"Der Rosenkranz ist unser Maschinengewehr!"
Zum 130. Geburtstag von Prälat Robert Mäder
von
Werner Olles
"Er war in fast allem ungewöhnlich. Darum gab Gott ihm den Schmerz um
den Menschen, die Macht des Wortes, den Glauben der Berge versetzt und
die Gnade der Einsamkeit. Er wohne in der Anschauung mit Paulus, dessen
Schwert und Wahrheit er aufnahm." Dieser Text der Gedenktafel an der
Heilig-Geist-Kirche zu Basel, an der er von 1912 bis 1945 als Pfarrer
wirkte, erinnert an Robert Mäder. Gerd-Klaus Kaltenbrunner nannte ihn
einen "von apostolischem Feuer durchglühten Priester und theologischen
Schriftsteller" und einen "Prophet, der die gegenwärtige Situation
voraussah". Tatsächlich existiert - außer seinen zahlreichen Büchern
und Schriften selbstverständlich - inzwischen kaum noch etwas von dem,
was Mäder einst in Basel aufgebaut hatte, weder die
Schwesterngemeinschaft, noch die Theresien-Mädchenschule oder der
katholische Verlag Nazareth.
Robert Mäder wurde am 7. Dezember 1875 in dem kleinen katholischen
solothurnischen Dorf Wolfwil geboren. Die Familie lebte in einfachsten
Verhältnissen, der Vater, ein überzeugter Sozialist, war meistens
arbeitslos. Als er schließlich in Basel eine Anstellung als Kutscher
bekam, geriet der zehnjährige Robert mitten in die Zeit des
Kulturkampfes hinein. Die katholische Schule Basels mit 1500 Kindern
wurde vom Staat gewaltsam unterdrückt. Ein prägendes Erlebnis für den
Jungen. Er besuchte die Gymnasien in Engelberg und Luzern und nahm
schließlich das Theologiestudium in Innsbruck, Freiburg i. Ue. und
Tübingen auf. Diesen Weg hatte ihm der Baseler Vikar Dr. Joseph Beck
gewiesen, und Robert Mäder ist ihn dankbar gegangen. Am 16. Juli 1899
wurde er von Bischof Haas in Luzern zum Priester geweiht. Als Vikar
wirkte er in Biberist und in der freisinnig regierten Gemeinde
Mümliswil. Bereits hier machte er sich weit über die eigene Pfarrei
hinaus einen Namen als wortgewaltiger Prediger, der mit starkem
religiösen Eifer gegen die liberalen Tendenzen vorging. Dies brachte
ihm außer dem Spitznamen "Donnerei des Heiligen Geistes" zwar auch eine
Menge Anfeindungen ein - mehr als einmal gingen die Fenster im
Pfarrhaus nachts zu Bruch -, aber nach elfjähriger Tätigkeit des
streitbaren Priesters gab es im Mümliswil nicht nur ein reges
katholisches Vereinsleben, sondern Mäder hinterließ auch eine im besten
katholisch-konservativen Geist gefestigte und blühende Gemeinde.
Im Jahre 1912 erfolgte schließlich seine Berufung zum ersten Pfarrer
der Heilig-Geist-Kirche in Basel. In dieser Zeit baute er auch sein
markant-katholisches Schrifttum auf und wurde zu einem der
fruchtbarsten religiösen Schriftsteller der Schweiz. Mäders Gedanken
und seine machtvoll-wuchtige Sprache stellen ein einziges Bekenntnis
der Liebe zu Jesus Christus und Seiner Kirche dar. Von Gott berufen und
vom Heiligen Geist erfüllt wurde dieser Pfarrer zu einem Künder des
Lichtes und der Wahrheit. So lautete sein oft als zu pessimistisch
mißverstandenes Credo auch: "Ich glaube nicht an die Menschen. Ich
glaube an Gott. Weil ich nicht an den Menschen glaube, neige ich zum
Pessimismus. Weil ich an Gott glaube, predige ich kühn allen
Wetterzeichen zum Trotz den Optimismus". Mäders Vorbilder in dieser
Hinsicht waren die katholisch-traditionalistischen, gegenrevolutionären
Philosophen Joseph Marie de Maistre und Juan Donoso Cortes. So schrieb
er in der 1913 von ihm gemeinsam mit Otto Walter und Johann Baptist
Rusch neugegründeten Wochenschrift "Schildwache", die er zu einem
entschieden katholischen Kampfblatt machte, "gegen das Gemeine und
Schlechte. Ich gehe darum mit einer Axt durch die Gassen und zerschlage
die Götzenbilder und verbrenne, was der Haufe anbetet und bete an, was
ihr verbrannt habt. Ich bin Reaktionär in jeder Zeile!"
