54. Jahrgang Nr. 7 / Dezember 2024
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1. ZUM MAI-MONAT
2. HYMNUS AUF DIE GOTTESMUTTER
3. MGR. LEFEBVRES BRIEF AN MGR. WOJTYLA MIT EINER STELLUNGNAHME DES H.H. GUÉRARD DES LAURIERS
4. DER BUMERANG
5. BRIEF AN EINE ZEITSCHRIFT
6. WENN ICH NICHT AN SEINEN HÄNDEN DAS MAL DER NÄGEL SEHE...
7. INSTAURARE OMNIA IN CHRISTO!
8. QUELLEN DER KIRCHENMUSIK
9. ÜBER DAS WESEN DER EHE
10. DIE KATHOLISCHE JUGENDARBEIT
11. HOLLÄNDISCHE KLÖSTER ALS SEX-KOMMUNEN
12. EINGESTÄNDNISSE DER REFORMER
13. ÜBER DIE 'MESSE' JOH. PAULS II. IN MEXIKO
14. 'BR0T'
15. PARADIES UND SÜNDENFALL
16. DIE LIBERALE NÄCHSTENLIEBE
17. ZUM FERNSEHINTERVIEW DES 'BISCHOFS' ERNST
18. MITTEILUNGEN DER REDAKTION
19. PAS DE FRANC-MAÇONNERIE DANS NOTRE EGLISE!
WENN ICH NICHT AN SEINEN HÄNDEN DAS MAL DER NÄGEL SEHE...
 
"WENN ICH NICHT AN SEINEN HÄNDEN DAS MAL DER NÄGEL SEHE UND NICHT MEINEN FINGER IN DAS MAL DER NÄGEL UND MEINE HÄNDE
IN SEINE SEITE LEGE, GLAUBE ICH NICHT." (JOH. 20,25)


von
H.H. Pfarrer Alois Aßmayr

Als Jesus nach der Auferstehung am Ostersonntag den Aposteln im Abendmahlssaal erschien, waren die Apostel nur sehr schwer zu überzeugen, daß es wirklich der von den Toten auferstandene Jesus ist, der vor ihnen stand. Sie hielten Ihn für einen Geist, zumal Er bei verschlossener Tür plötzlich unter ihnen stand. An eine wirkliche Auferstehung dachten sie nicht einmal, geschweige denn, daß sie daran glaubten.

Der Apostel Thomas war damals abwesend. Als ihm dann die anderen Apostel von der wirklichen Auferstehung des Herrn und von Seinem Erscheinen bzw. Seinen Erscheinungen erzählten, war er davon nicht zu überzeugen. Ihr könnt mir erzählen, was ihr wollt: "wenn ich nicht . . . , glaube ich nicht!" Man spürt aus dieser Antwort die ungeheure Erbitterung des Apostels Thomas. Er fühlte sich von Jesus schändlich betrogen, als Jesus Seine Macht nicht mehr zeigte und sich dem grausamen und ehrlosen Tode am Kreuze unterzog. Hatte doch Thomas, wie auch die anderen Apostel, fest an die Gottheit Jesu geglaubt. Der schreckliche Tod Jesu aber hat seinen Glauben gründlich zerstört, und er ist darüber aufs höchste verbittert. "Ich glaub' überhaupt nichts mehr! Nur wenn ich . . . , glaube ich". Als Jesus ihn dann beim Wort nimmt, glaubt er ganz beschämt.

Sicher haben seine Mitapostel dem Thomas erzählt, wie ihnen Jesus aus der hl. Schrist und den Propheten ausführlich erklärt habe, wie ja das Leiden und Sterben des Messias schon vorausgesagt worden sei und wie es ihnen ja Jesus selber auch gesagt habe. Der Trotzkopf wollte recht behalten, den dann Jesus mit wenigen Worten gründlich gedemütigt hat.

Zu wundern brauchen wir uns nicht, daß auch alle Apostel den Glauben an Jesus verloren haben; uns würde es kaum anders ergangen sein. Hat doch der Hohe Rat, die oberste religiöse Behörde des auserwählten Volkes, Jesus zu diesem grausamen Tode verurteilt und Ihn als "Betrüger" entlarvt. Sie alle waren überzeugt, daß sich Jesus das nicht alles gefallen lassen würde, wenn Er Gott ist.

