VON WUNDERN, DIE SICH IN LA SALETTE EREIGNETEN
(aus: Konzionator, Alfons: "La Salette
und die nächste Zukunft" Lingen 1921; wiederaufgelegt von Pfarrer
Engelbert Zunhammer, Vachendorf 1980, S.87-89.)
Zunächst sei eine Heilung erzählt aus den ersten Wochen nach Entstehung
des Wallfahrtsortes. Franziska Laurent, die Frau eines Bäckermeisters
aus Corps (einer 4 Stunden von La Salette entfernten Stadt) war schon
durch 16 Jahre an allen Gliedern gelähmt und 7 Jahre lang
ununterbrochen ans Krankenbett geheftet. Nur mit größter Schwierigkeit
vermochte sie sich auf Krücken einige Schritte weit vom Bett zu
schleppen. Ende November 1846 ließ sie sich Wasser von der Quelle zu La
Salette bringen und hat gleichzeitig ihre Verwandten, für sie eine
Wallfahrt auf den heiligen Berg von La Salette zu unternehmen und dort
um ihre Gesundheit zu beten. Mehr 5oo\)rtsbewohner erfüllten den Wunsch
der Kranken und pilgerten am 24. November nach La Salette. Und siehe!
In dem Augenblicke, wo von den 5oo Wallfahrern um die Heilung der
Franziska Laurent gebeten wurde, wurde diese zu Hause plötzlich
vollkommen gesund. An demselben Abend, als die Prozession nach Corps
zurückkam, kam die genannte Bäckersfrau ohne Krücken den Wallfahrern
entgegen und schloß sich denvZuge an, der sich zur Pfarrkirche bewegte.
Alle Anwesenden waren beim Anblick der Kranken von Freude und auch von
Furcht ergriffen. Am andern Tage, dem 25. November, dem Gedenktage der
hl. Katharina, kniete die zuvor kranke Frau zum größten Erstaunen aller
Ortsbewohner an der Kommunionbank der Pfarrkirche, wo sie die hl.
Kommunion empfing. (Sieh die Schrift: "Die Geschichte der Erscheinung
zu La Salette" 1847, Einsiedeln, Gebr. Karl und Nikol. Benziger, S.48).
In der genannten Schrift werden auch einige staunenswürdige Heilungen
von Nonnen erzählt, die eine neuntägige Andacht zur Mutter Gottes
verrichtet und das Wasser von La Salette getrunken hatten. (Seite 51
und 86). Um diese Zeit (24. Juli 1847) schrieb der Erzpriester Nikod,
Pfarrer zu Lyon: "Die Heilungen werden immer zahlreicher ... Täglich
erhält man Kunde von neuen Heilungen." (S. 53 und 8o) Und der Pfarrer
Perrin von La Salette schrieb drei Jahre nach der Erscheinung: "Auf
Grund des mir vorliegenden Beweismaterials vermag ich zu behaupten, daß
über 25o Heilugen durch die Anrufung unserer lieben Frau geschehen
sind."
Eine wunderbare Heilung mit dem Wasser von La Salette ereignete sich an
dem Seher von La Salette, an Maximin selbst. Als Studierender der
Medizin hatte er sich den Daumen mit Leichengift infiziert. Es war mit
Sicherheit anzunehmen, daß er sterben werde. Bei der Heimkehr sagte er
zu seiner Adoptivmutter, daß er nur mehr einige Stunden leben werde. Es
war schon spät abends. Die Entzündung machte rasende Fortschritte und
der Schmerz wurde immer gewaltiger. Da fiel der Pflegemutter, Frau
Jourdain, ein, etwas Wasser von La Salette in ein Glas zu gießen, worin
Maximin seinen Finger tauchte. Beide beteten dabei andächtig und in
demselben Augenblick rief Maximin freudig aus: "0 Wunder! Maria, meine
gute Mutter von La Salette, hat mich gerettet!" Es war nämlich aller
Schmerz auf einmal gewichen, und der Daumen wieder gesund (Parent,
Biographie de Maximin Giraud, 1913, Paris, S.44).
Mehrmals ereignete sich auch folgender Fall: Wenn man Steine zerschlug,
die vom Orte der Erscheinung stammten, zeigte sich mitten im Steine das
mit der Dornenkrone gekrönte Angesicht Jesu. Hier folgender Fall: Am 1.
