54. Jahrgang Nr. 7 / Dezember 2024
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1. ZUM MAI-MONAT
2. HYMNUS AUF DIE GOTTESMUTTER
3. MGR. LEFEBVRES BRIEF AN MGR. WOJTYLA MIT EINER STELLUNGNAHME DES H.H. GUÉRARD DES LAURIERS
4. DER BUMERANG
5. BRIEF AN EINE ZEITSCHRIFT
6. WENN ICH NICHT AN SEINEN HÄNDEN DAS MAL DER NÄGEL SEHE...
7. INSTAURARE OMNIA IN CHRISTO!
8. QUELLEN DER KIRCHENMUSIK
9. ÜBER DAS WESEN DER EHE
10. DIE KATHOLISCHE JUGENDARBEIT
11. HOLLÄNDISCHE KLÖSTER ALS SEX-KOMMUNEN
12. EINGESTÄNDNISSE DER REFORMER
13. ÜBER DIE 'MESSE' JOH. PAULS II. IN MEXIKO
14. 'BR0T'
15. PARADIES UND SÜNDENFALL
16. DIE LIBERALE NÄCHSTENLIEBE
17. ZUM FERNSEHINTERVIEW DES 'BISCHOFS' ERNST
18. MITTEILUNGEN DER REDAKTION
19. PAS DE FRANC-MAÇONNERIE DANS NOTRE EGLISE!
DER BUMERANG
 
DER BUMERANG

von
Eberhard Heller
 


In dem "Mitteilungsblatt der Priesterbruderschaft St. Pius X. für den deutschen Sprachraum" (vom März/April 1979, Nr.5, S.3) nimmt Franz Schmidberger Stellung zu dem Vorwurf, daß durch Lefebvres Forderung nach dem "Experiment der Tradition" - inzwischen redet er in diesem Zusammenhang von der "Vitalität der Tradition" - Wahrheit und Irrtum auf eine Stufe gestellt würden. Also ein Vorwurf, den wir auch erheben. Da Schmidberger hier als offizieller Vertreter Lefebvres spricht, verdienen seine Ausführungen in der momentanen Auseinandersetzung um die Möglichkeit eines Kompromisses mit (dem abgefallenen) Rom einige Beachtung.

Schmidberger schreibt: "Aus seiner Forderung an den Papst (Anm.d.Red.: in Wojtyla sieht Schmidberger den "größten Sohn Polens"): 'Lassen Sie mich das Experiment der Tradition machen' leiten gewisse Leute ab, Erzbischof Lefebvre konzediere das Nebeneinander von Wahrheit und Irrtum, er stelle alte und neue Lehre, die wahre katholische Messe und den NOM auf die gleiche Stufe. Daß dem nicht so ist, weiß ich aus zahllosen persönlichen Unterhaltungen mit ihm, sein schonungsloser Kampf gegen Glaubens- und Sittenverfall, das unverhohlene Eintreten für die alte Messe bis zum Inkaufnehmen der härtesten Kirchenstrasen erhellen dies lichtvoll für den Gläubigen guten Willens. Doch ein anderes ist es, mit Gegnern zu sprechen, ein anderes, sich mit einem Freund zu unterhalten. Könnte es etwa unrecht sein, sich im Argumentieren ad hominem auf die Ebene der Gegner zu begeben, um aie mit ihrer eigenen Logik BU schlagen? Wie die Kontroverse mit Rom auch enden mag: Ein Auf-die-gleiche-Stufe-stellen der alten heiligen Messe in ihrem einzigartigen dogmatischen Gehalt, ihrer tiefen Spiritualität, ihrem unsagbar schönen Aufleuchtenlassen der Geheimnisse Jesu Christi mit dem NOM kann nie und nimmer in Frage kommen; wer solche Intentionen dem Erzbischof unterstellt, tut ihm Unrecht."

Soweit Schmidberger. Einmal abgesehen von den Sophismen und Unterstellungen: die einzige Behauptung, die für unsere Kontroverse wichtig ist, ist die: Lefebvre stellt die hl. Messe und den NOM (=Novus Ordo Missae) nicht auf die gleiche Stufe.

Diese Formulierung des gemeinden Vergleiches zwischen der hl. Messe und dem sog. "NOM" ist ungenau bzw. doppeldeutig und kann sprachlich zwei ganz verschiedene Sachverhalte abdecken.

Einmal könnte gemeint sein: LefeVvre gibt der (trid.) hl. Messe den Vorzug vor dem sog. "NOM", den er aber ebenfalls für einen gültigen Meßritus hält, weil in ihr der dogmatische Gehalt besser zum Aufleuchten etc. kommt. Er würde sie also nur aus sormalen Gründen bevorzugen und sie verteichgen.

Es könnte aber damit auch gemeint sein: Lefebvre stellt die (trid.) hl. Messe aui eine prinzipiell andere Stufe, weil er in dem "NOM" einen ungültigen Ritus sieht. In diesem Fall würde er die hl. Messe und den sog, "NOM" aus qualitativen Gründen nicht auf die gleiche Stufe stellen.

