54. Jahrgang Nr. 7 / Dezember 2024
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1. ZUM MAI-MONAT
2. HYMNUS AUF DIE GOTTESMUTTER
3. MGR. LEFEBVRES BRIEF AN MGR. WOJTYLA MIT EINER STELLUNGNAHME DES H.H. GUÉRARD DES LAURIERS
4. DER BUMERANG
5. BRIEF AN EINE ZEITSCHRIFT
6. WENN ICH NICHT AN SEINEN HÄNDEN DAS MAL DER NÄGEL SEHE...
7. INSTAURARE OMNIA IN CHRISTO!
8. QUELLEN DER KIRCHENMUSIK
9. ÜBER DAS WESEN DER EHE
10. DIE KATHOLISCHE JUGENDARBEIT
11. HOLLÄNDISCHE KLÖSTER ALS SEX-KOMMUNEN
12. EINGESTÄNDNISSE DER REFORMER
13. ÜBER DIE 'MESSE' JOH. PAULS II. IN MEXIKO
14. 'BR0T'
15. PARADIES UND SÜNDENFALL
16. DIE LIBERALE NÄCHSTENLIEBE
17. ZUM FERNSEHINTERVIEW DES 'BISCHOFS' ERNST
18. MITTEILUNGEN DER REDAKTION
19. PAS DE FRANC-MAÇONNERIE DANS NOTRE EGLISE!
'BR0T'
 
"BROT"

von
Dr. Joachim May


Nicht daß dem Weihbischof Kuhnle, als er mit der Predigt beginnen wollte, ein Fußball entgegenflog (StdG 13/1978), ist das Erschütternde. Auch nicht, daß er ihn "gewandt auffing, triumphierend emporhob" - welche "pastorale" Geste! Diese Albernheiten auf beiden Seiten zeigen den Verfall der Ehrfurcht, das totale Durcheinander von Sakralem und Profanem. Bedenklich und zugleich entlarvend ist die schon nicht mehr vereinzelte Unterlassung der Kniebeuge durch den Priester nach vollzogener Wandlung.

Erst hatte man die Zahl der Kniebeugen - wie auch anderer symbolischer Gesten in der Neumesse radikal reduziert - "entrümpeln", "durchschaubarer machen", dem "Verständnis des modernen Menschen anpassen" und ähnlich wohlklingend nannte man das. Demjenigen, der dagegen protestierte, wurde regelmäßig entgegengehalten, was man denn wolle, die Kniebeuge sei doch nicht als solche abgeschafft, nur die Zahl sei verringert. Wer darauf hinwies, daß mit der Änderung der Formen der Inhalt berührt werde, wurde nicht ernst genommen. Nun sind wir also so weit, daß der Reduktionsimpuls nicht mehr aufzuhalten ist und weiternagt. Was steckt dahinter?

Schon bei Verminderung der Zahl symbolischer Gesten in der Messe (Kniebeuge, Domine non sum dignus, Kreuzzeichen) konnte man ahnen, daß dahinter eine veränderte Glaubenssituation stecke, und zwar bei denen, die solche "Einsparungen" geplant, entworfen, durchgesetzt und gebilligt hatten: Theologen, Bischöfe, Papst. Es war die stillschweigende Voraussetzung eines geminderten Eucharistieglaubens. Ganz wegmachen wollte man die bisherigen Gesten (noch) nicht, schon wegen der "Altgläubigen", also verminderte man sie.

Indessen ist der Glaube an die Realpräsenz (vere realiter ac substantialiter) in der Neukirche weithin geschwunden. Wie bei den Protestanten bleibt bei nicht wenigen Priestern Brot Brot und Wein Wein. Vor bloßen materiellen Substanzen kniet man aber nicht nieder. Daher das Weglassen der Kniebeuge nach der Wandlung. Was sich in äußeren Formen dokumentiert, ist Ausdruck innerer Erosion.

