NACHRICHTEN, NACHRICHTEN, NACHRICHTEN
aus: MÜNCHNER MERKUR Nr.253 vom 31.lo.-2.11.198o: "Lefebvre deutet Aussöhnung mit der Kirche an" -
München (pw) - Erste Anzeichen für eine positive Wende in den
Auseinandersetzungen der katholischen Kirche mit dem amtsenthobenen
französischen Alt-Erzbischof Marcel Lefebvre deutet Kardinal Joseph
Ratzinger am Donnerstag vor der Presse in München an. Beide hatten sich
in Rom getroffen. Es sei dabei einiges erörtert worden, 'das Hoffnung
erweckt1. So habe der Traditionalisten-Bischof zugestanden,
Priesterseminare seiner Bewegung zu schließen, wenn Bischöfe dies
wünschten. Außerdem gebe es Anzeichen dafür, daß Lefebvre die von Papst
Paul VI. herbeigeführte Meßliturgie-Reform anerkennen wolle."
Die DEUTSCHE TAGESPOST vom 4-11.198o schreibt unter "Personalien":
"Kardinal Joseph Ratzinger hat bei einem Pressegespräch am 3o. Oktober
in München bestätigt, daß vorletzte Woche in Rom zwischen ihm, dem
afrikanischen Kardinal Hyacinthe Thiandoum, dem suspendierten
Alterzbischof Marcel Lefebvre und dem Regens des traditionalistischen
Priesterseminars von Albano bei Rom ein Gespräch stattgefunden hat. Der
Münchner Erzbischof gab bekannt, daß der Unterredung ein
Versöhnungspapier von Erzbischof Lefebvre zugrunde gelegen habe. Laut
KNA erklärte der Münchner Kardinal wörtlich: 'Ich würde sagen, einiges
erweckt Hoffnungen, zum Beispiel seine (...) Aussage, daß er, falls
eine Versöhnung zustande käme, Häuser schließen werde, wenn Bischöfe
das wünschen, und daß er grundsätzlich die Gültigkeit der Messe Pauls
VI. anerkennt, das Konzil in der Interpretation, die Johannes Paul II.
ihm gegeben hat, nämlich in Einheit mit der katholischen Tradition'. Zu
einer Übereinstimmung in den Auffassungen ist es bei dem Gespräch nicht
gekommen. Im Moment könne er noch nicht sehen, 'wie die Sache schnell
zu einer positiven Lösung kommen kann'."
GEHEIMES PRIESTERSEMINAR IN LITAUEN BESTÄTIGT -
Zwei Priesteranwärter informierten westliche Journalisten: Wilna, 24.8.
(KNA) Zwei am einzigen litauischen Priesterseminar in Kaunas
abgewiesene Studenten haben in Wilna ausländische Korrespondenten
darüber informiert, daß in Litauen ein geheimes Priesterseminar
existiert, in dem Studenten ausgebildet und geweiht werden. Die
Vermutung, daß ein solches Untergrundseminar besteht, war schon
mehrmals von der sowjetischen Presse veröffentlicht und entsprechend
verurteilt worden. Die "Chronik der katholischen Kirche in Litauen",
eine seit sieben Jahren regelmäßig erscheinende Untergrundpublikation,
hatte das Seminar nicht bestätigt, sondern zu dieser Frage lediglich
festgestellt, daß, wenn ein heimliches Seminar existiere, es jedenfalls
sofort verschwinden würde, wenn die Zulassungsquoten beim Seminar in
Kaunas drastisch erhöht würden. (...) Wie die beiden jungen Männer
weiterhin bekanntgaben, werden die kirchlichen Autoritäten noch immer
gezwungen, die Mehrzahl der Studienanwärter in Kaunas abzuweisen. Der
Geheimdienst KGB mischt sich dabei in die Auswahl ein und läßt jene
Bewerber streichen, von denen angenommen wird, daß sie keine positive
Einstellung zum Sowjetstaat haben. Die Seminaristen werden ebenso in
regelmäßigen Abständen wie die Bewerber um einen Studienplatz vom KGB
aufgefordert, Spitzeldienste über die Studenten und Professoren in
Kaunas zu leisten.
