DIE GROSSE BOTSCHAFT VON LA SALETTE
(Auszug)
Melanie, was ich dir jetzt sagen werde, wird nicht immer geheim
bleiben; du wirst es im Jahre 1858 (im Jahr der berühmten
Muttergotteserscheinungen zu Lourdes, Anm d. Red.) bekanntmachen
können.
Die Priester, Diener meines Sohnes, die Priester sind durch ihr
schlechtes Leben, ihre Ehrfurchtslosigkeiten, ihre Pietätlosigkeit bei
der Feier der heiligen Geheimnisse, durch ihre Liebe zum Gelde, zu
Ehren und Vergnügungen Kloaken der Unreinigkeit geworden. Ja, die
Priester fordern die Rache heraus, und die Rache schwebt über ihren
Häuptern. Wehe den Priestern und den gottgeweihten Personen, die durch
ihre Treulosigkeiten und ihr schlechtes Leben meinen Sohn von neuem
kreuzigen! Die Sünden der gottgeweihten Personen schreien zum Himmel
und rufen nach Rache, und siehe, die Rache ist vor ihren Türen; denn es
gibt niemand mehr, der die Barmherzigkeit und die Verzeihung für das
Volk erfleht; es gibt keine großherzigen Seelen mehr; es gibt niemand
mehr, der würdig wäre, das makellose Opferlamm dem Ewigen zugunsten der
Welt aufzuopfern.
Gott wir in beispielloser Weise zuschlagen.
Wehe den Bewohnern der Erde! Gott wird seinem ganzen Zorne völlig
freien Lauf lassen, und niemand wird sich so vielen vereinten Übeln
entziehen können. Die Häupter, die Führer des Gottesvolkes, haben das
Gebet und die Buße vernachlässigt, und der Dämon hat ihren Verstand
verdunkelt; sie sind irrende Sterne geworden, die der alte Teufel mit
seinem Schweife nach sich zieht, um sie zu verderben. Gott wird es der
alten Schlange gestatten, Entzweiungen unter die Regierenden, in alle
Gesellschaften, in alle Familien zu bringen; man wird körperliche und
geistige Peinen erleiden; Gott wird die Menschen sich selbst überlassen
und wird Strafgerichte senden, die während mehr als 35 Jahren
aufeinander folgen werden. (...)
***
ÜBER DIE WAHRE DEMUT
VON MELANIE CALVAT
(BRIEF vom 27.01.1880)
Es scheint mir, die Demut ist nichts anderes als die Wahrheit: so recht
überzeugt sein von unserem Nichts und von unserer Nichtigkeit; von
unserer Unfähigkeit, ohne Gott, ohne seine Gnade, ohne sein Wirken in
uns, auch nur ein einziges, für den Himmel verdienstliches Werk tun zu
können. Nun, damit die Gnade Gottes in uns wirken kann, müssen wir nur
mit unserem Willen mitwirken und dazu ist noch nötig, daß Gott diesen
Willen anstößt.
Wenn wir aber einmal in dieser Haltung gefestigt sind, so recht davon
überzeugt, daß wir aus uns selbst nichts vermögen und wenn man dann
umsonst eine Gabe Gottes empfangen hat, könnte man da so undankbar und
so blind sein, daß man diese Gabe Gottes und seine Wohltaten nicht
anerkennt?
Eine Statue, eben erst fertiggestellt, wird vergoldet. Wenn sie nun
sprechen könnte, könnte sie dann sagen, sie wäre nicht vergoldet worden
und könnte sie so diese Wohltat leugnen, gar noch aus 'Demut'? Hieße
das nicht, den Wohltäter nicht anerkennen und sich dadurch für die
Zukunft weiterer Gunsterweise zu berauben? Und wenn die Statue sagt,
daß sie vergoldet worden ist, könnte sie so dumm sein, glauben zu
machen, daß sie sich habe selbst vergolden können, und würden die
Leute, die diese vergoldete Statue sehen, nicht allzugleich ihre
Gedanken auf den Maler richten, der sie mit einer so wunderbaren
Vergoldung verziert hat? Wenn diese Statue die rechte Gesinnung hat,
wird sie sich dann nicht noch mehr verdemütigen, da sie sieht, daß sie
nichts als Erde war, und daß das, was sie heute ist, nicht von ihr
kommt und eine ganz unverdiente Gnade ist. |