Im festen Glauben an eine bevorstehende Rekatholisierung propagierte
Mäder eine "Politik des Kreuzes" als Politik für das Kreuz und mit dem
Kreuz. Leidenschaftlich wandte er sich gegen einen Beitritt der Schweiz
zum Völkerbund. Seine Gesinnungsgemeinschaft zur Besinnung auf die
katholische Grundsätzlichkeit verbreitete sich in den zwanziger Jahren
fast über die gesamte Schweiz. Mit Fahnenweihen und
Jungmannschaftstagen eroberte er bald auch die Herzen und Köpfe der
Jugend. Die "Schildwache" und der Nazareth-Verlag wurden zum
integralistischen Zentrum und strahlten selbst weit nach Deutschland
hinein aus. Als Ordensorgan des "Deutschen Marien-Ritter-Ordens" mit
Sitz in Bamberg hatte sie bis zur Machtergreifung der
National-Sozialisten allein in Deutschland über 5000 Abonnenten. 1937
wurde sie jedoch von den Nazis verboten und Mäder sah sich gezwungen
mit der in Rohrschach erscheinenden integralistischen Zeitschrift
"Neues Volk" zusammenzu-gehen. Mehrmals vom liberalen Geist des
modernen Staates vom Verbot bedroht, da kluge Rücksichtnahme auf
demokratische Befindlichkeiten nicht nach Mäders Geschmack war, wurde
sie unter seiner Ägide zu einem Weckruf für das Königtum Christi, die
katholische Wahrheit und die Wiedergeburt des Abendlandes.
1931 wurde Mäder päpstlicher Hausprälat. Von der Universität Freiburg
i. Ue. zum Doktor ehrenhalber und 1942 zum Dekan des Kapitels
Basel-Stadt ernannt, blieb Mäder auch weiterhin der unermüdliche
Kämpfer, der er immer gewesen war. Urchristlich, apostolisch und
einzigartig in seiner Treue zur Kirche liebte er seinen Heiland aus
ganzer Seele: "Es ist nicht der Mühe wert, sprechen gelernt zu haben,
wenn wir nicht vor allem sprechen gelernt haben, um mit Gott zu reden.
Alle Unterhaltung auf Erden ist im Vergleich mit dem Gebet langweiliges
Geschwätz." Von solchen Gedanken, die notwendig sind, damit wieder eine
Gesellschaft entstehen kann, in der Gott herrscht und nicht der Mensch,
sagt Donoso Cortes, daß sie erst "nach der kommenden Sintflut
triumphieren können."
