Der Christ und die Reinkarnationslehre
von
Norbert Dlugai
I. Die Ausgangssituation
Es ist schon seit langem erschreckend zu beobachten, daß selbst viele
Christen unserer Zeit zu den tradierten Glaubenswahrheiten, wie sie uns
durch die Heilige Schrift und das unverfälschte Lehramt der Kirche
vermittelt worden sind, anscheinend keine innere, bindende Beziehung
mehr haben.
Typisch ist hierfür, daß diese Christen in ihr religiöses Dasein
allenfalls noch das einbeziehen, was ihnen rein menschlich einsichtig
erscheint. Eine gefährliche Einstellung und geistige Verkümmerung, denn
auf solche Weise verschließt man sich dem wahren göttlichen Leben.
In dem Maße, wie sich ein Christ so verhält, begibt er sich in ein
vernaturalisiertes geistiges Vakuum. Da jedoch niemand diese innere
Leere auf Dauer erträgt, wird der Drang nach möglichen neuen geistigen
Inhalten verständlicherweise immer stärker.
Die neuen Quellen und Inhalte haben aber zumeist mit dem christlichen
Offenbarungsglauben, mit der Lehre Jesu Christi samt von den ihm
eingesetzten Sakramenten als Quellen göttlicher Gnade nichts mehr
gemein, sondern entstammen allen möglichen und unmöglichen
antichristlichen bzw. neuheidnischen Formen, Praktiken und Doktrinen
pseudoreligiösen Charakters.
Eine dieser Doktrinen erschöpft sich nun in der sog.
"Reinkarnationslehre". Mit ihr wollen wir uns befassen, denn sie findet
in heutiger Zeit unzählige Anhänger, selbst unter Christen, und nimmt
dadurch einen besorgniserregenden Aufschwung. Darüber kann ein
treugläubiger Katholik alles andere als Genugtuung empfinden, weil die
Fundamente des christlich-biblischen Offenbarungsglaubens dadurch
aufgelöst werden.
II. Wesen und Hintergrund der Reinkarnationslehre
Die Reinkarnation oder Seelenwanderung (griechisch Seelenwechsel -
Metempsychose) manifestiert sich in der Vorstellung, daß die Seele des
Menschen nach dem Tode in einen neuen Körper übergeht, und zwar zum
Zweck der Strafe oder Läuterung, bis die Seele - nötigenfalls durch
mehrere Stufen hindurch - endlich Erlösung bzw. Vollendung findet.
Damit öffnet sich uns bereits der Weg zum Hintergrundgedanken der
Reinkarnationslehre. Sie besteht in dem Glauben, das menschliche
Handeln sei nichts Einmaliges, vor allem wegen seiner
Vielgestaltigkeit, die ausschließt, daß man in einem einzigen Leben
sämtliche sich bietenden Mög-lichkeiten und Chancen zu realisieren
vermag, um sich zu vervollkommnen. Demzufolge müsse dem Menschen mit
all seinen Fehlern und Schwächen genügend Zeit zur Läuterung zur
Verfügung stehen, und das bewirkten die "Wiedergeburten", die nichts
anderes seien als eine Folge von "göttlichen Kräften", die jeder in
sich berge und deren man sich durch "Bewußtseinserweiterung" mit Hilfe
bestimmter Übungen erfreuen und einschränkungslos bedienen dürfe.
Doch sei schon hier sehr kritisch hinterfragt, ob ein wahrhaft
gläubiger Christ sich an einem derart pseudoreligiös-makabren
Dilettantismus wirklich "erfreuen" kann und darf?!
