PREDIGT VOM 4. OKTOBER 1981
von
Abbé François Egregyi
(übers: v. Hagen Ladwein)
(gehalten im Priorat Christ König, Brüssel)
Im Namen des Vaters, und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Meine vielgeliebten Brüder!
Letzten Mittwoch haben wir das Fest des heiligen Erzengels Michael
gefeiert und bei dieser Gelegenheit auch den zweiten Jahrestag unseres
Priorates in Brüssel, dessen unsichtbarer Patron der heilige Erzengel
ist. Wie sie wissen, wird diese Kapelle gewöhnlich von Priestern der
Priesterbruderschaft St. Pius X. versorgt, welche Msgr. Lefebvre vor
etwa lo Jahren gegründet hat.
Seit einiger Zeit ist es so, daß bestimmte absurde Gerüchte unter den
belgischen Traditionalisten kursieren, daraufhin ausgerichtet, meinen
Ruf zu treffen. Einige unter ihnen haben die Idee gehabt, einen
gemeinsamen Brief an Msgr. Lefebvre zu senden, um die Wahrheit wieder
herzustellen. Aufrichtig danke ich diesen Personen, und ich drücke
ihnei gleichermaßen meine Anerkennung aus, habe ich doch durch diese
Tatsache gelernt, daß praktisch alle Gläubigen diesen gemeinsamen
Brief, um ihrem Zeugnis Ausdruck zu verleihen, unterzeichnet haben.
Trotz dieser Schritte von Ihrer Seite, befahl mir Msgr. Lefebvre, das
Priorat von Brüssel zu verlassen, und er entschied, mich in ein anderes
Priorat in den Vereinigten Staaten zu versetzen! Ich sehe mich indessen
verpflichtet, diese Versetzung kategorisch zurückzuweisen, da
ungerechte Motive vorliegen, und das aus mehreren Beweggründen.
Zuerst ist diese Versetzung das Ergebnis übler Nachrede und
verschiedener Verleumdungen, durch eine kleine Gruppe von Personen
verbreitet, welche diese Kapelle praktisch nie besuchen. Ich kann diese
erzwungene Verbannung schwierig gelten lassen, weil meine Oberen sich
nicht selbst die Mühe gemacht haben, die Richtigkeit dieser Gerüchte
und Verleumdungen nachzuprüfen. Dann fordert mein Oberer, daß ich
mehrere Personen vor die Tür setzen solle, welche regelmäßig in diese
Kapelle kommen, weil sie nicht dieselbe Meinung wie er über Johannes
Paul II. und die neue 'Messe' haben. Aber wie diejenigen, welche das
kanonische Recht kennen, wissen, ist diese Kapelle eine öffentliche
Kapelle; ich befinde mich in der Unmöglichkeit, die Betreffenden
herauszusetzen, wenn es sich nicht um einen notorischen Häretiker oder
eine Person, die sich in einer unsittlichen oder amoralischen Haltung
befindet, handelt. Endlich, und das ist sicher viel schwerwiegender,
findet sich der wahre Grund meiner Versetzung in die Vereinigten
Staaten anderswo, aber meine Oberen wollen das nicht öffentlich
eingestehen. Der wahre Grund, meine Brüder, ist der folgende: Ich stehe
nicht in Gemeinschaft mit Johannes Paul II., und ich glaube, daß die
neue 'Messe' ungültig ist, vom Recht her, wegen Mängel der Form und der
Intention, und kosequenterweise kann man nicht daran teilnehmen. Denn
bei den Sakramenten, wie bei der Messe, müssen wir absolut sicher über
ihre Gültigkeit sein. Wir haben kein Recht, Sakramente zu empfangen,
die den geringsten Zweifel, was ihre Gültigkeit betrifft, liefern. Wir
müssen absolut sicher sein, echte Sakramente empfangen zu können, um
die Gnaden zu empfangen. Das ist der wahre Grund meiner Versetzung in
die Vereinigten Staaten.
In diesen beiden Punkten, Johannes Paul II. und die neue 'Messe',
handelt es sich nicht um eine Frage der Meinung - wie man fortdauernd
zu Unrecht und verkehrterweise wiederholt -, in Wirklichkeit handelt es
sich um eine Frage des Glaubens und der Nächstenliebe. Wenn Paul VI.
und Johannes Paul II. Päpste sind, muß man in allem, was das Dogma, die
Moral und die sakramentale Ordnung betrifft, gehorchen, weil sie sich
auf diesen Gebieten nicht irren können, vor allem nicht, wenn sie
sakramentale Riten promulgieren, denn die Promulgation eines
sakramentalen Ritus enthält die päpstliche Unfehlbarkeit. Wenn wir
ihnen nicht gehorchen, dann sind wir es, die zu Schismatikern werden.
