"NUR DIE ALTE MESSE!"
EXEGESE EINES SCHLAGWORTES
von
Eberhard Heller
Diese Formel "nur die alte Messe", von allen Traditionalisten
econeistischer Prägung aufs Panier gehißt, hat scheinbar viel für sich:
Sie faßt die Vielschichtigkeit und Vielfalt der vatikanischen Reformen
zusammen und konzentriert den Widerstand gegen sie auf den
entscheidenden Punkt. Sie rechtfertigt die Rebellion gegen die
kirchliche Hierarchie und entschuldigt den Verbleib in der
altehrwürdigen römisch-katholischen 'Kirche'. Und sie klingt sachlich,
angemessen und bescheiden: man will ja nttr die alte Messe. Schließlich
gelten alle Petitionen an den 'Hl. Vater' Johannes Paul II. nur dem
einen Ziel: die Wiederzulassung der alten Messe. (Vgl. das
"Mitteilungsblatt der Priesterbruderschaft Pius X." vom Sept.l980) Mehr
will man nicht.
Man unterschätze bitte die Dynamik und Überredungskraft dieser Parole
nicht; denn sie enthält das ganze Programm der Traditionalisten.
Jawohl, ihr ganzes! wie wir gleich sehen werden. "Nur die alte Messe" -
und alle Probleme lösen sich von selbst!
Dennoch behaupte ich: nichts ist scheinheiliger, verfälschender, die
Probleme verkürzender (und dadurch: die Situation verharmlosender), den
echten Widerstand einschläfernder als diese Parole. Kurz: sie ist
deswegen zur bequemen Ausrede aller Weinerlinge und zum demagogischer.
Schlachtruf aller traditionalistischen Biedermänner und Brandstifter
geworden.
Man wird mir entgegenhalten: Aber hat nicht die EINSICHT von Anfan'g an
ihren Kampf für die alte Messe geführt? Entstand nicht in München, in
der Baaderstr., (als alle andern am Lamentieren waren) das erste
Meßzentrum im deutschsprachigen Raum, gerade, um die Kontinuität des
hl. Mepßofers zu gewährleisten, damit der Kirche und den Gläubigen zu
ihrer Entsühnung und zu ihrer Heiligung das zentralste Sakrament
erhalten bleiben sollte? Ja natürlich. Aber wir haben zugleich immer
betont und dargestellt, daß sich aus der Einführung einer ungültigen
Messe ipso facto Konsequenzen für den Promulgator, die Protektoren und
für die Institution, die sie vertreten und innerhalb deren dieses
sakrilegische Machwerk eingeführt wurde, ergeben: Mit dem Abfall vom
Glauben verbunden ist ipso facto der Verlust des Amtes und die
Entheiligung der Institution Kirche. Denn die Kirche - von Christus als
Institution der Heilsvermittlung gestiftet, und das bedeutet im
innersten und entscheidenden Punkt: die Gewährung der sakramentalen
Möglichkeit, sich realiter unmittelbar mit Gott zu vereinen, mit Ihm
den Neuen Bund zu schließen - ist ihrem Wesen nach heilig - und muß es
bleiben, wenn sie Christi Stiftung bleiben will. Und nur der wahren
Kirche, d.h. der von Ihm gestifteten Institution, die "alles hält, was
Er befohlen hat", hat Christus u.a. das Hl. Meßopfer anvertraut und sie
bevollmächtigt, es zu verwalten und den Gläubigen zu spenden. Daß eine
Organisation, die sich zum Ziel gesetzt hat, Gottes Heilswirken an
zentralster Stelle zu zerstören, ohne Seine Vollmacht handelt, und daß
man ihr deswegen nicht die Berechtigung der wahren Kirche zuerkennen
darf, dürfte unmittelbar einsichtig sein. Also: die wahre hl. Messe nur
in der wahren Kirche! Wir haben die Zerstörung der hl. Messe nie
isoliert gesehen.
