WAS HEISST: DIE "NEUE HESSE" KANN GÜLTIG SEIN?
von
Reinhard Lauth
Das große Argument, mit dem Mgr. Lefebvre seine zweideutige Haltung zum
NOM zu stützen sucht, lautet: die neue Messe kann unter Umständen
gültig sein. Wir wollen untersuchen, was dieser Satz in Wahrheit
aussagt.
Zu einer gültigen Hl. Messe gehören ein geweihter Priester, die allein
zulässige Opfermaterie (Wein und Brot), die richtige Intention des
Priesters, der das Meßopfer vollzieht, und die richtige Form der Hl.
Messe. Die Notwendigkeit, daß ein geweihter Priester (sacerdos) das Hl.
Opfer vollzieht, ist nicht strittig; ebenso nicht, daß nur Brot und
Wein die zu wandelnde Materie sein können. Alles konzentriert sich also
auf die Intention und die Form der Hl. Messe.
Der Satz: Der NOM kann gültig sein, könnte besagen wollen, daß das Hl.
Opfer nur bei richtiger Intention des Priester vollbracht wird. Doch
kann bei näherer Betrachtung dies gerade mit dem Satz, "der NOM kann
gültig sein" von Mgr. Lefebvre nicht gemeint sein. Denn die
Voraussetzung der richtigen Intention gilt ebensowohl für die
tridentinische Hl. Messe. Wenn allein die Intention derjenige Faktor
ist, von dem die Gültigkeit der hl. Messe abhängt, so besagte der
fragliche Satz: diese Intention einmal vorausgesetzt, ist der NOM in
seiner derzeitigen Form (bzw. richtiger: seinen derzeitigen Formen), so
zelebriert, wie er von seinen Verfassern und Paul VI., der den Text und
die zugehörigen Bestimmungen promulgiert hat, vorgeschrieben ist, ohne
weiteres gültig. Nach den sonstigen Äußerungen von Mgr. Lefebvre über
den NOM scheint es nicht, daß er dies hat sagen wollen; hat er es
gewollt, so wäre er mit seiner Weigerung, den NOM zu akzeptieren, ohne
weiteres ein schismatischer Rebell. Es muß also an noch etwas anderem
als nur an der richtigen Intention des Zelebranten liegen, ob der NOM
gültig ist, wenn er gefeiert wird. Überlegen wir nunmehr, was das sein
könnte.
Da wären zunächst die gefälschten Konsekrationsworte. Da die Kirche
dogmatisch bestimmt hat, daß nur die Einsetzungsworte Christi die
Wandlung bewirken können, fallen "Messen", in denen diese Worte nicht
gebraucht werden, ganz von selbst aus dem Bereich der gültigen Messen
heraus.
Aber nehmen wir den Fall, daß bei der Wandlung des Weines "pro multis"
(bzw. die entsprechenden landessprachlichen Wörter) verwendet wird -
ist in diesem Falle der NOM gültig?
Die Textpassage, in der die Wandlungsworte im NOM vorkommen, faßt diese
Worte als etwas, das historisch berichtet wird. Wenn der nach dem NOM
Zelebrierende diese Worte so, wie sie im Text des NOM als
Einsetzungsbericht erwähnt werden, rezitiert, so berichtet er von einem
historischen Ereignis, daß vor ca. 2ooo Jahren stattgefunden hat. Ein
solcher bloßer Bericht bewirkt aber nicht gegenwärtig die Wandlung der
Substanzen in Leib und Blut Unseres Herrn. Der Zelebrant müßte also
zummindesten, wie es scheint, durch eine jedesmalige besondere
Intention wollen, daß diese Worte, wenn er sie so, wie sie im NOM
stehen, ausspricht, keine historische Berichterstattung sein, sondern
gegenwärtig wandeln sollen.
Doch auch dies nützte nichts. Denn wenn der Priester die Hl. Messe
liest, muß er seiner Intention nach tun, was die Kirche tun will, wenn
sie jene Worte durch ihn aussprechen läßt. Nun beweisen aber sowohl die
Bestimmungen des Wesens der Hl. Messe in dem berüchtigten, später
zurückgezogenen ursprünglichen Artikel VII des NOM, als auch der
unbefangen aufgefaßte Sinn der Wandlungspassage, daß die Intention der
Reform-Kirche bei deren Promulgation war, entweder nur einen
historischen Bericht an die Stelle der wirkkräftigen gegenwärtigen
Wandlung zu setzen oder doch wenigstens etwas zu promulgieren, das
zweideutig zwischen historischem Bericht und wirksam vollzogener
gegenwärtiger Wandlung steht. Mgr. Lefebvre selbst hat gesagt, die neue
"Messe" sei "zweideutig" (ambigue). Man muß aber hinzufügen, daß sie
von ihren Urhebern gewollt zweideutig ist. Wenn nun der Zelebrant
vollzieht, was nach deren Sinn in dem NOM zu vollziehen ist, so
vollzieht er eine willentlich zweideutige Handlung, die eben deshalb
nichts gültig bewirken kann.