Um die beiden Interpretationsmöglichkeiten zu veranschaulichen: einmal vergleiche ich zwei Brote miteinander und wähle das aus, was gut durchgebacken ist - und lasse das angefaulte liegen; im anderen Fall gebe ich den Vorzug dem gut durchgebackenen Brot den Vorzug vor einem Gegenstand, der nicht Brot ist, meinetwegen: einem Stein. Es gilt also herauszusinden, auf welcher Ebene der Vergleich angestellt wird und in welchem Sinne Schmidbergers bewußt zweideutige Formulierung zu verstehen ist. Denn die Zweideutigkeit ist immer nur der Versuch, eine Eindeutigkeit zu verschleiern.

Wenn Mgr. Lef. nicht zumindest die (trid.) hl. Messe wegen ihres "einzigartigen dogmatischen Gehaltes, ihrer tiefen Spiritualität, ihres unsagbar schönen Aufleuchtenlassens der Geheimnisse Jesu Christi" (Schmidberger) höher schätzen würde als den von ihm ebenfalls als gültig - was man zunächst einmal vorläufig unterstellen kann - eingestuften "NOM", wäre sein Einsatz (ab Dez. 1971) dafür vollkommen unverständlich.

Aber diese Unterscheidung (auf der Stufe prinzipieller Gleichheit) würde nicht ausreichen. Es geht bezüglich des "NOM" nicht um das Problem schöner oder nicht schöner, sondern um die Frage: gültig oder nicht. Darum die erneute Frage: anerkennt Lefebvre den sog. "NOM" als gültigen Meßritus? - wenn ja, würde er ihn dann doch auf die gleiche Stufe mit der hl. Messe stellen. In Schmidbergers Apologie auf diesen Vorwurf sinden sich nur einige sormale Hinweise für diese Auffassung. Die Abkürzung 'NOM' steht für 'Novus Ordo Missae1 (= neuer Meßordo). Wenn man andeuten will, daß man Bezeichnungen nur im uneigentlichen Sinne gebraucht, setzt man sie normalerweise in Anführungszeichen; also: "NOM". Will also Schmidberger diese Nomenklatur als Bezeichnung des häretischen Gebildes übernehmen, müßte er, wenn er dieses prinzipiell gegen die hl. Messe abheben möchte, die Abkürzung 'NOM' in Anführungszeichen setzen oder ein'sog.' davorsetzen. Das ist nun nicht geschehen. Also muß man annehmen, daß er die Bezeichnung im eigentlichen Sinne (der Resormer) ansetzt.

Da aber dieses Indiz für sich genommen nicht stichhaltig sein könnte, muß man andere Äußerungen von Lefebvre und Schmidberger heranziehen, um zu erfahren, wie sie den sog. "NOM" tatsächlich einschätzen.

Tatsache ist, daß in Econe und Weißbad von den eigentlich Verantwortlichen nie umfassende Aufklärungsarbeit bezüglich des sog. "NOM" geleistet worden ist. Man läßt sogar die niederen Chargen seelenruhig in die "neue Messe" laufen. Schmidberger ist aber auch derjenige, der als gehorsamer Diener seines Herrn - für diesen Gehorsam opfert er sogar sein Gewissen! - die Auffassung vertreten hat, man könne im Notfall auch die Resormermesse gelten lassen, wenn man die (gefälschten) Wandlungsworte "für alle" bei der Wandlung des Weins als an alle anwesenden Gläubigen gerichtet denke. Auf die Absurdität dieser Theorie wurde schon in EINSICHT VII(4)17o hingewiesen. Hinzu kommt noch, daß Schmidberger am Dienstag nach Ostern erneut das Auflegen einer Flugschrist von Dr. A. Kocher verboten hat, in der dieser eindeutig gegen den "NOM" Stellung bezieht. Warum macht Schmidberger das, wenn er der gleichen Auffassung wäre? Inzwischen soll sogar schon ein Mitglied der Bruderschaft erklärt haben, er könne sich vorstellen, daß er auch einmal im Monat nach dem "NOM" zelebrieren könne. Man könnte noch einwenden: all diese Belege sind nicht authentisch. Nun schreibt aber Lefebvre in seinem "Brief an die Freunde und Wohltäter" Nr. 16 selbst, daß die Einheit auf der Ebene der Diözese wieder hergestellt wäre, wenn der "Hl. Vater" die "freie Ausübung dessen, was die vielhundertjährige Tradition zur Heiligung der Seelen angewendet hat" (sprich: die hl. Messe) erlauben würde. Diese von ihm angestrebte Einheit impliziert aber doch, daß nicht nur die (trid.) hl. Messe, sondern auch der sog. "NOM" gleichberechtigt neben einander bestehen bleiben sollen. Damit würde aber von Lefebvre und Schmidberger indirekt eingestanden, daß sie sowohl die hl. Messe als auch den sog. "NOM" prinzipiell auf die gleiche Stufe stellen. Genau dies haben wir Mgr. Lefebvre vorgeworfen. Schmidbergers Zurückweisung wird somit zum Bumerang. Mit seiner Apologie bestätigt er nur das, unfreiwillig zwar, was wir behauptet haben.

Doch gerade dieses Ausliefern der hl. Messe ist die Tat eines Judas, der seinen Herrn endgültig an die Feinde verrät und ihn verkauft.

Wenn dennoch alle Äußerungen Lefebvres und seiner Leute mißverstanden sein sollten, wäre es ihm (und ihnen) ein leichtes, endlich einmal ein klares, eindeutiges Wort zu sprechen - so oder so.
 
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