Wem dieser Gedankengang zu verkürzt erscheint oder nicht einleuchtet,
möge sich einmal der Tatsache erinnern, daß auch die Priester von
Palmar de Troya 'nur' die alte Messe lesen. (N.B. selbst der
Mitarbeiter von Univ.-Prof. Dr. M. Erren und jetzige Hoftheologe von
Frau Dr. Gerstner, Herr Anton Holzer, ist in einem mir vorliegenden
Manuskript der Auffassung, daß man die Gültigkeit der Weihen von Palmar
auf Grund der vorliegenden Informationen nicht bestreiten könne.) Gegen
einen Besuch dieser von einem Palmar-Priester zelebrierten Messen
wehren sich jedoch sicherlich viele Gläubige - aus gutem Grund, - nicht
nur emotional oder aus Vorliebe für die Lefebvre-Partei. Wenn es aber
nur um die alte Messe ginge, gäbe es keinen Grund, die von dieser Sekte
gefeierten Messen zu meiden. Welchen Grund hätte man unter der
gemachten Bedingung: "nur die alte Messe", dieser oder jener
Zelebration den Vorrang zu geben? Keinen!! Worin würde sich eine
Meßfeier von Lefebvreisten von der der Palmarianer unterscheiden? Ja,
wird man sagen, die Palmar-Leute haben den Status einer Sekte und die
Inanspruchnahme der von ihnen gespendeten Sakramente ist unerlaubt.
Zugestanden! Daß die einen den Scharlatan Clemente, der sich selbst zum
Papst ernannt hat, oder die Econeisten den abgefallenen Bischof Wojtyla
als Hl. Vater verehren und sich mit dem einen oder dem andern in
Glaubensgemeinschaft befinden wollen, stellt beide jedoch prinzipiell
auf die gleiche Stufe: auf die Stufe einer Sekte.
Es gibt selbstverständlich einen legitimen Grund, warum man die
Mitfeier der von Palmar-Priestern gefeierten Messen meiden muß, einfach
deshalb, weil sich diese Sekte des Eigentums der wahren Kirche
freventlich und ohne Vollmacht bedient. Und Mgr. Lefebvre? Er behält
etwas, was ihm wegen der ausdrücklich gewollten Zugehörigkeit zum
abgefallenen Verein nicht mehr gehört! Deswegen ist sein Frevel, indem
er die alte Messe 'nur' behält, nicht geringer!
Vielleicht wird mancher durch das Aufzeigen allein dieses Aspekts schon
ein wenig hellhöriger. "Nur die alte Messe"?... so einfach ist
überhaupt nichts zu lösen.
Man sollte meinen, wegen der prinzipiell gleichen Schwächen, würde
Econe sich gegenüber Palmar in der Kritik zurückhalten. Indessen ist
nichts verwunderlicher, daß gerade diejenigen, die im Glaskasten
sitzen, die Econeisten nämlich, mit Steinen werfen, d.h. vor dem Besuch
der von Palmar-Priestern zelebrierten Messen warnen. (Die Palmarianer
sind inzwischen auch nicht müßig gewesen, und ihr Chef Clemente hat
kurzerhand Mgr. Lefebvre und seine Anhänger 'exkommuniziert'. Also man
sieht: das Satyrspiel läuft auf Hochtouren.) Futterneid? Diese
Vermutung erklärt zu wenig. Welchen Grund haben die Leute um Marcel
Lefebvre dann, gegen die Palmarianer bzw. Clementisten vorzugehen, sie,
die in dem Häretiker Wojtyla das Oberhaupt der röm.-kath. Kirche
anerkennen (- das er jedenfalls materieller Häretiker ist, gibt selbst
Econes Propagandist Pfr. Milch zu -) und vorgeblich nur die alte Messe
(unter der Jurisdiktion der Reform'bischöfe'!) anstreben, bzw auf dLe
zu Recht als Sekte qualifizierte Gruppe von Palmar de Troya
herabzuschauen? Vordergründig sicherlich, um sich unter dem Nimbus der
Rechtmäßigkeit von ihr abgrenzen zu können und um ihren Mitläufern so
den Eindruck der Zugehörigkeit zur wahren 'Kirche' zu suggerieren. N.B.
ginge es Econe in Wahrheit wirklich nur um die alte Messe, würde es mit
dieser Auffassung zum besten, wenn auch unfreiwilligen Protektor und
Anwalt der Palmarianer werden. Denn was dem einen recht ist, muß dem
andern billig sein.