III. Das Eindringen der Reinkarnationslehre in den christlichen Kulturkreis
Es sollte einem glaubenstarken Christen nicht schwerfallen, den in
absolutem Gegensatz zur biblischen Gottesoffenbarung stehenden
Widersinn der Reinkarnationslehre zu durchschauen, und das schon beim
Blick auf die geistigen Bewegungen bzw. Weltanschauungen, welche für
die Reinkarnationslehre wegweisend waren. Im einzelnen haben wir es mit
drei Zugangswegen zu tun, die dann in den Hauptweg einmünden, nämlich:
1. Die beiden großen
ostasiatischen Religionen des Hinduismus und Buddhismus mit ihrem
Gesetz des "Karma" als Ursache der von beiden Religionen geglaubten
Wiedergeburt,
2. die "Theosophische Gesellschaft",
3. die sog. "New-Age-Bewegung", ein düsteres Netzwerk, das gegenwärtig eine weltweite Faszination ausübt.
Nun wird selbst der unbedarfte Christ bei näherem Hinsehen ernsthaft
nicht bestreiten können, daß der Versuch, diese Anschauungen mit dem
geoffenbarten Bibelglauben zu vereinen, im letzten bedeuten würde, sich
mit dem Satan, dem Widersacher Gottes selbst, verbrüdern zu wollen.
Es ist der Apostel Paulus, der, vom Heiligen Geist inspiriert, an uns
die Gewissensfrage richtet, "wie Christus und Belial übereinstimmen,
was Gläubige mit Ungläubigen zu schaffen haben, wie sich der Tempel
Gottes mit Götzen verträgt" (2. Kor. 6,1416)?
Was zunächst den Götzentempel "Theosophische Gesellschaft" betrifft, so
wurde sie 1875 in New York durch die Russin Helena Petrovna Blavatsky
errichtet, und in dieser Gesellschaft sind auch die Wurzeln der
New-Age-Bewegung zu suchen. Den eigentlichen Grund für diese legte die
dritte Präsidentin der Theosophischen Gesellschaft, Alice Bailey
(1880-1949).
Der große Durchbruch jedoch gelang der New-Age-Ideologie 1985 mit dem
Buch, betitelt "Die sanfte Verschwörung, persönliche und
gesellschaftliche Transformation im Zeitalter des Wassermanns" von
Marilyn Ferguson. Das "Zeitalter des Wassermanns" ist demnach das "Neue
Zeitalter" (New Age).
Es steht fest, daß bei der Gründung der Theosophischen Gesellschaft
sowie der New-Age-Bewe-gung Buddhismus und Hinduismus weitgehend Pate
standen. Aufschlußreich ist in diesem Zusammenhang eine Stellungnahme
von H. P. Blavatsky, welche die neue Philosophie geistig-kultureller
Verkehrungen wie folgt anpries: "Die Christen und Wissenschaftler
müssen dazu gebracht werden, z.B. die ihnen überlegenen Inder zu
respektieren. Die Weisheit Indiens, seine Philosophie und seine
Errungenschaften müssen in Europa und Amerika bekannt gemacht werden".
Eine weitere Stellungnahme aus dem Munde eines sog. "theosophischen
Bischofs" ist wegen ihrer Katholikenfeindlichkeit von Interesse. Es
heißt da: "Der alte, blinde Glaube des Mittelalters kann nicht
zurückkehren. Wir fassen die Sache von einem ganz anderen Standpunkte
auf... Die Vernunft wird unserer Religion zugesellt sein. Sie wird
nicht mehr aus einer Anzahl unverständlicher Dogmen bestehen. Wir
werden in unseren religiösen Gedanken nicht weniger wissenschaftlich
sein als in den Alltagsgedanken...".
Was aber ist denn letztendlich an den neuen Lehren so "vernünftig"? So
anziehend, daß sie selbst den Weg zu den Angehörigen unseres
christlichen Kulturkreises finden - und das trotz der eindeutig
feindseligen Einstellung gegenüber dem christlichen Glauben? Die Frage
läßt sich wohl so beantworten: Beide (von H. P. Blavatsky so
hochgelobten) ostasiatischen Religionen enthalten Lehren, welche dem
liberalen und antichristlichen Zeitgeist, von dem nicht zuletzt die
Theosophische Gesellschaft durchdrungen war, sehr entgegenkamen,
Lehren, zu deren Akzeptanz eine entchristlichte Gesellschaft aus
"Vernunftsgründen", wie sich der 'theosophische Bischof' ausdrückte,
animiert werden sollte.
