DAS HEILIGE LEICHENTUCH
- BEWEIS FÜR CHRISTI TOD UND AUFERSTEHUNG
von
Bruder Bruno Bonnet-Eymard
(aus: LA CONTRE R…FORME CATHOLIQUE, Nr.144, August 1979;
übersetzt von H.H. Pfarrer Paul Schoonbroodt)
(Fortsetzung I)
Die Dornenhaube:
Die Stirn und der untere Nacken weisen eine ganz durchlöcherte Kopfhaut
auf und zeigen ein Gebilde wie eine Haube aus Blut. Dr. Rodante zählt
mindestens 13 Verletzungen auf der Stirn, 2o am Hinterkopf.
Hinzuzurechnen sind die Wunden am Scheitel und an den Schläfen, ebenso
die, die man auf dem Leichentuch nicht sehen kann: das mindeste sind
wohl rund fünfzig Dornen, die diese Hautgegend geschunden haben. Gerade
dort ist ja die Empfindsamkeit besonders schmerzlich und so fein
entwickelt, an den Schläfen und auf der Stirn. (Die Dornenkrönung im
Lichte des Leichentuches, Sindon Nr.24, Okt. 1976.)
Barbet war schon außer sich, als er einen der Flecken betrachtete, die
durch die makroskopischen Abbildungen gezeigt werden. "Ich mache jede
Wette, daß kein moderner Maler - oder er müßte selber Chirurge sein -
das physiologische Bild vom Gerinnen des Blutes gründlich kennt und daß
er lange nachgedacht hat über alle möglichen Wandlungen, die ein dünnes
Blutbächlein durchmacht, wenn es inmitten von Hindernissen langsam zum
Gerinnen kommt. Dann müßte er noch das Bild des Blutgerinsels an der
Stirn erfinden und ausführen. Auch unter diesen Bedingungen würde sehr
wahrscheinlich der eine oder andere Schnitzer einen Fälscher und ein
Phantasiegebilde verraten." (S.13o) Die Überzeugung Barbet's blieb
eigentlich noch subjektiv und war bloß von einer starken '
Wahrscheinlichkeit gezeichnet. Seitdem hat aber Dr. Rodante die
Einzelheit bemerkt, die den endgültigen Beweis für die Echtheit des
Leichentuches erbringt: die Blutgerinsel an der Stirn stimmen
vollkommen überein mit den verschiedenen Adern, deren Stellen wir durch
die Anatomie kennen. Der Bluterguß in Form einer umgekehrten 3 in der
Stirnmitte hat als Ausgangspunkt die Verletzung der Stirnader hinter
der Verzweigung. Links und rechts von dieser Wunde sieht man einen
Stich im Vorderteil der linken oberflächig verlaufenden Schläfenvene,
und einen anderen im Vorderteil der achten oberflächig verlaufenden
Schläfenvene. (Abbild. 3) So ist nicht nur die Anatomie der
Verletzungen von einer tadellosen Genauigkeit, sondern auch die genaue
Art des Blutgerinnens (Arterien und Venen) auf dem Leichentuch
vollkommen exakt wiedergegeben. So ist der Erguß in Form eines
umgekehrten V an der Schläfe rechts nicht so dicht und nicht so
durchgehend, da der Erguß einer Ader (Arterie) mit dem "systolischen"
Herzihythmus zusammenhängt.
Während der Turiner Tagung brachten die Spalten des ESPRESSO (Nr.39 vom
l.l0. 1978) die These einer Fälschung mit Schwefelsäure, die im 12.
Jahrhundert hergestellt worden sei. Ein gewisser Pesce sieht sich
angeblich in der Lage, es im Labor nachzubilden: "Ich richte einen
Aufruf an einen Bildhauer. Er soll mir eine flach-erhabene (basrelief)
Arbeit von Jesus-Christus in Holz nach meinen Anweisungen anfertigen
und ich stehe dafür gerade, daß ich eine oder mehrere Nachahmungen des
Leichentuches fertigstelle." Ja eben; zunächst sieht man nicht ein, wie
die verwendeten Tücher der Nachahmungen der Behandlung mit
Schwefelsäure das mehr als eine Stunde überstehen, und dann hätte man
im 14. Jahrhundert niemals einen solchen Bildhauer finden können, und
zwar aus vielen Gründen. Zunächst zeugt die ganze ikonographische
Tradition vor der angeblichen Erfindung des heiligen Leichentuches für
eine Krone auf dem Haupt des Erlösers, und nicht für eine Mütze bzw.
