KATECHISMUS DER KATHOLISCHEN RELIGION
von
Rudolf Muschalek
Fortsetzung:
8. Glaubensartikel
1. Wir haben gelernt, wer der Heilige Geist ist, - erste Katechese; wir
haben betrachtet, wie Er verheißen und gesandt wurde, - zweite
Katechese; heute müssen wir noch schauen, was Er in der Gesamtkirche
und in den einzelnen Seelen tut.
2. Was nun die Gesamtkirche (= gesamte Kirche, Kirche als Ganzes) angeht, so antwortet uns der Katechismus in der Frage 6o:
Der Heilige Geist lehrt, heiligt und leitet die Kirche in unsichtbarer
Weise bis ans Ende der Welt. Diese Katechismusantwort ist zunächst
einmal unserem Gedächtnis tief einzuprägen.
3. Wenn wir auch über die Kirche noch werden eingehend zu betrachten
haben, so muß jetzt schon darauf hingewiesen werden, daß wir unter
Kirche hier verstehen die römisch-katholische Kirche, wie sie immer war
und sein wird, nicht aber eine einstweilen noch verschwommene Kirche,
die sich aus den Einzelkirchen verschiedenster Denomination in Zukunft
erst bilden müßte, wie man in Predigten heute hören kann. Vom
sogenannten Weltkirchenrat und vom sogenannten Ökumenismus halten wir
nichts.
4. Auch über die drei Ämter in der Kirche, das Lehramt, das Priesteramt
und das Hirtenamt, werden wir später noch zu betrachten haben. Doch sei
darauf hingewiesen, daß im Zusammenhange der Frage 6o vor allem die
lehrende und leitende Kirche gemeint ist, also ihre Vorsteher. Vor
allem, aber freilich nicht ausschließlich. Es kann sich der Heilige
Geist bei Seiner Wirksamkeit in der Kirche auch der Laien bedienen.
5. In den ältesten Zeiten zogen sich fromme Männer aus der Welt in die
Wüste zurück, um ihre eigenen Seelen zu retten; das waren die
Anachoreten. Sie lebten in der Wüste allein (Monachoi = Mönche) oder
gemeinsam (Zönobiten). Wer wollte daran zweifeln, daß sie es getan
haben unter der Einwirkung des Heiligen Geistes, der sie darüber
belehrte, sie anleitete und dabei heiligte?
6. In alter Zeit erhob sich Monte Cassino, eine Gottesburg, getrennt
von der Welt, abgeschlossen von ihr, ein claustrum, ein Kloster; es war
die Wiege des gesamten Benediktinerordens. Die Wirkung war ungeheuer
für das ganze christliche, katholische Abendland bis in unsere Tage.
Wer wollte daran zweifeln, daß Monte Cassino entstanden ist unter der
Einwirkung des Heiligen Geistes?
7. In der mittleren Zeit der Geschichte der Kirche zogen sich Fromme
von der Welt zurück. Ich meine die Reformbewegungen von Cluny, Citeaux
und Clairvaux; dann die Prämonstratenser; die Dominikaner,
Franziskaner, Jesuiten. Fort von der Welt und von verweltlichten
Elementen in der Kirche, - und doch, welcher Segen ging aus von den
Bewegungen der Reform! Da lehrte und leitete, da heiligte der Heilige
und heiligende Geist die Kirche von neuem!
8. Voraussetzung war immer: weg von der Welt! Distanz von der Welt!
Abschluß von der Welt mit ihrer "Augenlust, Fleischeslust und Hoffart
des Lebens"! Deswegen eben sind auch wir gegen jede "Apertura", gegen
jedes "Aggiornamento". Es waren falsche Parolen! Genau umgekehrt müssen
wir uns verhalten! Wenn der Rauch und das Gelächter Satans bereits in
die Kirche eingedrungen sind, - die Welt ist voll von seinem Qualm,
seinem Mief und seinem Lachen! Wie könnten wir da unsere Seelen und die
Seelen unserer Kinder retten? Also weg von der Welt, wenn wir es ernst
damit meinen, in den Himmel zu kommen.
9. Ich gebe es zu, schon in meiner Jugend machte ein Wort unseres Herrn
und Heilands einen besonderen Eindruck auf mich: Si mundus vos odit,
scitote quoniam me priorem vobis odio habuit, "Wenn die Welt euch haßt,
so sollt ihr wissen, daß sie mich eher als euch gehaßt hat." (Joh.
15,18)
Es wird deutlich, daß Christus und seine Kirche auf der einen und die
Welt auf der andern Seite Gegensätze sind, die sich nicht vereinen
lassen. Zwar ist Christus in die Welt gekommen, um sie zu retten, und
wir sind berufen, ihm dabei zu helfen. Indessen, die Welt ihrerseits
haßt Christus und damit ebenso uns, wenn anders wir Christus treu
bleiben wollen. Der Gegensatz ist unüberbrückbar, geben wir uns keinen
Illusionen hin! Ziehen wir also die Konsequenzen!
