Präzise Ziele!
Auszug aus: (Goechhausen, Ernst August Anton von:)
"Enthüllung des Systems der Weltbürger-Republik.
In Briefen aus der Verlassenschaft eines Freymaurers.
Wahrscheinlich manchem Leser um zwantzig Jahre zu spät publizirt" Rom 1786.
"Die Freymaurer sind, aufs höchste gesagt, unsre Taglöhner. (...) Ich
sagte Ihnen ja vorhin, der Orden (sc. der Illuminatenorden; Anm.d.Red.)
habe sich unter allen Revolutionen der Menschheit erhalten, jede
benutzt; sein Einfluß und thätige Würksamkeit sey bleibend, rastlos,
unvermeidlich, seinen großen Endzweck verliere er nie aus den Augen,
also kann er auch nichts unbenutzt lassen, was seine Absicht
befördert." (S.22o)
"Wer Vorurtheil sagt, nennt Sclavenkette, wer Sclavenkette nennt, muß
zugeben, daß Geister, denkende Wesen, zur Freyheit geschaffen, nicht
gemacht seyn können, sie ewig zu tragen; wer aber Augen fürs Wesen
unterm Monde hat, muß zugeben, daß die Menschheit gleichwohl darunter
gefesselt, bisher verschmachte. Diese Sclavenkette ist zwiefach:
religiose und politische. Beide sind zerrissen, so bald wir, statt
zehntausend Cuiten, (alle auf den uralten Mosaischen Satz des Ursprungs
und der Ursach sittlichen Uebels, und des Nichtdaseyns der Verstandes-
und Willens-Freyheit gegründet,) einen eintzigen vernünftigen
allgemeinen Gottesdienst, frey von allem Spiel der Imagination (Anm.d.
Red.: gemeint ist die Konsekration in der hl. Messe), frey von aller
Pfaffen- und Despoten-Influenz, für Millionen Verhältnisse aber, (alle
aus religiösen und politischen Aberglauben entsprossen nur zwey; für
eben so viele Vorurtheile nur eine Wahrheit haben werden. (...) Also,
z.B. keinen Religionsunterschied, keine Christliche, Jüdische,
Muhamedanische, Heidnische Religion? keine Priester - Albernheiten!
heißt das mehr, als so viel Wahrheiten, als einzelne Religionen? Und
ist da Consequenz? Von Priestern will ich gar nichts hören. (...) Was
auf dem Erdpünctchen, das Sie bewohnen, wahr ist, (und doch nur noch
sehr eingeschränckt wahr!) ist noch lange nicht allgemein wahr. Treten
Sie doch, z.B. wie sie da stehen, hin in den Vatikan, und bekennen da
laut, Sie hielten des Römischen Bischoffs Heiligkeit und Unfehlbarkeit
für große Profanität urid Unsinn? die Pfaffen in rothen und schwartzen
Röcken für - das was sie sind? In Berlin, Wien Göttingen u.s.w. können
Sie freylich hierüber sagen, was Sie wollen. Aber in Berlin auch laut
behaupten, daß unsre bürgerliche Verfassung Sclaverey sey? daß die
Religion, die Geistesfessel, hieran schuld; oder in Wien, daß - die
Messe Gotteslästerung sey?" (S.23O-233)
"Tausende arbeiten für uns und unsern Plan, ohne zu wissen für wen, und
zu welchen Endzweck. (...) Gottesdienst? versteht sich! ein
verborgenes, höchstes, unsichtbares Wesen muß man haben, um - den
Menschen imponiren zu können. Das Organ desselben ist der-, der die
Kunst zu imponiren versteht." (S.244 f.) Wir machen vorerst die Pfaffen
verdächtig, lächerlich, decken alle ihre Scandalen und Betrug auf. Wir
stellen in Almanachen, fliegenden Blättern u.s.w. unvermerckt, -
zuweilen laut, um die Ohren nach und nach dar,an zu gewöhnen, Fürsten,
Adel, und Despoten als synonyme Begriffe auf. Ist Pfaffenkredit dahin,
so ist es auch um den Aberglauben, geoffenbarte Religion genannt, die
an Pfaffenexistenz und Einfluß gebunden ist, geschehen. Sind Fürsten,
die auf ihre Würde halten, in den Augen des Volcks nichts als Despoten,
Fürsten aber und ihre Trabanten, der Adel, überhaupt nichts weiter, als
- Menschen, so ist - ihr Nimbus dahin! (...)
