FRONLEICHNAM 1979
"ICH BIN BEI EUCH BIS ANS ENDE DER WELT" (MATH. 28,20)
von
H.H. Pfarrer Alois Aßmayr
(Predigt, gehalten am Fronleichnamsfest in St. Michael, Baaderstr. 56, München)
Wir können die Apostel recht gut verstehen, daß sie Traurigkeit
ergriffen hatte, als Jesus beim letzten Abendmahle ihnen mitteilen
mußte, daß Er sie jetzt verlassen und zum Vater heimgehen werde. Er hat
sie aber getröstet mit dem Hl. Geist, und auch damit, daß Er ihnen
verhieß, Er werde bis zum Ende der Welt bei ihnen sein.
Durch die Einsetzung des allerheiligsten Altarsakramentes hat er diese
Verheißung eingelöst. Auch wir haben Ihn bei uns im Tabernakel unter
der Gestalt der hl. Hostie. Jesus hat also auch uns nicht allein
gelassen. Wir können darum auch in der heutigen Zeit recht froh und
glücklich sein. Nur muß unser Glaube techt lebendig sein. Denken wir
also heute am Fronleichnamsfeste, an dem wir die wirkliche Gegenwart im
Tabernakel verehren, besonders daran!
Unser Glaube sagt uns, daß es ganz der gleiche Herr ist , der einst im
Judenlande gelebt und gelitten hat, und der von den Toten auferstanden
ist, mit verklärtem Leibe. Er ist der, der uns zuliebe Mensch geworden
ist, unsere Sündenschuld auf sich genommen und unter unsäglichen Leiden
gebüßt und wieder gut gemacht hat. In Seiner Liebe zu uns ist Ihm kein
Opfer zu groß gewesen, kein Hohn und kein Spott, keine Verdemütigung
und kein Schmerz, selbst der Seiner Mutter nicht. Der uns so liebt,
wohnt hier. Müßte uns das nicht glücklich machen, wenn wir fest daran
glauben?
Dieser Herr, der hier wohnt, kann von sich sagen, daß Ihm alle Gewalt
gegeben sei im Himmel und auf Erden. Er ist also allmächtig. Wir können
darum mit allen unseren Anliegen zu Ihm kommen. Er kann immer und
überall helfen, in seelischen, körperlichen und irdischen Dingen. Wenn
wir also an Seine Liebe und Seine Macht wirklich glauben, mit welchem
Vertrauen müßten wir daher zu Ihm kommen mit all unsern Kreuzen und
Leiden. Abet Er verlangt daher auch unser Vertrauen, das Mißtrauen
verletzt Ihn sehr. Wie oft lesen wir in den Evangelien: "Dein Vertrauen
hat dir geholfen."
Der Heiland aber liebt uns nicht nur über alle Maßen und ist
allmächtig. Er ist auch höchst weise. Er weiß, was für uns gut ist und
was für uns nicht so gut ist oder weniger gut. Wir wissen dies nicht
oder nur selten. Wenn ihr euren Kindern nur gute Gaben gebt -
wenigstens meint ihr es doch -, wieviel mehr erst euer himmlischer
Vater!
Wenn wir daher an die Liebe Christi zu uns als auch an Seine Macht und
Seine Weisheit wirklich glauben, dann können wir mit allen unseren
Bitten kommen, es aber auch ganz und gar Ihm überlassen, wann, wie und
wo Er unsere Bitten erfüllt. Wir wissen und glauben, daß Er es schon
recht macht. Er gibt uns nur Gutes, ob wir es nun gleich verstehen oder
nicht, ob es uns unmittelbar wohl tut oder weh. Darum sollen wir nie
versuchen, Druck auf Ihn auszuüben. Wir sollen wohl eifrig sein im
Beten und nie darin nachlassen, aber die Erhörung unserer Bitten ganz
Ihm überlassen. Ich denke da an Elisabeth und Zacharias, und auch an
die hl. Monika: also gottergeben und beharrlich beten!
Besonders wichtig ist, daß wir zu Unserm Herrn ein gutes Verhältnis
haben, d.h. daß wir uns ehrlich mühen, Seinen Willen zu erfüllen und
nie bewußt und überlegt dagegen handeln. Und wenn wir es getan haben,
dann müssen wir den festen Willen haben, es nicht mehr zu tun. Der
größte Sünder kann kommen, in der entsprechenden Gesinnung. Am besten
bringen wir unsere Bitten durch Maria vor.
Schlimm aber ist es, wenn ein Mensch noir mit Bitten in einer nur
irdischen Not kommt, sich aber in seinem sonstigen Leben kaum oder
überhaupt nicht um den Herrn und Seine Gebote kümmert.
Wenn wir heute dem Herrn im Tabernakel unsere Dankbarkeit und
Verehrung, aber auch unser Vertrauen darbringen, soll es uns auch so
recht zum Bewußtsein kommen, daß wir unser ganzes Tun und Lassen
tagein, tagaus an Ihm ausrichten und daß wir uns in Seiner Liebe ganz
geborgen fühlen können. Wir brauchen dabei nichts besonderes zu
leisten. Das tägliche Leben mit seinen Schwierigkeiten, mit denen mit
uns selber, unseren Arbeiten und Mitmenschen bieten uns Gelegenheit
genug, uns zu üben. Der Herr nimmt uns die Schwierigkeiten nicht weg -
das würde uns nur schaden -, aber Er gibt uns immer auch die nötigen
Gnaden, damit sie uns zum Heile gereichen und wir daran wachsen. Denen,
die Gott lieben, gereicht alles zum Guten. |