"GLÜCKLICH"!?
von
Reinhard Lauth
Ein Vorfall, der sich vor kurzem in Perpignan zugetragen hat, gibt uns
ein ausgezeichnetes Anschauungfbeispiel dafür, wo der "Lösungsversuch"
Lefebvres enden wird. Der Bischof dieser Diözesanstadt heißt Heureux,
zu deutsch: Glücklich, und dieser Bischof, selbst natürlich Reformer,
hatte 1971 angeordnet, daß die hl. Messe (sog. Tridentinische Messe) in
der Kapelle der Kapuziner weitergelesen werden dürfe. Der Vatikan und
die französische Bischofskonferenz waren davon unterrichtet - was
nebenbei beweist, daß die Ausrede, man dürfe nicht, ein fadenscheiniger
Vorwand "geschämiger" Reformbischöfe ist dafür, daß sie nicht wollen
(Man denke hier an Leute wie Graber). Und so geschah es denn auch bis
auf den heutigen Tag und geschieht so immer noch. Zwar - die Gläubigen,
die an dieser hl. Messe teilnehmen, bangten und bangen darum, daß sie
untersagt werden könnte. Sie wagen, wie der hochw. Abbé de Nantes
berichtet, deshalb nicht, in seine Vorträge zu kommen, ja nicht einmal
ihn auf der Straße zu grüßen. Kurzum, sie tragen jenes Gebahren zur
Schau, daß wir an den Regimegegnern in Diktaturländern kennen. Man kann
da nur sarkastisch an die "Freiheit eines Christenmenschen" des
unseligen Doktor Luther denken und an der Gier unserer Reformer, sich
diesem christlichen "Bruder" anzugleichen. So etwa sieht diese
ökumenische Freiheit aus!
Der Priester, der bestellt war, die hl. Messe zu lesen, war
pikanterweise ein von Lefebvre geweihter Priester, der Abbé Tournyol.
Nun trat aber in letzter Zeit ein anderer Priester auf diesem
Schauplatz auf, ein gewisser Abbé Dufaur der,von Toulouse kam. Und
siehe da, es kam zu einem Dissens unter den Traditionalisten und zu
Streitereien. Tournyol wollte seine hl. Messe um 9 Uhr haben und Dufau
die seine um 11 Uhr.
Hier sah sich nun der Bischof Glücklich glücklich veranlaßt, auf Grund
seiner Autorität einzugreifen. Angeblich "um des Friedens willen" und
um "dem allzu schmerzlichen Skandal" ein Ende zu bereiten, ließ er
öffentlich verkündigen, daß der Abbé Tournyol vom 22.Oktober an
jurisdiktioneil in der Diözese nicht mehr befugt sei. Aber,
wohlverstanden - die Zeitung, die davon berichtet, fügt es selbst hinzu
- es war etwas anderes, das ihn zu seiner Entscheidung bewog: Dufau war
von den beiden der "weniger harte", d.h. derjenige, der einen
nachgiebigeren Kurs gegenüber der Reformkirche vertrat. Dieser "darf"
nun die hl. Messe nur noch allein für die (rückständigen) Gläubigen von
Perpignan lesen. Abbé Tournyol hingegen liest seitdem "unerlaubt" die
hl. Messe für etwa loo Gläubige, die dieses Manöver nicht mitgemacht
haben, in einem ungeheizten Schuppen (so wie der Heiland in einem
ungeheizten Stall geboren wurde). Die "ihrem Bischof" gehorsamen
Traditionalisten ficht das nicht an; sie "dürfen" vorläufig "glücklich"
auf die Schonung ihrer "Empfindlichkeit" durch Mgr. Glücklich rechnen.
Der Vorgang beleuchtet blitzartig, welches "Glück" die
autoritätsblinden Traditionalisten erwartet. "Man ist offensichtlich
weit weg von der Erklärung der Menschenrechte", schreibt Abbé de Nantes
dazu, "von der Würde und Freiheit des Menschen, vor allem von seiner
Religionsfreiheit, Rechte, die angeblich unverjährbar, unverletzlich
und heilig sind. Man soll mit Furcht und Zittern, in sklavischer
Ergebenheit und in allzeit bedrohlicher Lage, von der Laune seines
Bischofs und dessen gutem Willen, der stets aufgekündigt werden kann,
in Gnaden abhängig, die Freiheit genießen, die vor allen anderen
geheiligt sein sollte, die Heilige Messe ... zu feiern."
Aber damit ist leider noch längst nicht alles gesagt,
traditionalistische Priester wie die von Perpignan unterstehen der
Autorität des Bischofs und seines Ordinariats. Er kann durch eine
Anordnung alles verändern, alles aufheben. Wie leicht ist es, aus
taktischen Gründen eine Konstellation herbeizuführen, in der sich
wenigstens ein Scheingrund zuji Eingreifen ergibt, um dann einzugreifen
und Schritt um Schritt die Angleichung an den Reformkult zu erzwingen.
Das ist es, was die Traditionalisten bei der Verwirklichung des
Modells, das Lefebvre in seinem 16. Rundschreiben vorgeschlagen hat -
hl. Messe und der N.O.M. auf Anordnung des Diözesanbischofs
nebeneinander - erwartet.
Glücklich? - Ja, so glücklich wie Maria und Joseph gewesen waren, wenn
sie beim Vetter Josias zu Bethlehem (Anm.d.V.: Ich spiele auf die
"Heilige Nacht" von Ludwig Thoma an.) ins Haus aufgenommen worden
wären, in die Wärme des Kompromisses und des durch ihn kompromittierten
Nestes.
Nein, wir ziehen es da vor, mit Jesus im ungeheizten Schuppen von
Bethlehem und von Perpignan zu sein - ohne Annas und Kaiphas und ohne
Herodes und Tiberius. |