Heinrich Konrad Köhler:
Zeugen gesucht!
I.
Eine ernste Frage an Euch Sedisvakantisten:
Seid Ihr katholisch, gehört Ihr zur Gemeinschaft der Gläubigen, seid Ihr wahrhaft Jünger Christi?
Eurer Ãœberzeugung nach haben sich die meisten Mitglieder der
katholischen Kirche im Laufe der letzten rund vierzig Jahre massenhaft
von eben dieser Kirche ab- und dem Modernismus und der Apostasie
zugewendet und haben Euch sozusagen zurückgelassen.
Ihr behauptet demnach, Eure Gruppen - von ‚Gemeinschaft’ wage ich da
nicht zu reden, denn Ihr scheint außer dem Bekenntnis des seit Längerem
vakanten Stuhles Petri untereinander wenig Gemeinsamkeit zu pflegen -
seien der letzte übrig gebliebene Rest der katholischen Kirche.
Aber wie soll es dann mit der so klein gewordenen katholischen Kirche weitergehen?
Diese Frage drängt sich zum einen aus Vernunftgründen auf: Ist eine
Unternehmung sinnvoll, wenn deren Bankrott greifbar nahe liegt?
Zum anderen ist sie aus Glaubensgründen, nämlich zur Unterscheidung der
Geister geradezu geboten: ... „und auf diesen Felsen will ich meine
Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen“
(Matthäus 16, 18). Wenn Christus also seiner Kirche deren Fortbestand
bis zum Untergang dieser Welt zugesichert hat, Eure Bewegung aber
vor der Zeit aus Gründen der Auszehrung und der Überalterung vom
Aussterben bedroht ist, kann sie dann seine Kirche sein?
Einige von Euch argumentieren, dieser Abbruch der Kirche sei das
Zeichen für den unmittelbar bevorstehenden Weltuntergang. Also könne er
nicht für ein Aussterben vor der Zeit des Weltuntergangs und damit
nicht gegen die Kirchenzugehörigkeit der Sedisvakantisten in’s Feld
geführt werden.
Da seid Ihr nicht recht unterrichtet:
Erst wenn das ganze Evangelium (und nicht etwa nur häretische
Verstümmelungen davon) auf der ganzen (und nicht nur auf einem Teil
der) Welt allen (und nicht nur einigen) Völkern gepredigt ist, wird
diese Welt vergehen (Matthäus 24, 14). Und in der letzten Zeit werden
die Völker zum Hause des Herrn (und nicht von ihm weg) strömen (Isaias
2, 2 - 4; Michäas 4, 1 - 5); die „Vollzahl der Heiden“ wird (in die
Kirche) eintreten (Römerbrief 11, 25); die Menschen geben „dem Gott des
Himmels die Ehre“ (Offenbarung des hl. Johannes 11, 15). Die Söhne
Jakobs werden in der letzten Zeit zum Herrn zurückkehren (Deuteronomium
4, 30; Osee 3, 4 und 5); „alsdann wird ganz Israel gerettet werden, wie
geschrieben steht: aus Sion wird der Retter kommen, der die
Gottlosigkeit abwendet von Jakob“ (Römerbrief 11, 26).
All das war und bleibt festes
Glaubensgut der Kirche - und nichts davon ist bisher eingetreten: falls
Ihr also dem Katechismus und den Vorhersagen der hl. Schrift vertraut,
könnt Ihr das Weltende nicht unmittelbar erwarten!
Wenn Ihr der verbliebene Rest der Kirche seid: Ist die katholischen Kirche dann vom Aussterben bedroht?
Die katholische Kirche besteht, so sagt Ihr richtig, aus Priestern und Laien, aus der lehrenden und der hörenden Kirche.
Wenden wir uns zunächst den Laien und der hörenden Kirche zu:
Die massenhafte Abwendung der Mitglieder in der Folge des sog. II.
vatikanischen Konzils ist, solange Ihr nur ausharrt, zwar ein
dramatischer Vorgang, hat aber keinen unmittelbar lebensbedro-henden
Defekt der Kirche zur Folge. Noch nicht: Seine Kirche ist nicht etwa an
eine Mindest-mitgliederzahl gebunden, auch die kleine Urkirche war
seine, Christi Kirche. Dennoch: bedenklich stimmt, daß bei Euch kein
Fortschritt, nur Rückschritt, Überalterung und Agonie abzusehen sind.
Und wie steht es um das sakramentale Priestertum?
Ihr sagt: wie der dem unfehlbaren außerordentlichen Lehramt der Kirche
zuzurechnenden Entscheidung, nämlich dem Inhalt des apostolischen
Siegelschreibens „Apostolicae curae“ Papst Leo’s XIII. vom 13.9.1896
und im Vergleich dazu den Weiheriten der neuen Konzilskirche zu
entnehmen ist, hat die häretische und apostatische neue Konzilskirche
die Riten sowohl der Bischofs- als auch der Priesterweihen so
verändert, daß die das Priestertum fortpflanzenden Sakramente nicht
mehr ‚gültig’, also nicht mehr wirksam gespendet werden können. Damit
kann das sakramentale Priestertum nicht mehr empfangen und nicht mehr
weitergegeben werden. Das wäre für den Fortbestand der Kirche fatal.
Da Ihr aber zugleich sagt, das in apostolischer Sukzession
weitergetragene sakramentale Priestertum innerhalb der katholischen
Kirche sei nicht erloschen, weil rechtgläubige ‚Bischöfe’ (mit der
Bischofsweihe versehene Priester im Widerstand gegen die Neuerungen der
neuen Konzilskirche) Priester- und Bischofsweihen nach dem Ritus der
Kirche und daher wirksam in Euren Kreisen erteilt hätten und weiter
erteilten, kann das sakramentale Priestertum solange noch nicht
erloschen sein, wie der letzte rechtgläubige mit der Bischofsweihe
ausgestattete Priester im Widerstand bereit und in der Lage ist, diese
sakramentale Weihegewalt an andere Personen zum Fortbestand der Kirche
weiterzutragen.
Wie steht es aber mit den Ämtern in der Kirche?
Während im Vorangegangenen vom sakramentalen Priestertum, der Fähigkeit
also die Rede war, z.B. das hl. Messopfer darbringen zu können, die den
Priestern als Sakramentenspendern vorbehaltenen Sakramente ‚gültig’,
also wirksam spenden zu können, handeln die Ämter von der Befugnis,
diese Aufgaben in der Kirche ausüben zu dürfen, z.B.: die priesterliche
Gewalt, das Priestertum also oder ein anderes kirchliches Amt, z.B. ein
kirchliches Richteramt ausüben zu dürfen:
„Wer nicht durch die Türe in den Schafstall eintritt, sondern anderswo
einsteigt, der ist ein Dieb und ein Räuber. Wer aber durch die Türe
eintritt, der ist ein Hirt der Schafe“ (Johannes 10, 1 und 2).
„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ich bin die Tür zu den Schafen“
(Johannes 10, 9).
In der Kirche besteht eine dreifache Amtsgewalt.
Zum ersten: das Priesteramt
Es betrifft die Befugnis, das durch die sakramentale Weihe empfangene
Priestertum, diese priesterliche Gewalt ausüben zu dürfen - z.B. als
Bischof einer anderen Person die Bischofs- oder Priesterweihe erteilen,
als Priester das hl. Messopfer darbringen, das Bußsakrament erteilen,
andere Sakramente spenden zu dürfen.
Zum zweiten: das Lehramt und schließlich: das Hirtenamt.
Auch bei letzteren beiden geht es nicht um das sakramentale Priestertum
oder um die Fähigkeit, lehren und leiten zu können, sondern um das Amt,
also die Befugnis, als Papst die Kirche lehren zu dürfen (Lehramt), sie
leiten und ordnen zu dürfen (Hirtenamt); als Bischof die ihm
zugewiesene Diözese leiten und ordnen zu dürfen, Pfarrern und Laien
gegenüber Anordnungen treffen zu dürfen; als Pfarrer die Lossprechung
erteilen zu dürfen, predigen zu dürfen und die Pfarrkinder anleiten zu
dürfen usw...
Eingedenk der lehr- und
hirtenamtlichen Entscheidungen der Kirche bis zum Tode Papst Pius XII.
und der damit im Widerspruch stehenden Verlautbarungen und der Praxis
der neuen Konzilskirche behauptet Ihr, die Amtsträger der neuen
Konzilskirche seien durch ihr Handeln vom Glauben und den Satzungen der
Kirche abge-wichen, hätten sich dadurch von der katholischen Kirche
abgekehrt, stünden nicht mehr innerhalb der Gemeinschaft der Gläubigen
und seien daher unfähig, Ämter innerhalb der Kirche innezuhaben.