Oktober 1846 führten zwei Offiziere namens Angeline und Bordenave die
Rekruten von Grenoble nach Toulon und machten in Corps halt. Daselbst
gingen sie ins Kaffeehaus des Magnan und ließen, da sie schon viel über
La Salette gehört hatten, den Knaben Maximin ins Kaffehaus rufen und
sich von ihm alles über die Erscheinung erzählen. Der Offizier Angeline
hätte gern irgend ein Andenken von La Salette gehabt und bat daher den
Knaben, ihm ein Steinchen vom Orte der Erscheinung zu besorgen. In
Corps befanden sich nämlich in vielen Häusern derartige Steinchen.
Maximin ging nun eine Weile im Orte herum und bald gelang es ihm, einen
solchen Stein aufzutreiben. Als er diesen dem Offizier schenkte, hätten
die anderen Tischgenossen auch gern ein Andenken gehabt. Um ihren
Wunsch zu befriedigen, zerschlug der Offizier den Stein in mehrere
Stücke. Und siehe da, auf einer Seite des zerschlagenen Steines zeigte
sich deutlich das Angesicht Jesu. Das Staunen der Anwesenden war nicht
gering. Der Offizier ließ sich nun ein seidenes Tüchlein bringen und
wickelte den Stein ehrfurchtsvoll ein. Dem Wirte ließ er als Andenken
eine von allen Gästen unterschriebene Bescheinigung zurück. (Die
Geschichte der Erscheinung zu La Salette, 1847, Benziger, S.56) Ein
Monat später ereignete sich in demselben Kaffeehaus ein ganz gleicher
Fall. Es kam in Corps wieder ein Abteilung Soldaten an, die nach Toulon
marschierte. Einige Offiziere, die abends das Kaffeehaus Magnan
besuchten, erfuhren von der wunderbaren Begebenheit, die sich einen
Monat zuvor daselbst zugetragen hatte. Ein Offizier wünschte den
Maximin zu sehen. Man ließ ihn kommen und sich von ihm die Geschichte
der Erscheinung erzählen. Auch dieser Offizier hätte gern ein Steinchen
vom Orte der Erscheinung besessen. Der Knabe verschaffte auch ihm nach
einer Weile einen solchen Stein, brachte ihn in einem weißen Tuche
eingewickelt ins Kafeehaus und sprach: "Dieser Stein ist hinreichend
für alle, die anwesend sind." Der junge Offizier nahm nun ein stück
Eisen und schlug damit den Stein eintzwei. Und sieh, neuerdings zeigt
sich auf der Innenseite des zerschlagenen Steines die Abbildung des hl.
Antilitzes Jesu; das hl. Angesicht war wehmutsvoll, hatte geschlossene
Augen und eine Dornenkrone auf dem Haupte. Auch dieser Offizier ließ
auf Wunsch der Wirtin eine schriftliche Bestätigung des Vorfalles
zurück mit der Unterschrift aller 3o anwesenden Personen. (Daselbst
S.6o) Diese Vorfälle scheint Bischof Ludwig Roffat von Gap gemeint zu
haben, als er am 9.12.1846 schrieb: "Ein Offizier, der bei La Salette
vorbeireiste, zerbrach ein Stück des Steines, worauf die seligste
Jungfrau gesessen war. Zu seinem Staunen erblickte er auf dem
zerbrochenen Stein das Bild des mit Dornen gekrönten Heilands
eingedrückt. Viele Personen waren dabei gegenwärtig, als das geschah."
(Daselbst S.78)
Noch ein anderes großes Wunder, die Heilung einer Blinden soll hier
erzählt werden. Fräulein Lauzur von St. Cere, 18 Jahre alt, eine
Schülerin des Klosters der Heimsuchung zu Valence, war von Kindheit an
augenkrank und erblindete im April 1852 auf beiden Augen gänzlich. Sie
wallfahrte zu FußWalence bis La Salette mit ihrer Begleiterin und
bestieg am 1. Juli den heiligen Berg. Als sie daselbst die hl.
Kommunion empfing, erhielt sie das Augenlicht wieder. Das Augenglas,
das sie in früheren Zeiten tragen mußte, war ihr fortan hinderlich. Der
Arzt des Fräuleins bezeichnete die Heilung als ein Wunder. Die ganze
Klostergemeinde zu Valence und alle Mitschülerinnen des Fräuleins
wurden bei der Untersuchung des Wunders vom Bischof von Valence als
Zeugen geführt. Bischof Ullathorne erklärt, es sei auffallend, daß die
meisten Heilungen um 4 Uhr nachtmittags stattfanden; um diese Stunde
fand nämlich der Schluß der über eine Stunde dauernden Erscheinung der
Mutter Gottes zu La Salette im Jahre 1846 statt. Bis zum 19. September
1852 zählte man bereits 46 großartige Heilungen, die sich über 26
Diözesen verteilten.
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