Im Reich der Wissenschaften und der Litteratur geben wir den Ton an,
folglich haben wir die besten Köpfe jedes Volcks, jeder Confession,
(auch der Ihrigen, mein lieber lutherischer Bruder,) in unsrer Gewalt,
ohne daß sie es wissen. Das große einfältige Thema, woraus jeder
Virtuose unsrer Tage seine Abhandlung spinnt, ist Philosophie!" (S.248
f.)
"Die Protestanten haben doch auch ihre Fürsten, ihren Adel, ihre
Pfaffen, also ihren Aberglauben, also ihre Kette? - und bey dem allen
doch auch Menschenfell? (...) Nun, wir haben auch unter Ihnen unsre
Verbündeten, und nicht initiirten Werckzeuge, in Logen und ausser
denselben. Ich dächte, Sie müßten doch z.B. bemerckt haben, daß eine
Menge Ihrer Gottesgelehrten die Dogmatik und die Symbolischen Bücher
ins Auskehrigt verweisen; andere die Empfindungen und Gefüle
wegpre-digen, lächerlich und verdächtig machen; andere den Deism laut
affigiren, die Bibel als ein systema abderitico philosophicum
behandeln, und Glauben an göttliche Traditionen wegzuräsonniren bemühet
sind, u.s.w.?" (S.251-253) "Er ist in aller großen und kleinen Kinder
Munde: Deism! Religion der reinen Vernunft! (...) Man muß das Dencken
erst allgemeiner, leichter, und also annehmlicher machen. Wenn jeder
erst erst dencken kann, dann wird ers auch gern wollen. Indeß dehnt man
Preßfreyheit und Toleranz immer weiter aus. Haben Pfaffen erst keine
Stimme mehr, so muß es am Ende dahin kommen, daß Deism, der keine
Pfafferey zuläßt, und auf Empfindung und Sinnlichkeit nicht beruht,
sogar öffentlich geduldeter Cultus wird. Universalreligion der besten
und klügsten Köpfe ist er schon, und so wird er am Ende, - wenn schon
nicht allgemein, doch herrschend werden. Toleranz aber muß ihm den Weg
bahnen. Gewaltsame Reform durchaus nicht. (...) Der Leute, die fürs
unsichtbare Augen prätendiren, sollen successiv immer weniger werden.
Dazu dient Aufklärung. Die übrigen, die bey ihren fünf stupiden Sinnen
bleiben, soll die Toleranz so kirre und kraftlos machen, daß die
Vernünftigem nichts von ihnen zu befürchten haben. Wer dann noch übrig
ist, und - Symbol braucht, wer dann noch durchaus glauben will, was man
ihm aufhefftet, nun, der - bleibe Sclav! Man läßt diesen Plattköpfen
die Tradition, die Bibel; aber man behält sich die Exegese vor. Man
läßt dem Pöbel die Pfaffen, aber man initiirt sie. Diese deklamiren
dann Sittenlehre und beschäftigen so die Engbrüstigen. Sie predigen auf
der Canzel Naturlehre, reden vom Ackerbau, von Blitzableitern, kurz von
allem, nur nicht von Dogmatik der Bibel, und entwöhnen so nach und nach
die Stechhaufen ihrer Heerde von der wollüstigen Weide der
Hertzensbehaglichkeit. Die Lämmer aber, die Jugend, wird früh nach
andern Grundsätzen geformt, und endlich stirbt doch der alte Hauffen
aus! (...) Sie sehen den mächtigen, nimmer ruhenden, alles belebenden,
alles zerstörenden, und wiederaufbauenden Genius nicht, der das große
Rad der Welt von Anbeginn im Schwung erhielt. Wenn die Gährung vorüber
ist, giebt es Sediment. Das ruth; ist nun erst zu behandeln. Verstehn
Sie mich? Glauben Sie, wenn Menschheit sich je-recht abgearbeitet
