VERGESSENE TATSACHEN
von
H.H. Pfarrer Joseph Leutenegger
Am l0. April 1970 beglückwünschte Paul VI. den häretischen Liturgierat
zur Vollendung der sog. neuen 'Liturgie'. Zu diesem Liturgierat
gehörten u.a. sechs protestantische Theologen, nämlich Dr. Georges,
Kanonikus Jasper, Dr. Shephard, Dr. Konneth, Dr. Smith und der
Taizeaner Max Thurian. Diesen protestantischen Mitarbeitern dankte Paul
VI. eigens für ihre Mitarbeit und ließ sich mit ihnen zusammen
photographieren. Die Mitarbeit dieser Theologen war denn auch sofort
sichtbar: Ausmerzung der bisherigen Opferungsgebete und Ersatz durch
fadenscheinige Dankgebete freimaurerischer Prägung. (Das wollte ja die
protestantische Theologie: die Entfernung des Opfercharakters der hl.
Messe. Mit der Schaffung des sog. neuen Ordos hatte er dieses Ziel
erreicht.) Max Thurian schrieb bereits am 4.6.1969 in der Zeitschrift
LA CROIX: "Mit dem neuen Ordo kann jetzt jede christliche Gemeinschaft
Abendmahlfeier halten." Zwar wir das Wort "Opfer" dann und wann in der
neuen 'Messe' noch gebraucht, um gutgläubige Katholiken zu täuschen,
aber auf Schritt und Tritt begegnen uns die Änderungen, ganz abgesehen
von der offensichtlichen Verfälschung der Wandlungsworte "für viele" in
"für alle".
Diese Mitarbeit bei der Schaffung des sog. N.O.M. seitens der
protestantischen Theologen scheint man in katholischen Kreisen
vergessen zu haben! Man verschweigt sie dem katholischen Volke.
Wenn man gelegentlich darauf hinweist, sind viele ganz erstaunt. Und
wir haben uns oft gefragt, wie konnte jemand, der beansprucht Papst der
römisch-katholischen Kirche zu sein, sechs offenkundige Häretiker zur
Schaffung oder Neuformulierung des Heiligsten, welches wir Katholiken
bisher hatten, herbeiziehen?
Die Früchte dieser Veränderung der hl. Messe zeigten sich bald immer
deutlicher in ihren Auswirkungen: zahllose Eigenwilligkeiten,
Abirrungen, Willkürlichkeiten, Sakrilegien, Verärgerung zahlreicher
Gläubigen und Fernbleiben von solchen willkürlich gestalteten Meßfeiern
waren die Folge. Reklamationen bei den Bischöfen halfen nichts oder
endeten in nichtssagenden Entschuldigungen und Beschwichtigungen. So
nannte Bischof Hengsbach / Essen seinerzeit solche dort monstruos
gehaltenen'Messen' "Modellmessen" für die Jugend.
Und erst die religiösen und moralischen Schäden, die entstanden nach
Einführung des sog. N.O.M. und seiner Abarten! Sie waren und sind bis
heute erschreckend! Kirchenflucht, Austritte en masse, von den
offiziösen Stellen selbst zugegeben und scheinbar bejammert.
Fernbleiben von den Beichtstühlen, besonders der Jugendlichen,
begünstigt durch die sog. 'neue Bußpraxis' (Beichtandachten mit
kollektiver 'Lossprechung' - anstatt Einzelbeichte) keine Berufungen
mehr von Priestern und Ordensleuten, Nachlassen der Volksfrömmigkeit
und allgemeine Verwilderung der Jugend waren die Folgen. Durch
Aufhebung des Nüchternheitsgebotes, die Reduzierung der persönlichen
Beichte (Ersatz durch die 'Bußandacht', die Hand'kommunion' wurden
wesentlich die Ehrfurcht vor der realen Präsenz des Allerheiligsten, ja
die Idee dieser Realpräsenz Gottes zerstört. (Anm.d. Red.: man brauchte
sie ja auch nicht mehr, denn vor einem Stück Brot braucht man nicht
niederzufallen.)
Mit dem neuen 'Ordo' und dem gleichlaufenden Verbot der tridentinischen
Messe, die niemals verboten werden kann (vgl. das Dekret Pius V. "Quo
primum") begann eine noch nie dagewesene Krise, d.h. der ganze heutige
Zerfall der Kirche, die Kirchenflucht, die sich immer mehr leerenden
Priesterseminare, der beispiellose Priesterabfall, der schwindende
Ordensnachwuchs, besonders in den caritativen Kommunitäten - und das
sind alles Folgen, die von den Initiatoren offen zugegeben werden.
Aber gerade das ist es, was ich wiederum nicht begreifen kann: warum
das Herbeiziehen der protestantischen Theologen zur Schaffung des sog.
neuen 'Ordo', d.h. für eine Neuformulierung der Meßtexte, die dem
katholischen Dogma doch hätte entsprechen müssen. Warum behebt man das
Grundübel nicht, bekennt vor dem treu gebliebenen katholischen Volk
öffentlich seine dogmatischen Verfehlungen und kehrt endlich zurück zur
Gnaden ausströmenden hl. (tridentinischen) Messe. Solange wir diese hl.
Messe noch hatten, hatten wir Priester- und Ordensberufe. Seit der
Einführung des 'N.O.M.' fehlen sie uns, verlottert die Jugend erstirbt
die Frömmigkeit und der Glaube im Volk immer mehr. Ich denke oft an die
Worte der Mutter Gottes in Garabandal: "Viele Bischöfe und Priester
gehen den Weg ins Verderben und reißen viele Seelen mit sich."
Gossau, den 28. April 1981 |