"Wo ist Gott?"
Der interreligiöse Dialog auf dem Holzweg
von
Werner Olles
Die Selbstverbrennung des evangelischen Pastors Roland Weissenberg aus
Erfurt aus Angst vor der Ausbreitung des Islams im einstmals
christlichen Abendland und aus Protest gegen das feige Schweigen seiner
Amtsbrüder, aber auch der allermeisten Christen, ist eine Tragödie.
Doch die zuständige Erfurter Pröbstin sprach bereits beschwichtigend
vom "angeblichen Einfluß des Islams", der den Pastor umgetrieben habe.
Da werden bei manchen Erinnerungen an Pastor Oskar Brüsewitz wach, der
sich 1978 selbst in Brand gesetzt hatte, um mit dieser Tat ein Zeichen
zu setzen gegen die Unterdrückung der Mitteldeutschen und vor allem der
christlichen Religion durch den kommunistischen Totalitarismus in der
DDR. Auch damals wurde sofort danach von den Verantwortlichen des
offiziellen Protestantismus abgewiegelt und der Mantel des Schweigens
über dieses Fanal gedeckt.
Inzwischen haben wir es in Deutschland und in Europa mit einem neuen
Totalitarismus zu tun, der seine Fünften Kolonnen bereits in unseren
Ländern stehen hat. Anders als der an seiner eigenen Schäbigkeit
verrottete und schließlich schmählich untergegangene Kommunismus ist
der islamische Totalitarismus jedoch voll kraftstotzendem Elan und
bietet sich zudem an, die spirituellen Lücken, die ein völlig
entkerntes und aufgeweichtes Christentum hinterlassen hat, mit Leben
und Sinn zu füllen. Daß dies keine Phantastereien sind, hat der
Erfurter Pastor völlig richtig erkannt. Man muß sich nur einmal die
einstmals blühenden christlichen Länder Nordafrikas anschauen, wo sich
heute eine gewaltige islamische Wüste ausbreitet.
Das einzige, was den Repräsentanten der Konzilskirche und des
Protestantismus zu all dem einfällt, ist der sogenannte "interreligiöse
Dialog". Doch der Mangel an Kenntnissen der Religion des Islam
erschwert in verhängnisvoller Weise das Gespräch mit seinen Vertretern,
sofern dieses über Platitüden hinausgehen und sich nicht im Austausch
von Artigkeiten und Binsenweisheiten erschöpfen soll. Illusionen über
die vermeintliche Nähe der abrahamitischen Religionen - nach der
wohlfeilen Devise "Wir glauben ja alle an denselben Gott" - sind schon
allein deshalb fehl am Platze, weil die im sogenannten "Dialog" oder
"Trialog" von christlicher Seite immer wieder beschworene Herkunft der
drei Religionen Judentum, Christentum und Islam von Abraham für Muslime
gerade keine Gleichwertigkeit beweist, sondern sich verdächtig nach
einem Eingeständnis anhört, daß der absolute Wahrheitsanspruch des
Islams auch gegenüber Christen und Juden völlig zu Recht erhoben werden
darf.
Nun wird von Muslimen besonders gern auf Sure 3,Vers 64: "Kommt her zu
einem Wort des Ausgleichs" hingewiesen, zu dem die "Buchbesitzer" im
Koran angeblich aufgefordert werden. Gemeint ist damit jedoch
keineswegs ein Ausgleich, sondern im Gegenteil eine klare Scheidung
"zwischen uns" auf der einen Seite und "euch" auf der anderen, nämlich
Christen und Juden (R. Paret (Übers.): Der Koran. 2.Aufl. Stuttgart
198O; ders.: Der Koran. Kommentar und Konkordanz. 2.Aufl., Stuttgart
1977).
Über diesen Sachverhalt sollte man als Vorsitzender der sogenannten
Deutschen 'Bischofs'konferenz eigentlich Bescheid wissen, doch mochte
„Kardinal“ Lehmann bei den diesjährigen Eschborner Gesprächen zum Thema
"Wo ist Gott?" mit dem Vorsitzenden des Zentralrates der Muslime in
Deutschland, Ayyub Axel Köhler und Gideon Joffe, dem Vorsitzenden der
Berliner Jüdischen Gemeinde einmal mehr nicht davon lassen, daß alle
einen persönlichen Gott anbeten und damit "aus den Wurzeln der
abrahamschen Religion stammten". Der Muslim Köhler reagierte auf diese
hane-büchene Platitüde, wie man es von selbstbewußten Mohammedanern
gewohnt ist und verlangte mehr Respekt vor den Bedürfnissen der
Muslime. Zudem folge, wer Gewalt anwende nicht dem Koran. Nun hat
jedoch laut Sure 3,Vers 110 Gott selbst den Muslimen versichert: "Ihr
seid die beste Gemeinschaft (umma), die je gestiftet wurde. Ihr
befehlt, was zu billigen ist, verbietet, was abscheulich ist, und
glaubt an Gott. Würden auch die Schriftbesitzer gläubig, wäre es für
sie am besten. Einige von ihnen glauben, doch die meisten von ihnen
sind Übeltäter" und in Sure 9,30 heißt es: "Gott verfluche sie, wie
haben sie sich nur so von der Wahrheit abbringen lassen!". Nun ist ja
spätestens seit dem Ritualmord an dem holländischen Filmregisseur Theo
von Gogh und zahlreichen anderen barbarischen Akten inzwischen nur
allzu gut bekannt, wie Muslime, die sich dabei nicht zu Unrecht auf den
Koran berufen können, mit "Übeltätern" und "Verfluchten" im allgemeinen
und Abtrünnigen im besonderen umzugehen belieben. So hatte der Imam der
Haager Al-Sunna-Moschee, Fawaz, kurz vor der Ermordung van Goghs in
seiner Predigt die Islam-Kritikerin Ayaan Hirsi Ali verflucht und Allah
gebeten, sie an Zungenkrebs erkranken zu lassen, „daß kein
Erdenbewohner sie heilen kann“. Auch mit van Gogh solle „abgerechnet“
werden. Das ließ sich der Mörder, der zu diesem Zeitpunkt in der
Moschee war, nicht zweimal sagen.
Immerhin warf Lehmann dem Islam vor, daß man in Rom zwar eine Moschee
höher als den Vatikan bauen dürfe, während er in der Türkei
Gottesdienste versteckt in einer europäischen Schule abhalten müsse,
was jedoch nicht einmal die 2OO anwesenden Zuhörern sonderlich
beeindruckte. Und auf die Frage nach Glaubenszweifel gestand allein der
katholische Würdenträger ein, daß auch ihm als Glaubenden Gott manchmal
fern sei. Der Muslim Köhler bestand hingegen auf seiner ganz
persönlichen Beziehung zum Allmächtigen, die allgegenwärtig und Praxis
seiner Lebensweise sei. Auch Gideon Joffe vermochte sich nicht an einen
einzigen Tag zu erinnern, an dem ihm Gott je fern gewesen sei. Obwohl
ein großer Teil seiner Familie in den nationalsozialistischen
Konzentrationslagern umgekommen sei, habe ihn dieses Grauen keine
Sekunde an der Existenz Gottes zweifeln lassen.
Die Frage "Wo ist Gott?" konnte indes keiner der drei Herren
beantworten. Dabei wäre die Antwort so einfach gewesen: Jedenfalls
nicht dort, wo auf "Teufel komm heraus" dialogisiert oder trialogisiert
wird, sonder dort, wo ernsthaft Widerstand gegen die Islamisierung
Deutschlands und Europas geleistet wird. |