hätte, sie würde sich nach Führern sehnen, nach Aerzten, die den Geist
des Lebens ihr einhauchten!" (S.257-263)
"Das ist eben der große, dem Cosmopoltism so nützliche Irrthum, daß man
Jesuiten mit tummen Mönchen, Möncherey mit Pfafferey, Jesuitism mit
Aberglauben verwechselt! darüber werden die feinsten Spürnasen irre,
und verlieren die rechte Fährde. Als fanatischer Mönch kann sich der
Jesuit verachten, auch verfolgen lassen. Er wünscht, wenn er sein
Handwerck versteht, - nichts mehr, als, für alles gelten, nur gerade
für das nicht, was er eben seyn will. Vergnügen macht es mir, und jedem
wahren Wektbürger, wenn die hochschlauen Protestanten, die bittern
Feinde Roms, und doch zugleich die armseeligsten Fürsten-Sclaven, (an
die sichtbare, aber desto heimlichere, sichrer würckende Freymaurerey
dencken sie nicht!) sich beklagen, daß allenthalben heimliche Jesuiten
herumschlichen, um - die Rechtgläubigen auf tausenderley Weise zu
Proselyten der römisch-kirchlichen Dogmatik, des Mönchen-Aberglaubens
zu machen! Das ist das non plus ultra dieser guten Abderiten! Sie
fürchten nur Folgen des theologischen Aberglaubens; gegen Folgen der
allgemeinen Aufklärung, der Handlungsconcurrenz, des imaginairen
Reichthums, des Luxus, in politischem und philosophischem Verstande,
der Betteley, der Armuth an Kopf und im Beutel, der Vervielfachung der
Bedürfnisse, der immer grössern Erschwerung der Ehe, die daher
entsteht;' der immer äiöern nicht mehr zu steuernden Verwilderung der
Sitten, auf deren Milde sie sich so viel zu gute thun; der daher
rührenden Verachtung der Gesetze, der Spitzbüberey die nun angewendet
wird, sie zu eludiren, kurz, des Universalschwindels, und endlich des
allgemeinen Bankerots, zu welchem das alles sie des nächsten führen
wird, haben sie keinen Sinn zu protestiren, so wenig, als gegen
Freymaurerey, ihren Geist, ihren Endzweck und Ausbreitung bis fast ins
unendliche! Indeß schreiben, beweisen, deklamiren, protestiren und
warnen sie von Kantzeln und in politischen und gelehrten Journalen, für
Römischpapistischen Sauerteig, für Tonsur, u.s.w. Gantz gut, wenn die
Rede vom 11ten und 12ten Jahrhundert wär, wo tagediebisches faules
Geschmeiß in Kutten den Ton angab! Aber itzt? wo Aufklärung,
Publizität, Finaz, Industrie, Handlunsgeist, Philosophie, Duldung,
Preßfreyheit u. die großen Zauberwörter sind, traut man Rom die -
Feuerländische Stupidität zu, mit Möncherey, dem Kinde der Tummheit,
würcken zu wollen?" (S.271-273)
"Einige waren gar so schlau, dem Papst gemeine Sache gegen die
Bibelfeinde anzubieten, die am Ende, ihrer Meynung nach, doch auch
seine eignen seyn, weil sie mit Sr. Heiligkeit so gar sehr ungezwungen
umgiengen. (...) Keiner von diesen frivolen Kerlen dachte selbst dran,
wie sehr er für Rom arbeite, wenn er die christliche Religion, in ihrem
Dolument, der Bibel, untergrub; und die engbrüstigen Rechtgläubigen,
die sich's nicht nehmen lassen wollten, vermutheten ehe alles, als daß
Rom, - welches indeß in seinem geistlichen gravitätischen Prunck
fortging, und die Stadthalterschaft Jesu Christi immer affektirte, -