So müßten wir die neue 'Messe' zelebrieren und sie müßten regelmäßig
daran teilnehmen. So müßte man glauben, daß absolut alle Menschen -
selbst die Nicht-Getauften - Kinder Gottes dank der Menschwerdung
Christi sind. So müßten wir glauben, daß es in allen
(nichtkatholischen) Sekten Möglichkeiten zum ewigen Heile gibt. So
müßte man glauben, daß der Irrtum ebenso viele Rechte wie die Wahrheit
in der Verbreitung in allen nichtkatholischen Religionen hat und daß
die katholischen Staaten den Irrtum schützen und verteidigen müssen,
weil sie dies alles öffentlich lehren, und nicht mehr aufhören es
öffentlich zu lehren, sowohl Paul VI. als auch Johannes Paul II.. Sie
finden alle ihre Irrtümer der Kirchenlehre im 'Observatore Romano' und
in 'La documentation cahtolique', Woche für Woche. Ein wirklicher
Papst, dem der Heilige Geist beisteht, kann, selbst in seinem
alltäglichen Lehramt, keine solchen abweichenden, häretischen Sachen
und Irrlehren urbi et orbi wie Paul VI. und Johannes Paul II.,
promulgieren! Das ist einfach unmöglich! Alle Getauften sind durch das
Bekenntnis ihres Glaubens verpflichtet, sich Rechenschaft darüber zu
geben, ob das gemeinsame Glaubensgut der Kirche, durch die Personen,
denen diese Aufgabe aufgetragen ist, behütet wird oder nicht. Um unsere
physische Gesundheit sind wir besorgt, und wir nehmen keine alte,
verdorbene, verfälschte oder vergiftete Nahrung an. Für unser ewiges
Heil müssen wir das nicht weniger tun. Wer es auch sein mag, selbst die
höchste staatliche Autorität, hat nicht das Recht, uns zu befehlen, daß
wir akzeptieren, uns, um den Anschein des öffentlichen Friedens gegen
die Zwietracht zu gewährleisten, vergiften zu lassen. Nun, in den
Fragen des Glaubens kann niemand uns legitimerweise anordnen, passiv
eine beleidigende und häretische Doktrin anstelle unseres Herrn Jesus
Christus anzunehmen und das in der angelichen Absicht, die Tiara nicht
abzunehmen, die niemand mehr trägt und tragen will. Das erste unter
allen Glaubensgütern, die unser Herr Jesus Christus der Kirche
anvertraut hat, die Messe, das unblutige Opfer welches das Opfer von
Kaivaria erneuert, ist seit zwanzig Jahrhunderten das Objekt weniger
gewalttätiger Angriffe; aber sicherlich (sind die heutigen Angriffe,
Anm.) viel hypokriter als solche des 16. Jahrhunderts, als jene der
ersten Reform. Zu den ersten, die abgelehnt haben mitzumachen, hat man
gesagt: "... dieses Problem überschreitet Ihre Kompetenz, es ist nicht
an Ihnen eine solch schwerwiegende Frage zu sanktionieren ..." (hier im
Sinne von: abzuurteilen; bestrafen, Anm.) Sie kennen das Resultat.
Jene, die sich durch dieses falsche Argument beeindrucken ließen,
assistieren heute bei einer Synaxe, wo ein Individium im Nachthemd von
Taizé den Vorsitz führt und nach der einheimischen Leier singt. Heute
bedient man sich derselben Arglist, um uns zu verleiten, die
vollständige Besetzung des apostolischen Stuhles durch eine Person,
welche nicht aufhört eine andere Religion und ein anderes Evangelium zu
predigen als die Religion und das Evangelium unseres Herrn Jesus
Christus, zu akzeptieren, eine Religion und ein Evangelium, die den
Kult des Menschen als Fundament haben. Kontinuierlich verkündet man uns
den Kult des Menschen, die Menschenrechte. Das ist eine humanitäre,
rein humanitäre, rein humanistische Religion, die überhaupt nichts mehr
mit der Religion zu tun hat, die unser Herr Jesus Christus gegründet
hat. Und man wirft ein: "... unsere Lösung (welche da ist: durch
Hypothese die Legitimität von Johannes Paul dem II. zu akzeptieren) ist
die einzige, die die Sichtbarkeit der Kirche bewahrt. Deshalb, wenn ihr
sie ablehnt, seid ihr Schismatiker." Das Argument, im Ganzen,
zusammengefaßt, will sagen: "Wenn die wahre Kirche von euren sinnlichen
Augen verschwinden würde, müßtet ihr euch beeilen, daran einen Fehler
zu finden, wenn sie nur sichtbar bleibt." Nein, meine Brüder, das, was
man nötig hat, ist, mit den Augen des Glaubens zu sehen, daß die Kirche
nicht in die Hände ihrer Feinde fallen kann. Das was nötig ist, das
ist, sich nicht wie die Apostel den vorzüglichen Tadel zuzuziehen, als
sie sich vom göttlichen Meister alleingelassen glaubten, welcher
während des Sturemes eingeschlafen war: "Kleingläubige Menschen"". Das
was nötig ist, ist unsern Herrn Jesus Christus mit Vertrauen anzurufen,
er möge doch in Güte unsere Prüfung abkürzen, aber der erste Beweis des
Vertrauens wird sein, sich zu niemand anderen als an Ihn zu wenden.