Sobald die Welt uns in sich integriert hat und wir uns haben in sie
integrieren lassen, haßt sie uns nicht mehr, - und wie können wir dann
noch meinen, den Geist Christi, und der ist der Heilige Geist, wirklich
zu besitzen?! Sie muß und soll uns hassen, - wehe uns, wenn sie es
nicht mehr tut! Jesus spricht: "Wenn ihr aus der Welt wäret, dann würde
wohl die Welt ihr Eigentum lieben. Weil ihr aber nicht aus der Welt
seid, sondern ich euch aus der Welt ausgesondert habe, darum haßt euch
die Welt" (Joh. 15,19). - Beobachten wir, wie freundlich die Welt in
ihren Massenmedien heute Papst und Kirche behandelt! Ich meinerseits
habe den Eindruck, sie betrachtet sie schon als "ihr Eigentum". Was
aber folgt daraus?
10. Aber der Heilige Geist wirkt nicht nur in der Gesamtkirche, Er
wirkt auch in den einzelnen Seelen, also individuell. Und jetzt ist
Deine und meine Seele ganz urpersönlich angesprochen. Wie das? In
seiner Frage 61 gibt uns der Katechismus die nötige Aufklärung darüber,
und eben diese sollten wir wieder unserem Gedächtnis einprägen.
a) Der Heilige Geist gibt der Seele das übernatürliche Leben (= heiligmachende Gnade),
b) Er erleuchtet, stärkt und tröstet sie durch viele andere Gnaden (= helfende Gnaden).
Es ist ganz begreiflich, daß unsere materialistische Welt, die nur
dieses natürliche, irdische Leben kennt und anerkennt, nichts weiß von
einem übernatürlichen Leben und den "Herrlichkeiten der göttlichen
Gnade" (Matthias Scheeben). Wir nehmen es der Welt nicht übel, es kann
ihr nicht anders gehn, sie ist blind für "das Schönste, was es gibt"
(Klemens Tilmann).
11. Auch den Seelen der Sünder und Heiden gibt der Heilige Geist Licht
und Kraft, daß sie das Gute erkennen, daß sie das Gute wollen, daß sie
das Gute auch wirklich tun können.
Unter Sündern sind diejenigen Getauften zu verstehen, die in einer
schweren Sünde dahinleben (=Todsünde, peccatum mortale); unter Heiden
jedoch diejenigen, die der Gnade der heiligen Taufe überhaupt noch
nicht teilhaftig geworden sind.
Zur Bekehrung (Sünder) und zur Erlangung des Glaubens (Heiden) sind
solche übernatürlichen Gnadeneinflüsse des Heiligen Geistes unbedingt
notwendig.
12. Na ja, und wie steht es jetzt mit mir und mit dir? Ich habe meine
Seele, du hast deine Seele - wie steht es da mit unseren Seelen?
Getauft sind wir ja wohl, und somit müssen wir das übernatürliche Leben
der Seele haben, - wofern wir nicht etwa im Stande der Todsünde sind,
wovor uns Gott behüte!
Und wie steht es bei mir, bei dir mit den "vielen andern Gnaden", durch
die der Heilige Geist uns erleuchtet und stärkt - auf seinen Trost
glauben wir ja häufig verzichten zu können, halten wir uns doch für
stark genug. Ach, möge der Heilige Geist auch mich, auch dich
erleuchten und stärken, besonders auf dem Wege weg von der Welt! Denn
den müssen wir gehen, eher oder später, so oder so, ob wir wollen oder
nicht, wenn wir für das Glück des ewigen Himmels gerettet werden
sollen.
13. Also, weg von der Welt! Ich rufe dazu auf - mit meiner kleinen,
kläglichen, sündhaften Stimme, Ich rufe dazu auf: weg von der Welt, wie
es die vom Heiligen Geiste erleuchteten Seelen der Vorzeit getan haben.
Weg von der Welt, - zusammen mit unseren Familien, mit unseren Kindern,
ehe wir alle verloren haben und ehe wir selber verloren sind.
Das wird nicht gehen ohne Zusammenschluß. Wir müssen uns für dieses
Ziel zusammenschließen, - bevor das Salz schal geworden ist (Matth.
15,13). Wir müssen uns zusammenschließen, damit wir Licht werden für
die Erde (Matth. 5,14), wie die Klöster der Vorzeit. Wir müssen uns
zusammenschließen zu einem Familienkloster, irgendwo. Möge uns der
Heilige Geist gerade auch dabei erleuchten, stärken und in
Schwierigkeiten und Anfeindungen trösten!