Das hätte zur Folge, daß das lebendige Lehramt, den wahren Glauben
unfehlbar zu lehren, und das lebendige Hirtenamt, die Mitglieder der
Kirche zur rechten Handlung und Haltung gegenüber Gott und Seiner
Schöpfung unfehlbar und bedingungslos bindend - „alles was du auf Erden
binden wirst, wird auch im Himmel gebunden sein!“ - anzuleiten und zu
verpflichten und die Kirche zu ordnen, zusammengebrochen seien, da
diese Ämter nicht mehr besetzt seien.
Ich bin mir allerdings nicht sicher,
ob Ihr tatsächlich begriffen habt, welche dramatischen Konsequenzen
eine solche Lage der Kirche hat. Wenn also die Hierarchie und
die Ämter in der Kirche zusammengebrochen sind, die Kirche also defekt
ist, der Weltuntergang aber vorhersagegemäß dennoch noch nicht
unmittelbar bevorstehen kann, dann ist eine ungeheuerliche Situation
eingetreten.
Läßt sich für die Behauptung nicht wenigstens der Hauch einer Andeutung
aus den prophetischen Schriften des Neuen Bundes ins Feld führen - oder
sollte die hl. Schrift, die doch vergleichsweise unbedeutendere,
jedenfalls lokalere Katastrophen, wie etwa den Fall Jerusalems
vorhergesagt hat, etwa ein Desaster solchen Ausmaßes mit Stillschweigen
übergehen, anstatt einen Weg aus der ausweglosen Lage zu weisen?
II.
Ein Bilderrätsel:
Gesucht: zwei Zeugen
Erscheinungsbild: prophezeien in Bußgewndern etliche Zeit lang,
Wesen, Aufgabe: stehen vor dem Herrn der Erde, sind dessen Zeugen, sind seine beiden Ölbäume, seine beiden Leuchter,
Fähigkeiten:
haben die Macht, den Himmel zu verschließen, daß es nicht
regne zur Zeit ihrer Weissagung,
Warnung:
gewalttätig, haben die Macht, all
diejenigen mit dem aus ihrem Mund ausgehenden Feuer zu verzehren, die
ihnen schaden und sie verletzen wollen, haben die Macht, die Wasser in
Blut zu verwandeln und die Erde mit jeglicher Plage zu schlagen, sooft
sie wollen.
(Copyright: dieses Bilderrätsel wurde entnommen mit freundlicher
Genehmigung der hl. Schrift, Neues Testament, Offenbarung des hl.
Johannes 11, 3 - 6.)
Das Ratemal:
Bei den skizzierten beiden Zeugen könnte es sich um zwei große Heilige,
vielleicht Kirchenlehrer oder um die in 'der Endzeit' angeblich
wiederkehrenden alttestamentarischen Propheten Henoch und Elias handeln.
Was nicht in das Erscheinungsbild wahrer Gottesstreiter paßt, ist die
Gewalttätigkeit, mit der die beiden Zeugen agieren: Zeugen Gottes, des
Heilandes, des Friedensfürsten, wie sie die Widersacher bei lebendigem
Leibe grillen, pardon: mit aus ihrem Mund ausgehendem Feuer verzehren,
vielleicht mit Feuer und Krummschwert, in vollem Kriegsornat, statt im
Bußgewand?
Nein: „Da sprach Jesus zu ihm: Stecke Dein Schwert, wohin es gehört.
Denn alle, die das Schwert ergreifen, kommen durch das Schwert um. Oder
meinst Du, daß ich meinen Vater nicht bitten könnte, und er würde mir
sogleich mehr als zwölf Legionen Engel zu Hilfe senden?“ (Matth 26, 52
u. 53).
Die im Bild aufgezeigte Gewalttätigkeit wird vielmehr auf geistiger
Ebene ausgetragen – das Himmelreich gebraucht nicht, sondern es leidet
Gewalt, und nur diejenigen, die Gewalt gebrauchen (und zwar nicht gegen
andere, sondern gegen sich selbst, die ‚sich Gewalt antun’), reißen es
an sich.
Und die beiden Zeugen, sind es Menschen, Gebrauchsgegenstände oder Pflanzen - Zeugen, Leuchter oder Ölbäume?
Fest steht jedenfalls ihr Beruf, nämlich daß sie Gott den Menschen
verkünden, Gott wahrhaftig bezeugen, Gott den Menschen offenbaren und
so die Menschen (er)leuchten und sie geistigerweise nähren.
Wer leuchtet heller vor Gott, wer
nährt geistigerweise vollständiger, wer zeugt wahrer von Gott, als das
lebendige Lehramt der Kirche - „ich werde euch den Heiligen
Geist senden, er wird euch alles lehren“; „wer euch hört, hört mich“;
„wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch“ - und das lebendige
Hirtenamt der Kirche - „dir werde ich die Schlüssel des Himmelreiches
geben“; „alles, was du auf Erden binden wirst, wird auch im Himmel
gebunden sein“; „weide meine Schafe, weide meine Lämmer“ -?
Die zwei Zeugen Gottes, die in Bußgewändern prophezeien, zwei Leuchter,
zwei Ölbäume vor Gott, die den Irrtum und die Lüge geistigerweise mit
dem Feuer ihres Mundes verzehren: die göttliche Wahrheit ist
gewalttätig. Sie schließt keinen falschen Frieden, keinen Kompromiß mit
dem Irrtum und der Lüge.
Haben nicht sie allein die Macht, den Himmel zu verschließen?
Wer sonst nach Christus zeugte in solch vollkommener Weise von Gott,
daß er in den prophetischen Schriften des Neuen Bundes Erwähnung
verdient, ohne jeden Tadel, ohne Einschränkung?
Und wie geht es mit diesen beiden Zeugen Gottes nach Angaben der hl. Schrift weiter?
„Wenn sie aber ihr Zeugnis beendigt haben, wird das Tier, das aus dem
Abgrund steigt, sie bekriegen, besiegen und töten.“ (Offenbarung des
hl. Johannes 11, 7):
Schon im Jahre 1907 hatte der hl. Papst Pius X. (in seiner Enzyklika
‘Pascendi Dominici Gregis’ vom 8.9.1907) ausgeführt: “Die Urheber der
Irrlehren hat man heute nicht mehr unter den erklärten Feinden zu
suchen. Sie verbergen sich – und das ist ein Anlaß zu Besorgnis und
sehr heftiger Angst – im Inneren und im Herzen der Kirche... Denn nicht
mehr von außen, sondern in ihrem Inneren zetteln sie ihren Untergang
an. Die Gefahr steckt heute schon fast in den Eingeweiden und
Blutgefäßen der Kirche....“.
Und wie beendigt ein Zeuge üblicherweise sein Zeugnis?
Indem er bekräftigt, daß seine Aussage wahr sei.
Und was geschah im Wesentlichen auf dem Vatikanischen Konzil (1869/70)?
Zum einen die feierliche Bekräftigung der Unfehlbarkeit der Kirche in
Glaubensdingen, der Unfehlbarkeit des lebendigen ordentlichen wie
außerordentlichen Lehramtes der Kirche und zum anderen die feierliche
Verkündigung des sog. Jurisdiktionsprimates, der bedingungslosen
Bindungsgewalt des päpstlichen Stuhles also in ‚Sittenfragen’, dem, was
von Gott selbst ge- oder verboten oder angeraten ist - „dir werde ich
die Schlüssel des Himmelreiches geben“; „alles, was du auf Erden binden
wirst, wird auch im Himmel gebunden sein“; „weide meine Schafe, weide
meine Lämmer“ - des lebendigen Hirtenamtes der Kirche.
„Ja, aber...“, werden jetzt einige von Euch sagen: da die Zeugen ihr
Zeugnis vorher beendet und somit ihren Zweck bereits erfüllt haben,
scheint deren Tod doch gleichgültig. Die Kirche braucht in dieser
‚Endzeit’ kein lebendiges Lehr- und Hirtenamt der Kirche mehr. Es
reicht ein ‚loser Zusammenhang’ der letzten verbliebenen Katholiken.
Die früheren und fortgeltenden Verlautbarungen des kirlichen Lehr- und
des Hirtenamtes kann man alten Büchern, die gelegentlich noch in
Antiquariaten und auf Flohmärkten zu finden sind, entnehmen.
Liebe Sedisvakantisten, der Fatalismus der unmittelbaren ‚Endzeiterwartung’ ist nicht katholisch!
Die Päpste, Bischöfe und Amtsträger der neuen Konzilskirche haben ja
Ämter inne: sie sind eben Amtsträger der neuen apostatischen
Konzilskirche. Und zu welchem Zweck wurde diese Organisation Eurer
Ansicht nach gegründet und ist sie tätig?
Um die Kirche auszuzehren, sie zu verdecken, sie für die Seelen
unsichtbar werden zu lassen, sie mit Stumpf und Stiel auszurotten, sie
zu erdrosseln, ihr die Luft zum Atmen und den Raum für den Gottesdienst
zu nehmen, ihr den Namen ‚katholische Kirche’ zu rauben, sie als
‚dunkle Vergangenheit’ zu verspotten und zu verleumden, und deren
verbliebene Reste, Euch, als ‚geistesschwache Anhänger’ einer
‚fanatischen’ ‚fundamentalistischen’ ‚Sekte’ von ‚ewig Gestrigen’ zu
verhöhnen.
