DIE KATHOLISCHE JUGENDARBEIT
von
Alois Jurator
In früheren Zeiten, als die Familien, die Kirche und der Staat ihre
Aufgaben allgemein, fürs ganze verantwortlich, das heißt katholisch
wahrnahmen, war eine spezielle Jugendarbeit nicht ersorderlich. Das
Versagen - aus welchen Gründen auch immer - des Staates, der
kirchlichen Amtsinhaber und der durch diese haltlos gewordenen
Familien, rechtfertigt schon seit Jahrzehnten den Versuch, über
kirchliche Jugendorganisationen Hilfe anzubieten. Der derzeitige Stand
der Jugendarbeit ist allgemein bekannt und kann kurz wie solgt
zusammengefaßt werden:
Alle Vereinigungen, welche sich mit der "Konziliaren Kirche"
identifizieren, sind von deren Abfall auf liturgischem und sittlichem
Gebiet mitgerissen. Extreme Fälle wurden immer wieder publiziert; die
weit häufigeren Beispiele, bei welchen die Entartung insolge der sich
überstürzenden Vorgänge kaum noch kommentiert wurde, sind der
katholischen Ordnung auch schon so entgegengesetzt, daß jeder
Gewissenhafte nicht nur die neue Religionsgemeinschaft, sondern auch
deren Jugendorganisation meiden muß.
Seit einiger Zeit gibt es wieder Jugendorganisationen , welche eine
Tätigkeit auf der Grundlage des rechten Glaubens zum Ziele haben. Die
Frage ist hier nur, wie man die interessierten jungen Leute ohne feste
Abgrenzung zu diesem Ziel hinführen kann. Offensichtlich will man auch
diejenigen in die Gemeinschaft aufnehmen und behalten, welche nicht
bereit sind, aus der katholischen Lehre deutliche Konsequenzen zu
ziehen.
Man hofft auf ein günstigeres Morgen oder Übermorgen, an dem das
Konsequentsein dann leichter eingeführt werden kann. Man glaubt, die
Leute durch Information zum rechten Glauben führen zu können - nur
durch das Positive, wie man so gern betont - und vergißt, daß gerade
diese Illusion eine wichtige Voraussetzung war für den Massenabfall
nach Vatikanum II. Es ist ein Unsinn, wenn man mit dem Vorsatz das Gute
zu tun, die Absicht koppeln will, nicht zu verurteilen. Diese
Grundtatsache betonte einst schon der für unsere Angelegenheit
unverdächtige Pestalozzi als er schrieb: "Der Abscheu unseres Herzens
mindert sich gegen alles, was wir leicht entschuldigen, und wir
bereiten uns wahrlich selber zur Schuld, wenn wir die Schuld anderer
allzu leicht entschuldigen."
Das Gute braucht als Hilfe die negative Abgrenzung, den Schlußstrich
unter die verwerfliche Sache und die unverantwortliche Verbrüderung mit
Personen, welche ihr unchristliches Verhalten nicht ändern wollen. Das
vorbildliche geistige Werk der Barmherzigkeit, welches Johannes der
Täufer mit dem unmißverständlichen: "es ist dir nicht erlaubt" geübt
hat, gehört wesentlich zu unserem Glauben. Ebenso auch die Pflichten,
die uns der Apostel Johannes lehrt: "Wenn jemand zu euch kommt und
diese Lehre nicht bringt, so nehmt ihn nicht in das Haus auf und bietet
ihm keinen Gruß" (verkehrt nicht mit ihm in vertrauter Weise). Wo man
das nicht beachten will, kann eine Gemeinschaft nicht katholisch
bleiben.
