GLAUBENS- ODER MACHTKAMPF?
"Das
Bestreben der Priesterbruderschaft St. Pius X. geht dahin,
baldmöglichst die bedeutendsten Messzantran im deutschen Sprachraum in
voller eigener Verantwortung zu übernenmen, um eine echte
seelsorgerliche Betreuung der Gläubigen sicher zu stellen und dem
unwilligen Parteienstreit ein Ende zu setzen." (Unterstreichungen nicht
im Original)
So schrieb P. Franz Schmidberger in einem persönlichen Brief am 29.
Dezember 1978. Nachstehend uollen wir nun dieses Bestreben - besonders
von P. Schmidberger und P. Rochan Hand konkreter Vorgänge etwas unter
die Lupe nehmen. Uas hier auf lediglich zwei Seiten berichtet wird, ist
natürlich nur eine kleine Uebersicht mit nur einzelnen Fakten.
Ausdrücklich zu erwähnen ist, dass die Priesterbruderschaft für den
Aufbau und Unterhalt der unten erwähnten Messzentren unseres Kissens
keinen Rappen beigetragen hat.
Angefangen hat es schon im Herbst 1976, als P. Wodsack das Messzentrum
St. Michael in München buchstäblich einsacken wollte. Ueil dies nicht
gelang, wurde "auf Anordnung von S.E. Erzbischof Lefebvre in München
ein eigenes Messzentrum aufgebaut", 5 Autominuten von St. Michael
entfernt. P. Schmidberger verbot den Gläubigen ausdrücklich, den
Gottesdienst in St. Michael zu besuchen! Der eigentliche Aufbau des
Econe-Flesszentrums wurde dann allerdings nicht von Econe-Priestern
durchgeführt.
Besonders begehrenswert war für P. Schmidberger St. Theresia in Ulm.
Hatte dieses Messzentrum doch eine besondere Ausstrahlung und lag in
der Nähe seiner engeren Heimat. Durch Pressionen sowie durch Verwandte
und Bekannte suchte er dort Einfluss zu gewinnen. Es gelang'ihm sogar,
den Präsidenten des Ulmer Vereins und einen Geistlichen auf seine Seite
zu ziehen. Kurz vor dem Ziel musste er aber im Herbst 1979 den kürzeren
ziehen.
Mehr Erfolg hatte P. Schmidberger in Reutlingen und Stuttgart. In
Reutlingen ging's reibungslos, doch in Stuttgart musste zweimal dar
Vorstand ausgewechselt werden (!!!), um die Uebergabe des Messzentrums
an Zaitzkofen zu bewerkstelligen. Dabei scheute sich Schmidberger
nicht, am 24.6.1979 nach der von ihm gehaltenen Sonntagsmesse vor die
Gläubigen zu treten, um die Vorstandsmitglieder zu desavouieren,die mit
der Uebergabe nicht einverstanden waren; damit werde das
Vertrauensverhältnis zur Priesterbruderschaft gestört, erklärte er, und
deren Priester könnten deshalb St. Athanasius bis auf weiteres nicht
mehr betreuen (!!!). Das taten sie übrigens nur im reduzierten Masse, -
Die Stuttgarter haben den Verlust von St. Athanasius kompensiert durch
die Gründung von St. Dosef.
In Basel ging's los im November 1979, obwohl sich vorher schon einige
Gewitterwolken zusammengeballt hatten. Grund: Ein Einkehrtag von P. Dr.
Storck. Das war Zaitzkofen nicht genehm. Dem Messzentrum Basel
(Schutzengelkirche) wurde sofort die monatliche Zuwendung von Fr. 3000
gestoppt, die es seit anfangs 1979 aus den Geldern einer Stiftung
erhielt, die von einem im Dahre 1972 verstorbenen Basler errichtet
wurde, um die Tridentinische Messe zu erhalten. Der Stiftungsrat wird
von Zaitzkofen/Rickenbach aus gesteuert. Im weiteren wurden und werden
Priester und Gläubige pausenlos bearbeitet, sich von der SAKA
abzuwenden. Es haben schon Leute weinend gestanden, dass sie durch
Telefonanrufe und auf andere Weise unaufhörlich bedrängt würden. Kinder
wurden aus dem Religionsunterricht und Ministranten vom Altardienst
abgezogen. In einem Einfamilienhaus wurde das Gegenmesszentrum
etabliert, wobei am Sonntag wenn immer möglich mehrere Gottesdienste
angesetzt werden, um die Gläubigen von der Schutzengelkirche
wegzuziehen. Dort hielt P. Roch am 17.1.1980 einen Vortrag und
verbreitete Unwahrheiten über die SAKA und das neue Priesterseminar
Heilig Blut. Obwohl absolut keine Notwendigkeit bestand, versuchte man,
E´òne-Priester für regelmässige Gottesdienste in der Schutzengelkirche
aufzuzwingen, was gleichbedeutend mit einem trojanischen Pferde gewesen
wäre.