Jene neue Konzilskirche befindet sich in tödlichem Zweikampf mit
der Kirche; mögen deren Mitglieder nun darum wissen oder nicht. Nur zu
diesem Zwecke wurde sie gegründet, und nur eine der beiden kann
fortbestehen.
Und innerhalb Eurer ‚Gruppierungen’, liebe Sedisvakantisten, Eurer Ansicht nach der Kirche, existieren dort Ämter?
Ihr habt keinen Papst, Ihr habt keine (Diözesan-) Bischöfe, Ihr habt
keine Pfarrer; ihr habt keine Diözesen, Ihr habt keine Pfarreien, keine
Pfarrkirchen und keine Pfarrkinder.
Ihr habt Priester: solche, die mit der vollen sakramentalen
priesterlichen Gewalt, der ‚Bischofsweihe’ ausgestattet sind, also
Weih- oder Titularbischöfe und solche, die die (einfache) Priesterweihe
empfangen haben. Ihr habt Gläubige, Besucher von Messzentren, und Ihr
habt einige wenige Versammlungsorte, 'Messzentren'.
Also: dort (in der wohl geordneten apostatischen neuen Konzilskirche)
die Ämter, hier die Kirche (ohne Hierarchie, ohne Ämter, ohne Ordnung,
ohne Verbindung).
Damit ist die Frage, ob die Kirche allezeit und also auch weiterhin ein
lebendiges Lehr- und Hirtenamt benötigt, in geradezu
dramatisch-anschaulicher Weise beantwortet:
Die Katastrophe des Zusammenbruchs der kirchlichen Hierarchie, des
abhanden gekommenen lebendigen Lehr- und des Hirtenamtes hat in Eurer
‚Bewegung’ Verwirrung, Konfusion, Agonie ausgelöst. Aber nicht etwa,
weil Ihr unwillig oder unfähig seid, in Euren Gruppen Ordnung zu
halten, sondern als notwendige Folge der vor längerer Zeit abhanden
gekommenen Hierarchie, des abhanden gekommenen lebendigen Lehr- und
Hirtenamtes der Kirche. Denn genau das hat die Bestie beabsichtigt: den
Hirten zu schlagen, um die Herde zu zerstreuen, aufreiben und reißen zu
können.
Selbst die aus der Notsituation zur Wahrung der apostolischen
Sukzession, der Aufrechterhaltung des Priestertums also und der
Aufrechterhaltung des Gottesdienstes und der Sakramentenspendung vor
Gott und damit auch vor den Menschen durchaus gerechtfertigten und
gebotenen Weihen erscheinen ohne Hierarchie, verankert in der
göttlichen Einrichtung des unfehlbaren bzw. bindenden lebendigen Lehr-
und Hirtenamtes der Kirche, problematisch: Etwaige Priesterweihen in
Euren Gruppen haben stets Notcharakter, sie erfolgen notgedrungen ohne
hierarchische Bindung, unkoordiniert und ohne Zusammenhalt in Eurer
nicht organisierten Bewegung.
Die Mitglieder verschiedener Gruppen der Sedisvakantisten scheinen
einander nicht zu kennen oder einander nicht anzuerkennen. Parteiungen,
Verdächtigungen, Verwirrung, obskure Verhältnisse, Agonie.
Kirche ohne Hierarchie, ohne lebendiges Lehr- und Hirtenamt ist nicht
sichtbar, sie versinkt im Chaos. Ihre Grenzen sind unscharf: wer ist
noch katholisch, wer scheint nur so, wer driftet durch eigene
Auslegungsversuche von Glaubens- und Sittenfragen und ihre fehlerhafte
Anwendung auf die derzeitige ungeheuerliche Situation der Kirche ab in
Eigenbrödelei, Sektierertum, Schisma und Häresie?
Mögen auch die großen Glaubensfragen
vom unfehlbaren kirchlichen Lehramt bereits beantwortet sein, das
aufgrund göttlicher Anordnung unbedingt bindende lebendige Hirtenamt
der Kirche hat sich erst dann erledigt, wenn diese Welt vergeht: Zu
allen Zeiten benötigen die Jünger Christi Anleitung und Rat zu ihrer
persönlichen Lebensführung, zu ihren ‚Streit- und Zeitfragen’.
Und die Pforten der Hölle können die
Kirche eben deshalb nicht überwältigen, weil die beiden Zeugen, das
unfehlbare lebendige Lehramt und das unbedingt bindende lebendige
Hirtenamt der Kirche die Macht haben, all diejenigen mit dem aus ihrem
Mund ausgehenden Feuer zu verzehren, die ihnen schaden und sie
verletzen wollen.
Denn es ist nicht die Rede von einer beliebigen Hierarchie irgendeiner
Organisation, sondern der einzigartigen der katholischen Kirche:
„Du bist Petrus, und auf diesem Felsen will ich meine Kirche bauen, und
die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen“: Du Simon, dem ich
das Amt übertragen werde, meine Lämmer und meine Schafe mit der
allerhöchsten, nämlich meiner Autorität - als von Gott gebunden bzw.
von Gott gelöst - zu weiden, bist als Amtsträger mein Stellvertreter
und damit als oberster Hirte der streitenden Kirche deshalb der Felsen,
auf dem meine Kirche ruht, weil in diesem Amt die Hierarchie meiner
Kirche und das lebendige unfehlbare Lehramt meiner Kirche und das
lebendige bindende Hirtenamt meiner Kirche gebündelt sind.
Wie armselig die Verhältnisse um die Kirche bestellt sind, wenn die
beiden Zeugen getötet sind, die Hierarchie, das lebendige Lehr- und
Hirtenamt beseitigt sind, das beschreibt denn auch die hl. Schrift kurz
und treffend:
„Nun gab man mir ein Rohr gleich einem
Maßstab und sprach: stehe auf und miß den Tempel Gottes und den Altar
und die darin anbeten. Den Vorhof aber außerhalb des Tempels laß aus
und miß ihn nicht, denn er ist den Heiden überlassen. Sie werden die
heilige Stadt zertreten zweiundvierzig Monate lang.“ (Offenbarung des
hl. Johannes, 11, 1 und 2)
Auf welchen bemerkenswerten Umstand soll die Geste des Nachmessens mit einem Rohr, einem Maßstab aufmerksam machen?
Im Altertum, zur Zeit der Entstehung der Prophezeiung des hl. Johannes
mißt man größere Entfernungen in Schritten. Wie klein muß der Tempel
Gottes geworden sein, daß er, der Altar und alle, die darin anbeten,
mit einem Maßstab nachgehalten, mit einem ‚Lineal’ abgemessen werden
kann? Aber gehört nicht doch die Vielzahl der von den Neuerungen der
apostatischen neuen Konzilskirche vielleicht bloß Verführten und auch
eine Anzahl sich ernsthaft mühender Angehöriger aus den übri-gen
‚christlichen Gemeinschaften’ zu den im Tempel Anbetenden dazu? Ist
deren Zahl vielleicht doch nicht so klein, wie in dem Bild angedeutet?
„Den Vorhof aber außerhalb des Tempels laß aus und miß ihn nicht, denn
er ist den Heiden überlassen“ – zu messen, zu betrachten ist im Bild
nur der Tempel Gottes, der Altar und die darin Anbeten-den selbst,
nicht auch der Umstand, dass gutwillige ‚Heiden’ durch Christus und
seine Kirche auf geheimnisvolle Weise gerettet werden können.
Und was passiert unterdessen mit den beiden getöteten Zeugen?
„Und ihre Leiber werden liegen auf den
Straßen der großen Stadt, die bildlich Sodoma und Ägypten heißt, wo
auch ihr Herr gekreuzigt wurde. Drei und einen halben Tag lang werden
die Leute aus den verschiedenen Stämmen, Ländern, Sprachen und Völkern
ihre Leichname anschauen und nicht zugeben, daß sie in Gräbern
bei-gesetzt werden. Und die Bewohner der Erde werden sich über sie
freuen und frohlocken und einander beschenken, weil diese zwei
Propheten die Bewohner der Erde belästigt haben.“ (Offenb.. des hl.
Johannes 11, 8-10):
Das lebendige Lehramt und das Hirtenamt der Kirche, in Bußgewändern
predigend, haben mit ihrer Darlegung der göttlichen Wahrheit, der
Gebote Gottes, ihren Warnungen, ihren Lehren, mit ihrer Unduldsamkeit
gegenüber Irrtum und Lüge schon immer die Bewohner der Erde
‚belästigt’. Grund genug zur Freude darüber, daß diese Zeugen endlich
tot sind, und Anlaß für außerordentliche Geschenke: Sozialismus, die
fleischgewordene offene Gottesfeindschaft, und Liberalismus, die
leibhaftige hinterhältige, subtile Gottesfeindschaft haben den
gemeinsamen Sieg errungen und Grund zu feiern und sich durch
gegenseitiges Nachgeben und Aufeinanderzugehen Präsente zu überreichen.
