ZU EINER VERLAUTBARUNG VON MONSEIGNEUR LEFEBVRE
von H.H. Pater M.L. Guérard des Lauriers O.P.
(übers. von M.S. und H.L.)
Abbé Coache verbreitet in seiner Zeitschrift "Der Glaubenskampf" Nr. 59
ein "Communiqué, veröffentlicht von S.Ex. Msgr. Lefebvre und mehreren
verantwortlichen Priestern des hl. Widerstandes". Dieses CommuniquÈ,
der Presse am 28. Mai übergeben, bezweckt nichts weniger als "die
grundsätzlichen Positionen der Tradition zusammenzufassen. Viele
Priester und Laien, die für Zentren, Gruppen, Stiftungen und
Zeitschriften verantwortlich sind, hätten es unterzeichnen können."
Man bestätigt, daß es jene "hätten unterzeichnen können", aber: sie
haben es nicht getan. Manche verweigerten sogar empört die
Unterschrift. Andere, wäre es an ihnen gewesen zu unterzeichnen, hätten
es ebenso abgelehnt.
Der Grund hierfür ist, daß die "sieben", d.h. Msgr. Lefebvre sowie die
anderen sechs Unterzeichner, nämlich "Msgr. Ducaud-Bourget, der
Ehrwürdigste Dom Gérard OSB, der Ehrw. Vater Eugéne OFM Cap., der Ehrw.
Vater André und Abbé Aulagnier, die von Abbé Coache nach Flavigny in
das Haus Lacordaire eingeladen worden waren", daß "diese sieben" also,
während sie einzig und allein vorgaben, die "grundsätzlichen Positionen
der Tradition zusammenzufassen", statt dessen in Rede und Tat Irrtümer
und sogar Häresien bestätigten, die ausdrücklich von der gesamten
Tradition verurteilt wurden.
Einerseits legte sich das sogenannte CommuniquÈ, auch wenn sein Inhalt bedeutende Wahrheiten
angemessenerweise ins Gedächtnis zurückruft, in der Tat auf zwei bereits bekannte Standpunkte fest: daß nämlich:
"2) Sie (d.h. die "Sieben") an den Stuhl Petri und an den Nachfolger
Petri trotz der schweren Vorwürfe, die man ihm zu Recht machen darf,
gebunden bleiben ..." daß:
"6) Sie verlangen, daß die Gläubigen sich wieder un die Priester
scharen, die sich an Rom und an den Nachfolger Petri gebunden fühlen."
Nun aber ist es häretisch, (im Gegensatz zum Gesunden Glaubensinstinkt)
und irrig in Bezug auf die gesamte Tradition vorzugeben, daß man einem
sogenannten "Nachfolger Petri", der erstens gewohnheitsmäßig Häresien
in Wort und Tat begeht; der zweitens praktisch all das fördert, was,
wenn dies möglich wäre, die Kirche zerstören könnte; der sich drittens
weigert, in der Praxis das dem apostolischen Stuhl eigene Charisma der
Unfehlbarkeit so auszuüben, wie er dies müßte, nämlich im Hinblick
darauf, die schwerwiegendsten Veränderungen der hl. Messe sowie im
Magisteri un, die in kurzer Zeit, wenn dies möglich wäre, den Ruin der
Kirche nach sich ziehen würden, unwiderruflich zu verurteilen und
auszurotten.
Andererseits wäre der "Geist" dieses CommuniquÈs, ein "Geist", der es
gewissermaßen möglich machen würde, gleichzeitig an
Widersprüchlichkeiten festzuhalten, dieser Geist wäre die "Liebe zu
Jesus" ... so wie Abbé Coache sie versteht.
Er selbst sei es gewesen, schreibt er, der die sechs anderen
Unterzeichner des Communiqués nach Flavigny eingeladen habe; er ist
also fähig, die Geisteshaltung zu präzisieren, die ihn hierzu bewogen
hat. AbbÈ Coache wiederholt also einmal mehr und ohne auf irgendein
Gegenargument zu antworten, daß der "Rechtsverlust" aufgrund von
Häresie nichts anderes als eine Meinung sei, obwohl dieser
"Rechtsverlust" ausdrücklich durch das kanonische Recht festgesetzt
ist.
