schwestern in Córdoba an, die das
"aggiornamento" verweigert haben. Die Generaloberin hat sie vertrieben.
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