MITTEILUNGEN DER REDAKTION
München, 5.2.1981, am Fest der hl. Agatha
Verehrte Leser!
Zunächst möchte ich mich bei all denen bedanken, die der Redaktion zu
Weihnachten geschrieben, die uns zum Neuen Jahr Gottes Beistand
gewünscht und uns Ihres Gebetes versichert haben. Ihnen allen ein
herzliches 'Vergelt's Gott'!
Wegen familiärer Belastungen erscheint das vorliegende Heft einige
Wochen verspätet, ich bitte um Ihr Verständnis. Ebenso bitte ich um
Ihre Nachsicht, wenn Sie länger als sonst auf die Beantwortung Ihrer
Schreiben warten müssen.
Neben den Nachrufen für unseren verstorbenen Pfarrer Alois Aßmayr geht
es in dem vorliegenden Heft vor allem darum, endlich das längst
gegebene Versprechen einer Zusammenfassung der Argumente gegen den sog.
'N.O.M. ' einzulösen. (Dies Vorhaben mußte damals wegen bestimmter
Interventionen eines ehemaligen Mitarbeiters unausgeführt bleiben.)
Die vorliegende Ausarbeitung stammt von einem amerikanischen
Lefebvre-Schüler. Zum ersten Mal wird hier auch klar und eindeutig
nachgewiesen, daß die neuen Priesterweihen ungültig sind, nachdem H.H.
Dr. Katzer bereits deren Zweifelhaftigkeit festgestellt hatte. Die
übrigen Eeiträge sollen zur Klärung der derzeitigen unentschiedenen
Situation dienen. Von den Nachrufen auf Pfr. Aßmayr und dem Artikel von
B. F. Dryden werden nach Bedarf Sonderdrucke angefertigt, die gegen
einen geringen Preis bei der Redaktion bestellt werden können.
Außer Pfr. Aßmayr sind in der Zwischenzeit noch folgende Leser von uns
gegangen: Herr Alois Nurreck, Herr Pius Fischer aus Oberreute, Frau
Gertrud Weiand und Frau Anna Roiger, eine treue Seele aus München,
opferwillig und bescheiden, die zwei Tage vor Pfr. Aßmayr starb. Für
die Verstorbenen lassen wir eine hl. Messe lesen. R.i.P.
Hinsichtlich der Durchklärung der kirchlichen Positionen hat sich in
der Zwischenzeit wenig verändert. Der deprimierende Schwebezustand
zwischen den Fronten, der jegliche Initiative zu lähmen scheint, wird
bewußt oder aus falscher Rücksichtnahme aufrecht erhalten: einerseits
zwischen Rom und Econe, andererseits zwischen den treuen katholischen
Christen und Econe. Solange es zwischen Rom und Econe zu keiner
formellen Einigung gekommen ist, sind viele der unsrigen immer noch
bereit, M. Lefebvre einen gewissen Kredit einzuräumen, leider! Während
die Ungeklärtheit des Verhältnisses zwischen dem Vatikan und Econe
sicherlich nicht ohne strategische Absicht weiter aufrecht erhalten
wird, kommt es in dem anderen Verhältnis zu keiner entscheidenden
Abgrenzung, weil besonders auf unserer Seite den Klerikern die
Zivilcourage fehlt, der Tatsache ins Auge zu schauen, daß M. Lefebvre
ein Häretiker ist. Den einzigen Silberstreifen am Horizont in diesem
Punkt bildet eine Erklärung der mexikanischen Priester. Man kann noch
für Lefebvres Bekehrung beten, mit ihm zusammenarbeiten kann man nicht!