Haube aus Dornen. Angenommen der Bildhauer hätte die Kühnheit besessen,
gegen eine ganze Tradition anzugehen, so hätte er den Blutkreislauf
entdeckt haben müssen und dessen Auswirkungen in seinem Werk
wiedergeben müssen - 300 Jahre vor Harvey. Aus den gleichen Gründen ist
auch die "Entdeckung", die vorgeblich vom amerikanischen Illusionisten
Joe Nickeil gemacht wurde (THE HUMANIST, Dez. 1978) nichtig. Er
erarbeitete tlegative Abdrücke eines Bas-Reliefs, indem er ein Tuch
auflegte und mit Alvesstaub einrieb. .
Das Leichentuch hat also keine Statue, sondern einen echten Menschen
umhüllt. Am Kopf hatte er eine Wunde, die zu beeindruckend und zu genau
ist, als daß man sie hätte je erfinden können. Wer war dieser Mensch?
Die Römer waren es nicht gewohnt, die zum Kreuzestode Verurteilten mit
einer Dornenmütze zu versehen. Es gibt tausende von registrierten
Fällen in einer Fülle von Schriftstücken, die uns bekannt sind. Aber es
gibt zu dem Fall von Jesus Christus - so wie ihn die Evangelisten
Matthäus, Markus und Johannes uns schildern - keinen Parallelfall.
Rodante hat gut nachgewiesen, wie sehr diese genaue Übereinstimmung
(mit der Physiologie) nichts zu wünschen übrig läßt: die gewundenen
Linien der Wunde in Form einer umgekehrten 3 auf der Stirn legen
unwiderruflich nahe, wie Jesus den Kopf nach rechts und links drehte,
als er im Gerichtshof unter den Schlägen mit Schilfrohr schwankte
(Matth. 27,3o). Dabei müssen sich die drei Stirnfurchen im Schmerz
zusammengezogen haben. Anderseits können die zwei Richtungen, welche
durch die zwei gleichen Winkel durch das Blutgerinsel in Form eines
umgekehrten V an den Schläfen bestehen, von den beiden Haltungen Jesu
auf dem Kreuze her erklärt werden. (vgl. unten)
Nun verfügen wir schon über die Gewißheit: das Tuch ist echt. Ein
Mensch, der das Opfer einer Geißelung und einer Dornenkrönung gewesen,
war darin eingewickelt. Und eine andere, ebenso unanfechtbare
Gewißheit: die Besonderheit, daß diese Geißelung vor dem Kreuztragen
stattfand, wie auch die Einmaligkeit der Dornenkrönung zeugen für die
Identität dieser Person: "Jesus von Nazareth, König der Juden". (Joh.
19,19)
Diese Tatsache ist vom medizinisch-gesetzmäßigen Standpunkt aus so
gewiß, daß Kurt Berna, alias Hans Naber, und W.G. Primrose sich
ermächtigt fühlten, daraus einen Beweis gegen die Auferstehung
abzuleiten: die Blutspuren auf dem Tuch beweisen, daß Jesus nicht tot
war, als er in das Leichentuch eingewickelt und ins Grab gelegt wurde,
weil das Blut ja noch lief. Darum ist er am dritten Tag lebend aus ihm
hervorgegangen. (Vgl. Wilson, S.21.) Beim Turiner Treffen begnügte sich
jedoch Dr. Rodante mit der Bemerkung - und mit einem überlegenen
Lächeln -: diese Spuren beweisen gerade das Gegenteil: Das Blut floß
nicht mehr und Jesus war wirklich tot, als man ihm die Dornenkrone
abgenommen hatte. Sonst hätte das Abreißen der Dornen neues Bluten
verursacht und die Wege der Blutbahnen wären verwischt worden.
So hat Jesus also diese grausame Dornenhaube während der ganzen Zeit
getragen, als er am Kreuze hing. Vielleicht liegt da. der Grund dafür,
daß - einer Bemerkung Barbet's zufolge - "hinten das meiste Blut
angesammelt ist", weil die Dornen "an der Stelle besonders drückten und
beim Heben des Hauptes jedesmal auf dem Patibulum (d.i. dem
Kreuzbalken) aufstießen und sie dabei jeweils ein wenig tiefer in die
Kopfhaut eindrangen." (Barbet, S.128.)