Der eigentliche Streit, ob das Prinzip der Gewalt oder das der
Verführung tauglicher seien, die Gotteszugehörigkeit der Menschen
gründlicher auszurotten, ist nun erledigt: wenn Gott (das lebendige
Lehr- und das Hirtenamt der Kirche mund-) tot (gemacht worden) ist
(sind), dann ist alles erlaubt. Dann kann jeder nach seiner Facon selig
werden, dann scheint der Weltfrieden aus- und eine neue Weltordnung
angebrochen...
Warum aber sind die Leichname der
beiden getöteten Zeugen auf den Straßen der großen Stadt, dort wo man
gemeinhin Unzucht und Götzendienst treibt, so bemerkenswert? Wo alle Welt die Leichname etliche Zeit anschauen und nicht zugeben wird, daß sie in Gräbern beigesetzt werden?
Seit Johannes XXIII., den die Welt als ihren Parteigänger, als ‚den
Guten’ erkannt und gefeiert hat, bestaunt alle Welt die sich endlich
‚modernisierende’ und an ‚die Bedürfnisse des modernen Menschen
anpassende’ und ‚zum Besseren wandelnde’ ‚katholische Kirche’ - wer
hätte je gedacht, daß so etwas möglich sei?
Fest steht aber, daß es sich in Wahrheit dabei nicht um die beiden
Zeugen Gottes handelt. Die sind getötet: die Hierarchie in der Kirche,
das vom heiligen Geist inspirierte lebendige Lehramt und das vom
heiligen Geist geleitete lebendige Hirtenamt der Kirche sind erloschen.
Zur Schau gestellt werden dort leblose Leiber, Leichname der beiden
getöteten Zeugen, bloße Hüllen, Kleider, Amtsträger der eben nicht vom
heiligen Geist, sondern der von dem Tier beseelten und belebten
apostatischen neuen Konzilskirche, bloßer Schein von Zeugen, Leuchtern,
Ölbäumen vor Gott.
Aber kann die Welt den Unterschied zwischen Zeugen vor Gott und
Leichnamen vor Gott überhaupt wahrnehmen, kann sie zwischen dem vom
heiligen Geist inspirierten lebendigen Lehr- und Hirtenamt der Kirche
einerseits und dem Amtskörper einer der Kirche zu Täuschungszwecken
nachgebildeten Institution unterscheiden?
Aber selbst wenn sie unterscheiden könnte, dürfte die Welt den
Unterschied keineswegs anerkennen, geschähe dies doch nur um den Preis,
daß sie die wahre Kirche mit ihrem vom heiligen Geist inspirierten
Lehr- und Hirtenamt als solche anerkennen müßte. Deshalb darf die Welt
nicht zugeben, daß es sich nur um Leichname vor Gott, nur um eine
Täuschung handelt. Daher muß alle Welt die Amtsinhaber der
apostatischen neuen Konzilskirche für Päpste, Bischöfe und Amtsträger
der ihr im Grund verhaßten katholischen Kirche halten, die nun ihren
‚Irrtum’, ihre ‚falsche Rechthaberei’ endlich eingesehen haben, ihn
öffentlich einräumen und Besserung, Wiedergutmachung geloben und mit
der Welt endlich Frieden schließen und von den ‚Belästigungen’ des
‚modernen Menschen’ endlich ablassen.
Soweit also hat die Wirklichkeit die Prophezeiung des 11. Kapitels der
Offenbarung des hl. Johannes bereits eingeholt. Um letztere zu
‚entschlüsseln’, bedarf es daher keiner Prophetengabe, vielmehr ist nur
ein wachsames Vergleichen erforderlich, um die vielfältigen
Ähnlichkeiten zwischen dem im Bild Vorhergesagten und den mittlerweile
eingetretenen Ereignissen zu erfassen und so den wahren Inhalt des
Bildes zu entdecken.
III.
Dann bleibt die entscheidende Frage: ist die Hierarchie, sind die Ämter in der Kirche unwiederbringlich erloschen?
Liebe Sedisvakantisten, welchen Schaden die Kirche nimmt, wenn sie
ungebührlich lange ohne Inhaber des päpstlichen Stuhles, ohne
lebendiges kirchliches Lehr- und Hirtenamt bleibt, erlebt Ihr zur Zeit
jeder an seinem eigenen Leib. Deshalb hatten in der Vergangenheit
verschiedene Päpste für die Wahl ihrer Nachfolger strenge
Konklaveordnungen aufgestellt, die den Wählenden bei Wasser und Brot
die alsbaldige Wiederherstellung der Kirche zur Pflicht auferlegten, um
so durch die zügige Neubesetzung des Stuhles Petri genau solche
Verhältnisse zu verhindern, wie sie jetzt bestehen.
Nach ihrer von Christus, ihrem Gründer
und ihrem Haupt gegebenen Verfassung wird die Kirche auf Erden
vom Vikar Christi, seinem Stellvertreter, dem Bischof von Rom geleitet:
ein Hirt und eine Herde.
Im Gegensatz zu dem auf apostolischer
Weihesukzession, dem auf ununterbrochener ‚Weihekette’ fußenden
Priestertum, der priesterlichen Weihegewalt, ist sogar der vollständige
Zusammenbruch der kirchlichen Hierarchie, also aller kirchlichen Ämter
reparabel:
Die Regierungs- und Leitungsgewalt in
der Kirche, allein vom Papst ausgehend, - das sog. Jurisdiktionsprimat;
„Dir werde ich die Schlüssel des Himmelreiches geben“; „alles was du
auf Erden binden wirst, wird auch im Himmel gebunden sein“; „weide
meine Schafe, weide meine Lämmer“ - wird durch die Wahl und das
„accepto - ich nehme (das mir per Wahl angetragene Amt) an“ - eines
neuen Papstes wie-derhergestellt, der alle Arten der vakanten Ämter
besetzen wird. Die von ihm eingesetzten oder bestätigten Bischöfe
werden ihrerseits Pfarreien, Sprengel errichten und mit Pfarrern
besetzen. Mit der Wahl eines Papstes ist bereits das lebendige Lehramt
und das lebendige Hirtenamt, ist die Hierarchie der Kirche
wiederhergestellt.
Auch unter den jetzigen desolaten Verhältnissen ist die Wahl
eines Papstes nicht nur möglich, sondern dringend geboten. All das
dürfte Euch längst bekannt sein, Ihr habt es ausführlich und
verständlich schriftlich vorliegen: man braucht beispielsweise nur das
Heft Nr. 4/1995, S. 67 - 161 der von Euch herausgegebenen Publikation
Kyrie eleison nachzulesen. In anderen von anderen sedisvakantistischen
Gruppen herausgegebenen Schriften mag sich ein ähnliches Bild bieten.
IV.
Aber ist nicht die Wahl eines Papstes
unmöglich geworden wegen der fortgeltenden Konklaveordnung Papst Pius’
XII. vom 8.12.1945 ?
Nach dieser Konklaveordnung („Vacantis Apostolicae Sedis“), sind nur
Kardinäle zur Wahl eines Papstes zugelassen - scheitert daran nicht die
vor Gott ‚gültige’ Wahl eines Papstes, weil eben Kardinäle nicht mehr
vorhanden sind? 1)
Göttliche Verheißung ist, daß die Kirche bis zum Untergang dieser Welt fortbesteht: „Du
bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen, und die
Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen“ (Matthäus 16, 18).
Wenn der Fortbestand der Kirche auch
von menschlicher Mitwirkung abhängt, dann enthält die Verheißung vom
Fortbestand der Kirche bis an das Ende dieser Welt zugleich auch das
strikte Gebot, gerichtet an diejenigen, von deren Mitwirkung der
Fortbestand der Kirche auch abhängt.
Da Gott keinen Papst vom Himmel zu regnen lassen pflegt, sind die
Mitglieder der streitenden Kirche ihrerseits vor Gott zur Mitwirkung am
Fortbestand der streitenden Kirche verpflichtet, indem sie bei Vakanz
des päpstlichen Stuhles einen Papst zu wählen haben und indem der
Gewählte, falls er nicht entschuldigt ist, vor Gott verpflichtet ist,
das Amt anzunehmen und auszuüben.
Da Kardinäle aber nicht mehr vorhanden und - bei Vakanz - auch nicht zu
beschaffen sind, steht der Wortlaut der fortgeltenden Konklaveordnung
angesichts der unvorhergesehenen Umstände, dem Fehlen von Kardinälen,
scheinbar dem göttlichen Gebot entgegen.
An dieser Stelle bedarf es allerdings Vorsicht - man könnte nämlich
versucht sein, folgendermaßen zu argumentieren: menschliche Satzung,
die geltende Konklaveordnung, die sich als Hindernis für die Wahl eines
Papstes herausstellt, denn Kardinäle sind nicht mehr vorhanden, müsse
göttlichem Recht, nämlich der unbedingten Verpflichtung der Mitglieder
der streitenden Kirche zur Mitwirkung bei der Besetzung des Stuhles
Petri per Papstwahl, weichen.