Vor diesem Hintergrund nun haben wir es mit zwei weiteren Irrlehren zu tun:
1. Die erste ist der
Pantheismus in Verbindung mit der Lehre von der "Selbsterlösung",
vorherrschend im Hinduismus und im Buddhismus, weil dort das Göttliche
mit dem Kosmos identifiziert wird, dessen ewigen Gesetzen man sich
unterworfen denkt, weshalb die Selbsterlösung als Notwendigkeit
erscheint.
Infolge der Übernahme solch heidnischer Vorstellung spricht man dann
etwa in der New-Age-Bewegung im Gegensatz zur christlichen Lehre von
Selbsterlösung in dem Sinne, daß man durch gewisse Übungen und Methoden
die göttlichen Kräfte in sich aktivieren müsse, wodurch das eigene
Bewußtsein erweitert werde und die sog. göttlichen Kräfte zur vollen
Entfaltung gelangten.
2. Der zweite Irrtum entspringt
ebenfalls den fernöstlichen Religionen und erreichte die
New-Age-Bewegung unter dem betörenden Schlagwort "Alles ist eins".
Diese Pseudowahrheit stellt eine Folgerung aus den Irrungen des
Pantheismus dar, der den Menschen alle Einsicht in den unvereinbaren
Gegensatz verstellt, der in der Welt de facto seit eh und je herrscht,
der Gegensatz zwischen Gut und Böse - letztendlich also die
Auseinandersetzung zwischen Gott und Satan, dem Widersacher. Der Grund
für diese Verblendung des Menschen ist offenkundig die Ausdehnung des
Gottesbegriffes auf alles Geschaffene.
Derartige Denkmodelle müssen zwangsläufig zu der Auffassung führen, daß
sich in Wahrheit "alles" vereinen ließe, was jedoch eine Relativierung
oder gar Leugnung jeder objektiven Wahrheit zur Folge hätte, und damit
ein absolut unchristliches geistiges Nirwana.
Die zweite Irrlehre hat vornehmlich in die New-Age-Bewegung Eingang
gefunden und bildet dort das Fundament für den religiösen
Indifferentismus der Bewegung. Deren Hauptziel ist es, alle Religionen
zu vereinen, namentlich unter dem Vorwand, dadurch den Weltfrieden und
damit die menschliche Wohlfahrt in allen Daseinsbereichen zu sichern -
das jedoch durchaus nicht nur mit Hilfe eines im Endeffekt
antichristlichen Synkretismus. Vielmehr spielen ebenso mannigfache
andere, von den finsteren Höllenmächten inszenierte Programme eine
Rolle, die nichts anderes beabsichtigen als die Auflösung und
Zerstörung dessen, was als Wahrheit die Zeiten überdauern wird - und
das ist das geoffenbarte Wort Gottes der biblischen Überlieferung.
Doch die New-Age-Bewegung sieht das gänzlich anders. Ihre sog. "heile
Welt" besteht allein aus einem totalen Wechsel der Paradigmen, d.h. der
bis jetzt vorgegebenen weltanschaulichen Lebens- und Denkkategorien,
und zwar primär jener, die im Christentum wurzeln.
Für uns interessant ist hier, daß die beiden erwähnten, aus den
ostasiatischen Religionen sich ableitenden Irrlehren auf dem Wege über
New-Age schließlich auch der Reinkarnationslehre das Eindringen in
unser westlich-christliches Weltanschauungssystem ermöglicht haben. Es
ist mehr als schockierend, daß den Christen die Idee der
Reinkarnationslehre mittels der New-Age-Theorie zugänglich gemacht
worden ist. Einer sog. 'Philosophie', die vor allem auch den
christlichen Monotheismus ablehnen muß, weil er "überholt" sei und
deshalb keinerlei Daseinsberechtigung mehr habe.