Das Tragen des Kreuzes
"Es steht fest, daß die Griechen den Ausdruck 'sein Kreuz tragen1
tatsächlich gebrauchten. Dionysius von Halikarnassos lehrt uns, worin
diese griechisch-römische Sitte bestand: 'Der Herr führte seinen
Sklaven zur Hinrichtungsstätte', so schreibt er. 'Er ließ den Elenden
die Hände ausstrecken und fesselte sie an ein doppeltes Holzstück, das
einerseits die Brust bedeckte und andererseits die Schultern bis
hinunter auf die Unterarme.' Der Herr trieb den Sklaven in diesem
trübseligen Geschirr, gänzlich entblößt, vor sich her durch die Straßen
und gab ihm Peitschenhiebe". (Vignon, S.5o) Nun haben wir aber bereits
gesagt, daß die Angaben des Evangeliums bezüglich des Schicksals von
Jesus Christus ganz anders lauten. Sie stimmen genau überein mit den
Daten des Leichentuches. Demnach wurde der Verurteilte nach der
Geißelung (Abbild. 5a-d) mit dem einfachen Querbalken, dem Patibulum
beladen. So weist ja auch die Schultergegend mit den Abdrücken im
Rücken tiefe Wundspuren auf. Diese Einzelheit weicht wiederum von der
mittelalterlichen ikonographischen Tradition ab, wonach Jesus so
dargestellt wurde, daß er das ganze Kreuz quer über der Schulter trug.
Das Patibulum war ein Balken von etwa einem Meter Länge, der wohl 25
bis 30 kg wog. Die Henker befestigten ihn hinter den Schultern und den
ausgestreckten Armen des zum Tode Verurteilten; den Strick befestigten
sie noch am Knöchel und banden die Verurteilten - wenn es mehrere auf
einmal waren - untereinander fest. Dem Leichentuch nach ist die
Verletzung an der rechten Schulter tiefer als die der linken. Das
scheint darauf hinzuweisen, daß das Holz auf die rechte Schulter gelegt
worden war und am rechten Arm, der in die Höhe gestreckt werden mußte,
festgebunden war, während das andere Ende nach links hing und am linken
Fuß festgebunden war. Unser althergebrachter Kreuzweg erwähnt, wie
Jesus auf der Via Dolorosa gefallen ist. Das Leichentuch verzeichnet
Prellungen an den Knien und im Gesicht, welche schwerlich auf die
Geißelung alleine und auf die Ohrfeige des hohenpriesterlichen Dieners
zurückzuführen sind. Wohl aber kann man sie leicht erklären, wenn man
den Aufstieg zum Kalvarienberg bedenkt. Wenn Jesus nämlich in diesem
Geschirr stolperte, so stürzte er der Länge nach auf sein Gesicht. Er
konnte sich dabei nicht mit seinen Unterarmen abfangen. Vielleicht ist
das der Grund, warum die Soldaten den Cyrenäer anstellten, um ihm das
Kreuz aufzuladen und "es Jesus nachzutragen", wie die Synoptiker
berichten (Lk. 23,26). Diese Feststellung ließe sich dann mit der
Behauptung von Johannes (19,17) "Jesus trug sein Kreuz selber"
folgendermaßen in Übereinstimmung bringen: er trug es am Beginn des
Kreuzweges selber.
Die durchbohrten Hände
In seiner Einleitung zur zweiten Auflage seines Buches über die Fünf
Wunden Christi (Ed. Dillen, Issondum) im Jahre 1937 erzählt Barbet, wie
er vorerst skeptisch blieb, als er die Photographien des Leichentuches
sah, welche Pater Armailhacq auf der Laennec-Konferenz zeigte. Dann gab
er sich doch daran, Versuche, Röntgenaufnahmen, Sezierungen an frischen
Leichen und Untersuchungen und Aufnahmen an Lebenden zu machen. (...)
Und das während anderthalb Jahren, in gänzlicher Unabhängigkeit - wie
bei jeder anderen wissenschaftlichen Forschung."Und" so erzählt er
weiter,"wenn die Bilder beim ersten Durchsehen in mir irgendeine
vorgefaßte Meinung bestimmt hatten, so gestehe ich, daß sie durch das
Prüfungsverfahren fast gänzlich vernichtet wurde. Die Wirklichkeit war
einfacher und klarer, als ich es mir vorgestellt hatte." Dieses
Prüfungsverfahren ist so gut durchgeführt worden, daß die Ärzte heute
noch die Arbeiten und Schlußfolgerungen Barbet's übernehmen, selbst
wenn sie einige Einzelheiten verbessern und vervollständigen.
