"WENN GOTT SELBST NICHT EINGREIFT,
IST DIESE JUGEND NICHT MEHR ZURÜCKZUGEWINNEN!"
Leserbrief einer Mutter
(aus: SAKA-Informationsblatt, Juli/August 1980)
Mit aller Aufmerksamkeit lese ich immer Ihre Informationen. Ihrem
letzten Beitrag 'Neuer Wein in alte Schläuche?' kann ich vollkommen
zustimmen. Wenn ich ehrlich mit mir zu Gericht gehe, muß ich
eingestehen, daß auch ich kostbare Jahre vergeudet habe und Kraft und
Energie, um irdische Güter zu erarbeiten.
Nach dem Kriege wollte man sich mit aller Gewalt der schreienden Armut
entziehen. Die Eltern hatten 2 Söhne verloren, der dritte kam mit einer
schweren Verwundung nach Hause. Wir hatten das ganze Eigentum, Haus mit
sämtlicher Einrichtung in ... verloren. Nach dort waren wir gezogen,
weil wir in der Nazi-Zeit durch Verfolgung bereits zum ersten Mal alles
verloren hatten. Wir sechs Schwestern haben dann nach dem Kriege unter
sehr schweren Umständen in ... etwas verdient, zuerst um den Hunger von
Eltern und verwundetem Bruder zu stillen. Hernach haben wir gemeinsam
für die Eltern wieder um ein bescheidenes Eigenheim gesorgt.
Die Jahre vergingen mit unermüdlicher Arbeit und unsagbaren
Anstrengungen. Als ich meinen Mann kennen lernte, war ich bereits 27
Jahre alt. Um eine Familie zu gründen, mußte ich nochmals 1 Jahr
dienen, damit das Nötigste angeschafft werden konnte. Einmal
verheiratet, wurden uns innerhalb von lo Jahren 5 Söhne geschenkt.
Um unsere Kinder ohne den negativen Einfluß der Wohnsilos großziehen zu
können, entschlossen wir uns, ein einfaches Eigentum zu erwerben, was
ebenfalls mit finanziellen Sorgen verbunden war, da mein Mann als ...
auch nicht so viel verdiente. Dies verlangte von mir auch besondere
Anstrengungen, um alle zu kleiden und um für alle für ausgewogene
Nahrung zu sorgen. Aber alles verlief mit Gottes Hilfe ganz gut.
Natürlich nahmen wir die religiöse Erziehung der Kinder auch sehr
ernst, um diese Gott zuzuführen, der sie uns anvertraut hatte. Mein
ältester Sohn ... wurde 1964 zwölf Jahre alt. Ich kann mich noch gut
daran erinnern, da hier die 12-Jährigen dann die Volksschule verlassen
und zum Abschluß die Erneuerung der Taufgelübde ablegen. Beim
vorhergehenden Elternabend wurde uns Eltern eröffnet, daß der römische
Katechismus aus allen Schulen zurückgezogen worden sei. Auf die Frage,
was denn unseren Kindern in Zukunft als Religionslehre dienen würde,
konnten die Dominikanerpatres nur mit einem Achselzucken antworten.
Von diesem Zeitpunkt an begannen unsere Sorgen. Das mahnte mich seltsam
an, und ich fragte mich, was für eine Absicht dahinterstecken könne,
den bewährten Katechismus einfach zurück zu ziehen, wo noch kein Ersatz
dafür da war. Es dauerte nicht lange, und man merkte den Kindern an,
daß etwas vor sich gegangen war. Sie hatten einen verschleierten Blick,
wurden aufsässig, hatten einen eigenen Willen in Kleidung und sonstigen
Wünschen. Die Sexual-Erziehung im Klassenverband hatte bereits ihre
bösartigen Früchte bemerkbar gemacht. In der ersten Zeit des Umsturzes
war man überrumpelt. Doch unser gutes , Vertrauen auf Grund der eigenen
Erziehung zur Ehrfurcht zu Bischöfen und Priestern ließen noch keinen
Zweifel aufkommen, daß diese es wohl besser wissen müßten als wir
einfach unstudierten Laien. Und wie es offenkundig wurde, daß unsere
Arglosigkeit und unser gutes Vertrauen miserabel mißbraucht worden war,
hatten die Kinder bereits viel Gift geschluckt auf geistiger Ebene.
Dann begann der Kampf innerhalb der Familie, der Kampf mit
Schuldirektoren, die mit Gutheißung des bischöflichen Sekretariates
Schriften zur Zersetzung und Unterwühlung des Glaubens in Volks- und
Mittelschulen gebrauchten. Ich protestierte gegen diese Schriften, die
mit meinem katholischen Glauben nicht übereinstimmten, gegen den
Sexual-Unterricht usw. Und dies alles ohne das Wissen meines Mannes,
der leider mit dem modernistischen Strom mitschwamm.
So gab es innerhalb der Familie Uneinigkeiten, die zum Unfrieden
führten. Plötzlich stand eine hohe geistige Mauer in unserem Hause. Auf
der einen Seite mein Mann mit den heranwachsenden Söhnen, die mir
vorwarfen, ob ich es besser wissen wolle wie die Bischöfe, Priester und
Religionslehrer - und auf der anderen Seite stand ich mit meiner
Verteidigung der Lehre der Kirche von fast 2ooo Jahren und mit der
Treue zur Tradition in Liturgie und Riten der Sakramente.
Es ist schrecklich, wenn die Harmonie zerfällt in einer Familie. Es war
derart schlimm, daß mein Mann mir androhte, sich scheiden zu lassen.
Und nun herrscht eisiges Schweigen über das religiöse sowie das
politische Leben. Stellen Sie sich das einmal vor: Wovon das Herz
brennt, darüber darf man nicht mehr sprechen!
Inzwischen sind 3 Söhne verheiratet, mit dem Resultat, daß der zweite
Sohn alles über Bord geworfen und Frau und Kind verlassen hat. Das
hatte ich Ihnen in meinem ersten Schock bereits geschrieben. Der
Jüngste ist nun 18 Jahre und hält seinen Sonntag auf dem Sportfeld.
Wenn Gott selbst nicht eingreift, ist diese Jugend nicht mehr zurück zu
gewinnen!
Ich bin ja nicht allein. Tausende von Eltern weinen mit mir um das Heil
der Seelen ihrer Kinder! Das ist die Wirklichkeit, und man nennt das
ein neues Pfingsten, ein neuer Frühling!
Wohin könnte man die Jugend auch noch schicken? Es gibt keine
Gelegenheit mehr hier, wo noch die gültige Messe gefeiert wird. Ich
selbst gehe auch nicht mehr zur Kirche, seitdem ich fest überzeugt bin,
daß der NOM niemals den Tridentinischen Ritus ersetzen kann. Der
einstmals so fruchtbare Weinberg ist verödet. Alle paar Monate fahre
ich zu meiner Schwester nach ..., um mit ihr in das Meßzentrum von ...
gehen zu können, um dort an einer heiligen Messe teilnehmen zu können
und die Sakramente zu empfangen.
Im übrigen kann man sich noch vereinigen mit allen gültigen hl. Messen
und im eigenen Kämmerlein die Meßgebete und den Rosenkranz beten. In
diesen Gebeten sind auch Sie mit Ihren Anliegen eingeschlossen, alle
treugebliebenen Priester und Gläubigen sowie die Verteidiger des wahren
Glaubens in Wort und Schrift. Möge der gute und barmherzige Gott unsere
Gebete erhören, Ihr Werk reichlich segnen, uns und unsere irregeführte
Jugend aus den Klauen Satans retten. |