Das ist die wahre "heile Welt" eines neuen Zeitalters, eines "New-Age".
Anhänger der Reinkarnationslehre leben im allgemeinen in dem Irrtum,
angeblich "lästigen" Grundwahrheiten des Glaubens, wie eben etwa der
Einmaligkeit des Individuum und dessen irdischen Lebens, dem
persönlichen Gericht nach dem Tod (Hebr. 9,27) und nicht zuletzt einer
möglichen ewigen Verdammnis, ausweichen zu können, um einer
menschlichen Selbstvergötterung Raum zu geben. Auf diesen Weg soll sich
der Mensch im Dunstkreis der Reinkarnationslehre einlassen, im
Interesse eines "Selbst-Gott-Werdens", wenn und soweit er sich nur der
erforderlichen "Bewußtseinserweiterung" unterzieht.
Das traurige Ende findet der durch die Reinkarnationslehre zur
"Vollendung" gekommene Mensch im Eingehen in eine Art "Nirwana", ein
verlorenes und verlöschendes Dasein, das wohl alles andere als
begehrenswert erscheint.
IV. Reinkarnationslehre und christlicher Glaube sind absolut unüberbrückbare Gegensätze
Es ist unleugbar, daß die Reinkarnationslehre ein giftiger Bazillus
ist, von dem allerdings gesagt werden kann, daß er kaum jemals
ausgerottet werden wird, weil sich mit ihm schon allzu viele infiziert
haben oder gar gern infizieren ließen. Aber weshalb?
Eine überzeugend klare Antwort gibt uns der Apostel Paulus in 2. Thess.
2,10-12, wo es heißt: "Wer die Liebe zur biblisch geoffenbarten
Wahrheit, die ihn retten soll, sich nicht zu eigen macht, dem schickt
Gott die wirksame Kraft der Verführung, auf daß er der Lüge Glauben
schenkt." Das hat aber, wenn keine Umkehr erfolgt, das Gericht der
Verdammung zur Folge! Denn wenn die Existenz einer objektiven Wahrheit
erwiesen ist, kann und darf man sich nicht im Wege subjektiver
Beliebigkeit einen eigenen Glauben bilden - dies wäre nichts anderes
als ein Werk Satans, des höllischen Widersachers, "der wie ein
brüllender Löwe umhergeht, suchend, wen er verschlingen könne" (1.
Petr. 5,8-9).
Für unsere Überlegungen bedeutet das: Der "Fürst dieser Welt", wie
unser Herr Jesus Christus den Satan bezeichnet, weiß ganz genau, daß
alle jene, welche in das heimtückische Netz der Reinkarnationslehre
geraten, das erste Gottesgebot mißachten, "keine fremden Götter neben
dem wahren Gott zu verehren".
Auf dem Hintergrund des katholischen Glaubens muß sich nun unser Blick
vorrangig der Stellung des menschlichen Leibes in seiner gottgewollten
Einmaligkeit im Licht des welt- und menschheitsumspannenden
Heilsgeschehens zuwenden. Die Heilige Schrift kennt, wenn sie vom "Leib
des Menschen" spricht, nur einen einzigen, jedem Menschen als Ebenbild
Gottes beigegebenen "individuellen Leib" und nicht mehrere
reinkarnierte Leiber. Ein Leib also ist es mit seiner einmaligen
Sonderstellung innerhalb der Schöpfung, ein Leib, der am Ende der
Zeiten samt seiner Geistseele das ihm von Gott zugedachte Schicksal
erfahren wird.
Von der Einmaligkeit des Leibes zeugen einschlägige Schriftstellen, wie
Matt. 5, 29 (Jesus spricht da vom "ganzen Leib", der in Gefahr ist, in
die Hölle geworfen zu werden), ferner Röm. 12,1; 1. Kor. 6,12-20, 15-39
f (Charakter und Beschaffenheit des verherrlichten menschlichen
Auferste-hungsleibes); 1. Thess. 5,23 (unser Leib möge bei der
Wiederkunft des Herrn völlig untadelhaft erhalten sein); schließlich
Job 19, 26-27 (Job werde in seinem Fleisch Gott schauen) u.a. Es geht
demnach um den einmaligen, ganz besonderen Leib des Menschen, jenem
Leib, in dem sich die Seele ausprägt, was etwa Romano Guardini
(1885-1968) in seiner Abhandlung "Die letzten Dinge" mit besonderem
Nachdruck betont.