Hinsichtlich der Stigmata der durchbohrten Hände demonstriert das
Leidhentuch die größte Unabhängigkeit gegenüber der christlichen
Ikonographie, die noch größer ist als bei anderen Einzelheiten. Die
Ikonographie "ist sich nämlich darin einig, daß die Wundmale der Hände
des Gekreuzigten sich in der Mitte der Handfläche befinden". Nun hat
aber Barbet folgenden Versuch gemacht: "Ich habe eine eben abgesetzte
Hand eines Mannes mit einem viereckigen Nagel von 8 mm an jeder Seite
(entsprechend den Nägeln bei der Kreuzigung Christi) in der Handfäche
durchbohrt und zwar in der dritten Höhle. Dann hängte ich langsam ein
Gewicht von 4o kg an den Vorderarm - das ist die Hälfte des
Körpergewichts eines Mannes von etwa 1,80 m Größe. Nach l0 Minuten
hatte sich die Wunde in Längsrichtung vergrößert. Der Nagel war bis auf
die Höhe der Fingerwurzeln in eine neue Stellung gerutscht. Dann gab
ich dem ganzen einen kleinen Stoß und der Nagel gin weiter durch und
zerriß die Haut auf der ganzen Länge. Mit einem zweiten Stoß wurde noch
der restliche Teil der Haut zerrissen." (...) Barbet hat den Winkel
sehr genau berechnet (nach dem physikalischen Gesetz der
Kräfteverteilung), der durch die Blutbahnen und mit dem Vorderarm
gebildet wird. (Abbild. 6) Dieser Beweis genügt, um die These des P. de
Gail auszuschalten. Übrigens wurde diese auf der Tagung von Turin nicht
einmal erwähnt. Nach ihr sollen die Arme des Gekreuzigten am Querbalken
des Kreuzes angebunden gewesen sein. Die auf diese Weise festgezurrten
Arme hätten aber in keinem Winkel von 65˚
abgebogen sein können. Aus dem gleichen Grunde muß die These
ausgeschaltet werden, wonach ein Block unter dem Gesäß angebracht
gewesen sein soll, "denn dadurch hätte der Körper nicht
herunterrutschen können und die Arme hätten die Stellung in einem
Winkel von 90˚ beibehalten." (Les Cinq Plaies, p.16.)
"Ein Körper von 80 Kilo, der mit seinem Gewicht auf beiden Armen in
einem Winkel von 65˚ zur Vertikalen herunterhängt, übt auf jeden von
beiden eine Zugkraft von 80/2 cos. 65 aus, d.h. ungefähr 95 Kilo ...
Ein Henker, der sein Fach kennt, mußte wissen, daß ein in die
Handfläche getriebener Nagel nicht halten würde. Tatsächlich befindet
sich die Wunde auf dem Leichentuch nicht in der Mittelhand, nämlich da,
wo ein mutmaßlicher Fälscher des Leichentuches sie mit Sicherheit
abgebildet hätte." (p. 15) Darum hat Barbet den Versuch gemacht, den
gleichen 'Passionsnagel1 von 8 mm Seitenlänge in der Höhe der
Handwurzelfalte bei einem frisch amputierten Arm einzuschlagen, an der
Stelle also, die vom Leichentuch angegeben wird. Er "wiederholte die
Kreuzigung etwa zehnmal, indem er den Einschlagpunkt jeweils um die
Mitte der Beugefalte wechselte. In allen Fällen nahm die Spitze die
Richtung ein und schien wie an den Wänden eines Trichters
herabzugleiten und in die Spur des vorgeformten Hohlraumes wie von
selbst hineinzukommen" (P.29), in den Destot-Raum also, ein anatomisch
vorgeformter Weg, eine natürliche Bahn, in der der Nagel leicht
durchgeht und von den Handwurzelknochen bzw. dem davor befindlichen
ringförmigen Sehnenband sehr fest gehalten wird". (S.20)
Die Beschaffenheit des im Leichentuch eingezeichneten Blutgerinsels
entspricht vollkommen der oben erwähnten Diagnose: es zeigt einen
Blutausfluß "von mäßiger Art, fast ausschließlich venös; der Nagel
berührt keine Arterie von Bedeutung wie jene der Handflächenbogen, denn
ein breiter Blutflecken auf dem Handrücken, gegen das Kreuz gedrückt,
hätte eine tödliche Blutung zur Folge gehabt". (Abbild. 5c) Dieses
Experimentieren erbrachte für Barbet außerdem eine weitere
Überraschung, die zugleich einen zusätzlichen Beweis für die Echtheit
des Leichentuches liefert. Diese wurde noch durch neuere klinische
Beobachtungen bestätigt und verdeutlicht, wie Messina dann auch in
seiner Mitteilung auf der Turiner Tagung berichtete. Barbet also
schreibt: "Von Anfang an,
und dann regelmäßig, stellte ich fest, daß im selben Augenblick, in dem
der Nagel die oberen Weichpartien durchstieß, der Daumen sich plötzlich
bog und sich infolge des Zusammenziehens der Ballenmuskeln dem
Handteller entgegenbog, während zur gleichen Zeit die vier Finger sich
ganz leicht beugten." Nun weist aber jede der über dem Unterleib
gekreuzten Hände des "Uomo della Sindone" nur vier Finger auf; der
Daumen liegt verborgen im Innern der Handfläche. "Hätte ein Fälscher
das erfinden können?"