Weihnachten 1944 erkrankte Pfarrer Mäder an einer schweren Angina, von
der er nicht mehr genesen sollte. Noch am Tage des Bombenabwurfs auf
Basel hielt er seine letzte Sonntagspredigt von der Kanzel der
Heilig-Geist-Kirche. Nach mehreren Wochen im Klaraspital verbrachte er
seine letzten Lebenstage geborgen daheim im Pfarrhaus. Prophetisch sah
er nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges den Aufbruch zu einer neuen
Zeit, in der der katholische Glaube schlimmeren Anfeindungen und
Anfechtungen denn je ausgesetzt sein würde. Wie gerne hätte er noch
einmal diesen Kampf gegen die inneren und äußeren Feinde Seiner Kirche
aufgenommen, doch es war ihm nicht mehr gegönnt: "Mit Furcht und
Zittern gehe ich meiner Stunde entgegen und nicht grundlos werde ich
das letzte Confiteor beten. Denn ich habe gar viel gesündigt. Aber
eines, Herr, wolltest Du mir in Huld anrechnen. Ich habe Deine Kirche
geliebt. Sie war meine Leidenschaft. Wie duftende Rosen waren mir die
Steine, die ich ihretwegen empfangen habe." Am 26. Juni 1945 ist Robert
Mäder in Basel gestorben. Seinem Testament entsprechend wurde seine
sterbliche Hülle in Mümliswil zur letzten Ruhe gebettet.
Literatur:
Im Verax-Verlag (CH-7537 Müstair, Pasquer 82, Tel.: 0041-81/8585386) erschienene neuaufgelegte Werke:
Gedanken eines Reaktionärs. Ein Weckruf
Ich bin katholisch.
Zurück zur Messe
Jesus der König
Der Heilige Geist - der dämonische Geist
Die Ganzen
Maria
Ein großes Geheimnis - Wesen und Sinn der katholischen Ehe
Eucharistie
Die Wiedergeburt des Abendlandes. Eine Trilogie
Warum bleibe ich katholisch. Eine Auseinandersetzung mit dem Protestantismus
Kleinschriften im Verax-Verlag:
Leiden Christi
Erstkommunion
Maria und die Jugend
Herz Jesu
Teufel
Reinheit
Rosenkranz
Das kostbare Blut
Was ist die Heilige Messe?
Gebet um Seligsprechung
Broschüren im Verax-Verlag:
Schule und Erziehung
Biographien im Verax-Verlag:
Albert Drexel: Robert Mäder Ein Kämpfer für Christus. Verax-Verlag
Kassettenvortrag: Robert Mäder - sein Leben und seine prophetische Schau
Vergriffene Werke:
Feuer vom Himmel. Basel 1912
Die Schildwache. Religiös-politische Weckstimme für die kath. Jugend in der Schweiz. Olten/Basel 1913-1945
Der katholische Radikalismus. Basel 1916
Rom oder Wittenberg. Basel 1917
Im Angesicht des Allerhöchsten. Basel 1926
Katholische Aktion. Basel 1927
Johannes Bosco, der Führer. Basel 1934
Maria siegt. Basel 1935
Nicht kommunistisch, aber katholisch. Basel 1937
Blut und Rasse. Basel 1939
Mit Maria in die neue Zeit. Basel 1939
Der schwarze Punkt im Weltall. Basel 1940
Diasporabilder. Basel 1941
Stalin oder Franziskus? Basel 1944
Wenn die Kommunisten kommen. Basel 1956
Literatur über Robert Mäder:
Markus Ries: Der Rosenkranz ist unser Maschinengewehr. Der Basler
Pfarrer Robert Mäder im Kampf gegen den Zeitgeist, in: Aram Mattioli
Hrsg.), Intellektuelle von rechts, Zürich 1994
Franziska Metzger: Die "Schildwache". Eine integralistisch-rechtskatholische Zeitung, Freiburg (Schweiz) 2000
Günter Buschmann: zur Neuauflage des Buches von Albert Drexel, in: Der Fels 4/2001
Alois Steiner: Integralistischer Schweizer Katholizismus, in: Schweizer Kirchenzeitung 27-28/2002
Norbert Dlugai: Die verschwiegene Wahrheit von der Hölle, in: Timor Domini, 15.5.2002
Urs Altermatt (Hrsg.): Katholische Denk- und Lebenswelten. Beiträge zur
Kultur- und Sozialgeschichte des Schweizer Katholizismus im
2O.Jahrhundert, Freiburg 2003
Alois Steiner: Der religiöse und kulturelle Wandel im Schweizer Katholizismus, 21/2004
|