Daraus erhellt ohne weiteres, daß die Auffassung, der Mensch könne
gewissermaßen "in mehreren Leibern" existieren, ein Widersinn
ohnegleichen ist, insbesondere, was den Glauben an die Auferstehung
betrifft. Es wäre der Gedanke, "Mit mehreren Leibern an der
Auferstehung teilzuhaben", an Unlogik und Groteskheit nicht zu
überbieten, abgesehen von der unleugbaren Vergewaltigung der Zeugnisse
der Heiligen Schrift als geoffenbartem Wort Gottes.
Die Brüchigkeit der Reinkarnationslehre wird weiterhin offenkundig,
wenn wir das Schicksal der menschlichen Seele nach dem Tode bedenken.
Es sei wiederum auf Hebr. 9,27 verwiesen, wonach "auf den Tod eines
Menschen das Gericht folgt", somit zwischen Tod und Gericht nichts mehr
stattfindet, was fur die Reinkarnationslehre sprechen würde. Als Beweis
dafür, daß der Seele des Menschen nach seinem Dahinscheiden sofort ihr
ewiges Schicksal zuteil wird, dient auch das Gleichnis vom reichen
Prasser (Lk. 16,22f.), aus dem sich ergibt, daß der Reiche unmittelbar
nach seinem Tod die Höllenstrafe erlitt, also ohne irgendeinen
Zwischenzustand, der vielleicht einer Art Reinkarnationslehre
gleichzusetzen wäre.
Kurzum: Die Seelen der Verstorbenen durchlaufen - und hierüber kann
nach der Hl. Schrift und dem rechtmäßigen kirchlichen Lehramt nicht der
geringste Zweifel bestehen - keine irgendwie gearteten
"Wiedergeburten", sondern gehen entweder in den Himmel oder in den
zeitweiligen Reinigungsort (Fegefeuer) oder aber für immer und ewig in
den Ort des Schreckens ein, den wir "Hölle" nennen. Die Entscheidung
hierüber trifft der unbestechliche göttliche Richter.
Somit ist feststehende Glaubenswahrheit, daß jedes irdische menschliche
Dasein unabweisbar den Charakter der Einmaligkeit besitzt, denn so und
nicht anders entspricht es dem Schöpfungsplan Gottes. Das aber
bedeutet: Es ist mit dem Tod die Zeit der Bewährung für immer und
unwiederbringlich abgelaufen. Welch' furchterregende Verantwortung tut
sich da auf, denn der Mensch bekommt, wenn sein irdisches Pilgerleben
endet, von Gott das, wessen er aufgrund seines Wandels für würdig oder
für unwürdig befunden worden ist, entweder das ewige unzerstörbare
Glück der Anschauung Gottes oder die niemals endende Qual im Reich der
Finsternis. Bedenkt man da die Gleichgültigkeit, mit der selbst viele
Christen einem derart unausweichlichen Schicksal gegenüberstehen, muß
man erschaudern.
Solches Entsetzen ist auch angebracht, wenn Christen der Meinung sind,
man könne die Reinkar-nationslehre "verchristlichen". Wer so bodenlos
argumentiert, schenkt der Lüge Glauben (2. Thess. 2,10-12) und müßte
dann konsequenterweise die christlichen Dogmen vom sofortigen
persönlichen Gericht nach dem Tode und von der Auferstehung des einen
menschlichen Leibes am jüngsten Tag vollständig ignorieren.
