GEDANKEN ZUM DREIKÖNIGSFEST
von
H.H. Pfarrer Joseph Leutenegger
Die Kirche bezeichnet das Dreikönigsfest eigentlich als Epiphanie oder
Theophanie d.h. Gotteserscheinung. In dieser Bezeichnung kommt der
tiefe Sinn des Festes besonders zum Ausdruck. Dreikönig ist das Fest
der Offenbarung der Gottheit Christi. Christus ist Gott. Das ist die
Fundamentalwahrheit, die wir uns nie genug vor Augen halten können, mit
der wir uns nie genug vertraut machen können, zumal in unseren Tagen,
wo die Gottheit Christi unter schwerstem Beschüß der Modernisten liegt.
Mit der Gottheit Christi aber stehen und fallen wir alle. Zwei Gedanken
aber drängen sich am heutigen Festtage auf:
1. Die Hinkehr zu Christus als Gott beglückt,
2. Die Abkehr von Christus macht unglücklich.
1. Die Hinkehr zu Christus beglückt.
Das sagt uns die Krippe, das sagt uns die Erfahrung.
a) Die Krippe. Die drei Könige
waren Heiden aus den fernen Euphrafc-und Tigrisländern, dem heutigen
Iran. Doch sie waren aufrichtige Gottsucher. Ihr gesunder Ver-(stand
führte sie von den Geschöpfen zum Schöpfer, dem einen wahren Gott. Aus
den Büchern der Juden, die sie sicherlich kannten - sie waren ja
längere Zeit in ihrer Nähe (denken wir an die siebenzigjährige
Gefangenschaft der Juden in Babylon) - hatten sie wohl etliche
Kenntnisse von den messianischen Weissagungen. Sie kannten sicher die
Verheißung von einem zukünftigen glorreichen Gotteskinde, dessen Mutter
eine Jungfrau aus dem Stamme Jesse sei. Sie wußten wohl auch von dem
wunderbaren Stern Balaams, von dem das vierte Mosesbuch erzählt, der
aus dem Stamme Jakob aufgehen und die Geburt eines großen Königs
anzeigen sollte (27.17). Dazu haben diese drei Weisen sicherlich auch
viel gebetet, daß Gott sie erleuchte. Und siehe wie wunderbar!
Plötzlich sahen sie einen neuen, bisher unbekannten Stern. Sofort waren
sie überzeugt, daß dieser Stern die Geburt des verheißenen Königs
anzeige. Nach Katharina Emmerich war dieser Stern nicht hoch und
beinhaltete ein liebliches Kindlein. Als bald machten sie sich auf und
zogen auf langen gefährlichen Wegen ins Judenland, um das neu geborene
Kind aufzusuchen.
Und wie sie es endlich fanden, in grenzenloser Armut, in einem Stalle,
in einer Krippe auf Stroh, verzagten sie nicht. Sie nahmen den Erlöser
an, wie er sich ihnen zeigte, wie der Himmel ihn schenkte. Wie schlicht
und einfach, und doch so überwältigend berichtet das Evangelium: "Sie
fanden das Kind und seine Mutter und beteten es an. Sie taten auch ihre
Schätze auf und brachten ihm Geschenke dar, Gold, Weihrauch und
Myrrhen" (Mt.2,II,12)
Wie über alles unendlich glücklich die Weisen nun waren. Sie hatten
ihren Herrn und Gott gefunden. Von Bethlehem zogen sie in ihr Land
zurück. Das Evangelium sagt weiter nichts mehr von ihnen. Die Legende
erzählt, daß ihr ferneres Leben ein einziges Lieben und Sehnen war nach
der Kommunion der Ewigkeit. Die Hinkehr zu Christus beglückt. Das sagt
uns auch die Erfahrung.
b) Erfahrung: Am 18. Dezember
1626 ward dem Schwedenkönig Gustav, dem Vorkämpfer der Reformation in
Deutschland zu Stockholm, ein Kind geboren, namens Christine. Nach 2
Jahren starb Gustav Adolf und Christine wurde Königin. Sie war
außerordentlich begabt, mit allen Vorzügen des Geistes und Körpers
ausgestattet. Erzogen wurde sie von einem aufgeklärten lutherischen
Geistlichen. Sie blieb von seinem Unterricht ganz und gar unberührt und
unbefriedigt. Als sie einmal in einem Buche des Heiden Cicero las, daß
es nur eine wahre Religion geben könne und daß alle anderen falsch sein
müssen, ging ihr ein Licht auf. Sollte der katholische Glaube, dem ihr
Vater abgeschworen hatte und den er grimmig bekämpfte doch der wahre
Glaube sein? Sie begann ihn zu studieren, verschaffte sich die
Schriften der Kirchenväter und las sie. Dann ließ sie sich von einem
katholischen Geistlichen unterrichten. Mehr und mehr überzeugte sie
sich von der Wahrheit des katholischen Glaubens. Insbesondere, so sagte
sie, machte es einen überwältigenden Eindruck auf sie, als sie sah, wie
klar und scharf die katholische Kirche die Gottheit Christi lehrt. Wie
sie endlich von der Wahrheit voll und ganz überzeugt war. hielt sie
nichts mehr zurück. Weil in Schweden verfassungsmäßig die Regierung in
lutherischen Händen sein mußte, verzichtete sie auf die Regierung,
legte die Krone nieder und verließ das Land. Am Weihnachtstage 1654
legte sie in Brüssel das katholische Glaubensbekenntnis ab und
konvertierte. Wie unaussprechlich glücklich war sie nun. In einem
Briefe schrieb sie: "Mit der größten Freude habe ich mein Land
verlassen". Der Glaube an Christus war ihr mehr wert als der
glänzendste Thron in der Welt. So sehr die Hinkehr zu Christus
glücklich macht, macht
2. die Abkehr von Christus unglücklich
Das sagt uns wiederum die Krippe und die Erfahrung.
