"ITE, MISSA EST!"
DIE LETZTE PREDIGT VON + H.H. DR.THEOL. OTTO KATZER AM 17.6.1979
(nach einer Tonbandaufnahme übertragen von Hedy Hersche)
"Hochwürden", so höre ich aus dem Munde leider vieler meiner Mitbrüder
(zum Überdruß!), die die Fälschung der Konsekrationsworte verteidigen
wollen, "Hochwürden, Christus ist doch für a l l e gestorben. Weshalb
also diese Unruhe, weshalb die Anklage einer Fälschung? Das entspricht
doch nicht der Wahrheit!"
Wie gesagt, bis zum Überdruß kann man diese Dummheit mindestens aus dem
Mund derer hören, die vollauf ihren heiligen Glauben beherrschen und
ihn verkündigen sollte!
Zur Zeit des Konzils von Trient murrten die Geistlichen genau so wie
heute, sie hätten keine Zeit zum Studium. Daß man aber unzählige
Zeitschriften und Zeitungen liest, dazu hat man Zeit; den Katechismus
in die Hand zu nehmen, das Lehrbuch der Dogmatik, der Glaubenslehre,
das kann man doch von diesen überlasteten Herren ja nicht fordern.
Verzeiht mir diese Ironie, aber ich d a r f sie mir nicht
ersparen. Und als dies beim Konzil von Trient bekannt wurde, diese
Ausrede von seiten des Klerus, gab das Konzil von Trient den Befehl,
einen Katechismus für Pfarrer auszuarbeiten, wo sie in Kürze Antwort
auf ihre Fragen finden sollten. Der hl. Karl Borromäus hat die
Redaktion dieses Katechismuses übernommen. Und da könnte ich, mit Bezug
auf eben diese Stelle, den hochwürdigen Herren und auch vielen von den
Leuten sagen: "Nehmt doch diesen Katechismus in die Hand in seiner
deutschen Ausgabe und da werdet ihr (ich gebe euch die Seite an: auf
Seite 170) die Antwort schon finden und ihr könnt euch belehren lassen,
um so abzulassen von der Fälschung, die ihr eingeführt habt".
Allerdings, wenn jemand nicht die Zeit dazu hat, den Katechismus in die
Hand zu nehmen, oder gescheiter sein will als das Konzil von Trient
oder der hl. Karl Borromäus bzw. das ordentliche Lehramt der Kirche,
dann allerdings ist einem solchen Menschen nicht zu helfen.
Kommen wir nun zurück auf dieses "für alle". Das letzte Abendmahl
bestand aus zwei mystisch dargebrachten Opfern: aus dem letzten b
l u t i g e n Opfer des Alten Testamentes. Und ist nicht
der Heiland das wahre Lamm, welches für das Heil a l l e r
Menschen geschlachtet wird? Ja, das b l u t i g e Opfer,
das letzte blutige Opfer des Alten Testamentes sollte das Heil a
l l e n Menschen ermöglichen. Deshalb wurde es auch dargebracht.
Zugleich aber wurde bei dem letzten Abendmahl das erste Opfer des Neuen
Testamentes, die erste utiblutige Vergegenwärtigung des blutigen Opfers
dargebracht. Und deshalb hat der göttliche Heiland sein blutiges Opfer,
das Lamm, das wahre Lamm, welches für uns geschlachtet wurde,
dargebracht, um uns die Anteilnahme am u n- b l u t i g e n
Opfer zu ermöglichen durch die r e s t l o s e Darbietung
unseres leib-seelischen Ichs an den himmlischen Vater, um so unsere
ewige Rettung zu verwirklichen und die Nachlassung der Sünden zu
erreichen.
Das letzte Opfer des Alten Testamentes wurde für a l l e
dargebracht. Leider können die F r ü c h t e des Opfers des
Neuen Testamentes nicht allen zukommen, sondern nur denen, die sich mit
IHM, durch IHN und in IHM, mit Christus, durch Christus und in Christus
aufopfern.
Wohl der bitterste Augenblick im Leben des Heilandes war, als Er bei
der Einsetzung der Hl. Messe, des unblutigen Opfers, der unblutigen
Erneuerung Seines blutigen Opfers am Kreuze, nicht sagen konnte: "für
euch und für alle", sondern leider nur "für viele", d.h. für jene, die
sich aufopfern mit IHM. Und ein jeder von uns weiß nur zur Genüge, wie
unvollkommen unser Opfer ist .