In dem Maße, wie ein getaufter Christ solcher Häresie das Wort redet,
begeht er Verrat an der göttlich-biblischen Offenbarung, die in keiner
Weise eines Auseinanderdividierens fähig ist. Das will heißen: Es ist
unabdingbare Pflicht, alles mit übernatürlichem Glauben anzunehmen, was
Gott bzw. Jesus Christus lehrt und offenbart, und was, darauf gründend,
das unverfälschte kirchliche Lehramt zu glauben vorlegt, und alles zu
verwerfen, was dem widerspricht.
Eine dem entgegengesetzte Lehr- und Glaubenspraxis, welche der
Reinkarnationslehre Tür und Tor öffnet, hat ihre tiefste Wurzel in der
heute weit verbreiteten Neigung, alles "Unbequeme" aus der Gesamtheit
religiöser Verpflichtungen zu eliminieren; dem entspricht nämlich die
Reinkarnationslehre mit ihrem ideologischen Fundus weitestgehend. Sie
ist im wahrsten Sinne "Ohrenschmaus", vor dem Paulus in seinem zweiten
Timotheusbrief nachdrücklichst warnt (2.Tim.4,1-5). Derartige Warnungen
verlieren niemals ihre Aktualität, denn das Christentum will den
Einsatz des ganzen Menschen, ein unentwegtes Streben nach Heiligkeit
bis ans Lebensende, um einst der Teilhabe an den Gütern des
Gottesreiches für würdig befunden zu werden.
Doch wissen wir nur allzu gut, was solchem Streben heute entgegensteht
bzw. was den christlichen Eifer vielleicht gänzlich erlahmen läßt. Da
möchten uns nicht nur die unzähligen Helfershelfer des höllischen
Imperiums einreden, der Mensch fände Erfüllung ausschließlich im
Diesseits. Noch gefährlicher sind jene neutönerischen Wegbereiter des
Bösen, die uns glauben machen wollen, daß allen Religionen
Gleichwertigkeit zukomme, weil hinter ihnen ein und derselbe Gott
stünde - eine der schlimmsten Verstiegenheiten unserer Zeit, die den
Menschen unablässig eingehämmert wird.
Man sollte sich nicht den Sinn dafür vernebeln lassen, wie sehr da
schon der sogenannte Ökumenismus und eine immer mehr hochstilisierte
"Multikultur" Verheerendes bewirkt und dadurch nicht zuletzt der
Reinkarnationslehre Vorschub geleistet haben. Von da ist es dann nur
ein kleiner Schritt in ein geistig-kulturelles Niemandsland, in welchem
antichristliche Ausrichtungen wie Theosophie, New-Age und eben die
Reinkarnationslehre allein beheimatet sind, Bewegungen, die mit wahrer
Religion nicht mehr das mindeste zu tun haben.
Es hat den Anschein, daß man fast schon total blind geworden ist für
das Kontradiktorische in den verschiedenen Glaubensrichtungen. Der
Urheber dieser "Verwirrung der Geister", die das Licht des wahren
Glaubens zunehmend verdunkelt, ist der, den man den
"Durcheinanderwürfler" nennt, der "Diabolos", der "Fürst dieser Welt",
der "Menschenmörder von Anbeginn", der "Lügner und Vater der Lüge"
(Joh. 8,44). Unzweifelhaft ist er es gewesen, der mittels des Heeres
seiner Gefolgschaft auch die Reinkarnationslehre in die Welt
hineintrug, mit allem, was dem vorausging und nachfolgte.
Deshalb kann eigentlich kein Katholik gedankenlos das als für ihn nicht
mehr maßgeblich und un-zeitgemäß ignorieren, was der Schweizer Theologe
Robert Mäder (1875-1945) in seiner Schrift "Der Teufel" mit
unerbittlicher Klarheit und Gedankenschärfe sagt, nämlich "was des
Satans ist, niemals Gottes ist und sein kann, denn einen
Zwischenzustand, ein Mittleres, gibt es nicht und niemals".
