HYMNUS DES BISCHOFS RABULAS VON EDESSA
AUF DIE GOTTESMUTTER
Gegrüßt seist du, in jeder Hinsicht heilige Gottesmutter Maria,
wunderbares und ehrwürdiges Schatzhaus der ganzen Welt, hellstrahlende
Leuchte, Wohnstätte des Unbegreiflichen, reiner Tempel des Schöpfers
aller Kreaturen! Gegrüßt seist du, denn durch dich ist uns
kundgeworden, der die Sünden der Welt hinweggenommen und sie erlöst
hat. (...) Wie sollen wir dich preisen, Demütige, die du allein in
jeder Hinsicht heilig bist, die du allen Gläubigen insgesamt Hilfe und
Stärke verleihst? Wir alle in dieser Welt schauen aus und erwarten die
Hoffnung des Heiles von dir, Demütige. Stärke unseren Glauben und
verleihe Frieder der ganzen Welt. Dafür wollen wir Gläubige dich
preisen als den cherubinischen Thron und das Ruhegemach Gottes in der
Zeit. Bitte und flehe für uns alle, damit unsere Seelen vom künftigen
Zorn errettet werden!
Du reinste Mutter, hilf uns Armen, wie du gewohnt bist. Du siehst ja,
wie wir Erdenkinder uns dem Ende nähern und zugrunde gehen. So erwirb
uns Gnade durch deine Fürbitte, reine und heilige Jungfrau. Flehe stets
für uns, damit wir nicht wegen unserer Bosheit verlorengehen. Verwende
dich für uns, Gesegnete, indem du deinen eingeborenen, aus dir
entsprossenen Sohn bittest, daß er sich unser erbarme um deiner
heiligen Gebete willen. Sei uns gegrüßt, Schiff, das den Menschen das
neue Leben zuführt. Sei uns gegrüßt, demütige Jungfrau, Mutter Gottes.
Heil dir, Gesegnete, Heil dir, Selige! Bringe für uns deinem
eingeborenen, aus dir entsprossenen Sohne alle Fürbitten dar, daß er
sich unser erbarme um deiner heiligen Gebete willen.
Heilige, bitte bei deinem Eingeborenen für die Sünder, die zu dir ihre
Zuflucht nehmen. Denn alle Zuchtruten, womit die früheren Generationen
gestraft wurden, sind jetzt für uns aufgespart und dringen auf uns ein.
Siehe, wie der Verderber seinen Bogen gespannt hat und den Pseil auf
die Sehne legt, um nach seiner Gewohnheit zu treffen. Siehe auch die
Zeichen aller Art am Himmel und auf Erden sowie die herzerschütternden
Schläge. Deshalb nehmen wir unsere Zuflucht zu dir, damit wir zu deinem
Sohne rufen und sagen können: 0 du Züchtiger törichter Herzen,
Christus, der du schlägst und wieder heilst, züchtige uns in deiner
Barmherzigkeit, erwirb uns für dich durch deine Gnade, schone unser und
erbarme dich über uns!
(aus: Rabulas von Edessa "Liturgische Hymnen" 1-5.
Rabulas war 411/12 Bischof und starb 436. Vgl. "Texte der Kirchenväter"
Bd. II, München 1963, S.247 f.)
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