DIE KENNZEICHEN EINER HÄRETISCHEN LITURGIE
von
H.H. P. Guéranger
Der bedeutende Benediktiner Abt und Erneuerer des Mönchtums im 19.
Jahrhundert Dom Prosper Guéranger hat in seinem Werk über die Liturgie
("Institutions Liturgiques") einige Merkmale genannt, die nach ihm für
die meisten sektiererischen Abspaltungen von der römisch-katholischen
Kirche und ihrer Liturgie charakteristisch sind. Diese Merkmale zeigen,
wie wenig modern die Modernisten und ihre Ideen in Wirklichkeit sind!
Abt Guéranger nennt folgende Charakterzüge:
1. "Der Haß auf die Tradition in den Formeln des Gottesdienstes ...
Jeder Sektierer, der eine neue Lehre einführen will, findet sich
unfehlbar der Liturgie gegenüber, die die Tradition in ihrer höchsten
Macht darstellt, und er wird nicht eher Ruhe finden, bis er diese
Stimme zum Schweigen gebracht hat.
2. Die Ersetzung der Formeln kirchlichen Stils durch Lesungen der
Heiligen Schrift. Dies ist ein Mittel, um die eigenen Lehren zu
propagieren und zu stützen, entweder auf dem Weg der Behauptung oder
dem der Leugnung.
3. Die Herstellung und Einführung neuer Formeln.
4. Der Anspruch auf die Rechte des Altertums. Die Sektierer wollen das
Christentum von allem befreien, was der Irrtum und die Leidenschaften
der Menschen an Falschem und Gottes Unwürdigem beigemischt haben.
5. Die Entfernung aller Zeremonien und Formeln, die Mysterien zum
Ausdruck bringen. Also keine Sakramente außer der Taufe, ... keine
Sakramentalien, keine Segnungen, keine Bilder, keine Heiligenreliquien,
keine Prozessionen, keine Wallfahrten usw. Es gibt keinen Altar mehr,
sondern nur einen Tisch; kein Opfer wie in jeder Religion, sondern nur
noch ein Mahl.
6. Die Einführung des Gebrauchs der Volkssprache im Gottesdienst! Das
ist einer der bedeutsamsten Punkte in den Augen der Häretiker. Der Kult
ist keine Geheimsache, sagen sie: das Volk muß verstehen, was es singt.
Der Haß gegen die lateinische Sprache ist dem Herzen aller Feinde Roms
eingeboren.
7. Die Befreiung von aller Ermüdung und von allen Unannehmlichkeiten,
die dem Körper von der Liturgie auferlegt werden. Zuerst kein Fasten,
keine Enthaltsamkeit mehr; kein Knien mehr beim Gebet; für den Diener
des Tempels keine täglichen Gebetsverpflichtungen mehr, ebenfalls keine
zeremoniellen Gebete mehr im Namen der Kirche. Das ist eine der
Hauptformen der großen protestantischen Emanzipation: Die Verminderung
der Zahl der öffentlichen und privaten Gebete."
(zitiert nach Siebel, Wigand: "Katholisch oder konziliar" München 1978, S.343 f) |