Allerdings: Die Konklaveordnung ist von dem letzten wahren Papst
promulgiert, also veröffentlicht und dadurch in Kraft gesetzt worden.
Und sie gehört ihrem Thema nach, der Ordnung der Kirche im Falle der
notwendig gewordenen Wahl eines Papstes, zum bindend verpflichtenden
Hirtenamt der Kirche - „alles, was du auf Erden binden wirst, wird auch
im Himmel gebunden sein“. Und was „im Himmel gebunden“, von Gott
gebunden ist, ist göttliches Recht. Demnach stünde nicht
menschliches, sondern göttliches Recht gegen göttliches Recht - also:
fehlerhafter Gedankengang.
Aber: Verbietet die von Papst Pius’
XII. erlassene Konklaveordnung tatsächlich die Wahl eines
Papstes, wenn Kardinäle fehlen?
Motiv und Zweck jenes Gesetzgebers der Konklaveordnung war es, ein
geordnetes Wahlverfahren bei Vakanz des päpstlichen Stuhles
bereitzustellen, eben zu dem Zweck, daß im Vakanzfall die Personen der
Wahlberechtigten sogleich feststehen und damit die Wahl nicht durch
sich sonst aufdrän-gende Vor- und mögliche Streitfragen, wer denn zur
Wahl eines Papstes berechtigt sein solle und wer nicht, verzögert oder
gar vereitelt würde.
Umgekehrt und noch deutlicher dargelegt: Motiv und Zweck jenes
Gesetzgebers der Konklaveordnung war es nicht, die Besetzung des
vakanten Stuhles Petri davon abhängig zu machen, daß Kardinäle
vorhanden seien, um bei deren Fehlen die von Gott geforderte Wahl eines
Stellvertreters Christi auf Erden zu vereiteln.
Der Gesetzgeber der Konklaveordnung als Vikar Christi hätte eine solche
Regelung, die Wahl eines Papstes unter bestimmten Umständen, nämlich
beim Nichtvorhandensein von Kardinälen endgültig zu vereiteln, niemals
treffen können oder treffen wollen. Eben weil er sonst gegen göttliches
Gebot hätte verstoßen müssen, wonach die Mitglieder der streitenden
Kirche bei Vakanz des päpstlichen Stuhles unbedingt verpflichtet sind,
letzteren per Wahl wieder zu besetzen. Ein solcher Verstoß des
Amtsträgers Petrus, auf dem Er seine Kirche aufgebaut hat, gegen
göttliches Recht bei Erlaß der Konklaveordnung ist aber nach göttlicher
Verheißung gerade nicht möglich: „alles was du auf Erden binden wirst,
wird auch im Himmel gebunden sein“ - genau das ist doch auch das
Leitgestirn, das Euch den guten Weg geführt hat, indem es Euch befähigt
hat, Leichen von Zeugen zu unterscheiden!
Die Väter und der Promulgator jener Konklaveordnung, Papst Pius XII.,
hätten also ganz sicher Vorsorge getroffen, um die Einhaltung des
göttlichen Gebotes der unbedingten Mitwirkung der Mitglieder der
streitenden Kirche bei der Besetzung des Stuhles Petri sicherzustellen,
wenn sie nur die Ungeheuerlichkeit im voraus hätten bedenken können,
daß einmal eine Zeit kommen werde, während der es keine Kardinäle mehr
gebe, die Hierarchie in der Kirche vielmehr vollständig erloschen sei.
Das Schweigen des Gesetzgebers enthält also kein Verbot!
Also darf unter den derzeitigen Umständen der Wortlaut - und nur dieser
- der geltenden Konklaveordnung nicht befolgt werden, weil deren
unausgesprochene Voraussetzung, das Vorhandensein von Kardinälen eben
nicht vorliegt. Nur so kann und muß der Sinn und Zweck jener
Konklaveordnung und damit das göttliche Gesetz, Gebot, nach dem
möglichst rasch ein Papst gewählt werden muß, erfüllt werden!
Benötigt man tatsächlich dreieinhalb
falsche, fahle Tage, um dieses Ergebnis zu finden, nämlich daß ein
Verfahrensgesetz nicht angewendet werden kann und darf, wenn dessen
Voraussetzungen - die Bedingungen also, von denen seine Anwendung
abhängt: hier das Vorhandensein von Kardinälen - nicht gegeben sind?
V.
Und wie geht es weiter in dem Bilderrätsel der Prophezeiung des 11. Kapitels der Offenbarung des hl. Johannes?
„Allein nach drei und einem halben Tag
kam Lebensgeist von Gott über sie“ (die beiden Zeugen). „Sie stellten
sich auf ihre Füsse, und große Furcht befiel alle, die sie sahen. Und
man hörte eine laute Stimme vom Himmel: Kommt hier herauf. Und sie
fuhren in der Wolke gen Himmel vor den Augen ihrer Feinde.“ (Offenbarung des hl. Johannes 11, 11 und 12)
Soll das etwa heißen, daß die Amtsträger der apostatischen neuen
Konzilskirche sich bekehren und die Ämter der apostatischen
Konzilskirche gleich zur weiteren Verwendung in die Kirche sozusagen
mitbringen und dadurch die Kirche wieder hergestellt wird?
Bei einem solch existentiellen Thema sind Blödeleien völlig
unangebracht: so zu tun, als ob die Hierarchie und die Ämter in der
Kirche einerseits und die Ämter in der Gegenkirche und deren Umfeld
andererseits gleichwertig, also gleichgültig und daher austauschbar
seien.
Wenn alle, die die für sie anscheinend plötzlich auferstandenen Zeugen
sehen, deswegen von großer Furcht befallen werden, was vielleicht Anlaß
zu deren Hinkehr zu Gott geben mag, dann ist bereits Lebensgeist von
Gott über die Zeugen gekommen und sie haben sich auf ihre Füsse
gestellt: Das lebendige kirchliche Lehr- und Hirtenamt sind dann - wohl
in aller Stille und abseits vom Getriebe medienfüllender Ereignisse -
bereits wiederhergestellt.
Wie? Indem diese Kirchenämter wieder mit Amtsinhabern besetzt wurden.
Wenn aber die Kirchen-ämter wieder besetzt und dadurch das lebendige
Lehramt und das Hirtenamt der Kirche wieder erstanden sind, wie sollen
dann die Amtsinhaber der apostatischen neuen Konzilskirche die doch
be-reits wieder besetzten Ämter innerhalb der Kirche besetzen können,
wo sie als deren ‚Feinde’ noch damit beschäftigt sind, dem vor ihren
Augen ablaufenden Geschehen der Wiedererstehung des kirchlichen Lehr-
und Hirtenamtes hinterher zu schauen, nämlich zu realisieren, daß
tatsächlich so etwas möglich scheint wie die (wahre) Kirche und ein von
Gott unfehlbar und bindend geleitetes Lehr- und Hirtenamt dieser -
einzigen - Kirche?
VI.
Wie werden dann die Ämter in der Kirche besetzt, wie werden das Lehr- und das Hirtenamt wiederhergestellt werden?
Auch in der Zeit der Zerstörung des lebendigen Lehr- und des
Hirtenamtes und der großen Apostasie existiert er noch: der Tempel
Gottes, auch der Altar darin. Und die, die im Tempel - und nicht
außerhalb, auch nicht im Vorhof des Tempels - anbeten, sind vorhanden.
Es existiert die Kirche fort, das Priestertum in der Kirche und eine
kleine Anzahl Katholiken.
Wer sind diese Leute?
Sie können nicht zum Anhang des Tieres gehören, das ja die beiden
Zeugen Gottes, bekriegt, besiegt und getötet hat - sie stehen nicht
gegen die Kirche, sondern in der Kirche.
Sie können auch nicht zu aller Welt gehören, die sich über die auf den
Straßen der großen Stadt ausgestellten Leichname und die Beendigung der
‚Belästigungen’ freut - sie müssen also erfaßt haben, daß jene
Getöteten nicht aus eigener Machtvollkommenheit zeugten, sondern Zeugen
vor Gott waren. Ferner, daß diese Zeugen nun getötet sind und daß daher
die in den Straßen der großen Stadt Bestaunten nur Leichen vor Gott
sind. Sie müssen also den Unterschied zwischen der Kirche und der
apostatischen neuen Konzilskirche erfaßt haben.