Die Erklärung dieses Vorgangs zeigt, daß es sich dabei um "eine der
schrecklichsten Qualen handelt, die man sich vorsteilen kann, so
grausam, daß ihre Fortdauer mit dem physischen Leben unvereinbar wäre,
würde sich nicht eine hemmende Wirkung zeigen - .z.B. durch Ohnmacht.
"Die Sektionen haben gezeigt, daß der Stamm des Mittelnervs durch den
Nagel immer schwer verletzt war, durchgeschnitten, zerrieben, auf
Drittellänge und auf Halblänge oder auf Zweidrittellänge, je nachdem."
Auf Grund seiner klinischen Beobachtungen korrigiert Messina: die
Durchtrennung des Mittelnervs lasse den Daumen angezogen, gleichlaufend
zu den anderen Fingern. Also war der Mittelnerv des Mannes im
Leichentuch nicht durchgetrennt, sondern durch Verletzung gereizt.
Dadurch wird die Ifesfcstellung Barbet's bestätigt, nach welcher die
Stelle des Nagels in der Handwurzel, und nicht im Unterarm gewesen ist;
denn dort hätte er den Mittelnerv durchgeschnitten.
Auf der linken Handwurzel, die die andere verdeckt, lief der Blutfleck
in Richtung des Schwerpunktes, während der Leichnam am Kreuz hing; er
floß dabei in zwei verschiedene Richtungen (Abbild. 6), als ob der Mann
des Leichentuches in dieser Lage zwei wechselnde Haltungen angenommen
hätte: in der einen ließ er sich hängen, in der anderen stützte er sich
mit den Füßen. P. de Gail weist allerdings diese Auslegung ganz und gar
zurück (AMIS DE LA SAINTE FACE, Juni 1979;; denn er meint hinsichtlich
des zweiten Blutstreifens: "Der breitere Blutstrom ist eine Ergießung
im Grab". Diese Meinung vertritt er jedoch allein: "Jeder, der ein
bißchen Erfahrung besitzt, weiß, daß'ein Blutfleck auf einem Tuch keine
festen Umrisse bewahrt", sondern daß er sich sehr schnell in
unregelmäßigen Konturen in Richtung der Stoffäden verläuft. Auf dem
Handwurzelabdruck jedoch "findet sich keinerlei Verfließen, keinerlei
farbige Verdikkung zwischen den Fäden des Musters" (Barbet, La Passion
..., S.54 f.) Barbet wird des Wiederholens nicht überdrüssig, wenn er
sagt: Mit Ausnahme des Blutstromes an der Ferse des rechten Fußes -
vielleicht! - "ist auf dem gesamten Leichentuch sonst kein Blutstrom
vorhanden. Es sind lediglich Abbildungen von Blutgerinseln" und "dies
erweckt einen ergreifenden realistischen Eindruck". Ein Fälscher
"liätte niemals Flecken mit solch sauberen Rändern zustandegebracht,
die mit solch einer naturgetreuen Wiedergabe die natürlich gebildeten
Blutkrusten einer Haut aufweisen." (ebd.)
Darum wenden sich heute die Ärzte allgemein gegen die
"Immobilitätsthese" von P. de Gail hinsichtlich des Gekreuzigten (ebd.,
Juni u. Sept. 1978). Alle übernehmen die Diagnose, welche Barbet (La
Passion ..., S.143; im Anschluß an Le Bec und Hyneck aufgestellt hat,
so etwa Baima Bollone: "Ausgehend von der Tatsache, daß ein Aufhängen
an den oheren Gliedern nach kurzer Zeit durch die Bewegungslosigkeit
des Brustkorbes eine tödliche Erstickung hervorruft, kann die
verschiedene Richtung der Blutströme als Anzeichen für einen Todeskampf
durch Ersticken genommen werden; das Opfer muß vergeblich versucht
haben, dem zu entkommen, indem es sich zu wiederholten Malen auf den
durchbohrten Füßen aufrichtete." (Gerichtsmedizinische Forschungen,
Archeologia, Mai 1979.)
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