Dazu läuft parallel seit einem Jahrzehnt die immer penetranter werdende Verwendung des Wortes "Brot", und zwar im Kontext der Eucharistie. Die theologische Literatur, nicht zuletzt die Religionsbücher, schwelgen geradezu in den Termini "Brot", "Essen", "Mahl", "essen" u.a. Dicke Brot-Hostien sollen deutliche Kaubewegungen provozieren. Selbstbedienung aus Brotkörbchen gibt es, die Handkommunion ist weithin üblich geworden. "Mahlseiern", bei denen die Teilnehmer um eine Tisch herum sitzen oder sich in Polstersesseln flegeln, sind keine Seltenheit mehr.

"Eucharistische Speise", "Himmelsbrot" (panis de coelo) sind legitime Bezeichnungen, "Leib Christi" (Corpus Christi) ist es auch. Sobald andere Bezeichnungen auftauchen, sind sie es nur, wenn der Kontext eindeutig i s t : "Wer von diesem Brot ißt, wird ewig leben." Das wird nach vollzogener Wandlung vor der Priesterkommunion gesprochen und ist klar, wenn die Versammlung der Gläubigen sich im Glaubenskonsens besindet, und wenn der Priester auf dem Boden der Eucharistielehre der Kirche steht. Wenn unterschiedslos von "Brot" usw. geredet wird oder wenn die Eucharistie schlankweg mit "Brot" oder "Mahl" u.a. abgedeckt wird, ist Vorsicht geboten. Wer genau auf die Texte der Nachkonzils zeit hinhört, wird feststellen, daß derjenige, der im alten Glauben groß geworden ist, das "Brot" usw. richtig verstehen kann und meistens wird. In diesen Texten gehen eindeutige und verschwommene Wendungen bunt durcheinander (nicht nur in Bezug auf die Eucharistie). Wer nicht mehr die überlieferte katholische Eucharistielehre kennt, kann auch an bloßes Brot "glauben", in theologischen Büchern (Religionsbüchern) sowieso. Dort nimmt man sich (fast) keine Mühe mehr, seinen Unglauben zu kaschieren. Und wenn der Ökumenismus sein Gorgonenhaupt erhebt, ist die Sache völlig klar. Beim sogenannten "Ökumenischen Pfingsttreffen" in Augsburg (1971) "konsekrierte" ein Priester das Brot, ein protestantischer Kultdiener den Wein. Nicht minder klar i t die Lage, wenn in der Würzburger Synode bestimmt wurde, daß der Katholik aus bestimmten Gründen am protestantischen Abendmahl teilnehmen könne. Hier wird die katholische Eucharistie abgewertet bzw. das protestantische Abendmahl wird aufgewertet, was dasselbe Täuschungsmanöver i s t . Das Ziel: Einpendeln auf dem protestantischen Unglauben.

Die Zahl der Priester wächst, die den katholischen Eucharistieglauben aufgegeben haben. Ebenso schwindet das katholische Eucharistieverständnis im Glaubensvolk rapide. Die nachwachsenden Generationen werden darin nicht mehr oder haeretisch unterrichtet. Viele Religionslehrer sind Schwach- oder Ungläubige. Für sie ist Brot Brot, Wein ist Wein. Hier kündigt sich ein immer größeres Vakuum an.

"Mein Leib ist wahrhaft eine Speise, und mein Blut ist wahrhaft ein Trank." "Wer mein Fleisch ist , der bleibt in mir, und ich bleibe in ihm." Heute wird vielfach der Leib des Herrn nicht mehr von gewöhnlicher Speise unterschieden. Eine ungeheuerliche geistige Versteppung hat Platz gegriffen. Thérèse von Konnersreuth hat vorgelebt, was die Eucharistie als Speise bedeutet: Sie lebte jahrelang nur von der hl. Kommunion, ohne biologische Nahrungsaufnahme.

Von dieser Eucharistieauffassung entfernt sich die Neukirche immer mehr, und diesem Abweg wird nicht gesteuert.

Sagen wir es mit einem Wort: AUSVERKAUF.
 
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