(aus:"Religion und Atheismus" Aug/Sept. 79)
"NUN, DER LIEBE GOTT KANN AUCH UNMÖGLICHES VOLLBRINGEN" -
Das MITTEILUNGSBLATT DER PRIESTERBRUDERSCHAFT ST. PIUS X. gibt in
seiner Nummer 21 vom September die Predigt von Mgr. Lefebvre wieder,
die dieser.am 27. Juni 198o in Econe anläßlich der Weihen gehalten hat.
Diese Predigt enthält folgende, höchst bemerkenswerte und für die
spirituelle Einstellung des Redners sehr aufschlußreiche Passage:
"Das alles, meine geliebten Brüder, hat
der liebe Gott durch die Priesterbruderschaft St. Pius X. geschehen
lassen. Und was wird morgen aus uns werden? Nun, wir werden immer die
Gleichen bleiben! Wir brauchen unseren Weg nicht erst zu suchen. Wir
können gar nichts anderes sein als die Kirche. Wir können nichts
anderes fortsetzen als die Kirche. Wir können mit nichts anderem
fortfahren, als Unseren Herrn Jesus Christus zu predigen, als die
Wahrheit zu predigen, als die Wahrheit zu lehren! Und morgen? Morgen
wird uns der liebe Gott, wenn Er will, und ich glaube, Er wird es
wollen, in die offizielle Kirche eingliedern, so wie wir sind! So wie
wir sind!
Es kommt nicht in Frage, etwas zu ändern oder nach rechts oder links zu
gehen. Wir wollen die Kirche bleiben. Wir wollen bleiben, was wir seit
dem Beginn der Bruderschaft immer waren, denn wir kennen kein anderes
Ziel, als die Kirche fortzusetzen, und deshalb haben wir immer daran
geglaubt, daß wir eines Tages, wenn der liebe Gott es wollen wird, wenn
Er so entscheiden wird, wieder in die offizielle Kirche eintreten
werden, nachdem man uns aus dieser offiziellen Kirche hinausgeworfen
hat. Aus dieser Kirche, die nibht die wirkliche Kirche ist, sondern
eine von Modernismus verseuchte offizielle Kirche. (...) Wir haben es
für unsere Pflicht gehalten, diesen Kardinalen, die von uns verlangten,
einen Teil der modernistischen Irrtümer anzunehmen, den Gehorsam zu
verweigern, weil wir unseren Geist und unser Herz nicht durch diese
Irrtümer vergiften lassen wollen, die von unserem heiligen Patron, dem
hl. Pius X., verurteilt worden sind. Wir bleiben dem Antimodernisteneid
treu, den abzulegen der hl. Pius X. von uns verlangt. Wir bleiben
diesem Eid treu und man wird uns mit diesem Eid in den Händen wieder
aufnehmen, oder wir bleiben eben das, was wir jetzt sind. Aber - wir
sind davon überzeugt, wir erhoffen es und wir beten darum, meine
geliebten Brüder, daß sich die Dinge bald regeln werden. Es scheint
unmöglich zu sein, daß man uns so nimmt, wie wir sind, mit allem, was
wir machen und aufbauen, mit unserem Glauben - fast unmöglich! Nun, der
liebe Gott kann auch Unmögliches vollbringen und wir haben mehr
Hoffnung als je zuvor."
Anmerkung: Faßt man die
weitscbweifenden Ausführungen Mgr. Lefebvres zusammen, so ergibt sich
im Klartext folgende Aussage: Die Einheit von Priesterbruderschaft des
hl. Pius X., die die Kirche Christi nach eigener Bekundung fortsetzen
will, und der offiziellen 'Kirche1, "die nicht die wirkliche Kirche"
ist (an anderer Stelle hat Lefebvre sie als "häretisch und
schismatisch" bezeichnet), ist in Gott möglich. Dabei muß man davon
ausgehen - und das tut Mgr. Lefebvre auch-, daß diese 'offizielle
Kirche' bleibt, was sie ist, nämlioh "häretisch und schismatisch", daß
also für die Eingliederung der Lefebvre-Organisation eine Bekehrung
dieser 'offiziellen Kirche' nicht Vorbedingung ist. Diese Aussage,
nochmals auf das in ihr enthaltene formal-logische Schema reduziert,
bedeutet nun: zwei sich widersprechende Postionen - die der wahren und
die der häretischen Kirche bzw. 'Kirche' - sind in Gott vereinbar.
