"DAS IST EIN VERLORENER BAUPLATZ",
ERKLÄRTE MIR EIN FRANZÖSISCHER BAUER
von
Octave Chenier
(aus "Cahiers non conformistes";
übersetzt von Dr. Ambros Kocher, Solothurn - Schweiz)
"Sie
sollen sehen und doch nicht einsehen, hören und doch nicht verstehen."
(Mark. 4,12) "Durch das viele Ansehen gelangt man dazu, alles
anzunehmen. Durch das viele Annehmen gelangt man dazu, alles zu
rechtfertigen." (hl. Augustinus)
Ein komisches Schauspiel bietet uns die traditionalistische Partei,
jene nämlich, die mehr oder weniger nur nach außen den hl. katholischen
Glauben verteidigen. Wie steht es mit ihren Verfechtern und ihren
Zielen? Die letzte Verfolgung wird nach Bossuets Worten nicht blutig
verlaufen, vielmehr wird sie den Charakter der Verführung annehmen. Und
die Wölfe werden derart gut in S&afskleidern daherkommen, daß es
selbst den Auserwählten unmöglich sein wird, sie zu erkennen. Ja
merkwürdiges Schauspiel auch jenem gegenüber, an dem ein kleines Stück
weißer Soutane hängt, wobei der 'Papst von St. Parresles Vaudes' vorne
dran sein muß: "Endlich haben wir einen guten katholischen Papst, der
alles wieder in Ordnung bringen wird." Aber wie soll das geschehen bei
dem Apparat, den sich Paul VI. geschaffen hat, und der von ihm an der
Stelle belassen wird? Dazu war dieser Paul VI. ein Häretiker, selbst
nach Abbé Georges de Nantes. Er hat es bewiesen, das Konzil war
irrgläubig. Und Karol Wojtyla ist das Kind dieses 'Papstes' und seines
Konzils. Durch welches Zauberstück soll er da plötzlich als
vollkommener Katholik vor uns stehen? Auf dem "Weg nach Damaskus"?
Gewiß, alles ist bei Gott möglich! Aber das wüßten wir dann schon. Doch
Johannes Paul II. kämpft unermüdlich für seine Menschenrechte. Wie soll
man also diesen 'guten katholischen Papst1 in Einklang bringen mit den
von Pius VI. verurteilten Rechten? Diese Rechte bedeuten den Dekalog
der Synagoge Satans, den Gegensatz zu den acht Seligkeiten. Die
dringendste Aufgabe gegenüber der Menschheit, die ihran zeitlichen und
ewigen Verderben entgegen zu gehen droht, bestünde heute darin, allen
Menschen - und vor allem ihren Führern! - ihre Pflichten und einem
jeden Buße und Bekehrung in Erinnerung zu rufen. In diesem Karol
Wojtyla steckt ein Demagoge, ein Tribun, der völlig den Priester
versteckt. All das ist bestimmt nicht sehr katholisch. Dank der
modernen Technik konnte alle, die zu verstehen suchen, die Bilder
seiner Mexiko Reise verfolgen. Hinzu kommt auch die erstaunliche
Unterhaltung im Flugzeug. Als ein Journalist sich erkühnte, ihm
gegenüber zu bemerken, er setze sich selbst in Widerspruch mit seinen
Aussagen, wurde seine Geste zurückhaltend; er erwiderte verlegen, er
überlasse das Urteil ...; ja, dieser Widerspruch, der stimmte: in
Puebla verurteilte er zwar wörtlich die Theologie des revolutionären
Christus, doch dann predigte er den Indianern, den Arbeitern, den Armen
einen sillonistischen Christus: den Klassenkampf. Die Texte liegen vor,
man braucht sie nur anschauen und den Kopf nicht im Gefieder
verstecken.
In allem, was auch unser Georg Dandin denken mag, sehe ich darin nichts Katholisches.