Alleine an unseren Herrn Jesus Christus können wir diesen Appell
richten, unsere Prüfung abzukürzen. An niemand anderes! Ich dachte,
sehr naiv vielleicht, wenn ich in der Bruderschaft verbliebe, wäre es
mit der Zeit möglich, denen mir anvertrauten Gläubigen die Lehren der
Kirche immer erklären zu können, durch Predigten, durch private
Gespräche, ihnen die wirkliche Situation der Kirche verständlich machen
zu können, so wie sie sich in der neuen, reformierten Kirche
gegenwärtig darstellt, welche sich wie ein krankhaftes Efeu an der
wahren Kirche festklammert. Das ist es was die neue Kirche macht, sie
will die wahre Kirche überwinden. Also gut! Sie ist nicht die wahre
Kirche. Ich dachte daran, sie ganz langsam mit Geduld zu führen, ihnen
die Häresie und das Schisma, welche beim Vatikanum begann, aufzudecken.
(...) Mein Oberer hat anders entschieden, deshalb muß ich diese Sachen
schnell heute machen.
Meine Brüder, es kommt ein Moment, wo der Ungehorsam eine Aufgabe wird.
Normalerweise, was mich betrifft, müßte ich die Versetzung annehmen,
die mir mein Oberer bescheinigt hat. Aber es ist mir unmöglich darin zu
gehorchen, denn in den Vereinigten Staaten, würde man mir das gleiche
befehlen, und es würde mir aufgegeben, daß ich über diese kapitalen
Fragen zu schweigen hätte. Schon in Econe, zur Zeit meiner Exerzitien,
Ende September wollte einer meiner Oberen mich in eine unserer Schulen
versetzen, um dort Englisch zu unterrichten und mir mein Ehrenwort
abzunehmen, daß ich das Gebet für Johannes Paul II. bei den
Aussetzungen bete und daß ich nichts mehr sagen dürfe, weder zu den
Schülern, noch in der geistigen Direktion, selbst nicht in der Beichte,
was meine Meinung über den vakanten heiligen Stuhl betreffe.
Einsichtigerweise habe ich ein solches Ehrenwort zurückgewiesen. Es
gäbe über alle diese Fragen so viel zu sagen; heute fehlt mir die Zeit
um mich darüber auszulassen. Ich lege jedoch Wert auf den Hinweis, daß
ich mich an die Anordnung all jener halten werde, welche, ehrlich und
aufrichtig, wünschen, mehr Auskünfte zu erlangen. Leider sind heute
viele Traditionalisten über das Thema Johannes Paul II. geteilt,
nachdem sie für eine Zeit gegen Paul VI. vereint gewesen waren - denn
aus bestimmten, mysteriösen Beweggründen hoffen diese Traditionalisten
Frieden mit ihm zu schließen und in gutem Ansehen bei ihm zu stehen.
Ich kann nicht verstehen, wie wir Frieden mit einer "religiösen Maske,
hinter der überhaupt nichts ist" schließen können, wie ein junger Vikar
aus Cordoba, in Mexiko zu Msgr. Lefebvre während seines Besuches zu
Beginn dieses Jahres, sagte. Weil sie das ist, die neue Kirche "eine
religiöse Maske, hinter der überhaupt nichts ist", stürzt in dieser
Kirche alles ein, es gibt keine Berufung mehr, die Priester und
Religiösen verzichten auf ihre Berufung. Um zu schließen, meine Brüder,
ich bin keineswegs Gefangener der Royalisten oder Neonazis, der
Guerardisten oder Barbaristen, weil das auch Bestandteile der Gerüchte,
die über mich kursieren, sind. Ich bin nur für immer Gefangener unseres
Herrn Jesus Christus und der Lehre seiner katholischen Kirche. Ich
gehöre bedingslos nur unserem Herrn Jesus Christus, niemand anderem,
merken sie sich das gut! Ich denke, mit der Hilfe unseres Herrn Jesus
Christus und seiner heiligen Mutter meinen Dienst in Brüssel weiterhin
ausüben zu können. Ich werde sie zu gegebener Zeit informieren,
unterdessen erlaube ich mir, sie dringend um ihre Gebete zu bitten,
zuerst und vor allem für die Rückkehr Johannes Pauls II.zum wahren
Glauben, für das ewige Heil seiner Seele, weil er auf dem Weg des
Verderbens mit diesen häretischen und irrgläubigen Lehren ist, die er
gerade öffentlich lehrt; dann für die Stärkung Msgr. Lefebvres und
endlich für mich selbst, der ich die Verantwortung für eure Seelen
während dieser zwei Jahre hatte.
Daß Gott euch für eure Treue segne und für euren Edelmut während dieser
zwei Jahre, und daß er euch mit seinem Licht erleuchte, um klar zu
sehen in dieser abscheulichen Situation der Kirche, und daß ihr in
Konsequenz handelt!
Im Namen des Vaters, und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
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