Und sie dürfen dieser Tatsache nicht gleichgültig gegenüberstehen, etwa
indem sie Leichen nicht von Zeugen und die Gegenkirche nicht von der
Kirche unterscheiden wollen nach dem Motto: „Seid ruhig, liebe Leute,
Wir versichern euch aus eigener Lehrvollkommenheit, daß ein Papst als
Papst oder ‚Papst’ durchaus Häresie und Apostasie betreiben und so
seine, Christi Herde dezimieren kann. Er ist doch Papst oder ‚Papst’,
solange er nur Papstkleider anhat. Denn ob Zeuge oder Leiche, das ist
Uns letztlich gleichgültig, denn die feierliche Bekräftigung des
unfehlbaren bzw. bindenden Lehr- und Hirtenamtes der Kirche,
verkündet auf dem Vatikanischen Konzil von 1869/70, halten Wir
aus Unserer eigenen Lehrvollkommenheit für einen Irrtum der Unserer
Ansicht nach des Irrtums durchaus fähigen Kirche. Denn Wir haben Uns
weit von der Lehre der Kirche in die Häresie abgewendet, Wir gehören
nicht zur Gemeinschaft der Gläubigen, Wir tun aber ‚besonders gut
katholisch’. Seid daher ruhig, liebe Leute, und denkt nicht weiter
darüber nach. Vor allem aber: untersteht euch, es laut zu sagen“.
Nein, die im Tempel anbeten, sie sind nicht nur im Tempel und beten
dort den wahren Gott an, sondern sie sind der Tempel, diese letzten
nicht geistig abgestorbenen Mitglieder der Kirche, diese letzten
Katholiken, diese letzten Jünger Christi.
Diejenigen, auf die all diese Merkmale zutreffen, seid Ihr, liebe Sedisvakantisten.
Aber mit allem Ernst, allem Nachdruck,
mit aller Schärfe - um des Heiles Eurer und vieler Seelen willen -
gefragt: Seid Ihr tatsächlich papst- und kirchentreu, seid Ihr
kampfbereite Mitglieder der streitenden Kirche, seid Ihr tatsächlich
katholisch, gehört Ihr zur Gemeinschaft der Gläubigen, seid Ihr
wahrhaft Jünger Christi?
Nun muß ein Kapitel abgehandelt werden, das offenbar so beschämend ist,
daß es in den Vorherschilderungen der hl. Schrift wohl gänzlich
verschwiegen wird:
Womit beschäftigen sich diejenigen, die zu jener Zeit, in der die
Zeugen Gottes getötet sind und in der die Heiden die heilige Stadt für
etliche Zeit zertreten, im Tempel anbeten? Was treiben sie eigentlich
während der dreieinhalb Tage, dreieinhalb langer Tage, während denen
Irrlichter statt Leuchter vor Gott ihr fahles Licht verbreiten? Da die
im Tempel Anbetenden die Verhältnisse durchschauen, werden sie sich
nach Abklingen des ersten Schreckens ihrer einzigartigen Rolle, die
ihnen zukommt, bewusst sein und sich wie etwa in der Urkirche um so
enger zusammenschließen und einträchtig miteinander verkehren, so
müsste man annehmen.
Da sie um den Zustand der Kirche wissen, werden sie sich weder mit
langen und sich wiederholenden Ausführungen zu der längst bekannten
Tatsache aufhalten, daß die apostatische neue Konzilskirche und die in
ihrem Dunstkreis fest verankerten ‚besonders gut katholischen’
Gemeinschaften und Bruderschaften nicht mit der Kirche identisch sind,
sondern ihr täuschend ähneln, allerdings zur Gegenkirche, zur Kirche
des Widersachers gehören, dessen ureigenste Kunst die der Verstellung
ist, und daß darum deren Vorsteher nicht zu den Hirten zu zählen sein
können, die durch die Tür in den Schafstall gelangt sind.
Noch werden sie sich mit immer neuen Kommentaren zu den sich in jener
Gegenkirche überschlagenden Beispielen des Glaubensabfalls überbieten -
sie werden nicht wie Lot’s Weib immerzu sehnsüchtig nach rückwärts
schauen; so müßte man es erwarten.
Auch werden sie sich nicht damit aufhalten, die bei der Tötung der
beiden Zeugen angewandten Raffinessen und Bosheiten des Tieres und
seines Anhangs in zwar plausiblen, aber die Probleme nicht lösenden
Fortsetzungsgeschichten über Gebühr zu bestaunen, so müsste man
eigentlich folgern. Sie werden sich vielmehr tatkräftig um die
Reparatur, um die Wiederherstellung der Kirche, um die
Wiederherstellung der Hierarchie, des lebendigen Lehramtes und des
lebendigen Hirtenamtes bemühen, so könnte man es doch wohl getrost
erwarten.
Einige von Euch argumentieren demgegenüber, einen Papst zu wählen und
so die Hierarchie in der Kirche wieder herzustellen und das lebendige
Lehramt und das lebendige Hirtenamt der Kirche wieder zu errichten, sei
‚derzeit’ ‚praktisch’ nicht möglich wegen der Uneinigkeit unter den
‚Traditionalisten’. Wollt Ihr also zuwarten, bis auch die letzten Eurer
Gruppen und Grüppchen in Eigenbrödelei, Kommunikations- und
Handlungsunfähigkeit versunken sind?
Auf die hl. Schrift, auf Vorherbestimmung und Fatalismus, es werde doch
alles ‚sowieso’ kommen, was solle man da noch eigens Anstrengungen
unternehmen, könnt Ihr Euch dabei nicht berufen: es kommt nicht so,
weil es so vorherbestimmt ist, sondern die hl. Schrift berichtet -
verschlüsselt durch Verschweigen - von Eurer wahrhaftig unbegreiflichen
Säumigkeit: was treibt Ihr eigentlich während der dreieinhalb Tage,
dreieinhalb langer Tage, während denen Irrlichter statt Leuchter vor
Gott ihr falsches Licht verbreiten und während denen die Kirche
darniederliegt, während denen die Zeugen getötet, der Hirte geschlagen
und die Herde zerstreut sind?
Warum eigentlich hat der Prophet in jenem Bild überhaupt zu messen -
das Amt des Propheten ist doch das des Beobachtenden, des Schauenden
und nicht das des Eingreifenden, des Handelnden?
Es ist wohl eine ganz ungeheure Verzögerung in der Heilsgeschichte
eingetreten: diejenigen, denen die Weissagung gilt, sind offensichtlich
derartig säumig, derartig unschlüssig, derartig nachlässig, daß sie
eigens erst dazu aufgefordert werden müssen, sich von ihrem Ruhe- oder
Krankenlager, aus ihrem Schlaf oder aus ihrer Agonie zu erhe-ben:
„Stehe auf und miß den Tempel Gottes...“ - tut endlich etwas, handelt
endlich, oder ist Euch etwa das Wohlergehen der Kirche völlig
gleichgültig?
Oder meint Ihr, die prophetischen Schriften des neuen Bundes seien etwa
nur zur poetischen Erbauung der Schöngeister verfasst worden und
enthielten nicht konkrete Handlungsanweisungen an bestimmte
Personen(-gruppen), an die, die es betrifft, an die allzu Nachlässigen,
an die Unschlüssigen, an die Ratlosen, an die Ermüdeten und Verzagten?
Mag Euer Zögern auch in den ersten Jahren der Verwirrung entschuldigt
gewesen sein. Nun fällt wohl die Verantwortung für diese überlange
Säumigkeit in der Behebung der Vakanz des päpstlichen Stuhles und
damit der Wiederherstellung des Lehr- und Hirtenamtes der Kirche Euch
zu, nachdem Ihr zum Teil die Verhältnisse und die Lösung erkannt habt,
zum Teil aber auch hättet erkennen können - und dennoch bisher nicht
gehandelt habt.
Zu befürchten ist, daß für die Vernachlässigung der Kirche durch ihre eigenen Mitglieder Genugtuung zu leisten sein wird.
Das gilt insbesondere für den Fall, daß Ihr etwa zuwarten wollt, bis
‚Gott selbst eingreift’, oder bis ‚ein Wunder geschieht’. Gott könnte
dann Euren freien Willen achten und nach Eurer Weise verfahren. Das
‚Wunder’ könnte jedoch erstaunlich simpel ausfallen - Gott könnte Leid
zulassen, das auch Euch treffen könnte, um Euch zum Sinneswandel zu
bewegen: von der äußersten Vernachlässigung der Kirche abzulassen
und fortan umsichtiger für deren Wohlergehen zu sorgen.
Gebe Gott, dass er ein anderes unauffälliges Wunder geschehen lasse:
die Umkehr der Wertschät-zung der Dinge, die Euch wichtig und die Euch
unwichtig erscheinen. Daß Ihr vorher, daß Ihr noch rechtzeitig, daß Ihr
rasch und daß Ihr klug handelt und daß Ihr nicht erst durch
unerfreuliche Ereignisse in Eurer Unschlüssigkeit im Bezug auf das
Wohlergehen der Kirche, die fast schon Gleichgül-tigkeit gleichzukommen
scheint, überrascht und auf eine solch letztlich beschämende Weise zum
Umdenken bewegt werdet. Denn zwei Dinge werden sich ganz sicher
ereignen:
Zum Ersten: Es wird in die beiden Zeugen Lebensgeist von Gott kommen,
und sie werden sich auf ihre Füße stellen: das lebendige Lehramt und
das lebendige Hirtenamt der Kirche werden wieder erstehen, ein Papst
wird die Kirche wieder leiten.