Ein anderer Widerspruch bei denen, die sich Traditionalisten nennen:
die Hl. Messe. Einzig deswegen, zu ihrer Verteidigung, haben sich
überall Gruppen gebildet. Sie leben mehr oder weniger in Katakomben, in
Anarchie, im Schisma. Man anerkennt nämlich immer noch die konziliare
Hierarchie, ohne ihr dabei zu gehorchen. Jeder handelt nach seinem
Gutdünken, wird mehr oder weniger protestantisch. Dabei zelebriert
dieser 'gute Papst' die falsche Messe, die nach einigen zweifelhaft
gültig, nach anderen ungültig ist. Jedenfalls stellt sie eine
Gotteslästerung dar, sie führt zum Glaubensverlust; wenn man ihr
beiwohnt sündigt man auf jeden Fall sehr schwer. Also kann ich als
einfacher armer Gläubige der 'Messe' dieses 'guten katholischen
Papstes' nicht beiwohnen. Er ist gar nicht Papst, allein deshalb, weil
er diese gotteslästerliche 'Messe' feiert. Doch der 'gute katholische
Papst' konzelebriert mit loo, 2oo, ja 3oo Konzelebranten in allen
Sprachen. Ein wandelnder Turm Babel! Er beschneidet die Hl. Schrift
nach seinem Gutdünken. Er läßt vor seinen Augen unkonsekrierte Hostien
austeilen. Für die Modernisten gibt's statt des anbetungswürdigen
Leibes Christi bloß gebrochenes Brot - für eine neue Zeit. (Vgl.
Osserv. Rom. vom 2o.2.79)
Und dann war es dieser Johannes Paul auch, der als Erzbischof von
Krakau die Teier des hl. Meßopfers in seiner Diözese verboten hat, um
es durch die modernistische Eucharistiefeier zu ersetzen, den "Ritus
modernus", der wie P. Yan, Theologe von Solesaes erklärt (in seinem
Buch über den montinischen Ritus) nichts anderes darstellt wie die
lutherische Mahlfeier, wie selbst Mgr. Lefebvre in Florenz feststellte.
Wie kann er nun diesen als gültig anerkennen? 0 Logik! Ja, die 'Messe'
von Luther gleicht der von Paul VI. und Johannes Paul II. Das ist also
nun einmal keine Messe! Und? Alles wird wieder in Ordnung gebracht?
Sehen wir also nicht auf "den Greuel an heiliger Stätte", verhüllen wir
unser Angesicht. - Nein, meine Brüder, diese Lämmer sind Wölfe. "Der
Sommer ist nahe", bedecken wir unser Haupt mit Asche und tun wir Buße!
Und dann ist da noch dieser liebe Herr Madiran. Er glaubt (vgl.
"Itinéraires" Nr.231, S.184) dazu berufen zu sein, seine Hand auf die
Arche Gottes zu legen und sie wieder aufzurichten, (vgl. II Samuel 6,6)
Im Römischen Brevier heißt es (2. Könige): "Es darf doch nicht sein,
daß sich die Hilfe vermindere im Moment, da in Rom eine neue Hoffnung
erscheint, und wo es so viel zu tun gibt." Bedeutete etwa
möglicherweise die Verleihung eines Kardinalshutes (an Mgr. Lefebvre)
die Bekehrung zum neuen Gewaltheber? Sollte das dann heißen, daß dieser
Kampf gegen Paul VI., diese Verteidigung der Messe nur eine
Scheinhandlung gewesen wäre? ein Mittel unter anderen, um die letzten
Widerstände im Glauben aufs Abstellgeleis zu führen? Wo ist da der
katholische Glaube?! Der Grund zu alledem? Denn Johannes Paul II. ist
Johannes XXIII. + Paul VI., und er verbirgt es nicht. Er ist ein Paul
VI., aber in noch schlimmeren Sinne. Dieser war Theologe und
modernistischer Philosoph im Hause; er dagegen ist Theologe und
Philosoph aufi öffentlichen Plätzen, jovial und sympathisch. Als
Erzbischof von Krakau saß er in kurzen Hosen - den Bischofsring
entfernt - beim Piknik mit einer reizenden Freundin im Minirock: so
schaut die neue 'Religion' des Klerus aus! (Vgl. Paris Match vom Febr.
79). Der Streich mit der Soutane war für die reinen Seelen gedacht.
Denn in Krakau trug er sie nicht all zu oft. Warum sich also entrüsten
über unsere Bischöfe, die die Augen zukneifen vor Mgü Riobé und seinen
leichten Sitten? In Krakau tat man es ebenso. Die französischen
Bischöfe gehorchen etwa nicht dem Papst? Aber doch! Es ist nur Madiran,
der davon nichts versteht - oder er spielt bloß Komödie. (...) Wann
ziehen sie sich endlich den Schleier von den Augen, diese
traditionalistischen Parteien, die nicht aufhören, den Häretikern
gegenüber blind zu bleiben?
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