54. Jahrgang Nr. 7 / Dezember 2024
Datenschutzerklärung | Zum Archiv | Suche




34. Jahrgang Nr. 10/Dezember 2004

34. Jahrgang Nr. 3/April 2004

34. Jahrgang Nr. 8/Oktober 2004

35. Jahrgang Nr. 11/december 2005

33. Jahrgang Nr. 4/April 2003

33. Jahrgang Nr. 8/October 2003

32. Jahrgang Nr. 8/December 2002

36. Jahrgang Nr. 12/September 2006

14. Jahrgang Nr. 11/Mai 1984

10. Jahrgang Nr. 11/May 1980

10. Jahrgang Nr. 12/June 1980

10. Jahrgang Nr. 13/Februar 1981

11. Jahrgang Nr. 12/July 1981

15. Jahrgang Nr. 11/April 1985

13. Jahrgang Nr. 12/July 1983

13. Jahrgang Nr. 13/Oktober 1983

13. Jahrgang Nr. 11/April 1983

38. Jahrgang Nr. 11/February 2008

12. Jahrgang Nr. 12/Decembre 1982

12. Jahrgang Nr. 11/August 1982

38. Jahrgang Nr. 12/März 2008

39. Jahrgang Nr. 11/Mai 2009

39. Jahrgang Nr. 12/September 2009

50. Jahrgang Nr. 4/Juni 2020

53. Jahrgang Nr. 5/Oktober 2023

Messe 'ohne Wandlungsworte'
 
Messe "ohne Wandlungsworte"

von P. Markus Heggenberger

Vorbemerkung der Redaktion:

Wir ĂŒbernehmen die folgende Auseinandersetzung zwischen der Priesterbruderschaft auf der einen Seite sowie der Petrusbruderschaft und Herrn  Dr. Kaschewsky, Schriftleiter der "Una Voce-Korrespondenz", auf der anderen Seite, da sich anhand dieser Debatte sehr gut deren divergierende kirchlich-theologische Positionen erklĂ€ren lassen: Wie aus dem Beitrag leicht erhellt, vertritt
1. die Priesterbruderschaft St. Pius X. zwar eine theologisch exakte Position, indem sie und ihr theologischer Exponent Dr. Barth den betreffenden Kanon ohne Wandlungsworte fĂŒr ungĂŒltig erklĂ€rt, nennt die FehleinschĂ€tzung der Glaubenskongregation aber nicht hĂ€retisch, um nicht auch die Konzils-Kirche der HĂ€resie zu bezichtigen.
2. die Petrusbruderschaft und Herrn  Dr. Kaschewsky mĂ€keln zwar auch, aber gehen ĂŒber die amtlich festgelegte Entscheidung nicht hinaus, um ebenfalls einem Konflikt um die LegitimitĂ€t der Kon-zilskirche aus dem Wege zu gehen, allerdings unter Aufgabe ihrer eigenen UrteilsfĂ€higkeit, um "eine kirchliche Entscheidung nicht beschĂ€digen" zu wollen.
Diese Inkonsequenzen waren und sind es, die den Unterschied ausmachen zwischen erklĂ€rten Sedisvakantisten, die die HĂ€resie auch "HĂ€resie" nennen und Konsequenzen gezogen haben gegenĂŒber den Promulgatoren, und den Traditionalisten, die letztendlich die gesamte Auseinandersetzung mit der sog. 'Amtskirche' auf die Ebene eines Ritenstreites - mit partikulĂ€ren Einzelinteressen - herunterdrĂŒcken.

Eberhard Heller
***

Seit einigen Monaten wird in traditionsorientierten Kreisen die Debatte gefĂŒhrt ob der sog. Kanon des Addai und Mari in seiner assyrischen Fassung gĂŒltig sei oder nicht. Zu dieser Kontroverse hatte eine Entscheidung der Glaubenskongregation gefĂŒhrt, die die GĂŒltigkeit bejahte, obwohl das genannte Hochgebet keine Wandlungsworte enthĂ€lt.

Die theologische Unhaltbarkeit der römischen Entscheidung (zugunsten der GĂŒltigkeit) hatten vor allem Dr. David Berger sowie Dr. Heinz-Lothar Barth unterstrichen, eine Verteidigung hatten P. Lugmayr (Petrusbruderschaft) und Dr. Kaschewsky (Schriftleiter der Una Voce-Korrespondenz) unternommen. Rasch weitete sich die Diskussion zu einer Debatte mit ekklesiologischen Implika-tionen aus: Die Verteidiger der GĂŒltigkeit der "Messe ohne Wandlungsworte" bemĂŒhten das Argument, man dĂŒrfe eine kirchliche Entscheidung nicht beschĂ€digen. Gleichzeitig versuchten sie - mit einem theologischen salto mortale - verzweifelt, Wandlungsworte zu finden bzw. hineinzuinterpretieren, wo keine vorhanden sind, womit sie den gesunden Menschenverstand der GlĂ€ubigen (und wahrscheinlich auch der UnglĂ€ubigen) eindeutig ĂŒberfordern.

(...) Andrerseits können theologische Entscheidungen des Vatikans von offensichtlich großer Tragweite nicht einfach ignoriert werden, wie es einige wohlmeinende Kenner beider Lager gerne sĂ€hen. (...) Was ist zu tun? Es ist zunĂ€chst darauf hinzuweisen, daß es sich um eine römische Entscheidung handelt. Es ist gar nicht einzusehen, weshalb in der vorliegenden Frage ausgerechnet traditions-orientierte Gruppen die Verteidigung einer Theologie ĂŒbernehmen, die durch die Tradition nicht abgesichert ist und die von Rom revidiert werden könnte! (...)

Es ist weiterhin darauf hinzuweisen, daß das Verdienst der Una Voce-Bewegung in der Vergangenheit darin bestand, die kirchliche Tradition betreffende theologische Fragen dargestellt und an kompetenter Stelle vorgetragen zu haben. Es gibt wohl keine bessere Darstellung des Konfliktes zwischen Erzbischof Lefebvre und Rom als das Buch "Apologia pro Marcel Lefebvre" von Michael Davies (heutiger PrĂ€sident der Una Voce-Bewegung). Und wie oft wurden nicht Fragen zum kirchlichen Zeitgeschehen vom VorgĂ€nger des jetzigen Vorsitzenden, Dr. de Saventhem, im Vatikan vorgelegt!

Warum folgt die deutsche Abteilung der Una Voce-Bewegung nicht diesen historischen Vorbildern, stellt den Konflikt des katholischen Gewissens dar (ohne selbst Stellung zu beziehen) und richtet, falls sie sich in dieser Frage weitergehend engagieren will, eine entsprechende Anfrage an die Glaubenskongregation - statt sich vorschnell und aus eigener Machtvollkommenheit auf eine Lösung festzulegen, die weder bei der Priesterbruderschaft St. Pius X. konsensfÀhig ist noch bei jenen Freunden der alten Liturgie (...).

(aus:  "Mitteilungsblatt der Priesterbruderschaft St. Pius X.", Okt. 2003, Nr. 298, S. 16 f.)
 
(c) 2004-2018 brainsquad.de