Doch noch einen Blick zurück: Warum war es dem göttlichen Heiland so
schwer, warum tat es Ihm so leid, daß er nicht sagen konnte, ja durfte:
"für alle", sondern nur "für viele"? Weil Er zurückdenken mußte an all
das, was Er der Welt dargeboten hat, um sie zu retten.
Wir haben, meine Lieben, vor einiger Zeit hier schon gesagt, daß das
erste und größte Wunder in dieser Welt darin besteht, daß Gott M
e n s c h geworden ist, um uns durch Seinen Tod am Kreuze zu
erlösen und ewig selig zu machen.
Wie oft - und vielleicht ist das eben gerade der Grund, daß wir den
tiefen Sinn nicht erfassen - wie oft hören wir die Worte: "Siehe, das
Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünden der Welt."
Aus dem Leben mancher Heiliger wissen wir, daß sie bloß beim
Aussprechen des Wortes 'Sünde1 ohnmächtig geworden sind. Denken wir nun
nach: die Heiligkeit selbst versenkt sich in den Schlamm und in die
Jauche der Sünde des Menschen. Ohne eine Meditation über dieses
Geheimnis werden wir an dieses Wunder nicht näher herankommen können.
Das zweite Wunder, sagten wir, ist , daß auf die Worte J e s
u, welche Er durch den Priester ausspricht, Er wieder gegenwärtig
wird zwischen uns als wahrer Gott und wahrer Menschen.
Aber wir haben heute vor Augen das dritte, größte Wunder, das
wahrscheinlich dem Menschen nur zu wenig bekannt ist , und das ist das,
daß die Muttergottes den Kreuzweg überhaupt überleben konnte. Und wir
wissen, der Kreuzweg begann in dem Augenblicke, in dem sie die Worte
sagte: "Siehe, ich bin eine Magd des Herrn." Ihr wißt ja, in diesem
Augenblicke unterschrieb sie das Todesurteil ihres Sohnes, des
lieblichen Kindes, das vor ihr war. Und als sie das Kindlein zum ersten
Male in die Krippe legte, spürte und e r l e b t e sie -
wir können es nicht - daß sie dieses ihr Kind eben aufs Kreuz legt.
Und bei der Einsetzung des Allerheiligsten Altarssakramentes denkt
sicher der Herr zurück an die Größe Seines Opfers, aber auch an die
Größe des Opfers Seiner Mutter. Und trotz dieser Größe: wie wenige sind
es, die die dargebotene Möglichkeit erfassen? Er konnte leider nicht
sagen "für alle", sondern nur "für viele", und diese "vielen" sind im
Vergleich mit den "allen", die verlorengehen, recht, ja sehr wenige
nur.
Es gibt zwei Wege: der eine ist breit und bequem, und viele sind es,
die ihn gehen; er führt aber ins Verderben. Der andere ist hart, steil
und steinig, und wenige sind es, die ihn betreten und beenden; er führt
aber zum Leben.
Bei der Hl. Messe, so wurde gesagt, ist ja eigentlich das Offertorium
nicht notwendig. Das kommt bei der Hl. Wandlung mit hinein. Wer dies
sagt, hat überhaupt nicht meditiert über das Leben Jesu Christi, und es
ist ihm nicht klar, daß das Offertorium Jesu in dem Augenblicke
zustande gekommen war, wo es heißt: "Und das Wort ist Fleisch geworden
und hat unter uns gewohnt." Das war das Offertorium für das g a n
z e Leben Jesu, für die g a n z e Ewigkeit, vollauf und
restlos. Auch Maria braucht bei der Hl. Messe das Offertorium nicht
wiederholen. Sie hat es ein für allemale gesagt, wieder r e s t Ì
o s ohne Ausnahme, in dem Augenblicke nun, in dem sie sagte:
"Fiat mihi secundem verbum tuum." ("Es geschehe mir nach deinem
Worte.")