die Karte selbst mische und die große Volte schlage! (...) Dem
natürlichen Gang des menschlichen Hertzens liegt nichts näher, als sich
ein uraltes Dokument vom Halse zu schaffen, das die Freyheit des
Denckens und Willens so sehr einzwängt, und alles auf Glauben gründet,
was jenseits dem Monde zugeht." (S.283f) Bald ward's Modenphilosophie,
sie (se. die Bibel) hie und da lächerlich zu finden, und die
Authenticität des Canon zu bezweifeln. (...) Halten Sie es also nie für
pure theologische Schattenfechterey, wenn die Critic den Canon mustert,
exegitisirt, berichtiget, und ausschneidet, his am Ende die Bibel zum
Dokument des reinen Deism herabgebracht ist. Wenn gleich auch
protestantische, oder auch blos philosophische, nicht initiirte
Künstler, dies Handwerck treiben, so ist doch der Geist, der sie
anfacht, nichts weniger als pur theologisch, oder ihre Arbeit blos
abstract; wenigstens sind es die Folgen nicht. Es ist der Geist der
großen tiefen Politik, des Cosmopolitsm, der tausend Sprinfedern hat,
alle Finger und Köpfe zu beschäftigen. Er ist es, der zugleich, um das
große System der politischen Universalmonarchie Roms zu beschleunigen,
die Aufklärung, und alles, was sich durch sie bis ins gräntzenlose
Bedürfnis für Verstand, Leidenschaft, und Geschmack treiben läßt, auf
den höchsten Schwindelpunct exaltirt. Er spannt alle Hirne zu
Industrie, und Speculation in jedem Sinn; er nährt und lenckt,
unbemerekt (durch Jesuitisch Geld, Lotto, Kunst und Einfluß auf
Europens großen Commerz,) den Nerventreffenden Luxus; er hebt Fabriken
und rafinirten Handlungsgeist; zeddelt Jalousien unter den handelnden
Völkern an; alle trachten nach Uebergewicht; die Staats schulden
vermehren sich von Jahr zu Jahr, und Köpfe und Hertzen gerathen in
ewigen Wirbel. Er mischt und knetet Armuth und Reichthum, Unglauben und
Aberglauben, Freyheit und Sclaverey so magisch untereinander, daß am
Ende Universal-Bankerot ausbrechen muß, und dann der klügste Patriot
das Ruder unmuthig hinlegen und sein Staatskähnchen vorm Winde
hertreiben lassen wird. So soll physisches, politisches und religiöses
Bedürfnis aufs höchste getrieben, Herz, Muth und Verstand mürbe machen,
der Kopf über sich gerichtet, und der Protestantism, der Vater der
Aufklärung, ohne das mindeste zu ahnden, für lauter Licht stockblind
und damisch gemacht werden. Alle dies wohlberechnete Manege, das ich
Ihnen hier en gros zeichne, sieht der gewöhnliche Philosoph für
Inkonsequenz und Widerspruch an, und - also für nichts weniger, als
Theil eines gedachten soliden Plans, und er vergißt, daß Menschen, die
einmal beginnen zu dencken, durch Aberglauben nicht mehr gegängelt
werden können." (S.284-287)
"Daß Priester, in spätem Zeiten, den Sitz der stolzen Consuln
einnahmen, änderte gar nichts an Wesen, nur an der Form. Kehren Sie
Sich nie an der Mütze unter der dreyfachen Krone, sehen Sie nie auf den
g e i s t l i c h e n Oberherrn und seine bekuttete Garde. Dies ist
weiter nichts, als Redouten-Mummerey. Der große wahre Punct ist
Alleinherrschafft der kalten Vernunft über Menschenköpfe, und Hertzen.