Das erforderliche Urteil und die notwendige Abgrenzung muß sich an der
ganzen verbürgten Ordnung orientieren. Es genügt nicht, daß man sich
etwa nur gegen Verstöße wehren will, welche gegen ein Dogma gerichtet
sind. Auf dem Gebiet der Sexualmoral zum Beispiel, welche gerade für
die Jugend die entscheidende Rolle spielt, gibt es weitgehend keine
dogmatische Auslegung des 6. Gebotes. Das ist kein Zeichen dafür, daß
die Päpste etwa nicht gewußt haben, was auf diesem Gebiete Gottes Wille
ist, sondern es ist ein Hinweis auf die Tatsache, daß innerhalb der
Kirche, bis zum Tod Pius XII., die traditionelle Lehre nicht in einer
Weise in Frage gestellt wurde, welche eine dogmatische Entscheidung
ersordert hätte. Wie dieses Beispiel zeigt, genügt es nicht, daß man
nur dogmentreu ist, vielmehr muß man die traditionelle Lehre
akzeptieren, welche Gültigkeit hatte beim Tod des Mannes, welcher als
letzter bereit und kompetent war, das Petrusamt auszuüben: das ist
Papst Pius XII.
Hier finden wir auch Hilfe gegenüber den Gefahren, welche alle
Altersgruppen gefährden: Hilfe gegen die Verunsicherung durch die
Haltung derjenigen Hirten, welche zwar durch die rechte Darbringung des
Hl. Meßopfers und die rechte Sakramentenspendung ein hohes Vertrauen
genießen, die darüberhinaus aber einfach keine konkrete Verurteilung
über das Verwerfliche aussprechen und der verunsicherten Herde keine
eindeutigen Weisungen geben. Je länger dieser Zustand andauert, umso
mehr drängt sich der Verdacht auf, daß diese Unterlassung nicht etwa
wegen "Arbeitsüberlastung" oder in Unkenntnis der bestehenden Not
geschieht, sondern deshalb, weil man die angestrebte friedliche
Koexistenz mit der nachkonziliaren Vereinigung nicht erschweren will.
Und das ist leider in der Tat so.
Alle, die Jugendlichen aber noch mehr als die übrigen Gläubigen
brauchen ein klares Ja oder Nein. Diplomatische Akrobatik vergrößert
nur die Verwirrung. Die Jugend braucht heute u.a. besonders:
a) Unterstützung für die - wenn
überhaupt noch! - von den Eltern grundgelegte Rechtgläubigkeit und
Sittlichkeit nach der katholischen Lehre, welche beim Tod von Pius XII.
Gültigkeit hatte.
b) Hilfe zur Entlarvung und Widerlegung der durch Schulen und
Massenmedien den Kindern eingetrichterten widerchristlichen
Lebensauffassungen und Unwahrheiten.
c) Bestärkung zur Verweigerung öffentlicher Veranstaltungen und
Verhaltensweisen - auch schulischer Art -, welche der Gottesordnung
widersprechen.
d) Gewöhnung an bescheidene Lebensweise. Hilfe zur Verneinung des Modediktats.
e) Verzicht auf bzw. massive Einschränkung des Fernsehen und anderer
Massenmedien; um Zeit zu haben für die Pflege der inneren Freiheit,
welche Voraussetzung ist für eine Standeswahl nach Gottes Willen und
die einen Schutz bietet gegen die Versklavung an das "Haben- Sein- und
Genießenwollen".
Als wichtigste, unverzichtbare Hilfe auf diesem steinigen, zumeist
einsamen Weg dient die Teilnahme an der Hl. Messe (im Falle der
Unmöglichkeit: die geistige Teilnahme an einer Hl. Messe, welche ja
bekanntlich bis zum Ende der Zeiten nicht unterbleiben wird); ferner:
Sakramentenempfang, tägliche Gebete (Morgen-, Abend- und Tischgebet,
Rosenkranz und Engel des Herrn); tägliche Betrachtung der Geschenke
Gottes; vor allem auch der geoffenbarten Wahrheiten Gottes.
Nicht auf Menschen vertrauen, sondern auf Gott und die Hilfe, welche Er
uns durch die heiligen Engel und Heiligen des Himmels zukommen läßt.
Jugendliche, welche sich von dieser Zielsetzung angesprochen fühlen,
sind herzlich eingeladen mit der Redaktion der "Einsicht" Kontakt
aufzunehmen bzw. dem Autor, der auch gerne bereit ist junge Gläubige
individuell zu beraten. |