Kann denn aber der Zelebrant nicht durch eine gedankliche Operation
alles von den Wandlungsworten als solchen trennen, was im NOM in Bezug
auf sie steht und sie zu einem historischen Bericht macht, und so die
Messe validisieren? Man beachte, daß zunächst durch eine solche
Handlungsweise nicht mehr der NOM vollzogen würde! Schon allein
dadurch, daß man gesteht, die Wandlung könne im NOM nur durch einen
solchen Akt der Isolierung effektiv werden, gibt man zugleich zu, daß
der NOM als solcher genommen, wie er promulgiert ist, niemals gültige
Hl. Messe sein kann.
Aber sehen wir davon ab. Der zelebrierende Priester handele mittels
einer bewußten besonderen Intention in der besagten Weise - kann nun
dadurch seine Messe gültig werden?
Hier ist zunächst zu beachten, daß die bloßen isolierten (im übrigen
unverfälschten) Wandlungsworte keine Wandlung bewirken können. Wörtlich
genommen würde der Priester durch sie ja Brot und Wein gar nicht in den
Leib und das Blut des Herrn, sondern in sein eigenes Fleisch und Blut
verwandeln. "Dies ist mein Leib" besagt ja, wörtlich genommen, im Munde
dessen, der diese Worte ausspricht, daß dies eben sein Leib, und nicht
der Leib Christi ist. Der Priester muß für die Person Christi handeln
und dies eindeutig in der Hl. Messe ausdrücken. Die Wandlungspassage
des NOM drückt aber nicht aus, daß dies auch der Sinn der Handlung sein
könne, aber natürlich ebensogut auch nur, daß von einer längst
vergangenen Geschichte historisch berichtet wird. Die Worte der
gefeierten Messe müssen eindeutig ausdrücken, daß mit den
Einsetzungsworten wirklich gegenwärtig die Wandlung vollzogen wird,
d.h. erneut das (diesmal unblutige) Opfer Christi.
Und dies führt uns auf den Sinn der übrigen Worte und Handlungen der
Hl. Messe mit Bezug auf die Wandlungsworte. Diese begleitenden Gebete
und Handlungen sind in einer ganz bestimmten Rücksicht wesentlich für
den Vollzug des hl. Opfers. In ihnen muß eindeutig ausgedrückt sein,
daß die Wandlungsworte und der mittels ihrer vollzogene Akt eine
gegenwärtige Wandlung bewirken sollen. Besagen sie das Gegenteil davon
oder gewollt etwas Zweideutiges, so können die richtigen
Wandlungsworte, vom übrigen Text und den übrigen Handlungen in der
Messe (oder "Messe") gedanklich isoliert, die hl. Wandlung nicht
bewirken.
Die die Hl. Wandlung begleitenden Gebete und Handlungen können aber,
ganz abgesehen davon, was sie in Bezug auf die Wandlungsworte und
-handlung in derselben Messe (oder "Messe") sagen, auch sonst etwas
aussagen, was zu dem Sinn der Hl. Messe und dem Glauben der Kirche, die
sie feiert, in Widerspruch steht.
Liest man aber den Text des NOM und bedenkt man den Sinn der in ihm zu
vollziehenden Handlungen, so findet man kein Mitopfer der Kirche und
des Zelebranten, sondern nur eine "Darbringung von Gaben", auf die der
Zelebrant sich in einer das alttestamentliche Opfer karikierenden Weise
als auf das Werk seiner Hände bezieht (NB. eine Bezugnahme, die schon
nach jüdischer Vorschrift unerlaubt und sakrilegisch ist. Wir opfern
nur, was Gott uns geschenkt hat, und nicht das stolze Werk unserer
Hände - weil unsere Hände nämlich allein gar nichts bewirken können.).
Wir finden im NOM ferner statt einer Teilnahme am Opfer Christi nur
eine Mahlfeier, der die Weihung der Materien dient. Wir finden im NOM
den Kult einer Mitmenschlichkeit, die nicht indirekt durch die
Gemeinschaft mit Gott im Hl. Opfer, sondern direkt in der Zusammenkunft
der Feier unter dem Vorsitz eines Präsidenten realisiert werden soll.
Die begleitenden Worte und Handlungen des NOM widersprechen dadurch und
damit der wahren Hl. Messe und dem Glauben der Kirche. Dies wird noch
viel offensichtlicher, wenn man daran denkt, daß die Absicht derer, die
den Text des NOM (oder: die Texte) schufen und promulgierten, eben
dieser Gegensatz zur traditionellen katholischen und durch den Herrn
selbst bestifteten Auffassung der Hl. Messe war. Man hat sich bewußt
haeretischen Gebeten und Handlungen anderer christlicher Konfessionen
angeglichen *) - so sehr, daß man dafür in Kauf nahm, mit den
ostkirchlichen katholisChen Christen in einen Widerstreit zu geraten,
durch den die Gemeinschaft in der Katholizität mit ihnen unmöglich
gemacht ist. (Niemals wird die orthodoxe Kirche eine Liturgie dieser
Art als gültig anerkennen.)