a) Die Krippe. Herodes kein
eigentlicher Jude, sondern ein Idumäer, ein Nachkomme Esaus war
ungläubig, sittenlos und über alle Maßen grausam. Statt sich zum
Gotteskind zu kehren, wandte er sich gegen dieses. Ja, er wollte es mit
Gewalt aus dem Wege räumen. Wie die drei Weisen nicht mehr zu ihm
zurückkamen, sandte er seine Soldaten nach Bethlehem und ließ dort und
in der Umgebung alle Knäblein, die noch nicht 2 Jahre alt waren,
hinmorden, in der sicheren Hoffnung, auch das Jesuskind zu treffen,
eine schauderhafte Greueltat. Wie aber ward Herodes dadurch namenlos
unglücklich? Mußte der furchtbare Kindermord nicht ständig vor seinen
Augen stehen und ihn anklagen? "Keine Pein ist härter als Gewissens
Pein", sagt der hl. Isidor. "Das böse Gewissen ist die Hölle", sagt der
hl. Bernhard. Das erfuhr sicher auch der unselige Herodes. Bald nach
dem Kindermord starb er an den Folgen seiner Ausschweifungen
(4.n.Chr.). An uns liegt es nicht zu richten, aber ist sein Leben und
Sterben nicht das allerschauerlichste das sich denken läßt? Sagt doch
der hl. Geist selber: "Furchtbar ist es in aeinen Sünden in die Hände
des lebendigen Gottes zu fallen."
Und Jerusalem? "Wohnung des Friedens" bedeutet der Name. Ja, eine
Wohnung des Friedens hätte Jerusalem für alle Menschen aller Zeiten
werden sollen. Indem es das Gotteskind nicht aufnahm, sondern verstieß,
wie entsetzlich unglücklich wurde es. 37 Jahre nach dem Tode Jesu ward
die Stadt von den Römern erobert und so gründlich zerstört, daß
buchstäblich kein Stein auf dem andern blieb. Die Wohnung des Friedens
war eine Stätte des Grauens. Das Volk wurde zersprengt in die ganze
Welt, ohne Priester, ohne Altar, fremd unter fremden Völkern. Bis in
die Neuzeit. Und das, weil es den Erlöser Jesus Christus nicht annahm,
ihn verstieß und ihn kreuzigte. Und was sagt die weitere
b) Erfahrung? Wie schaurig sind
die 18 großen Christenverfolger vom Schauplatz des Lebens abgetreten.
Vier endeten durch Selbstmord, neun wurden ermordet, die übrigen gingen
sonst irgendwie zu Grunde. Heinrich VIII. von England, der das
englische Volk vom wahren Glauben trennte und gottlos lebte, ward
seines Lebens nimmer froh. Wie er 1547 vor seinem Tode stand, soll er
den furchtbaren Ausspruch getan haben: "Ich Unglücklicher! Ich sterbe
gehaßt von den Menschen, verflucht von Gott!"
1924 lag der französische Schriftsteller Anatol France auf dem
Sterbebett. Er hatte seine reichen Talente gebraucht, um Christus und
das Christentum zu bekämpfen. Ist es ihm wohl bekommen? Einst hatte er
gehöhnt: "Gott, du Galliläer, ich suche Dich nicht. Wahngebilde die Du
des Lebens Feste störst." Wie entsetzlich mußte er büssen, besonders im
Sterben. In seiner Agonie gestand er, wie sein Sekretär Brouson
berichtet: "Es gibt auf der ganzen Welt kein so elendes Wesen, wie ich.
Man hält mich für einen glücklichen Menschen. Aber ich war in meinem
Leben nicht einen einzigen Tag glücklich."
1933 übernahm in Deutschland der Nationalsozialismus die Macht. Wie
eine Meteor stieg er auf, um dann wieder wie ein Meteor zu versinken.
Als seinen Hauptgegner bekämpfte er Christus und das Christentum.
Letzteres war ihm nur ein jüdisches Produkt, dem deutschen Wesen
artfremd. Hoch stieg der Nationalsozialismus äußerlich auf. Schon
triumphierte er, auf den Ruinen des Christentum das looojährige Reich
aufzurichten. Da kam im Mai 1945 der Zusammenbruch. Gerade 12 Jahre
hatte das looojährige Reich gedauert. Das Ende war eine grenzenlose Not
an allen Ecken und Enden. Und die Urheber dieser ungeheuren
Welttragödie? Sie endeten wie alle Christenverfolger. Die einen am
Galgen, die anderen durch Selbstmord. Seid überzeugt: Wer immer sich
von Christus abkehrt, wird unendlich unglücklich.
Christus ist Gott. Er ist die zweite Person der heiligsten
Dreifaltigkeit. Er war vor der Geburt beim Vater im Himmel und zu ihm
ist er wieder bei der Himmelfahrt zurückgekehrt. Er regiert mit dem
Vater in alle Ewigkeit.
So müssen wir rückhaltlos glauben. Wir dürfen uns von Christus kein
Bild machen nach unserem Belieben, wie es uns gefällt, und wäre es noch
so rührend schön. Aus diesem Glauben müssen wir leben und zwar
rücksichtslos. Wir dürfen die christliche Lehre nicht nach unserem
Belieben auslegen, bloß annehmen, was uns gefällt. Christus sagt ganz
genau, was wir tun müssen. Er hat uns das vollkommenste Beispiel
gegeben. Wir müssen in seinen Fußspuren wandeln, ihm nachfolgen ... So
werden wir unfehlbar froh und glücklich sein schon in diesem Leben,
besonders aber in der Ewigkeit.
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