Auf die Reinkarnationslehre bezogen, bedeutet das: Wer ihr und den sie
stützenden Propagandatricks Gehör schenkt, kehrt damit Gott und seinen
heiligen Offenbarungswahrheiten den Rücken, und liefert sich - ob
bewußt oder unbewußt - den satanischen Machenschaften aus mit allen
betrüblichen Folgen für das zeitliche und mehr noch ewige Heil.
Diese Dramatik von Gut und Böse, Heil und Unheil haben der
Kirchenlehrer Augustinus und spätere große Gestalten der katholischen
Kirchengeschichte wie etwa Papst Leo XIII. dahingehend zusammengefaßt,
daß zu jeder Zeit das Reich des Lichtes mit dem Reich der Finsternis,
also Jesus Christus mit Satan kämpft, bis am Ende der Geschichte Satan
endgültig unterliegt. Doch bis dahin braucht Jesus seine Getreuen, die
bedingungslos zu ihm stehen und zusammen mit ihm kämpfen, die nicht
zuletzt durch ihre Gebete bewirken, daß noch viele Seelen aus dem Netz
der Verführung durch christus-feindliche Weltanschauungen
herausfinden zu ihrem wahren Heil in Gott und Christus. Mit der
Hilfe des Heiligen Geistes wird es gelingen, jene falschen Propheten
und Irrlehrer der Höllenmächte, wie die der Verfechter der
Reinkarnations-Ideologie, zu entlarven, welche unser Heiland Jesus
Christus als "Wölfe im Schafspelz" verurteilt, wenn er sagt (Matt.
7,15): "Hütet euch vor den falschen Propheten! Sie kommen in
Schafskleidern zu euch (mit denen bekleidet sie eine mensch-liche
Bewußtseinserweiterung, um dann die Selbsterlösung zu predigen -
Anm.d.V.), innen aber sind sie reißende Wölfe" (die euch in Wahrheit
ins zeitliche und ewige Verderben stürzen -Anm.d.V.).
Dieser Gefahr aber, sich auf im krassesten Gegensatz zur göttlichen
Frohbotschaft stehende, falsche Heilswege zu begeben, wie den der
Reinkarnationslehre mit ihren geistigen Vorläufern und
Begleit-erscheinungen, vermögen wir zu entrinnen, wenn wir beherzigen,
was der hl. Apostel Johannes in 1. Joh. 4, 1-4 anrät, und zu beachten
fordert. Wir vernehmen da: "Geliebte, traut nicht jedem Geiste! Prüft
vielmehr die Geister, ob sie aus Gott sind! Denn viele falsche
Propheten sind in die Welt ausgezogen. Daran erkennt den Geist Gottes:
Jeder Geist, der bekennt, Jesus Christus ist im Fleische gekommen, ist
aus Gott. Und jeder Geist, der sich nicht zu Jesus bekennt, ist nicht
aus Gott. Das ist der Geist des Antichristen, von dem ihr gehört habt,
daß er kommt, ja, er ist bereits in der Welt".
Wie wahr! Es steht allerdings zu befürchten, daß heute selbst
ungezählte Christen weiter denn je von solchen Einsichten entfernt sind
und möglicherweise sogar der Meinung von einer Art geschichtlicher
Determination hinsichtlich des Entstehens der Reinkarnationslehre mit
allem, was ihr zu eigen ist, huldigen.
Darf trotzdem auf ein auf den wahren Gott gerichtetes Umdenken und eine
Bekehrung gehofft werden? Bei Gott ist nichts unmöglich, besonders
dann, wenn der treugläubige Christ vom Sühne- und Bußgedanken
durchdrungen ist, und vor allem betet, immer und immer wieder betet.
***
Mitverantwortung
Es gibt nichts Unnützeres als einen Christen,
der sich nicht bemüht,
andere Menschen zu retten.
Sage nicht: Es ist mir unmöglich, andere zu beeinflussen.
Wenn du wirklich Christ bist, sollte es unmöglich sein,
daß nichts geschieht.
Johannes Chrysostomus |