Wir besinden uns heute in einer ähnlichen Lage. Was wird heute aus Jesus gemacht? Seine Gottheit wird in Zweifel gezogen oder gar geleugnet, Seine Lehre wird zerzaust und verdreht und zwar von den Schristgelehrten und Priestern. Das Lehramt läßt diese Leute ruhig gewähren, wenn es nicht selber das Gleiche tut. Auf jeden Fall muß man annehmen, daß es mit seiner Zustimmung, wenn nicht seinem Auftrag geschieht. Ich wenigstens halte den heutigen Hohen Rat für noch schuldiger als den zur Zeit Jesu. Haben wir doch das klare, ungerechte und verbrecherische Verhalten der damaligen religiösen Führung vor Augen und eine Geschichte von fast 2.ooo Jahren hinter uns.

Die Folgen sind erschreckend. Wie schaut es denn heute mit dem katholischen Glauben aus? Wie schaut es erst recht mit der katholischen Moral aus? Es sind ganz wenige, die das Christentum noch ernst nehmen, da es ja auch die katholischen Priester und Bischöfe nicht mehr ernst nehmen. Man verkündet heute eine Lehre, die der fast 2000-jährigen Lehre der Kirche und der hl. Schrist Hohn sprechen. Die Folgen werden so ähnlich sein, wie beim jüdischen Volke. Nur wenige konnte der Herr von ihnen retten.

Die Folgerung, die wir daraus ziehen müssen, ist die, daß wir nicht auf sie hören und uns noch weniger von ihnen führen lassen dürfen, wenn wir nicht mit ihnen ins Verderben rennen wollen. Wir dürfen auch nicht sagen: "Ich glaube überhaupt nichts mehr! sondern: ich bleibe beim alten Glauben, in Gedanken, Worten und Werken, dann gehe ich nicht irre." Das aber i s t durchaus keine leichte Sache, wie wir alle wissen. Aber "das Himnelreich leidet Gewalt und nur die Gewalt brauchen, reißen es an sich". Bekannt ist auch, daß man dabei weit und breit allein dasteht, Hohn und Spott und noch manches andere auf sich nehmen muß. Ich brauche Euch da kaum etwas zu erzählen. Das "neue Christentum", das ja kein Christentum mehr ist, wäre ja so viel leichter. Darum hat es so viele Anhänger und Verteichger. Wer aber beim echten Christentum bleibt, ist diesen Leuten ein Ärgernis, genau so, wie ein fleißiger Arbeiter die Wut der faulen erregt.

Werden wir daher nicht irre und lassen wir uns nicht irre machen, wenn auch heute der Herr Seinen Feinden die Macht läßt und Er selbst selten Seine Macht zeigt. Er hat sie schon, aber Er will unsern Glauben prüfen - und auch unser Vertrauen zu Ihm. Wir wollen auch zu Jesus halten, wenn Er geschmäht, verspottet, verurteilt und gekreuzigt wird. Dann sind wir wirkliche Freunde Jesu. Wir wissen alle aus Erfahrung, daß die wirklichen Freunde selten sind, die Schmarotzer zahlreich. Ich bin gar nicht neugierig, wie viele bereit sind, Not, Elend, Kerker und Folter, erst recht den Tot auf sich zu nehmen, wenn einmal die Christenversolgung da ist. Die aber kommt sicher. Eine nicht all zu schwere haben wir ja schon. Wie wenige aber bestehen schon diese! Der Klerus ist dabei durchaus nicht ausgenommen. Treue ist auch eine durchaus nicht immer leichte Tugend, ist aber so schön! Jesus hat uns die Treue gehalten unter den schwierigsten Umständen, und das, obwohl Er genau wußte, wie wenige Ihm die Treue halten und wie viele Ihn verraten werden. Und wer von uns war dem Herrn immer ganz treu? Wie oft haben auch wir versagt!

Biberwier, am 19. April 1979.
gez. Alois Aßmayer, Pfarrer
 
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