14. Der heilige Prophet Isaias (11,2) zählt besondere Gnadengeschenke
des Heiligen Geistes auf. Sie heißen die sieben Gaben des Heiligen
Geistes und sind - prägen wir sie uns ein! -
Die Gabe der Weisheit und des Verstandes,
die Gabe des Rates und der Stärke,
die Gabe der Wissenschaft und der Frömmigkeit und
die Gabe der Furcht des Herrn.
Diese sieben Gaben des Heiligen Geistes sollen uns helfen, den
Anregungen des Heiligen Geistes besser und leichter zu folgen. Sie sind
namentlich dann notwendig, wenn es gilt, etwas Schwieriges, etwas
Heldenmütiges zu tun.
Die Gabe der Weisheit lehrt uns das Irdische und Vergängliche
geringachten, das Himmlische und Ewige dagegen hochschätzen - oh, wie
ist die Welt dann so un - weise!
Durch die Gabe des Verstandes lernen wir die Glaubenslehren besser
verstehen - Mathematik, Physik, Technik sind hier nicht gefragt!
Die Gabe des Rates hilft uns, die rechten Mittel zu finden, um in der
Tugend und Heiligkeit voranzukommen, und die Gefahren zu meiden, denen
wir dabei begegnen, - und wir brauchen nichts von dem, was mit Psycho
... Psychi..., Psych... beginnt.
Die Gabe der Stärke gibt uns Kraft, wo es nötig ist, auch große Opfer
für Gott zu bringen und uns durch keine Schwierigkeiten vom Guten
abschrecken zu lassen - zum Beispiel, wenn es heißt sich von der Welt
zu trennen.
Die Gabe der Wissenschaft befähigt uns, auch den Zusammenhang der
Glaubenslehren besser zu verstehen, was besonders für diejenigen nötig
ist, die sie andern erklären sollen, - ja, brauchen wir dann nicht als
Eltern gerade diese Gabe des Heiligen Geistes?
Die Gabe der Frömmigkeit, nun, diese ist ja wohl einleuchtend: Liebe zu Gott, Liebe zum Gebet, Liebe zum geistlichen Leben.
Bleibt noch die Gabe der Furcht des Herrn, gemeint ist hier natürlich
die Furcht vor dem Herrgott. Sie bewirkt also, daß wir uns vor jeder
Sünde sorgfältig hüten, und zwar nicht nur aus Furcht vor der Strafe,
sondern hauptsächlich aus kindlicher Ehrfurcht gegen unsern himmlischen
Vater.
15. Dann gibt es da noch die Sünde wider den Heiligen Geist. Es scheint
mir nicht leicht zu sagen, worin sie eigentlich besteht. Nur eines
scheint mir sicher, daß darin eine besondere Widersetzlichkeit gegen
den Heiligen Geist enthalten sein müßte, ein Widerstand gegen Ihn. Wer
aber möchte das schon, sich dem Heiligen Geiste widersetzen?
16. Es ist ratsam, bei allen wichtigen Angelegenheiten, besonders beim
Empfang der heiligen Sakramente, und da wiederum vor der heiligen
Beichte, den Beistand des Heiligen Geistes anzurufen. Zum Beispiel so:
"Komm, Heiliger Geist, erleuchte meinen Verstand, daß ich meine Sünden
recht erkenne! Rühre mein Herz, daß ich sie gut bereue, aufrichtig
beichte und mich ernstlich bessere!"
Oder auch so:
"Heiliger Geist, Du süßer Gast
der Du alle Gnaden hast,
komm' zu mir, erleuchte mich,
komm' zu mir, und stärke mich,
lehr' mich Gottes Wort verstehn,
freudig Seine Straße gehn! Amen."
Erleuchte mich, das bezieht sich auf den Verstand, daß ich das Rechte
erkenne. Stärke mich, das bezieht sich auf den Willen, daß ich das
Rechte auch tue. Gottes Wort verstehn, das bezieht sich wieder auf das
Erkennen. Doch genügt das eben nicht; daher: freudig Seine Straße gehn,
also Wille und Tat.
17. Und so sind wir wieder bei dem Wesentlichsten angekommen: wir
müssen etwas tun. Wollen wir unsere Seelen und die unserer Kinder
retten, so müssen wir etwas tun. Wollen wir die Kirche erneuern, so
müssen wir etwas tun. Es genügt nicht das Begreifen und Verstehen, es
genügt nicht einmal der gute Wille (ich möchte wohl, ich möchte ganz
gern), wir müssen etwas tun, die Welt verlassen, uns von ihr
abschließen, um mit Christus zu leben. Wer wirklich will, - ich setze
freimütig meine Anschrift hierhin:
R. Muschalek, CH - 7524 Zuoz GR, Chesa Baiaster- und bitte um Zuschrift. |