Ich fasse zusammen: Schon die Wandlungspassage des NOM, in dem Sinne
ihrer Urheber und Promulgatoren und wortwörtlich so genommen, wie sie
abgefaßt ist, macht (auch dann, wenn "für viele" verwendet wird) eine
wirksame gegenwärtige Wandlung unmöglich. Der NOM kann also niemals
eine gültige hl. Messe sein. Nur, wenn der zelebrierende Priester
stillschweigend und für die Assistenz trügerisch Passagen der gültigen
Liturgie an die Stelle von solchen des NOM setzt, könnte diese Messe
allenfalls eine wirkliche Hl. Messe sein. Aber dann ist sie eben nicht
mehr der NOM!! ! Dann wird unter dem bloßen Anschein des NOM eine
gültige Liturgie (defekt) zelebriert.
Wie wir gesehen haben, invalidisieren die die Wandlungspassage
begleitenden Gebete und Handlungen des NOM aber dadurch, daß sie
zweideutig, täuschend, im Widerspruch zum katholischen Glauben und zum
Sinn der wirklichen Hl. Messe sind, auch subreptiv gebrauchte richtige
Wandlungsworte. Werden diese begleitenden Worte und Handlungen
stillschweigend und täuschend verbessert oder durch andere ersetzt, so
gilt wie im Absatz zuvor, daß nicht mehr der NOM, sondern eine andere
Liturgie zelebriert wird. Dann ist diese gültig und macht diese die Hl.
Wandlung mit gültig, nicht aber der NOM.
Wir können deshalb abschließend in kurzer Zusammenfassung sagen: der
NOM kann niemals gültig sein. Nur die rechtgläubige Liturgie könnte -
für den Zelebranten stets schwer schuldhaft - unter dem Schein des NOM
eine gültige Messe sein. Aber diese Liturgie ist nicht der NOM, sondern
eben stets katholische rechtgläubige Liturgie. Wenn die Lefebvristen
mit Mgr. Lefebvre sagen: der NOM kann unter gewissen Umständen gültig
sein, so führen sie mittels eines unzulässigen Sprachgebrauchs die
Gläubigen irre. Der NOM - wenn es nur wirklich der NOM ist - kann
niemals gültig sein.
Wer diese Erkenntnis mitvollzogen hat, frage sich nun abschließend:
Kann ein 'Papst', der eine solche 'Messe' wie den NOM anordnet und vor
der Weltöffentlichkeit zelebriert (Johannes Paul II. in Lateinamerika:
por todos!), die unmöglich gültig sein kann, selbst gültig Papst sein?
Oder muß er nicht vielmehr als Usurpator betrachtet werden, der den
Stuhl Petri de facto einnimmt, obwohl ihm dieser de iure nicht zusteht?
Dieser Pseudopapst und damit Pseudochristus unterdrückt bewußt und mit
Absicht zugunsten einer unwirksamen Scheinmesse den vom Herrn gewollten
fortwährenden Vollzug Seines hl. Opfers; er unterbindet den Zufluß des
Blutes**) zum Leibe des Herrn und gehört damit zu den Kreuzigern
Christi.
Anmerkungen:
*)In seiner Schrift "De abroganda missa privata" von 1521 schreibt
Luther: "Sagt uns, ihr Pfaffen Baals: Wo steht geschrieben, daß die
Messe ein Opfer ist, oder wo hat Christus gelehrt, daß man gesegnet
Brot und Wein opfern soll? (...) Christus hat einst sich selbst
geopfert, er will von keinem andern hinfort geopfert werden. Er will,
daß man seines Opfers gedenken soll. Wie seid ihr denn so kühn, daß ihr
aus dem Gedächtnis ein Opfer macht?". -
Luther hätte sich leicht überzeugen können, daß bei Tertullian,
Cyprian, Cyrill, Chrysostomus, Ambrosius, Augustinus, um nur diese
alten Väter zu nennen, insbesondere aber in den Liturgien der gesamten
katholischen Kirche das Gegenteil gesagt wird. Soll man annehmen, daß
schon die frühen Christen vom Willen Christi abgewichen sind - und
überall?
**) Nicht zufällig sind gerade die Worte der Wandlung des Weines in das Blut des Herrn verfälscht!
***
Die religiöse Anarchie wird immer größer
Jeder gläubige katholische Christ muß sich besorgt fragen:
1. Brachte das II. Vatikanum die erhoffte Reform oder die Zerstörung des Glaubensgutes?
2. Ist die neue Messe Pauls VI. gültig oder nicht?
3. Reicht der Priester den Gläubigen in der Kommunion den Leib des Herrn oder nur ein Stück Brot?
4 Haben wir noch eine intakte Amtskirche oder ist sie vom Glauben abgefallen?
5. Ist Johannes Paul II. überhaupt rechtmäßiger Papst?
Die Vorwürfe gegen die Reformer hüufen sich!
EINSICHT, das Organ des Freundeskreises e.V. der Una voce Gruppe Maria,
8000 München 1, Postfach 610, gibt Antwort auf diese Fragen vom
Standpunkt der katholischen Lehre.
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