Wir meine Lieben haben das Offertorium begonnen bei der hl.Taufe. Da
haben wir unseren Entschluß kundgegeben r e s t l o s uns
dem Dienste Gottes zu weihen. Aber ein jeder von uns weiß nur zu gut,
wie unvollkommen unsere Hingabe ist . Und wem das nicht klar sein
sollte, möge j e t z t über seine Gedanken nachdenken, über
das, worüber er gesprochen hat in den letzten Tagen, über seine Taten,
und sich fragen, inwiefern waren diese verankert in Gott? Die
Barmherzigkeit Gottes ist groß. Eigentlich sollte und dürfte uns nur
eine einzige Hl. Messe genügen. Warum so viele? Warum? Weil die Güte
Gottes überaus groß ist . Und sie weiß von der Unvollkommenheit unseres
Offertoriums. Sie weiß, wie wir manches auszubessern haben, zu
ergänzen, daß es mit dem einen Offertorium nicht getan ist . Deshalb
die Möglichkeit der Wiederholung. Aber heute wollen wir, da wir j a zu
den V i e l e n gehören wollen, die gerettet werden, den
Herrn bitten, Er möge sich unser erbarmen und in die Reihen dieser
Erlösten wirklich einführen. Wollen wir unser ganzes Leben zu einer
einzigen Hl. Messe gestalten!
Bei der hl. Taufe begann das "Introibo ad altare Dei." ("Ich trete hin
zum Altare des Herrn.") Und bei diesem Altare bleibe ich mein ganzes
Leben, denn - wie wir sagten - wo wir auch nun sind, in jedem denkbaren
Augenblick, unter allen Umständen, die wir uns vorstellen können,
stehen wir am Altar - denn unsere Lebensbühne und unser Arbeitsplatz
ist ja nichts anderes, soll nichts anderes sein als ein Altar, - um
darzubringen r e s t l o s unser Leben, das leib-seelische
Ich dem himmlischen Vater. "Suscipe Sancte Pater." So soll ein jeder
Tag beginnen bei uns und wir sollen auf den Altar legen die Gabe,
welche zur Ehre Gottes reicht und zu unserem Heile. Und wenn wir das
tun werden - wir müssen uns allerdings üben, und ein jeder von euch
weiß nur zu gut, daß einmal nicht genügend ist .
Wenn wir das also tun werden und der Augenblick kommen wird und er wird
kommen, niemand von uns weiß wann, daß unser Leben zu Ende geht, dann
können, ja sollen, unsere letzten Worte sein: "Meine Freunde, die Messe
meines Lebens ist zu Ende. Ite missa est." Amen
Anmerkung: Am darauffolgenden Tag, dem 18.6., las H.H. Dr. Katzer noch
das Jahrtagsgedächtnis für den genau ein Jahr vorher verstorbenen Josy
Weiler, bevor er dann selbst in die Ewigkeit abberufen wurde.
WAHRE HEIMAT!
von
H.H. Dr. theol. Otto Katzer
Ihr schönen Erdenräume, seit ihr so eng begrenzt?
So rief ich schon jung mit bangen Fragen.
Was ist mein Ziel, mein Weg durch Gottes Gunst,
Nach diesem Erdensein voll Kampf und Ringen?
Stündlich, täglich sehe, spür' ich Gottes Hand,
Dem Reinen ist die Erde schon ein Paradies
Und doch sehnt sich die Seele nach Vaters Land,
Aus diesen Sphären dringt zu mir sein Gruß.
Die wahre Heimat ist diese kleine Erde nicht,
Raunt es mir zu aus Jenseitsregionen.
Nach Gottes Geboten lebe, erkenne seine Macht,
Dein Leben, Wirken sind Aufgaben, Missionen.
Du glaubst zu bestimmen, doch du wirst geführt,
Sieh' zu, daß du gut und böse unterscheidest.
Horche in dich, wer zu dir spricht, dich belehrt,
Es liegt an dir, daß du böse Mächte meidest.
An dir liegt's, du kannst Teufel oder Engel werden,
Verlaß, dich auf deinen Schutzgeist als Wegbereiter.
Schlüpfrige Erdenwege bringen dir Leid und Bürden,
Lebe, kämpfe für Gottes Ehre, sei Himmelsstreiter .
Dein ganzes Erdenwallen sei ein ständig Beten,
Dann wird dir alles klar durch geistige Sehe.
So gelebt, kannst ruhig du einst zum Vater treten,
Treue findet ihren Lohn in seiner Nähe.
Das Leben sei dir nur ein Wandern, ein heilig' Wallen,
Du bist doch nur Pilger zur wahren Heimat.
Nur so findest du den Weg zu Vaters Hallen,
Heimgefunden hast du zu deinem Gott.
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