ENGLAND UND ROM
von
H.H. Father O. Baker
Predigt, gehalten in der Presbytery Chapel, Downham Market;
übers.: Elisabeth Weiler
"Seid eingedenk eurer Väter Eleutherius, Cölestin und Gregor, Bischöfen
der heiligen Stadt, Augustin, Columban und Aidan, die uns den wahren
und unversehrten Glauben der Heiligen Römischen Kirche überlieferten."
Eleutherius war jener Papst, der auf Bitten von König Lucius um 18o
n.Chr. Missionare in dieses Land sandte. Papst Cölestin sandte Anfang
des 5. Jahrhunderts die Heiligen Patrick und Palladius nach Irland. Der
hl. Palladius verließ Irland und ging nach Britannien. Der hl. Papst
Gregor sandte den hl. Augustin und seine Mönche Ende des 6.
Jahrhunderts nach England. Der hl. Augustin bekehrte die beiden
Königreiche Kent und Ostanglien, bevor er im Jahre 6o4 starb. Dieses
Bekehrungswerk verlief von Süden nach Norden, während ein anderer
Heiliger, St. Columban mit seinen Mönchen vom Norden her kam. Als die
beiden Gruppen von Missionaren aufeinander trafen, zeigte es sich,
daßdie nördliche Gruppe lange Zeit ohne Kontakt mit Rom gewesen war und
ihre eigenen Bräuche und Regeln entwickelt hatte. Die
Meinungsverschiedenheiten wurden auf der Synode von Whitby im Jahre 664
beigelegt. Die Disziplin und andere Regeln, wie sie von Rom festgelegt
waren, wurden von ganz England angenommen.
Unter allen Ländern der Christenheit ragte England hervor durch seine
Verehrung für Rom und den Nachfolger des hl. Petrus. Kein Heiliger
drang tiefer in das Leben einer Nation ein als der hl. Petrus in das
Leben unserer englischen Vorväter. Die erste Kirche in Canterbury wurde
dem hl. Petrus geweiht. Ebenso die beiden berühmtesten Klöster,
Westminster und York, und schließlich ein Dutzend anderer Kathedralen
und über tausend Kirchen. Englands berühmtestes Heiligtum des hl.
Petrus war jahrhundertelang Peterborough. Peterborough erhielt von den
Päpsten solche Ehrenerweise und Privilegien, daß es in angelsächsichen
Zeiten als 'zweites Rom1 bekannt war. Oft pilgerten im Mittelalter die
englischen Könige nach Rom; berühmt wurde die Wallfahrt von König Knut
im 11. Jahrhundert. Sie zog die Aufmerksamkeit von ganz Europa auf
sich. Knut blieb ein Jahr lang in Rom. Er sprach vom hl. Petrus, als
dem "Patron und Schützer der Engländer". Es scheint sicher, daßdamals
der hl. Petrus als der Schutzheilige Englands verehrt wurde. Die
nationale Verehrung des hl. Georg begann erst im 14. Jahrhundert unter
der Regierung Eduards III. Der Krönungseid jedes Königs enthielt die
Versicherung: "Ich will treu und gehorsam sein dem hl. Petrus, der
heiligen, apostolischen römischen Kirche, meinem Herrn, dem Papst und
seinen Nachfolgern." In dieser Zeit wurden die jeweiligen
Herrschaftsbereiche des Staates und der Kirche beachtet. Die Autorität
des Souveräns wurde geltend gemacht, die Freiheit der Untertanen
gesichert, edle christliche Ideale gelehrt und aufrecht erhalten.
Unsere nationalen Freiheiten und unsere besten Wesensmerkmale stammen
aus der Zeit, als der Einflußdes hl. Petrus das Leben der Engländer
formte. Der Stuhl des hl. Petrus wurde angerufen als "Zuflucht der
Unterdrückten".
Alle diese Wohltaten wurden, zusammen mit der Heiligenverehrung, in der
Reformation hinweggefegt. Sogar der Orden des hl. Georg änderte seinen
Namen in Hosenbandorden. England wurde von der katholischen Einheit
abgeschnitten. Die Rückkehr zur Kirche durch Einzelkonversionen war
langsam und mühsam und nie mehr als ein Tröpfchen. Aber der Glaube
machte doch stetig Fortschritte in unserem Land - bis in unsere Tage.
Jetzt ist die Gesellschaft, wie die Kirche, krank und aus den Fugen.
Konvertiten, Nicht- Katholiken, die sich dem kleinen Rest anschließen,
der heute noch den ursprünglichen und unversehrten katholischen Glauben
bewahrt, sind außerordentlich wenige. Das Licht der katholischen
Wahrheit wurde zu einem schwachen Flackern. Diejenigen, die es noch
erkennen und bewahren, sind eine bevorzugte Minderheit. Was manchmal
als "Entwicklung der Kirche in den vergangenen fünfzehn Jahren"
bezeichnet wird, ist in Wirklichkeit eine Katastrophe. (...) Paul VI.
ließ die Kirche als Ruine zurück. Das ganze Ausmaß und die Schwere der
Unordnung wird zweifellos von der Masse (der sich noch als) Katholiken
(fühlenden) immer noch nicht erkannt. Die neue 'Messe' wurde
angenommen, nicht aus Überzeugung, sondern in blindem gedankenlosen
mißverstandenem Gehorsam. Eine falsche Vorstellung von Gehorsam
veranlaßt sicher viele beunruhigte und alarmierte Katholiken ihre Sorge
zu unterdrücken und still zu halten, während doch unsere Hingabe an die
Kirche und ihre Autorität (auch an die legitime, Anm.d.Red.) keine
kriecherische Servilität sein darf, sondern eine verantwortliche
Gefolgschaft und ein einsichtiger Dienst.(...) |