SATANSDIENER - VORBILD FÜR DIE JUGEND?
von
Konrad Lutz
Aus der Angelus-Anspräche Papst Johann-Pauls I. vom 17.9. 1978
L'OSSERVATORE ROMANO vom 18./19. Sept. 1978: "Herzliche Glückwünsche
des Heiligen Vaters den Lehrenden und Schülern, die am Dienstag ihre
Arbeit und ihr Studium wieder aufnehmen werden... .
Giosuè Carducci war Universitätsprofessor in Bologna. Er ging nach
Florenz für gewisse Feierlichkeiten. Eines Abends verabschiedete er
sich vom Unterrichtsminister. 'Aber nein, sagte der Minister, bleiben
Sie noch morgen.'
'Exzellenz, ich kann nicht. Morgen habe ich Vorlesung an der
Universität und die Knaben erwarten mich.' 'Ich dispensiere Sie.' 'Sie
können mich dispensieren; aber ich dispensiere mich nicht.' Professor
Carducci hatte wahrhaft eine hohe Auffassung sowohl von der Schule wie
von den Schülern. Er war von der Art derer, die sagen: 'Um John Latein
zu lehren, genügt es nicht, Latein zu kennen; man muß auch John kennen
und lieben.' Und noch: 'Die Lektion ist soviel wert wie die
Vorbereitung.'"
Giosuè Carducci, den Johann-Paul I. der Jugend hier als Vorbild
empfiehlt, war Dichter und Kritiker. Er lebte von 1835 bis 1907 und
erhielt 1906 den Nobelpreis. Das Herderlexikon bezeichnet ihn als
"durch Herkunft und Temperament Republikaner und antiklerikal".
Besonders bekannt wurde er durch seinen "Inno a Satana" (Hymne an
Satan):
"A te disfrenasi
II verso ardito,
Te invoco, o Satana,
Re del convito.
Via l'aspersorio,
Prete, e il tuo metro!
No, prete, Satana
Non toma in dietro!
Vedi: la ruggine
Rode a Michele
II brando mistico,
Ed il fedele
Spennato arcangelo
Cade nel vano.
Ghiacciato è il fulmine
A Geova in mano.
Meteore pallide,
Pianeti spenti,
Piovono gli angeli
Da i firmamenti.
Ne la materia
Che mai non dorme,
Re dei fenomeni,
Re de le forme,
Sol vive Satana.
Ei tien l'impero
Nel lampo tremulo
D'un occhio nero,
0 ver che languido
Sfugga e resista,
Od acre ed umido
Provochi, insista.
Tu spiri, o Satana,
Nel verso mio,
Se dal sen rompemi
Sfidando il dio
De' rei pontefici
De' re cruenti;
E come fulmine
Scuoti le menti.
Salute, o Satana,
0 ribellione,
0 forza vindice
De la ragione!
Sacri a te salgano
Gl'incensi e voti!
Hai vinto il Geova
De i sacerdoti."
Fort den Weihwedel,
Priester, und dein Geleier!
Nein, Priester, Satan
Weicht nicht zurück.
Siehe: der Rost
Frißt an Michaels
Mystischem Schwert,
Und der treue
Gerupfte Erzengel
Fällt ins Leere.
Gefroren ist der Blitz
Jehova in der Hand.
Blasse Meteore,
Erloschene Planeten,
Regnen die Engel
Von den Firmamenten.
In der Materie,
Die nie schläft,
Lebt allein Satan
Als König der Erscheinungen,
Als König der Formen.
Er hält die Herrschaft
Im zitternden Blitz
Eines schwarzen Auges,
Ob es matt
Flieht und widersteht,
Oder scharf und feucht
Herausfordert, er ist darin.
Du wehst, o Satan,
In meinem Vers,
Wenn er mir aus der Brust bricht
Herausfordernd den Gott
Der schuldigen Päpste,
Der blutigen Könige;
Und wie der Blitz
Rüttelst du auf die Geister.
Sei gegrüßt, o Satan,
0 Widersacher,
0 rächende Kraft
Der Vernunft!
Heilig sollen zu dir emporsteigen
Der Weihrauch und die Gelübde!
Du hast besiegt den Jehovah
Der Priester."
Stark gekürzt nach: Gerhard Zacharias, Satanskult und schwarze Messe
197o , S. 13 - S. 138; in Strophe 9 ist das Wort Dio = Gott entgegen
der italienischen Orthographie bewußt klein geschrieben. Thomas Mann
zitiert in seinem Roman "Der Zauberberg" die Carduccische Satanshymne
auszugsweise. - Es sei noch darauf hingewiesen, daß Albino Lucciani
nicht zuletzt seinerl iterarische Bildung gerühmt wurde. Daß ihm die
Satans-hymne Carduciis unbekannt war, kann man deshalb ausschließen.
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