Zum Zweiten: Gott wird keinen Papst vom Himmel regnen lassen, wo doch
die streitende Kirche für die Besetzung des päpstlichen Stuhles
verantwortlich ist - nur aus Euren Reihen wird schließlich das Häuflein
der Wählenden kommen - wer sonst betet im Tempel an?
VII.
Was ist zu tun?
Ihr werdet ein Netz von Kontakten aufbauen zu dem einen Zweck der
notdürftigen Sammlung der Verstreuten, zur Vorbereitung und schließlich
Durchführung der Wahl eines Papstes, der Wiederherstellung der
kirchlichen Hierarchie, des lebendigen Lehr- und des lebendigen
Hirtenamtes der Kirche.
Diejenigen von Euch, die endlich das längst überfällige Werk angehen
und für die Kirche zurüsten, müssen Kontakt zu allen greifbaren Gruppen
und Grüppchen der Sedisvakantisten auf dem Erdkreis aufnehmen, sie
müssen sich von Gruppe zu Gruppe durchfragen, sich im Schneeballsystem
weiterfragen: die Kirche ist universal, katholisch.
Die Wahl des Stellvertreters Christi auf Erden ist keine Sache, die
‚gültig’, d.h. wirksam vor Gott auf einer Lokalsynode, einer
Regionalkonferenz, oder gar auf einer Privatparty und unter Ausschluß
aller übrigen Mitglieder der katholischen Kirche erledigt werden
könnte!
Eben weil die Hierarchie und damit die Struktur und der Zusammenhalt in
der Kirche vollständig zusammengebrochen und erloschen sind und weil
daher auch die im voraus wirksam von (dem Nachfolger des) Petrus
beauftragten und daher feststehenden Wahlmänner für die Wahl eines
Papstes, Kardinäle nicht vorhanden sind.
Fehlen aber die Hierarchie und damit die Struktur, der Zusammenhalt in
der gesamten Kirche, ist keine der lokal und äußert lose organisierten
Gruppen Eurer Sedisvakantisten (wer ständig erscheint, der scheint auch
dazu zu gehören) vor anderen von irgend jemandem oder gar von Gott
beauftragt, allein oder unter Ausschluß anderer sedisvakantistischer
Gruppen, die ja ebenfalls Teil der Gemeinschaft der Gläubigen sind,
gültig, also wirksam einen Stellvertreter Christi auf Erden für die den
Erdkreis umfassende katholische Kirche zu erwählen.
Auch nicht ‚die Sedisvakantisten’ der Stadt Rom oder der Stadt und des Umkreises von Rom:
Es erscheint zunächst verlockend, auf das in den ersten Jahrhunderten
des Bestehens der Kirche praktizierte Wahlverfahren für die Wahl eines
Bischofs von Rom durch den Klerus und das Volk von Rom zurückgreifen zu
wollen. Da der Bischof von Rom per Definition zugleich Papst der
Kirche ist, hätte man mit dem denkbar geringsten Aufwand die Vakanz des
pästlichen Stuhles im Nu beendet: Man suche die Sedisvakantisten der
Stadt und des Umkreises von Rom zusammen, lasse von deren Klerikern mit
Billigung der übrigen Sedisvakantisten dieser Stadt bzw. Region einen
Papst wählen, den die übrigen Sedisvakantisten auf dem Erdkreis nur
anzuerkennen brauchten.
Allerdings: Die Stadt(-gemeinde) Rom ist ohne kirchliche Hierarchie,
wenn man also von der Hierarchie der katholischen Kirche absieht, eine
Stadt wie hundert andere. Ewig ist nur das geistliche Rom: die Kirche
(...“und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen“). Rom hat
nur insoweit Vorrang, als damit die Hierarchie der katholischen Kirche
gemeint ist - die aber genau ist vollständig zusammengebrochen,
erloschen!
Die ‚Diözese von Rom’, der auch nach dem Versterben eines Bischofs von
Rom, eines Papstes in den übrigen dort fortbestehenden Ämtern weiter
existierende kirchliche Amtssprengel Rom also, der als
kirchenhierarchisch fest gefügte und klar umrissene Rest-Zelle dienen
könnte, indem er alle ‚Sedisvakantisten von Rom’ beherbergte, existiert
nicht mehr: außer dem ‚Kirchengebiet’ und dem ‚Kirchenvolk’ ist für das
Bestehen einer Diözese als drittes das Vorhandensein der
‚Kirchengewalt’ erforderlich - Kirchenämter also, die mit Amtsinhabern
besetzt sind, genau daran fehlt es aber:
Der letzte Bischof von Rom, Papst Pius XII., verstarb am 9.10.1958.
Kardinäle oder sonstige Inhaber von Kirchenämtern, die in der
Gemeinschaft der Gläubigen stehen, sind nicht vorhanden. Etwaige
Priester, die innerhalb der Gemeinschaft der Gläubigen stehen und die
in oder um Rom den Gottesdienst aufrechterhalten, verrichten den Dienst
vor Gott dort notgedrungen in allgemeinem göttlichem Auftrag. Sie haben
aber keine vom Vikar Christi oder von einem in dessen Auftrag
handelnden Amtsträger ausdrücklich erteilte oder abgeleitete
Amtsbefugnis inne - sie sind keine von Amtsinhabern der Kirche
ihrerseits eingesetzten Amtsträger der Kirche. 2)
Also können aus der nicht existierenden Diözese von Rom nicht die
Wählenden für die Wahl eines Bischofs von Rom, für eine Papstwahl
hervorgehen. 3)
Das ist eben die Konsequenz, die sich aus dem vollständigen Erlöschen
des lebendigen Hirtenamtes, der Hierarchie in der Kirche ergibt: so wie
das Tier und sein Anhang von innen und von Grund auf die Hierarchie in
der Kirche abgerissen und zerstört haben, so muß diese auch von innen
und von Grund auf wieder aufgebaut werden - habt Vertrauen in die Worte
der hl. Schrift: der (gesamte) Tempel, der (gesamte) Altar und (alle,)
die darin anbeten, sind (neu) zu (ver-)messen. Erst dadurch kommt
Lebensgeist von Gott über die beiden Zeugen und sie stellen sich auf
ihre Füße.
Die eben angesprochene Vorranglosigkeit gilt für die an verschiedenen
Orten gebildeten Gruppen der Sedisvakantisten, nicht aber für die
persönlichen Voraussetzungen der Wahlmänner: die Wahl des
Stellvertreters Christi auf Erden wird Personen vorbehalten sein, die
ihr Leben gänzlich in den Dienst vor Gott gestellt haben,
Priestern, Klerikern also. 4) Die übrigen Glieder der Kirche
werden insofern mitwirken, indem sie durch ihre Billigung die
Wahlmänner als solche entsenden und indem sie sich zum Vorhaben, der
Sammlung der Verstreuten und schließlich der Wahl eines Papstes, der
Wiederherstellung der Hierarchie in der Kirche, des lebendigen Lehr-
und des lebendigen Hirtenamtes bekennen und daran mitwirken, soweit es
ihnen möglich ist.
VIII.
Was ist zu unterlassen?
Ihr werdet bei Eurer Suche nach den Verstreuten auf Dornen, Disteln,
verhärteten Wegesrand, steinigen Grund und gutes Erdreich stoßen:
Die einen werden die Wahl eines Stellvertreters Christi überhaupt für
überflüssig, andere für schädlich, wieder andere für jetzt noch nicht
oder jetzt nicht mehr opportun, weitere für auf diese Weise oder unter
diesen Umständen nicht genehm, nicht ‚gottgefällig’ erachten. 5) Ist
damit die Wahl eines Papstes zum Scheitern verurteilt, ist sie
praktisch unmöglich? Nein: laßt Euch nicht schrecken!
Welcher vernünftige Mensch würde denn allen Ernstes behaupten wollen,
daß ‚die Traditionalisten’ allesamt (wahre Voll-)Mitglieder der Kirche
seien, also zur Gemeinschaft der Gläubigen dazu gehörten und daß sie
die Kirche meinen, wenn sie von „Kirche“ reden?
Was also ist mit all denen, die das lebendige Lehr- und Hirtenamt, die
die Hierarchie in der Kirche nicht vermissen, eben weil sie das
Verschwundene und die Kirche seinem bzw. ihrem Wesen nach nicht
wirklich gekannt und erkannt haben, und die daher Leichen von Zeugen
nicht unterscheiden können oder wollen und die Kirche nicht von der
Gegenkirche unterscheiden können oder wollen? Was also ist mit all
denen, die sich eben nur für ‚fromm’, ‚konservativ’,
‚traditionalistisch’ und ‚besonders gut katholisch’ halten und die
ihren Papst oder ‚Papst’ schon haben und/oder gar keinen Papst und
schon gar kein lebendiges Lehramt und Hirtenamt der Kirche gebrauchen
können und die sich daher nicht sammeln lassen wollen?