Nach dieser überheblichen Ermahnung verweist Abbé Coache, Dr. des
kanon. Rechts, auf denjenigen, den er scheinbar für den
"Sachverständigen" des in Flavigny abgehaltenen "Konzils" (?) hält: "Um
zu schließen, kann ich nichts mehr tun als den Ehrw. P. Eugéne zu
zitieren." ("Der Glaubenskampf" Nr.59,S.8):
Der zitierte Text des R.P. EugÉne enthält einige Sätze über "die
Nächstenliebe", gänzlich belastet von jener Art Verdächtigungen, die
gerade der hl. Apostel Paulus ablehnt und bekämpft. (I Kor. XIII,5)
Diese Anschwärzung, auf Show bedacht und schwächlich, wird durch
folgende "lehrmäßige" Bestätigung eingeleitet: "Die Anwesenheit der
Gläubigen in unserer traditionellen Messe ist keine Finalität, der
Glaube an die dogmatischen Wahrheiten ist dies ebensowenig; was zählt
ist der in der Liebe wirkende Glaube, welcher zur Liebe un Gottes
Willen und zur brüderlichen Nächstenliebe führt."
Nun ist aber nicht nur der Glaube an die dogmatischen Wahrheiten eine
Finalität, sondern er ist für die Kirche "Hüter und Gebieter des
geoffenbarten Wortes", (Vat I de fide eh.3, Denz.3ol2), die erste und
gebieterischste aller Finalitäten: "Wenn jemand sagt, daß der lebendige
Glaube, der durch die Liebe wirksam wird, die einzig notwendige Gnade
Gottes sei, so sei er im Banne." (Vat I, de fide eh.3, Canon 5,
Denz.3035) Der R.P. Eugéne befindet sich also "im Banne", d.h. er ist
feierlich exkommuniziert, ohne es allerdings zu wissen, im besten
Glauben und aller Lauterkeit, ber nicht ohne schweres Ärgernis zu
geben.
Übrigens ist die Häresie des R.P. Eugéne die verführerischste der von
Luther bekannten Irrtümer, ein Irrtun, der schon lange vor dem Vat. I
durch den hl. Paulus selbst verurteilt worden ist. "Die Liebe erfreut
sich der Wahrheit" (Kor.XIII.6). der Glaube, vor allem wenn er durch
die Liebe wirkt, schließt aus, daß man das mißachtet, was das
geoffenbarte Glaubensgut sein muß. "Hütet das Glaubensgut mit dem
Beistand des hl. Geistes, der in uns wohnt" (II Tim 1,14; Tim VI 2o).
"Wer auch immer gerettet werden will, muß vor allem andern am
katholischen Glauben festhalten. Derjenige fällt ohne Zweifel dem
ewigen Verderben anheim, welcher den kath. Glauben in seiner
Unversehrtheit und Reinheit nicht befürwortet ... (Es folgt die
Rekapitulierung der Lehre der Erlösung, der Menschwerdung und der
Dreifaltigkeit). Dergestalt ist der kathol. Glaube. Niemand kann
gerettet werden ohne treu und fest an diese Lehre zu glauben."
(Symbolun des hl. Athanasius) - "Die Meinung ist verkehrt, nach welcher
man das ewige Leben durch jedes beliebige Glaubensbekenntnis erhalten
kann. (Gregor XVI, Enzyklika "Mirari vos" 15. August 1872)
Es ist also für einen jeden Gläubigen, der wahrhaft der Tradition
verbunden ist, strenge Pflicht, nicht das kleinste Stückchen Vertrauen
in den "Generalstab der Sieben" zu setzen.
Einstimmig und an wen Besseres mehr verkünden sie ein Wunder, wie dies
falsche Propheten immer getan haben. Sie schaffen einen neuen Frieden
und verdrehen die Gewissen. Sie schreien: "Tradition, Tradition ..."
aber sie verdrehen den Glauben der Einfachen. "Umarmen wir uns immer,
überwinden wir jegliche Opposition der Lehre in der Liebe Jesu ..."