War es heute schon dahin gediehen, daß der Oberpriesterliche Schimmer
Roms Ansehen und Einfluß allgemein hinderte, Sie sollten bald sehen,
mit was der heilige Vater seinen Apostolischen Schmuck vertauschen
würde! Allein, bis dahin sind wir noch nicht! Noch ertrüg die
Menschheit dies Schauspiel nicht. Vorerst erhält man also noch; - aller
Abzüge ohngeachtet die der päpstlichen Cammer durch die
Finanzoperationen der Fürsten gemacht werden, - doch das
Oberbischöffliche Dekorum, weil man es noch hie und da braucht, und
läßt mercken, daß einem nur daran, und am Heil der christkatholischen
Seelen gelegen sey. Die feinern Protestanten aber, die nun schon weit
mehr entpriestert sind, als die Catholiken, und denen, ihrer Bibel'
ohngeachtet, der Deism, wegen der Denck- und Preßfreyheit, die sie
genießen, leichter zu verdauen ist, als ihren ehrlichen catholischen
Brüdern, körnt man mit Religionsvereinigung, und Philosophie. Man
predigt ihnen Sittenlehre für den - Verstand, und sagt ihnen, daß nur
die Pfaffen-Dogmatik, (also die Bibel, an die sie dabey gar nicht
dencken, sondern an die Symbolischen Bücher!) der Vereinigung entgegen
stehe. Man befördert die Toleranz immer mehr unter ihnen. Man bohrt sie
mit Ehrbegierde, philosophischer und darum duldsamer zu seyn, als es
die Catholische Confession sey. Sie beissen an den Angel, und bauen
ihren catholischen Brüdern Kirchen, indeß die catholischen weltlichen
Fürsten unter den Mönchen aufräumen. In diese neuen Pflantzstätten
schickt man nun geschmeidige freundliche Priester, heimliche Jesuiten,
und läßt aie schwatzen, wie Pater Schorenstein in Berlin. Diese, mit
allen Künsten der Weltklugheit ausgerüstet, predigen Sittenlehre,
Bruderliebe, Toleranz; bieten beede Hände zur Vereinigung, machen alles
leicht, breiten unter ihren Schäflein den nemlichen Geist aus, bis am
Ende kein Mensch mehr wissen wird, ob irgend ein Unterschied zwischen
den drey Confessionen sey. So wie sie, an einigen Orten, einander schon
die Kirchengeräthe borgen, und das als eine acte de l'heroisme
sorgfältig in allen Zeitungen ausposaunen lassen, so werden sie
einander im kurtzen auch die Priester borgen. Der Pastor wird die
letzte Oelung geben, und der Weltpriester am Reformationsfest erzälen,
daß Doctor Luther doch ein Mann von viel Verstand gewesen sey. Das wird
der große Moment der endlichen Vereinigung seyn. Finden die Menschen
erst keinen Confeßions-Unterschied mehr, was bleibt ihnen dann übrig,
als - natürliche Religion? Das ist der mystische Zustand, auf welchen
Ihr Protestanten ja selbst harret, und ihn wünscht, wenn Ihr - von
einem Hirten und einer Herde redet." (S.290-293)
"Wir benutzen schon vorhandene, oder erfinden neue geheime
Gesellschafften. An keinen Angel beissen die Menschen lieber an, als -
an den, den sie nicht sehen, an - Geheimnis! wir werben dadurch in
unglaublicher Schnelligkeit. So lange es nutzt, würcken wir durch diese
geheime Gesell-schafften, und lencken ihren Einfluß. Sind sie uns - auf
irgend einem Würckungspunct hinderlich, oder nachtheilig, oder
überflüßig, so beleuchten wir selbst zuerst sie öffentlich, und
predigen Publizität, deklamiren gegen diese Gesellschafften, als wahre
Treibhäuser des Aber-glaubens, und das Phantom löset sich auf.
