OFFENER BRIEF AN "FREUNDESKREIS MARIA GORETTI E.V."
Betr.: Ihre "Information 11/12" v.März 1981
Sehr geehrter Freundeskreis!
"Manche machen Papst Johannes Paul II. den Vorwurf des "Hominismus"
...", schreiben Sie und stellen solches als eine Ungerechtigkeit hin.
Nun, Herr Wojtyla gibt Ihnen selbst die Antwort:
"Wir hegen die tiefe Überzeugung, daßes in der Welt von heute kein
Programm gibt, in dem nicht, nicht einmal auf der Ebene
entgegengesetzter ideologischer Weltanschauungen, der Mensch immer an
die erste Stelle gesetzt wird."
Dieser Satz Ihres "Papstes" aus einem so wichtigen Dokument (Enzyklika
"Redemptor Hominis") sollte Ihnen einige Überlegungen wert sein. Es
gibt also kein Programm, das den Menschen nicht an die erste Stelle
setzt,
1. Wenn es (nach seiner Überzeugung) kein Programm gibt ..., ist sein Programm mit inbegriffen,
2. Wer den Menschen an die erste Stelle gesetzt sehen will, mußsich den Vorwurf des "Hominismus" gefallen lassen.
3. GOTT gebührt in Wahrheit i m m e r die erste Stelle. GOTT, GOTT und
noch einmal GOTT. Wehe aber, wenn der Mensch an die Stelle GOTTES
gesetzt wird.
Diese Ansicht, sehr geehrter Freundeskreis Maria Goretti, hat
wahrscheinlich eine sicherere Begründung als Ihre Hoffnungen auf einen
"Papst" Johannes Paul II. Geben Sie selbst ja zu, daßihre Hoffnungen
auf Wojtyla bloßer Schein sind. "Es scheint, daß das sein Vorhaben
ist".
Es bleibt mir ein Rätsel, wie Sie Hoffnungen auf den Mann setzen
können, dessen Beamte systematisch für die SE kämpfen und kämpfen
lassen. Mit frommen Sprüchen versucht die "Kirche des II. Vat. Konzils"
den Widerstand gegen die SE im Keim zu ersticken. (...)
Nun erlauben Sie noch, Ihnen eine Lehre der Enzyklika "Redemptor Hominis" ins Gedächtnis zu rufen.
"Die sozialen, politischen und kulturellen Programme der heutigen Welt,
sollen ständig an der Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen
überprüft werden. Wobei nicht nur der Buchstabe, sondern selbst deren
Geist zu verwirklichen ist."
(...) Stimmt hier der (sozial-politisch wirkende) Freundeskreis Maria
Goretti e.V. mit "Papst" Johannes Paul II. nicht überein? Sie müßten
sich korrigieren! (Schließlich darf sich der Katholik die Lehren des
ordentlichen Lehramtes nicht aussuchen.)
Mit freundlichem Gruß und einem ewigen Vergelt's Gott
H. K.
***
Die Feigheit der Führenden.
(...) Wenn es noch eine ehrliche Geschichtsschreibung über unsere Zeit
geben sollte, müßte die Kurznotiz über Helmut Schmidt lauten: "Unter
dem am 16. Mai 1974 zum Bundeskanzler gewählten Helmut Schmidt
verabschiedet die Mehrheit von SPD und FDP am 18. Mai 1976 ein Gesetz
zur Legalisierung der Tötung von Ungeborenen. Bis zum Ende der Amtszeit
von Helmut Schmidt am 1. Oktober 1982 wurden jährlich in der
Bundesrepublik Deutschland mindestens 200.000 Ungeborene im
Mutterschoßermordet, insgesamt also mehr als 1200.000 Ungeborene. Dies
war der größte deutsche Massenmord in Friedenszeiten, da
wissenschaftlich in jener Zeit unbestritten feststand, daßdas Leben mit
dem Zeitpunkt der Zeugung beginnt." Nun müßte - weiter angenommen, es
gäbe eine solche Geschichtsschreibung - der Satz folgen: "Unter dem
christdemokratischen Bundeskanzler Helmut Kohl, der eine
Koalitionsregierung mit der liberalen Partei bildete, wurden diese
Gesetze sofort abgeschafft". Es ist nicht anzunehmen, daßsich unsere
Enkel ein solches Ereignis im Geschichtsunterricht merken müssen, denn
die Feigheit der Führenden ist kein Phänomen, daß sich auf eine Partei
oder eine Kirche begrenzen ließe. Hätten die Verhandlungsführer von CDU
und CSU in diesen Tagen jedoch den Mut, die Aufhebung des Mordgesetzes
zur "conditio sine qua non" zu machen, die FDP würde, um an der Macht
zu bleiben, sofort umfallen. (...) Wie sagte doch Präsident Reagan
richtig: Die Lebenden machen es sich mit der Abtreibung leicht, denn
sie sind ja schon geboren." (Claus P. Clausen im SB 38/82) |