In den Januar-Mitteilungen 1980 schrieb P. Schmidberger hinsichtlich
des Priesterseminars Heilig Blut: "Uir werden dieser Neugründung
gegenüber eine abwartende Haltung einnehmen, den Ausspruch Gamaliels
beherzigend ...." Ende Danuar, also im gleichen Monat, wurde die
Berliner SAKA von Schmidberger aufgefordert, die Zusammenarbeit mit der
SAKA aufzugeben; auf keinen Fall dürfe während der Messen gedrucktes
Material der SAKA aufliegen, andernfalls würden keine Priester mehr
gestellt!11 Herr Scholz von der Berliner Arbeitsgruppe schrieb in einer
Erklärung am 13.2.1980: "Ich sah keinen Grund, der SAKA den Rücken zu
kehren, zumal sie uns in der Vergangenheit grosszügig unterstützt hatte
und weiterhin unterstützt. Die Notwendigkeit der Heranbildung von
Priestern in grösserer Zahl zeigt die Tatsache, dass es bisher nicht
möglich uar, z.B. an Hochfesten einen Geistlichen bestellt zu
bekommen." - Mlan muss wissen, dass seit Sommer 1978 in Berlin
monatlich eine heilige Messe uar, veranstaltet von der Berliner SAKA.
Zelebranten waren meist E´òne-Priaster, die von Zaitzkofen/München nach
Berlin flogen. Für die Flugspesen kam die SAKA auf.
"Bis zum Mai muss die SAKA erledigt ssin" hiess es im März 1980 in
Luzem. Dort wurde vor allem durch die Agitation eines sich solchen
nachenschaften zur Verfügung stellenden Priesters versucht, das
Messzentrum an der Uinkelriedstrasse 35 zu erobern. Es hiess, man
bekomme von EcÙne Priester, der Erzbischof selber komme, die SAKA ginge
einen falschen Weg, der Vorstand müsse erweitert werden, es dürften
keine Schriften von Pater Storck und PËre Barbara aufliegen etc. Clan
droht mit einem Gegenmesszentrum. Am Sonntag, 8. Juni 1980, benützte
ein Mann die Abwesenheit des Luzerner SAKA-Präsidenten, um die
Gläubigen nach dem Gottesdienst in der Kapella durch unklare und
missverständliche Erklärungen zur Stellungnahme für die Uebergabe des
Messzentrums an Ec´òne-Hörige zu bewegen. Nachdem der Coup misslang,
meldete der gleiche dann anderntags einem Geistlichen, "in der
Uinkelriedstrasse ist nichts mehr!"
Fazit: Die Okkupations-Gewinne
von P. Schmidberger und P. Roch blieben trotz der grossen Anstrengungen
der letzten zwei Jahre sehr bescheiden. Erfolg hatten sie in
Reutlingen, einen Teilerfolg in Stuttgart, wenig Erfolg in Berlin und
bis jetzt keine Erfolge in München, Ulm, Basel und Luzern. Die
Wühlarbeit wird indes weiter gehen!
Man kann sich nun die Frage stellen: Warum wollen diese geistlichen
Herren eigentlich die Messzentren übernehmen? Dort, wo ein Messzsntrum
blüht, wo es priesterlich betreut wird, besteht doch kein Grund, dass
es in die "volle eigene Verantwortung" der Priesterbruderschaft
übergeht. Könnte man nicht an solchen Orten Seelsorgszentren aufbauen,
wo noch Brachland ist? Wieviele Grosstädte haben noch kein Messzentrumi
Ausgedehnte Regionen haben noch keine priesterliche AssistenzI
P. Schmidberger gibt darauf einige Antuorten. In den
Dezember-Mitteilungen 1979 hat er folgendes geschrieben: "Uie Sie
wissen, haben wir im Sommer die beiden Messzentren in Stuttgart und
Reutlingen übernommen ....... Kirchliches Gut gehört von der Verfassung
der Kirche her gesehen grundsätzlich in kirchliche Hände." Nach dieser
Logik sind also Econe-Hände = kirchliche Hände. Detzt wissen wir's!
Es soll dei "Parteienstreit" ein Ende nehmen, meint P. Schmidberger
ferner in dem eingangs erwähnten Brief. Wir stellen dazu fest, dass es
in der heutigen äusserst schwierigen Situation immer wieder zu
Spannungen und Meinungsverschiedenheiten kommen kann. Es hat aber erst
dann unwürdige Streitereien gegeben, wenn sich P. Schmidberger um das
betreffende Messzentrum interessierte.
Die "bedeutendsten Messzentrsn" sollen "baldmöglichst" von der
Priesterbruderschaft übernommen werden, meint P. Schmidberger ferner.
Hat dieser Termindruck etwa einen Zusammenhang mit bestimmten
kirchenpolitischen Strategien? Ueshalb könnte man blühende Messzentren
nicht einfach blühen lassen, uenn sie nicht in eine Richtunqsänderunq
einbezogen werden müssten?
Es ist auch zu berücksichtigen, dass nicht nur in Politik und
Uirtschaft imperialistische Tendenzen grassieren. So kann man sich mit
Recht fragen: Geht es P. Schmidberger und P. Roch um den Glauben und um
eine echte Seelsorge - oder geht es um die Macht? Diejenigen, welche
die geschilderten Vorkommnisse miterleben mussten, werden sich darauf
die rechte Antuort geben. Aussenstehends mögen versuchen, sich ein
sachliches Urteil zu bilden.
CH-4011 Basel, 12. Juni 1980
Sekretariat der SAKA
A. Eisele |