SCHLIESSEN WIR UNS AN: DAS BEISPIEL KOMMT VON OBEN
von
Robert Mazerolles
(aus EINSICHT X(3)106, übersetzt von Gladys Resch)
1. Juli 198o
An diesem Montag, dem 3o.6.198o, vernimmt man das Totengeläute der
Kirche Notre Dame des Anges von Tourcoing-Nord. Es finden die Obsequien
von Madame Monique Lefebvre statt, der Schwägerin des berühmten
Prälaten Mgr. Lefebvre.
Die Geistlichkeit vrläßt die Sakristei und begibt sich zur Aufbahrung
der Verstorbenen. Abgesehen von den Chorknaben ist im Geleit ein
Priester in der Aufmachung von Taizé, d.h. in einer weißen Albe, ohne
Zingulum, aber mit Kapuze. Für diese Gelegenheit hat er eine modern
zugeschnittene violette Stola umgelegt. Ihm folgt der Zelebrant in
einem violetten Messgewand. Die schwarze Trauerfarbe ist in der Tat in
der nach-konziliaren 'Kirche' verschwunden: man muß alles entfernen,
was an den Tod und das Jenseits erinnert. Und, welche Überraschung, es
erscheint der Prälat von Econe in schwarzer Soutane, Spitzenchorhemd,
violettem Bischofsmäntelchen, Bischofskäppchen (Pileolus) und mit
Brustkreuz. Er ist in Begleitung seiner Leute, der Geistlichen Simoulin
und Ferrie (beide in Soutane und Chorhemd). Wirklich erstaunlich! man
war es wahrhaftig nicht mehr gewohnt, den Erzbischof in einer so
progressistischen Gesellschaft zu sehen und zu allem Überfluß in einer
Kirche, die für den neuen Ritus benutzt wird. Säle für Feierlichkeiten
und Schuppen waren ihm vertrauter gewesen.
Zur Intonation des lateinischen Requiems bewegt sich das Geleit durch
das Hauptschiff zurück. Der Ortsklerus stellt sich an die Mikrophone,
die drei- Gäste begeben sich in die geschnitzten Chorstühle, zwei
Schritte entfernt vom frech zum Volk gewendeten Tisch. Das
(modernistische) Ritual beginnt: man empfängt sie im Namen des Gottes
der Hoffnung; ein Familienmitglied tritt näher, um einen Text zu lesen;
ein Kyrie wird gesungen, ein Alleluja folgt - vor dem Evangelium. Der
sehr würdige Prälat (= Marcel Lefebvre) verfolgt den Ablauf einer
Zeremonie, die nicht in seinem Missale stehen dürfte. Er segnet sich
auf der Stirn, den Lippen, der Brust: Beweis für seine Beteiligung am
modernistischen Kult.
Die Predigt, in der der Priester die Verstorbene dutzt, läßt uns viel
über ihr Erdenleben erfahren. Er berührt nicht die Ewigkeit, sondern
verspricht "eine heitere Zukunft". Fegefeuer, Hölle, Paradies wo seid
ihr geblieben? Nach einem Opfergang, bei dem etwa 500 Leute sich
nähern, um das Kruzifix zu küssen und eine Gabe für spätere Messe zu
spenden, wohnen wir dem berühmten "universalen" Gebet bei. Ein junges
Mädchen, offensichtlich ein Familienmitglied, kommt nach vorne und
liest uns einige Intentionen vor, von denen besonders eine auffallend
ist und etwa folgenden Sinn hat: "Lasset uns beten für die Einheit der
Kirche in den verschiedenen Ausrichtungen". Einige nichtssagende
Redensarten zeichneten diese Intentionen aus. Mit dem Beginn der
'Gabenbereitung' nimmt der Prälat sein Käppchen ab und bereitet sich
vor, den folgenden Handlungen beizuwohnen. Nach einem schönen, ganz auf
Latein gesungenen Sanctus beginnt eine ganz auf Französisch
gesprochene'Konsekration'. Wie es zum 'Einsetzungsbericht' kommt, knien
sich die drei in den Chorstühlen nieder, den Chorknaben und dem Pfarrer
in der Taizéer Aufmachung bleibt nichts anderes übrig, die Gläubigen
bleiben stehen. Nach einigen kurzen Sätzen erscheinen die Worte der
sog. Konsekration (sicherlich: 'Konsekration'; Anm.d.Red.), der
Priester verneigt sich nur leicht, die Dame, die für den Gesang der
Gläubigen bestellt ist, schlägt einen Refrain vor. Erst kurz vor dem
Pater-noster erheben sich der Erzbischof und die beiden Geistlichen
wieder. Sie haben also aktiv und gesammelt dieser von Paul VI. sog.
'neuen Messe' beigewohnt.
Die Zeit ist knapp. Bei der 'Kommunion' wird einer Nonne ein Ziborium
zugeschoben, damit die Austeilung schneller vor sich geht. Alle stehen,
aber sie können wählen zwischen Hand- oder Mundkommunion (d.i.
Abfütterung, Anm.d.Red.). Noch ein paar Worte, ein Gebet, und der erste
Teil geht zu Ende. Und nun kommt der Erzbischof, von seinen zwei treuen
Geistlichen begleitet, im violetten Chorrock und die Mitra tragend,
zurück. Er wird nach katholischem Ritus den öffentlichen Sündenerlaß
beten.
Zum Schluß ertönt ein kurzes Lied zu Ehren der Mutter Gottes "Der Herr
hat für mich Wunder gewirkt" und das "In paradisum", als Beweis dafür,
daß man die Tradition und das Latein schätzt.
Durfte der Bischof einer lutherischen Messe beiwohnen, auch wenn es
sich um die Obsequien seiner Schwägerin handelte und durfte er aktiv
daran teilnehmen?
Was müssen die jungen Priester denken, die für die Erhaltung der
heiligen Messe geweiht sind, wenn sie ihren Vorgesetzten in das
gegenüberliegende Lager gehen sehen? Kann es Sonderfälle geben für
einen Prälaten, einer Person, deren moralische Verantwortung enorm ist
und die das Beispiel für tausende von Katholiken ist? Und morgen kann
der einfache Gläubige genau so gut einer gottesdienstlichen
'Zusammenkunft ' (synaxis) beiwohnen wie auch dem Heiligen Opfer ... da
das Beispiel von oben kommt...
Anmerkung: CIC, can.2316: "Wer
freiwillig und bewußt die Häresie fördert oder gegen das in Kan. 1258
ausgesprochene Verbot an den Kulthandlungen der Häretiker teilnimmt,
ist der Häresie verdächtig."
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