Solcherart war der falsche Ökunenismus, der unabwendbar die Kirche
teilte, indem er danach trachtete, die mit der Tradition verbundenen
Gläubigen zu verurteilen und auszuschließen, und sich so von der Lehre
entfernte. Solcherart ist der gleiche falsche Ökumenismus, ausdauernd
und sich in das "Konzil der Sieben" schlängelnd, der unabdingbar die
der Tradition verbundenen Gläubigen untereinander teilen muß, indem er
die "fundamentalen Positionen der Tradition" radikal entstellt, sie
arglistig schmälert ("Diminutae sunt veritates a filiis hominum" Ps
XI,2) und danach trachtet, jene, für die "die Liebe sich nur an der
Wahrheit erfreut" und die durch die gekreuzigte Liebe an die
Unversehrtheit des geoffenbarten Glaubensgutes gebunden sein wollen, zu
verurteilen.
Es ist also im einzelnen eine ernste Pflicht jedes wirklich an die
Tradition gebundenen Gläubigen, weder das geringste Vertrauen noch
irgendwelchen Glauben dem Bischof entgegenzubringen (der, im Angesicht
der Gläubigen, die Verantwortung für das am 28. Mai von der Presse
verbreitete Communique übernimmt und der sich im vorzeitigen Ausgeben
von eitlen Versprechungen stark macht, indem er sich vor einer
Pseudo-Autorität niederbeugt, welche bloßzustellen er den
gerechtfertigten Mut haben müßte, sondern ihn anzuklagen und
zurückzuweisen, anstatt sich ihm anzuschließen und ihn anzuerkennen.
Wenn Monseigneur Lefebvre tatsächlich das Vertrauen derer
zurückgewinnen will, in deren Augen er, bewußt oder unbewußt, weiterhin
das "Werk des Verräters" (Einsicht IX,6; Februar 198o, S.217) erfüllt,
so muß er:
1. den abscheulichen "Brief an unsere
Freunde und Wohltäter" Nr.16 vom 19. März 1979 widerrufen, in welchem
der Brief von Mgr. Lefebvre an Joh.Paul II. vom 24. Dezember 1978
wiedergegeben wurde;
2. den "Brief an die Wohltäter" Nr. 2o (19.März 1981) widerrufen, der
noch abscheulicher als der Brief Nr. 16 ist, weil er, trotz der
negativen Erfahrungen, die sich so noch zwei Jahre länger hinzogen und
noch andauern, den grundsätzlichen Irrtum (Anm. d.Übers.: über die Art
des Verhältnisses zu Rom) erneuert;
3. die den Priestern der Bruderschaft St. Pius X. auferlegte
Verpflichtung, Joh.- Paul II. "una cum ecclesia" im Kanon der hl. Messe
zu nennen, annulieren (Vgl.: "Fideliter" Nr.13, S.7o);
4. die Abschnitte 2) und 6) des am 28. Mai von der Presse verbreiteten
Communiques (am 7. Juni im "Glaubenskampf" abgedruckt) annulieren oder
berichtigen;
5. ausdrücklich die von P. EugÉne stammende Häresie verurteilen und
widerrufen, daß diese Häresie das Resultat aus dem in Flavigny
abgehaltenen "Konzil"(?) habe begründen können, zwar in voller
Übereinstimmung mit dem H.H. AbbÈ Coache, aber in vollkommener
Unstimmigkeit, was den hl. Geist angeht, der einzig der Geist der
Wahrheit ist.
Diese Verdeutlichungen wollen weder Bruch noch Agressivität bedeuten;
sie sind ganz einfach die unersetzliche Mahnung der Wahrheit,
unauswählbar geworden auf Grund einer solch schädlichen Zerrüttung, die
die "Sieben" zahlreichen Opfern einimpfen, nicht nur durch ihre
(scheinbar; Anm.d.Red.) edelmütigen Aktivitäten, sondern im Besonderen
auch durch dieses ihr triumphales "Communiqué".
Am Fest U.L. Frau v. Berge Karmel
Donnerstag, 16. Juli 1981
gez.: M.L. Guérard des Lauriers O.P
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