Spätestens durch die Attacken gegen 'Papst' Gregor und seinen Anhang
wird aber auch der erste Pferdefuß dieser scheinbar unanfechtbaren
Parole sichtbar: auch Econe kann es nicht nur um die alte Messe gehen,
sondern es ist gezwungen zuzugeben, daß die vielzitierte 'alte' Messe -
selbstverständlich neben der sog. 'neuen' - nicht im luftleeren Raum
existieren, sondern nur im Rahmen der betreffenden Institution. In mir
streubt sich alles, zu schreiben: "im Rahmen der wahren Kirche", weil
dieser Begriff von Econe immer nur mißbraucht wird. Also diese
"betreffende Institution" ist für Econe die abgefallene
Kirchenorganisation. Ergo: das wahre ('alte') hl. Meßopfer in der
abgefallenen Organisation - und selbstverständlich nur in ihr. Man kann
sich vorstellen, wie 'wohlgefällig' allein von daher schon ein solches
Opfer Gott sein muß. Denn "nur die alte Messe" muß ergänzt werden: nur
im häretischen Verein.
Man betont von Seiten Econes immer wieder, man habe keine Kompromisse
in der Sache gemacht und meint damit, man lese die Messe auch weiterhin
nur nach dem tridentinischen Ritus, weswegen von einer
Häresieverdächtigung keine Rede sein könne. Ich lasse das einmal
dahingestellt. Allein schon in diesem Punkt, in dem es (Econe) nämlich
eine Organisation als legitime Kirche Christi anerkennt, die an Stelle
des Opfers das Mahl gesetzt hat, und an Stelle der Gottesverehrung die
des Menschen, die durch ihren Chef Johannes Paul II. den Sinn der
Erlösungstat Christi verdreht, verstößt Econe gegen die Lehre der
Kirche über sich selbst als heiliger Institution.
Das wirkliche Programm, das sich hinter der scheinbar gerechtfertigten
Forderung "nur die alte Messe" versteckt, birgt aber in Wahrheit noch
andere Sakrilegien in sich.
Jeder kennt inzwischen die Verlautbarung Mgr. Lefebvres, wonach
Seminaristen, die Wojtyla nicht als Papst anerkennen und die den sog.
'N.O.M.' als in sich ungültig verwerfen, die Bruderschaft verlassen
müssen. Hier offenbart sich ein noch ungeheuerlicherer Punkt dieses
Programms, womit nach den Weinerlingen nun die Biedermänner auf dem
Plan gerufen sind:"nur die alte Messe" heißt auf dieser Stufe: "auch
die alte ... bitte - man ist ja höflich, also - bitte neben der 'neuen'
des abgefallenen Vereins. Damit wird hier nicht nur die Wesensbedingung
der wahren Kirche nach ihrer absoluten Heiligkeit verworfen (1.
Häresie), sondern das zentrale Heilsmittel, das hl. Meßopfer durch
diese ausdrückliche oder einschlußweise Anerkennung des sog. 'N.O.M.'
verunehrt. Abgesehen bedeutet diese Anerkennung die Annahme einer
Häresie - das wäre schon Nr.2.
Man sollte an dieser Stelle einen Augenblick innehalten und die
Ungeheuerlichkeit einer solchen Haltung überdenken. Warum unser ganzer
Widerstand? Waren wir schlußendlich doch bloß voreilige Deppen, guten
Willens zwar, aber am Ende nur schismatische Rebellen? Warum sind die
Seminaristen, die geglaubt hatten, unter Lefebvres Oboedienz dem
Glaubensleben und der sakramentalen Praxis zu einem neuen Aufschwung zu
verhelfen, eigentlich nach Econe gegangen? ... um sich schließlich an
solch raffinierten Sakrilegien zu beteiligen?... unter dem Deckmantel
religiöser Biedermänner? Sind sie nicht in der Lage, zwei und zwei
zusammenzuzählen, um den Widerspruch, in dem sie sich befinden, zu
durchschauen? Und manch einer der Gläubigen sollte sich einmal
ernsthaft fragen, ob die Konsequenzen seiner Inkonsequenzen, d.h. die
Folgen seiner geistigen Faulheit und Bequemlichkeit, sein
Heilseigoismus seinem Seelenheil wirklich förderlich sind.