"Gott" steht hier für die Annahme: der Widerspruch solle gelten. - Man
kann sich in Ruhe überlegen, ob man den Namen Gottes in schrecklicherer
Weise mißbrauchen kann.
Eberhard Heller
EHEMALIGER BUNDESRICHTER WOLANY: EINHEITS-SEXUALERZIEHUNG ÜBERFLÜSSIG!
(aus: DER SCHWARZE BRIEF, Nr.12, 2o.3.198o) - Bundesrichter a.D. Prof.
Dr. J. Wolany hat in einem Gutachten die Umkehr von der Idee einer
"deutschen Einheitssexualerziehung" gefordert. Das Cutachten gilt als
Sensation, weil zum erstenmal ein prominenter Jurist der gesetzlichen
Verankerung der Schul-SE eine kompromißlose Absage erteilt: "Ohne jedes
neue Gesetz könnte der Staat seiner Verpflichtung nachkommen, ohne die
ihm nach Bundesrecht gesetzten Grenzen zu überschreiten." Der ehemalige
Bundesrichter schlägt den Kultusministern folgende Möglichkeiten vor:
1. Eine Lösung unter Beachtung von
"Schultradition, konfessioneller Zusammensetzung der Bevölkerung und
ihrer religiösen Verwurzelung (gemäß der Entscheidung des BVG 41, 51 ö;
in der betont wird, daß auf dem Gebiet des Schulrechts die einzelnen
Länder zu verschiedenen Regelungen kommen können).
2. Bei der Grundschule wird Art. 3, Abs. 2 VoSchG beachtet, wonach zu
den Grundlagen der Bildung schon vom Wort her nur Grundlagen gezählt
werden, die ein Kleinkind verstehen kann, was bei "Sexualerziehung"
nicht der Fall ist.
3. Das meiste, was dem Staat zukommt, kann im Unterricht traditioneller
Art geleistet werden, wenn man von der Möglichkeit einer Würdigung von
einer christlich bestimmten Orientierungsbasis her Gebrauch macht.
4. Soweit die wirklich kontroversen Sexualthemen in Betracht kommen,
können sie (...) "in die vom Glauben getragene Gesamterziehung
eingebettet" werden.
Prof. Wolany kommt in seinem 35-seitigen Gutachten zu zwei grundlegenden Erkenntnissen:
1. Die schulische Sexual-Erziehung ist Teil einer die Grundwerte zerstörenden kulturrevolutionären Politik.
2. Es gilt, den Wert überlieferter Erziehung wiederzuentdecken. Der
Wissenschaftler und Jurist ist der Auffassung, daß sich die Problematik
der Schul-SE nicht wesentlich unterscheidet von der durchgeführten
Reform des Familienrechts. "Daß sich Marxisten systematisch mit
rechtstheoretischen Problemen befassen, hat in den sogenannten
Übergangsgesellschaften offensichtlich seinen Grund darin, daß in ihnen
das Recht als eines der wichtigsten Mittel zum Aufbau des Kommunismus
gilt". (H. Rottleuthner, Probleme der marx. Rechtstheorie, ed. suhrkamp
729, 1975, S.7) Wer den neuen staatlichen Eingriff in die Familie, im
Sorgerecht und im Jugendhilfegesetz ablehne, müsse ihn auch in der
Sexualerziehung verwerfen. (...)
Über den Zwangscharakter der Schul-SE läßt der ehemalige Bundesrichter
keinen Zweifel aufkommen: "Wer Kinder in der allgemeinen Schule, hinter
der Polizeizwang steht, zwingt, sich Informationen oder auch nur
'Anregungen' zur Empfängnisverhütung oder über abartige Veranlagungen
anzuhören, greift mit einer solchen Sexualerziehung in Grundrechte ein,
mag er auch von der besten Absicht beseelt sein, Ehe und Familie zu
fördern." Die beste Erziehung mit "Vorbildwirkung" sei auf
geschlechtlichem Gebiet die Familie in der Erziehung. Nach dem
Zusammenbruch der Staatserziehung habe sogar die Sowjetunion die
Familie wieder zum "ersten Kollektiv" erklärt und die öffentliche
sexuelle Aufklärung verbannt.
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