Der Einwand: er ist doch der einzige treue Bischof! sticht nicht
(mehr). Er und seine Truppe wollen dem abgefallenen Rom anhangen, wir
nicht, aus Gründen der Dogmatik! Was soll z.B. Lefebvres Gerede von der
Treue zur 'alten Messe', wenn andererseits die Econeisten ihre Kirchen
schließen, um die Gläubigen dadurch um so leichter zur NOM-Feier des
'Hl. Vaters' hinbeordern zu können! So geschehen bei Wojtylas Besuch in
Frankreich. Daß Lefebvre in den letzten Jahren seine ehemalige
Position, die sicherlich mit ihrer bewußten Ambivalenz nicht ideal war,
zu Gunsten eines eindeutigen Anpassungskurses aufgegeben hat, ist
aktenkundig. Warum? Ist denn Rom plötzlich nicht mehr "schismatisch und
häretisch"? - Jeder kennt in der Reklame das Schema 'Vorher - nachher':
vorher abstehende Ohren, nachher (d.h. nach Gebrauch des Mittels X -
vielleicht UHU-plus) anliegende Ohren. Dieses Schema auf Lefebvre
übertragen: das Seltsame bei ihm ist nur-, daß bei ihm nachher die
Ohren richtig abstehen. Man fragt sich natürlich: warum? Warum nimmt er
überhaupt ein Mittel - konkret: warum läßt er sich in bestimmte
Kontakte ein -, wenn nicht dazu, um seine Ohren zu 'steifen', was sie
bitter nötig hatten? Ich weiß nur, daß sich jedem, der wirklich
Einblick in den Ablauf dieses Abfall-Prozesses nehmen wollte, Abgründe
öffnen würden und er das Grauen bekäme. Hier und da haben wir
gelegentlich angedeutet, welches Spiel - und auf welcher Ebene -
gespielt wird: Das Ankuppeln an Rom ist programmiert! Man muß sich
einmal überlegen, welche seelsorgerischen Verfehlungen sich Lefebvre
und seine Leute, incl. den Hilfstruppen a la Milch, dadurch zu Schulden
kommen lassen, daß sie die Gläubigen bewußt täuschen. Oder was meinst
Du, Klaus (Wodsack), durch welches Zauberstück macht man aus einem
Apostaten plötzlich wieder einen Hl. Vater? Jeder, der kein Gedächtnis
wie ein Sieb hat, weiß doch, was Du und Schmidberger einmal geschrieben
habt. (N.B. man kann's auch in der EINSICHT' nachlesen!) Lassen wir
diese Querelen ruhig beiseite. Unabhängig davon muß sich doch jeder
ernsthaft fragen, ob er selbst seinen katholischen Glauben
ungeschmälert bekennen will oder ob er aus menschlicher Anhänglichkeit
und dem Bedürfnis nach einem Rockzipfel ein Programm unterstützt, von
dem er wissen könnte, daß es eindeutig häretisch ist. Ich erwähne nur
nebenbei, daß jeder kath. Christ, ob Laie oder Kleriker, nach CIC,
Kan.1393 ß2 verpflichtet ist, vor Amtsträgern zu warnen, die in Häresie
gefallen sind.
Eigentlich ist alles gesagt. Daß den Gegnern die Argumente ausgegangen
sind, daß die Rhetorik die theologischen Auseinandersetzungen verdrängt
hat, sieht man, wenn| man die zitierten. Ausführungen von Pfr. Milch
einmal genauer betrachtet. Wenn unsere "federleicht wiegenden
'Argumente'" wirklich so leicht zu widerlegen sind - er hatte dazu ein
über ein halbes Jahr Zeit gehabt und hat es nicht geschafft -, er
andererseits nicht an "metallene Wände der Böswilligkeit" - man halte
fest: damit meint Milch, daß wir die Lehren der Kirche anführen! -,
dann möge er doch z.B. die Position von Prof. Siebel in der Meßfrage
oder die etlicher Lefebvre-Schüler wie die von B. F. Dryden widerlegen,
die den gleichen Standpunkt mit den gleichen Argumenten wie wir
vertreten. Seltsam? Seltsam nur für diejenigen, die wie Pfr. Milch
nicht wahrhaben wollen, daß über blindem Personenkult noch die Lehre
der Kirche rangiert.
Mit sehr ergebenen Grüßen
Ihr Eberhard Heller
***
MIRIAM VON ABELLIN, SCHWESTER MARIA VON JESUS,
DEM GEKREUZIGTEN (1846-1878):
Über die Ausübung der Autorität:
Von menschlicher Rücksicht freie Festigkeit. Sie fürchten manchmal die
Geschöpfe und wagen nicht die Wahrheit zu sagen. Wozu der Hirte? Um die
Schafe zu hüten, um sie zu bessern; um sie zu führen, wenn sie hierhin
und dorthin gehen. Gott ist mit dem Hirten. Er gibt ihm bei Gelegenheit
innere Einsprechungen; aber man darf nicht menschlicher Rücksicht
folgen. Sagt immer das, was ihr" denkt, mit Milde und Demut, und wenn
die Menschen es übel nehmen oder keinen Nutzen daraus ziehen, habt ihr
doch eure Pflrht getan. - Die Wahrheit berichten, heißt nicht, gegen
die Liebe sündigen, sondern seine Pflicht erfüllen.
Über die Hochmütigen: Alle Menschen können sich täuschen. Aber nur die
Hochmütigen können zu Grunde gehen, denn sie allein sind fähig, im
Irrtum zu verharren. Die freudige, gehorsame Demut ist die beste
Beschützerin der Tugend und der sicherste Beweis der Wahrheit.
Über die Sucht zu Offenbarungen - (an einen Bischof): "Halten Sie sich
nicht viel bei Außergewöhnlichem auf. Wenn man Ihnen sagt: Die hl.
Jungfrau ist hier oder dort erschienen, es gibt an diesem oder jenem
Orte eine mystisch begabte Seele, dann gehen Sie lieber nicht dorthin,
(...) Halten Sie sich an den Glauben, an die Kirche, an das Evangelium.
(Sinngemäß: die Sucht nach Außergewöhnlichem schwächt nur den Glauben.)
ST. MICHAEL./ MÜNCHEN, BAADERSTR. 56, RCKGBD. II:
HL. MESSE AN SONN- UND FEIERTAGEN JEWEILS UM 9 UHR. GELEGENHEIT ZUR BEICHTE VOR BEGINN DER HL. MESSE.
Redaktionsschluß: 6. Februar 1981. |