Nun meynen religiose und politische Tausenkünstler, das sey ihr Werck,
und düncken sich sehr klug. Dominikaner, Bettelmönche, Handlungsgeist
und Protestantism verfolgten von jeher die Jesuiten, und nie befanden
sie sich besser als itzt! Mönchische Politiker, und politisch seyn
wollende Mönche hetzten hie und da die Freymaurer, und wir lassen es
geschehen, daß es nur hie und da geschehe, gönnen den guten Leuten den
Spaß, ein großes Stück ausgeführt zu haben, und legen, ihnen unter der
Nase einen neuen Operationsplan an, eine Nuß, an der sie gewöhnlich
Jahrhunderte kauen, und wenn sie sie auch endlich aufbeissen, so finden
sie - Staub, - höchstens ein Würmchen! rufen: Hoja! wir haben den
Leviathan gefunden, und singen: Te Deum!" (S.294-296)
"Sie werden im Studium der eigentlichen Ordensgeschichte nähere Data
gewahr werden, und Ihre Denckkraft an der Ausmessung des ungeheuren
Raums üben können, welchen der Orden, gleich einer diamantenen Kette,
umschließt; werden gewahr werden, wie von je her, er allenthalben
Einfluß hatte, und wie nahe wir dem Zeitpunct stehen, da er, in seiner
Königsbinde, frey und allgewaltig hervortreten, jedem Voruttheil mit
ehernem Fuß aufs Genick treten, die Menschheit entfesseln, sie in ihre
ursprünglichen Rechte unantastlicher geheiligter Freyheit zurücksetzen,
und - das goldene Weltalter wiederherstellen wird!" (S.216 f.)
* * *
Anmerkung:
Die vorstehenden Auszüge aus v. Goechhausens "Enthüllung des Systems
der Weltbürger-Republik" referieren die leitenden Ideen des
Illuminatenordens, so wie er von Bode, der nach Weishaupts Rückzug die
Leitung des Ordens übernommen hatte, vertreten wurde. Von Goechhausen,
der gehei-mer Kammerrat in Eisenach war, schrieb diese Abhandlung, in
der die wahren Absichten eines Systems internationaler Verschwörung
erstmals aufgedeckt wurden, nach Gesprächen nieder, die er mit von der
Bussche und Bode geführt hatte (wie aus dessen - Bodes - Reisetagebuch
hervorgeht). Er wollte damit seine Zeitgenossen auf die teuflischen
Pläne und die unheimliche Gefährlichkeit dieser Geheimgesellschaft
aufmerksam machen, befürchtete aber schon damals, daß die Enthüllungen
für viele um 2o Jahre zu spät kommen würden; man beachte: drei Jahre
vor der Franz. Revolution, an deren Ausbruch übrigens die beiden
erwähnten Illuminaten - Bode und von der Bussche - wahrscheinlich
keinen geringen Anteil hatten.
Hier handelt es sich nicht um pseudo-mystizistische freimaurerische
Verschwommenheiten über Urim und Turim, sondern um den Klartext eines
handfesten Programms, in dem die Vernichtung der wahren Religion und
der Monarchie (damals: des hl. römischen Reichs deutscher Nation)
angestrebt wird.
Wenn man noch fähig ist, sich ein Bild von der Macht einer Idee
erstellen zu können und man überdies nicht ganz stockblind für die
heutige Wirklichkeit ist, sieht man, daß Punkt für Punkt dieses
satanischen Programms, welches vor nunmehr fast 200 Jahren bereits
aufgedeckt wurde! mit eiskalter Ruhe und illusionsloser Stetigkeit
verwirklicht wurde.
Angesichts dieser Tatsache ist es unfaßbar, mit welcher Naivität man
zum einen unsererseits die Gegner meist einschätzt - deren
intellektuelle Überlegenheit und Gefährlichkeit man einfach nicht
anerkennen will! -, und mit welchen Mitteln man zum andern meint, ihnen
begegnen zu können - Feinden, die immerhin 200 Jahre Erfahrung (und
Erfolg!) im Zerstören haben.