Wenn man jedoch meint, die Exegese des Schlagwortes "nur die alte
Messe" hätte in der Darstellung der eben gezeigten Einstellung ihren
sakrilegischen Höhepunkt erreicht und sei erschöpft, irrt man. Hinter
den Biedermännern halten sich die Brandstifter verborgen. Man erinnert
sich doch noch ganz gut daran, wie 'freiwillig' die Einverleibung bzw.
der Anschluß der Meßzentren in Stuttgart und Reutlingen an die
unersättliche Bruderschaft, die den Namen des hl. Pius X. trägt!
vonstatten ging. Auch die Attacken seitens Econe auf die selbständigen
Meßzentren in München, St. Michael, St. Theresia in Ulm und auch auf
die Zentren in Basel und Luzern sind noch nicht in Vergessenheit
geraten. Selbstverständlich ging's da wie immer 'nur' um die alte
Messe. Man wollte lediglich die Seelsorge garantieren und die Laien
entlasten ... von Aufgaben, die ihnen so wie so nicht zustehen. Die
jeweils Betroffenen können ein Lied davon singen, wie die Herren
Wodsack, Schmidberger, Roch und all die andern Chargen vorgingen:
ausschließlich mit erpresserischen Mitteln, wozusie vonihrem Chef und
dessen Hintermännern bevollmächtigt und ausgerüstet waren. Dabei kam
und kommt Econe der kurzsichtige Heilsegoismus der Traditionalisten
weitgehend entgegen. So sieht die 'Offerte' Econes aus : Versorgung mit
'alten' Messen gegen Abgabe des Zentrums, Aufgabe der Selbatändigkeit
und Übernahme der econeistischen Häresien. Und wehe, man geht auf
diesen Kuhhandel nicht ein! Gleich werden die Hoftheologen bemüht:
Klar, die Gemeinde in St. Michael, München hat keinen Bischof, ergo ist
sie eine Sekte.
Hier wird die 'alte' Messe zum entscheidenden Mittel seelsorgerischer
Erpressung benutze, um die 'widerspenstigen' Gläubigen wieder an den
abgefallenen Verein anzukuppeln. Und so sieht in Wirklichkeit die viel
strapazierte "Erneuerung in Christus" aus ! - Wer noch meinen möchte,
das geschehe nur ungewollt, möge sich an den dann sicherlich auch nur
'ungewollten' Meßzentrumsklau erinnern.
"Nur die alte Messe" heißt also im Munde Econes letztlich ganz einfach:
die alte Messe ist das Mittel der Ankupplung treugläubiger Außenseiter
an den abgefallenen Verein. Denn, nicht wahr, auch Du, braver
Traditionalist, willst doch sicherlich ebenfalls 'nur' die alte Messe?
- Ich erspare es mir, diese Vorgehensweise moral-theologisch zu
bezeichnen und verzichte auch darauf, die letzten Zeilen durch
Unterstreichung hervorzuheben.
Aber ich führe hier alle diejenigen an, die die Forderung "nur die alte
Messe" im deutschsprachigen Raum propagieren - ob als Weinerlinge,
Biedermänner oder Brandstifter: da ist neben Econe mit seinen
Außenstatitionen Zeitskofen, München (Schmellerstr.), Reutlingen,
Stuttgart (St. Athanasius), Saarbrücken - inzwischen hat sich auch
Kassel ergeben - Pfarrer Milch zu nennen, der gezeigt hat, daß er an
einer ehrlichen Auseinandersetzung kein Interesse hat (die gegen seine
Auffassung angeführten Lehren der Kirche verhöhnt er als logische
Spitzfindigkeiten - vgl. Zirkular-Brief vom 27.8. 1980) und seine
Organisation; die Kultusgemeinde Pius V. in Freiburg, die nach ihrem
Vorsitzenden Herrn Erren die abgefallene Organisation als ihre
'römisch-katholische Kirche' anerkennt; Frau Dr. Gerstner mit ihrem
KYRIE ELEISON, ihrem Mitarberiter Baron von Schrenck-Notzing (nicht
wahr, Frau Gerstner: non olet, non olet!). Und da sind schließlich noch
P. Boxler mit dem MYSTERIUM FIDEI, Herr Dr. Küble als Chef von VOX
FIDEI - und natürlich noch Prof. Georg May, der sich konstant weigert,
die gravierensten Fälschungen beim sog. 'N.O.M.' überhaupt zur Kenntnis
zu nehmen (wenn man Hitler nur nach dem Bau der Autobahnen beurteilen
dürfte, müßte man ihn für einen verdienstvollen Staatsmann halten) und
die UVK.
Nach all dem, was hier dargelegt wurde, sollte man sich überlegen, ob
man diese Personen und Gruppierungen noch um die Spendung der
Sakramente bitten darf. Die nachkonziliare Kirche hat im 'Gehorsam'
kapituliert. Der Traditionalismus wird durch sakramentale Erpressung
erledigt: denn er will partout
"nur die alte Messe"!
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