Soll man die verbliebenen Kräfte darauf verwenden, sie zunächst zu
bekehren zu versuchen? Soll man mit den Zurüstungen für die Kirche
zuwarten, bis sie eines Tages vielleicht bereit sein könnten, in ihrer
Erkenntnis zu wachsen?
Zu messen ist nur der Tempel, der Altar und die im Tempel anbeten:
letztere befinden sich innerhalb der Kirche. Die sich dagegen im Vorhof
des Tempels aufhalten, sie wähnen sich lediglich innerhalb der Kirche
aufgrund überwindlicher oder unüberwindlicher Fehlvorstellungen vom
Begriff, Wesen und Inhalt der Kirche. Sie gehören aber dennoch nicht
zur Gemeinschaft der Gläubigen - sie meßt nicht, sie laßt aus! Die
abseits stehen wollen, sie zählt nicht dazu, mit ihnen rechnet nicht.
Sie gehören zum Vorhof des Tempels: nach ausdrücklicher Anweisung der
hl. Schrift dürfen sie nicht dazugezählt werden! Der Vorhof ist den
Heiden überlassen! Und ob alle ‚Sedisvakantisten’ sich als papst- und
kirchentreu, als wahrhaft katholisch erweisen werden, wird sich noch
herausstellen.
Gemessen werden kann nur das, was sich zuvor sammeln ließ, das
Verstreute ist nicht messbar. Es geht eben nicht nur um die Behebung
einer (gewöhnlichen) Vakanz des päpstlichen Stuhles bei im übrigen
intakter (Rest-) Hierarchie in der Kirche, wie sie nach dem Ableben
oder der Resignation eines Papstes eintritt:
Kirchliches Lehr- und kirchliches Hirtenamt, alle übrigen Ämter neben
dem Papstamt, die gesamte Hierarchie in der Kirche sind vielmehr
erloschen, die Kirche hat ihre Sichtbarkeit verloren und ihre Grenzen
sind unscharf geworden - die Kirche ist tatsächlich neu zu vermessen,
ihr Inhalt, ihr Umfang und damit ihre Grenzen sind wieder kenntlich zu
machen - und genau dazu muß das Zerstreute zuvor notdürftig gesammelt
werden.
Zu sammeln und zu messen sind aber nur die im Tempel Anbetenden, weil
auf ihnen - und nur auf ihnen, tatsächlich und wahrhaft nur auf ihnen -
die heilige Pflicht und die Verantwortung für die Wiederherstellung der
Kirche liegt - und die Tragödie, daß sie dreiundeinhalb lange falsche,
fahle Tage Zeit benötigten, sich nahmen, zögerten, ehe sie den Mut
fanden, sich dieser Pflicht auch tatsächlich durch Handeln, durch
Sammeln des Verstreuten - und nicht nur durch Reden, Abwarten und
Resignieren - zu stellen.
Die Papstwahl ist es, nur sie allein, die zum Eck- und Prüfstein für
die im Tempel Anbetenden, für die wahren Jünger Christi, die Katholiken
wird: einzig und allein nur durch ihre Mitwirkung an der
Wiederherstellung der Kirche, der Wahl eines Papstes werden sie sich
als solche - als die im Tempel Anbetenden, als die zur Gemeinschaft der
Gläubigen Gehörenden - ausweisen können!
IX.
Wenn Ihr die Sache nur endlich anfasst, dann macht Euch keine unnützen Sorgen.
Das Messen des Tempels, des Altares und der darin Anbetenden wird sich
mit Gottes Hilfe viel einfacher und schlichter als befürchtet ergeben:
Diejenigen, die die (mit Hierarchie, mit lebendigem Lehr- und Hirtenamt
ausgerüstete) intakte Kirche nicht vermissen, werden allein durch ihr
Fernbleiben beurkunden, dass sie nicht zur Gemeinschaft der Gläubigen
dazu gehören. Diejenigen hingegen, die zur Gemeinschaft der Gläubigen
dazu gehören (wollen) und die zutreffend das Wesen und die Grenzen der
Kirche erkannt haben, denen das Wohlergehen der Kirche, ihrer Kirche am
Herzen liegt, sie mögen unschlüssig, geschwächt, mut- und ratlos sein,
aber unwillig sind sie nicht.
Ein einfacher Aufruf, ein Zählappell, auf Zuruf werden sie sich
einfinden, Gott selbst wird sie leiten. „Ad sum“ - da bin ich, Herr,
ich bin dabei, ich bin dafür.
Eine kurze Parole, ein Kodex: ich bin katholisch, ich bin der Lehre und
den Satzungen Christi und seiner Kirche - und nicht denen des Tieres,
dessen Gegenkirche und deren Umfeld - verpflichtet, eben darum kann und
will ich Zeugen von Leichen und die Kirche von der Gegenkirche und
deren Umfeld unterscheiden. Eben darum habe ich den furchtbaren Zustand
der Kirche und meine eigene Verantwortung für die Wiederherstellung der
Kirche tatsächlich erfaßt, und eben darum will ich an deren
Wiederherstellung mitwirken, soweit es mir möglich ist.
Eine schlichte Wahlordnung zur Wiederbesetzung des Stuhles Petri, sie
muß göttliches (unabänderliches) Recht beachten: nur die
(Voll-)Mitglieder der Kirche sind als Wählende und als Auszuwählender
berufen. 6)
Die wählenden Väter müssen dem gesamten Erdkreis entstammen: alle
notdürftig gesammelten Mitglieder der Kirche müssen durch sie vertreten
sein.
Dann wird durch solch eine katholische Aktion den Anforderungen an eine
vor Gott gültige Wahl eines Papstes, an die Wiederherstellung der
Hierarchie der Kirche, an die Wiederherstellung des lebendigen
Lehramtes und des lebendigen Hirtenamtes der Kirche Genüge geleistet
sein: eben dadurch kommt Lebensgeist von Gott über die beiden Zeugen
und sie stellen sich auf ihre Füße!
Ein drittes und letztes mal seid Ihr Sedisvakantisten daher gefragt:
Seid Ihr tat-sächlich kirchen- und papsttreu, seid Ihr der einen
heiligen, katholischen und apostolischen Kirche Jesu Christi zugehörig,
seid Ihr die Gemeinschaft der Gläubigen, seid Ihr die im Tempel
Anbetenden, seid Ihr wahrhaft Jünger Christi?
Haltet Euch jetzt nicht mehr auf, vertändelt keine Zeit mehr, säumt
nicht mehr weiter: noch existiert ein weltweites sekundenschnelles
Kommunikationsnetz, noch fliegt eine Flotte von Ver-kehrsflugzeugen,
die die künftigen Konklaveteilnehmer innerhalb eines Tages von einem
größeren Flughafen zu jedem beliebigen größeren Flughafen auf dem
gesamten Erdball befördern kann!
Das zweite Wehe geht nur vorüber, wenn Ihr es - auf dringende göttliche
Mahnung der hl. Schrift, des 11. Kapitels der Offenbarung des hl.
Johannes hin und mit himmlischem Beistand - vorüberbringt. Wie sonst -
ohne Sammlung der Verstreuten, wie ohne wiederhergestelltes lebendiges
Lehramt der Kirche und wie ohne wiederhergestelltes lebendiges
Hirtenamt der Kirche - können die dann verbliebenen Menschen in die
Lage versetzt werden, Gott die Ehre zu geben.
Warum zögert Ihr noch: „Stehe auf und miß den Tempel Gottes und den
Altar und die darin anbeten. Den Vorhof aber außerhalb des
Tempels laß aus und miß ihn nicht“!
X.
Nachwort:
Die Katastrophe und ihre Behebung, die im 11. Kapitel der Offenbarung
des hl. Johannes derart verschlüsselt dargestellt ist, daß das Bild
erst in jener Zeit (wieder-)erkannt werden kann, in der die
Wirklichkeit die Vorhersage einholt, sind auch von anderer Seite -
wiederum verschlüsselt - vorhergeschildert worden: Ich zitiere aus dem
Buch: Anna Katharina Emmerich, Visionen, Pattloch-Verlag, 3. Aufl.
(1972). Dort heißt es ab S. 102:
„Am 28. August 1820 hatte Anna Katherina das folgende tröstliche Bild über die Erneuerung der heiligen Kirche. Sie erzählte:
„Ich hatte ein Bild von der Peterskirche, als schwebe sie über der
Erde, und als eilten viele Leute heran, um unter sie zu treten und sie
zu tragen. Groß und klein, Priester und Laien, Frauen und Kinder, ja
sogar alte Krüppel sah ich dies tun. Es war mir dabei ganz ängstlich;
denn ich sah, wie der Kirche überall der Einsturz drohte. Die
Grundmauern und der ganze untere Teil schienen auseinanderzufallen. Da
stellten aber die Leute überall ihre Schultern unter, und indem sie
dies taten, waren sie alle gleicher Größe. Es war jeder an seiner
Stelle, die Priester unter den Altären, |