Jeder glaubt, noch schlauer zu sein als der Gegner, selbst noch
schlauer als der Teufel! Man taktiert munter drauf los, sagt etwas
anderes als man meint. Nach außen verteidigt man z.B. immer noch
Positionen und Personen, die man unter der Hand längst. aufgegeben bzw.
fallen gelassen hat. Man versucht immer noch, durch die öffentlichen
Medien Propaganda machen zu wollen, obwohl man schon x-mal von diesen
a-religiÛsen Anstalten hereingelegt worden ist. Obwohl man längst weiß,
welche Absichten bestimmte Personen, die sich bei uns eingeschlichen
haben, hegen, glaubt man noch schlauer zu sein, wenn man dennoch plant,
sie weiterhin als Gedlquelle sprudeln zu lassen. Und, das ist ja
bekannt, daß Geld nicht stinkt, läßt man sich ruhig auch ein wenig
kaufen.
Deckt man dann das naive Taktieren dieser traditionalistischen
Krämerseelen auf und stellt sie zur Rede, klingt es einem unisono
entgegen: ja die 'Pastoral' verlange dieses Vorgehen. Mich widert diese
Umschreibung eines ganzen Systems von sublimer Lügerei genau so an wie
das "Aggiornamento" der Reformer. Beide entspringen der gleichen
Durchtriebenheit und Feigheit: da das Kriechen vor der Welt, hier das
Katzbuckeln vor den Gefühlen (und dem Geldsack) einer unbedarften Oma
oder eines Regierungsrates, der es auch gut meint. Wenn einer Krebs
hat, ist ihm nicht damit gedient, wenn ihm der Arzt - aus 'pastoralen'
Gründen! - nur Hustenbonbons verordnet.
Abgesehen davon merken die von ihrer pastoralen Sorge selbst am meisten
faszinierten Naivlinge nicht, daß sie auf diese Weise bereits das
Geschäft des Gegners mitbesorgen - der lacht sich schier kaputt.Das
Mittel muß dem Zweck entsprechen! Wie soll z.B. so ein fein gesponnenes
Netz innerer Verlogenheit der Wahrheit dienen?! (N.B. Das heißt nicht,
daß man nicht auf die jeweilige geistige Verfaßtheit der einzelnen
Person Rücksicht nehmen brauche.) "Die Kinder dieser Welt sind in ihrer
Art klüger als die Kinder des Lichtes", (Luk. XVI,8) sagt Christus. Es
ist darum absolut vermessen zu glauben, man könne den Satan mit einem
noch raffinierteren Spiel überlisten. Und man überlege einmal
ernsthaft, ob man der Kirche, der man sich angeblich annehmen will,
dieser geschundenen, verratenen, römisch katholischen Kirche, deren
Sichtbarkeit inzwischen gänzlich geschwunden ist! Úb man also ihr mit
diesem jämmerlichen 'pastoralen' Taktieren dient. Es ist nicht von
ungefähr, daß der Widerstand gegen die Zerstörung der Kirche gerade
durch diejenigen wiederum zerstört wird, die die angebliche Rettung der
Kirche - dieser einzigartigen Stiftung des Hl. Geistes - mit
diplomatischen Tricks (im Klartext, den man im Beichstuhl benutzen
sollte: Lügen) betreiben.
Unsere Aufgabe - die einzige, die wir wirklich haben! - ist es, die
Wahrheit, die geoffenbarte Wahrheit in unserm Leben zu bekennen, in dem
wir uns unter sie, unter den Heiligen Geist stellen und Seine Gnaden
erflehen. Der Kampf, den wir zu bestehen haben (an der Seite des hl.
Erzengels Michael), ist ein geistiger. Darum sollte wir z.B. die
Argumente, die wir wirklich haben, offen darlegen! Sie sind unsere
stärksten Waffen, deren durchschlagender Kraft die wenigsten vertrauen.
Das Reich, um dessen Ankunft wir täglich im "Vater unser" beten, ist
ein Reich der Wahrheit.
Nur durch das gnadenvolles Einwirken des Heiligen Geistes auf uns
sind wir überhaupt fähig, etwas zu vollbringen, was nicht verlorengeht
- was den Feinden der Wahrheit schadet. Sein Gnadenbeistand wird für
jeden einzelnen von uns immer entscheidender! "Ob tausend fallen an
deiner Seite, zehntausend zu deiner Rechten, dich wird es nicht
treffen." (Ps. 90,7)
Eberhard Heller
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